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WWMMWW Nr. ISS. Dienstag, den 1l. Juli ISSö. Jahrg. V2. Die englische Regierung «n-Lie deutsche Stadt Danzig Neue SrASemt-e« Shsmberlsi««. SiagestS«d«isse «ud Drohrmgem Aus London wirb gemeldet: Im Unterhaus gcib Chamberlain gestern eine Erklärung über Dan zig ab. Er teilte mit, daß die britische, die polnische Und die französische Regierung wegen der Stadt enge Fühlung hätten. In Ermangelung von Bestätigungen der englischen Sensation«. Meldungen über die Lage in Danzig gab er einen grundsätz lichen Uebevblick über die Ansichten der britischen Regierung. Völkisch sei Danzig nahezu völlig eine deutsche Stadt; ihren Wohlstand verdanke sie jedoch in einem sehr großen Ausmaß Polen (siche Konkurrenzhafen Gdingenl E. V.) Die Weichsel fei Polen« einziger Wasserweg zur Ostsee, und der Hasen an der Mündung der Deichsel sei somit von ausschlaggebender strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung für Polen. „Eine andere in Danzig eingenistete Macht' könnte Polens Zugang -um Meer blockieren und aus diese Weise wirt schaftlich und militärisch abwürgen. Diejenigen, die für die Ausarbeitung des augenblicklichen Statutes der freien Stadt verantwortlich waren, wären sich über diese Tatsache voll bewußt gewesen und täten nunmehr ihr Bestes, entsprechende Vorkchrungen zu treffen. Unter Uvbergehung de» Massen einfalls polnischer ,Lollinspekteure', her Schießwut polnischer Diplomaten in Danzig und -er Anlage von polnischen Mu nitionslagern vor Danzig meinte Chamberlain, daß die Frei- heilen der Danziger in keiner Weise eingeschränkt seien. Der augenblickliche Zustand sei nicht von Grund aus ungerecht oder unlogisch, obschon er sich verbessern ließe. Mit der Beibehal tung des Status quo habe sich Deutschland bi« zum Jahre 1948 durch den Zehnjahresvertrag mit Marschall PilsuLski einverstanden erklärt. Chamberlain verteidigte hierauf die Haltung de« von seinen Leidenschaften mit fortgerissenen Polen nach Kräften, suchte aber zugleich England jeder Ver antwortung zu entziehen. Angesichts deutscher Vorschläge habe Polen es mit der Angst zu tun bekommen und habe „gewisse Defensivmaßnahmen' am 23. März ergriffen und die Antwort am 28. März nach Berlin gesandt. In Deutschland fei erklärt worden, daß die Garantie der britischen Regierung die polnische Regierung aufgeputscht habe. Die englische Garantie sei jedoch amtlich erst am 31. Mär- abgegeben wor- den. Am 26. März wäre sie von selten Englands der polnischen Regierung gegenüber nicht erwähnt worden. Chamberlain verriet in seinen weiteren Ausführungen dann Befürchtungen, daß Polen in einer Weise zum Eingreifen in Danzig genötigt werden könnte, die als Aggression von feiten Polens um> seiner Freunde gelten werde. Dann könne man, sagte Cham berlain, die Frage nicht als «ine rein lokal« Angelegenheit ansehen. Der Redner ftchr fort: „Wir haben garan tiert, Polen unsere Hilf« im Fall« einer klaren Bedrohung seiner Unabhängigkeit zu geben, einer Bedrohung, welche Polen als so lebens- wichtig anfieht, daß es mit seinen nationalen Streitkräften Widerstand leistet, und wir sind fest entschlossen, diese Verpflichtung einzuhalten.' Auf -eine Zwischenfrage «Märte Chamberlain, obwohl «r gesagt habe, baß die gegenwärtige Regelung weder grundsätzlich ungerecht noch unlogisch sei, sei es durchaus möglich, sie zu verbessern. Es könne sehr wohl sein, daß in einer klareren Atmosphäre Möglichkeiten einer Verbesserung erwogen werden könnten. In echt englischer Verkennung des National- stolzes anderer Völker gab Chamberlain zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß die beleidigte und gefährdete Danziger deutsche Bevölkerung beispielhaft mit den polnischen Ein- dringlingen zusammenarbeiten werb«. » Zu diesen „Neuigkeiten' ist zu sagen: Chamberlain hat es für richtig befunden, wieder einmal eine Erklärung zur Danziger Frage abzugeben, ohne daß es ihm gelungen wäre, auch nur einen einzigen neuen Gesichtspunkt vorzubringen. Wenn er damit den Zweck verfolgen sollte, Deutschland bei der Wahrung seiner berechtigten Interessen einzuschüchtern, so mag Herr Chamberlain versickert sein, daß er damit genau das Gegenteil erreicht. Wir wissen zwar, daß man in Groß- britannien bas Wort Selbstbestimmungsrecht noch niemals groß gesrchieben hat. Aber wir müssen im FÄle Danzig, dessen deutschen Charakter selbst der englische Ministerpräsident nicht verleugnen kann, doch unserer Verwunderung darüber Aus- druck geben, daß Chamberlain sich nicht bereit fand, den Willen der Danziger auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Wenn der Premier neuerdings behauptet, da« Danziger Statut könne keinesweg« al« ungerecht und unlogisch angesehen werden, so gibt es unzählige Beweise für die Tatsache, daß vor allem in England die Versailler Lösung des Danziger Problems als für den Frieden Europas bedrohlich empfunden wurde. Daß dieser Umstand von Chamberlain absichtlich vergessen wurde, ist wes nur «in Bewet» mehr dafür, dich man in London da« dringende Bedürfni« hat, Polen im Interesse politischer und strategischer Ziele Großbritanniens in den Ring der Ein kreisungshetze gegen Deutschland einzuschalten. Wenn Thamber- lain abermals davon spricht, daß den Polen mit der Weichsel- münbung -er Zugang zum Meere offengehalten werden müsse, so kann man dem Premier nur empfehlen, sich von Fachleuten einmal über den Zustand der polnischen Weichsel unterrichten zu lassen. Tatsache ist jedenfalls, daß der Fluß unter dem liederlichen polnischen Regime dermaßen versandet ist, daß dieser ,Lebensnerv Polens' kaum noch schiffbar ist. Der Engländer soll uns doch nicht mit solch windigen Begrün- düngen kommen. Er weiß ganz genau, daß er in der deutschen Stadt Danzig nicht» zu suchen hat. Aber er braucht eben im Rahmen seiner Einkreisungspolitik an der Ostgrenze Deutsch land» einen fechtbereiten „Degen', zumal jetzt, wo die Aus- sichten in Moskau von Tag zu Tag trüber werden. Da ist ihm jede« Mittel recht, und daß er zur Verhüllung seiner wahren Ziele das abgegriffene Mäntelchen der Vertragstreue und de» Schutzes angegriffener' Staaten benutzt, kann uns nicht überraschen, denn das ist eben echt englisch. Df. ' . * Wind irr die polnische« Segel. Warschau, 11. Juli. Di« Presse verzeichnet mit Gen«»- tuung -i« Erklärungen Chamberlain«. Die Worte, mit denen England seinen Trabanten immer bereitwillig zu Hilse kommt, werden dem polnischen Leser al« „entschlossenes B^enntni» Großbritannien« zu den Polen gegenüber übernommenen Verpflichtungen" ausgelegt. Der polnische Chauvinismus fühlt sich durch diese Erklärungen offensichtlich neu gestärkt.,,Kurier Warshawski" sieht in ihnen die kategorische Feststellung, daß Danzig «inen Teil de» polnischen Leben-raumeS darstelle, ohne den «in« politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit Polens nicht aufrecht erhalten werden könne. — „Kurier Polski" stellt allerdings fest, die Rede bringe zur politischen Lag« nichts neues. «-P-« Ein« fit« die Wirklichkeit Verla««. Honda«, 11. Juli. Di« Erklärung Chamberlain» über Danzig wird natürlich von der gesamten Morgenpresse mit Befriedigung aufgenommen. Di« Blätter find der Ansicht, daß nunmehr „kein Platz mehr für Mißverständnisse" vor handen sei, und versuchen im übrigen die Red« an Verständ nislosigkeit noch zu übertrumpfen. „Times" wärmen die alten durch die Tatsachen eindeutig widerlegten polnischen Zweck lügen über die Stellung und Bedeutung Danzig» neu auf. Danach sei «» in Danzig unter dem Statut doch „so gut ge gangen" (y und von einer Unterdrückung der Bevölkerung durch Polen könne gar keine Rede sein. Weiter wird dreist behauptet, daß die Wahlen, di« bekanntlich immer wieder «in eindeutige» Bekenntnt» de» deutschen Danzigs zu seinem Volkstum brachten, nicht unbedingt die wirkliche Meinung der Bevölkerung wiedergegeben hätten (l). — „Daily Telegraft' arbeitet entsprechend seiner gröberen Tonart fast ausschließlich mit Drohungen. Auch die übrigen Blätter zeigen erneut, daß die englische Press« in ihrem krankhaften Bestreben, zum Nutzen der britischen Einkreisung-Politik dem polnischen Va sallen den Rücken zu stärken, jeden Sinn für die Wirklichkeit verloren hat. Seit Versailles nicht« hin zage lern t« Pari», 11. Juli. Die hiesigen Blätter sprechen in Bezug auf die Chamberlain-Rede von «iner erneuten deutlichen Warnung an Deutschland. Andererseits ist «S ihnen nicht entgangen, daß di« Red« wieder einmal nicht den gewünscht«« Eindruck in Deutschland gemacht hat. Daß die kommunistisch« und marxistisch« Presse di« Erklärungen Chamberlain» al« zu lau und zu wenig energisch bezeichnet, steht durchaus im Rahmen de» von dieser Sette gewohnten Geschveie». Wie wenig man in Pari» seit Versailles dazu gelernt hat, ergibt sich au» der Aeußerung der „Epoque", der Fried« werd« nicht durch „Konzessionen" (sie» Unerkennung der natürlich« Lebensrecht« der Völker, E. B.) aufrecht erhalt«, sondern durch di« fest« Entschlossenheit, dem Statu» gno Raspelt zu verschaff«. „PaPterWNerl' Wo«, 11. Juli. „Corrt«re della Sera" erklärt, die Wort« Chamberlain» hält« alle unbefriedigt gelassen. Der Premier hab« di« Haltung seiner Regierung fo dargestellt, al» ob «r «in« von der polnisch« Regierung an da» Foretßn Offie« ge richtet« Mitteilung «läute« wollte. Er hab« «ar di« alt« Gründe wiederholt. — „Popold d'Jtalia" stellt fest, daß di« Haltung der britischen Regierung in einer noch allgmüetNerm Form al» in den vorhergegangenen Red« Chamberlain» zum' Ausdruck -«kommen sei. — „Stampa" schreibt, Chamberlain Neichspartettag vom 2.—11. September. Der diesjährige Reichsparteitag der NSDAP, wird in -Nllnbevg in -er Zelt vom L. bis einschließlich 11. September abgehalten. Die Dauer -es Reichsparteitag«» ist verlängert worden, doch werden die einzelnen Teile-«» Reichsparteitags. Programmes keine wesentlichen Veränderungen, wohl aber gegenüber der Einteilung bei früheren Reichsparteitagen zeit liche Verlegungen erfahren. den Eindruck eine» jener Papierböller gemacht, di« viel Lärm erzeugten, denen aber jede Zerstörung-Wirkung fehle. Cham» berlain habe weder der Sache de» Frieden» noch der Sach« Polens ein« guten Dienst geleistet. Er habe nur das Leb« seine» Kabinette» um einige Wochen und damit di« lächerlich« Komödi« «ine» England» verlängert, da» schwätze und viel Geschrei mach«, aber sich schließlich weder rühr« noch rühr« werde. „Das Maschinengewehr hlnter de« Regenschirm.' Kopenhagen, 11. Juli. Die Presse beschränkt sich im wesentlichen auf eine Wiedergabe der scharfen deutschen Ab lehnung dieser dem Frieden nicht dienenden erneuten Blanko- vollmachten für Polen. „National Tidende' schreibt, die Chamberlain-Rede zeige das Maschinengewehr hinter dem Regenschirm. , Deutsche auf der Flucht vor de« polnische« Terror. Warschau, 11. Juli. Bei Adelnau im Süden der Drovinz Posen wurden von polnischen GreiHbeamten elf deutsch« Männer und Frauen aus dem hei Lodz gelogenen Ort Rusa Pabjanicka verhaftet. Sie hatten sich vor Lem polnischen Terror, der gerade in der Lodzer Woiwodschaft scharfe Au»- maß« angenommen hat, in Sicherheit bringen wollen. Polnischer Fliegerhaupftnan» al» Wanderpre-iger. Kattowitz, '10. Juli. Der Fliegerhauptmann Poleszynsky hielt hier vor dem Reserveoffiziersverband wieder einen seiner bekannten Vorträge über den „Kampfwert des polnischen und des deutschen Soldaten'. Er sprach über dieses Thema bereits in Warschau, Lodz und Bromberg. Seine Feststellungen über die Leichtlebigen, unselbständigen und der Panik unterwor- fenen' deutschen Soldaten im Gegensatz zu den individualisti schen polnischen Mutproben hab« nicht an Lachreiz eingebüßt. Es muß wirklich sehr schlecht um die Einsatzbereitschaft -er Reserveoffiziere in Polen bestellt sein, wenn man ihnen auf eine solche größenwahnsinnige Art Mut eintrichtern muß. Belgiens Presse bewundert die deutsche« Kunstssieger. Brüssel, 11. Juli. .Die Presse unterstreicht Lie hervor- ragenden Leistungen der von Ler deutschen Luftwaffe entsandten Kunstfliegerstaffel. „In-Lpen-ane« Beige' schreibt: Die neun deutschen Flugzeuge führten unter -er Bewunderung der Massen akrobatische Uebungen durch, Lie wirklich glänzend waren. Da» Schauspiel rief den begeisterten Beifall de» Publikums hervor. — ,Libre Belgiqu«' berichtet: Die Ver treter der deutschen Luftwaffe zeigten mit bewundernswerter Meisterschaft und in tadelloser Formation eindrucksvolle un- kühne Flugfiguren. — „Standard' führt aus, Laß die Loo pings, Rollen, Karussels usw. der deutschen Flieger Beweise einer sehr hochstehenden Technik gewesen seien. DK Deutschen könnten auf ihr« Vorführungen stolz sein. Di« Blätter bringe« gleichzeitig ihr Bedauern und ihr Mitgefühl Über den tödlichen Unfall, Lem Hauptmann Wille bei den Vorführungen erlag, zum Ausdruck. Die Leiche des deutschen Fliegeroffiziers ist in der Kapelle des Militärlazaretts von Brüssel aufgebahrt worden. Ein Ordonnanzoffizier de» belgischen Königs, der Fliegerobevst Baron d« DoKmont, legte im Auftrage des Königs einen Kranz an Ler Bahre nieder. Ferner wurden Blumen durch den Kommandeur Ler belgischen Luftverteidigung, General Duvivier, niedergelegt. Generaloberst Milch ehrte den Toten durch zwei Kränz«, von Lenen der eine im Auftrage von Generalfeldmarschall Göring niedergelegt wurde. Heute, am Dienstag, wird die Leiche von Hauptmann Wille mit dem Flugzeug nach Deutschland übergefilhrt werden. Vorher, findet »in« Tvauevfeier auf dam MilitWugplatz von Gveve statt. Berlin, 10. Juli. Nach Teilnahme am „Tag des Heeres' in Karlshorst hat der Oberbefehlshaber des Heeres, General oberst v. Brauchitsch, einen mehrwöchigen Erholungsurlaub ang^re^en. ' i - Berü», 10. Juli. Mit der französischen Regierung ist »ut! Aufrechterhaltung einer möglichst: großen Avsfichr eine Äste der von Frankreich für die Einfuhr von Waren aus Böhmen mrd Mähren zu erteilenden Kontingente vereinbart worden. Prag, 10. Juli. Durch den Staatspräsidenten Dr. Hach« wurde Adolf Hruby von dem Amt eines Leiters der Aur- schuff«, der tsch«hischen nationalen Gameinschaft auf seinen Wünsch hin entbunden-