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Aus steil ansteigendem Schieferdach, wie flüchtiges Gebet aus schwerer Brust, ragt al» zierlicher Dachreiter der Turm. So schaut die Wehrkrrche Wer die endlosen Wälder und Täler -er Menschen ferrcher aus der Tiefe der Geschichte und fernhin in die Zukunft unseres Reiches. Sie hält uns die harte Predigt vom deutschen Glauben. Einst, als sie erbaut wurde, war sie Haus der Andacht und zugleich schützende Burg. Dorf und Kirche standen in steter Verbindung. Das alte Tor der Mauer war immer belebt vom Kommen und Gehen. Es nahm Hilfesuchende auf und entließ Gerettete. In allen Herzen stand heilig das Bild -er Wehrkirche, und der Sinn der Heim burg wurde täglich erlebt. Es wäre schändlich gewesen, den Platz am gefahrlosen Festtag leer zu lassen, den die Kirche in der höchsten Rot gewährte. So war damals Gottesdienst eine Lust und ungemahnte Pflicht. Heute verloren viele Kirchen diesen echten Sinn. Jwar betritt man zur Kindtause, Kon firmation, zur Hochzeit und zur Totenfeier den heiligen Raum, aber es ist in allem nicht mehr der alte Trieb. Es wird alles aus blasser Gewohnheit getan. Es ist so, als wäre Sott wo anders hingewandert. Aber wohin denn? Volksgenossen! Gott sucht sich den Ort aus, wo Menschen Ehrfurcht haben, wo sie ihr Blut al» Helden des Volles ver- gießen, wo sie selbstlos opfern und dienen, wo sie begeistert arbeiten und fröhlich AeierWend halten. Dort ist heilige Heimatl Auf eurer Diese des 1. Mai. Aus dem weiten Plan, wo euch die Stimme des Führers erschüttert, überall dort, wo ihr schauert und euch im stillen schwört: Das Große will ich mit bauen helfen! Ich glaube, daß di« verlassene Wehrkirche wieder einmal auferstoht. Eines Tages wird ein göttlicher Streiter kommen, der wird gewaltig predigen — so gewaltig, daß die Wände zittern. In seinen Worten werdet ihr Heimat finden, eure Hütten, euren Berg, euren Wald. Die Kirche wird ein großes Transformatoreichaus sein. Der göttliche Fiihrer fängt die Blitze Gottes aus, weil er die stärkste Seele hat; und gibt sie in kleinen Strömen unter die Volksgenossen. Die Väter rühmen die heilige Krost mit heim und vergeben sie an die Kinder. So ist alles verbunden im Netze göttlicher Kraft. Wie einst werden Dors und Gotteshaus eine heilige Heimat sein. Das Göttliche durchbringt alles Leben. Wir sind stets bereit zu kämpfen und dulden nur den Siegfrieden, das Heißt den erstvittenen Frieden. Wir lieben nur heilige Heimat, das heißt täglich neu erobertes Vaterland — und das ist im tiefsten Sinne Wehrkirche. Schon unser eigenes Herz ist eine kleine Wehrkirche. Fremdes will hinein — wir müssen es bannen. Wankt aber alles in und auch um uns, dann gibt es die letzte Auflucht — eine heilige Heimat, von der alle aus Erden nur Abbilder und Beispiele sind: es ist die „feste Burg Gottes", von der Luther singt. Bom Wert der Mundart. ' Der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn: In der Muttersprache widerhallen alle Hochgefühle, des Herzens ausgefchollene Klänge, vom ersten Wiegenlaut bis bis zur Liebe wundersüßem Wonnekosen. Der Pädagog Ludwig Gurlitt, Gymnasiallehrer ta Hamburg: Man unterschätze nicht den Einfluß -es zu sehr auf das Fremdländische gerichteten Unterrichtes. Man sollte ihn geflissentlich einschränken, um dafür das National« be- wußter zu pflegen. So meine ich, -aß unsere Schüler noch ' viel vertrauter mit ihrer deutschen Heimat werden müßten durch Einführung in deutsche Diaükt- und Lokaldichtung jUnd Schriftstellerei überhaupt. (1. Fortsetzung.) Der Lyriker und erzgebirgische Bolls- und Heimatforscher Dilly Jacob, SchneÄerg, schreibt mir: „Mein lieber Freund, der Du Mr noch ein warmes Herz bewahrtest, horch einmal hinein in die Mundart: Hörst Du die feinen, leisen Untertöne, die wie Heimat- geflüster mitschwingen und mitklingen? Spürst Du den linden, naturfrischen Hauch, der aus den rauhen, herben Lauten unserer «rzgebirgrschen Volkssprache zu Dir herüber- weht wie ein Gruß aus der Iugendheimat? Läßt die Melodie des Dialektes nicht in Deinem Innern das gottselige Stück- chen Erde auftauchen, auf das Deine kleinen Kinderfüße prerst traten, wo Deine ersten Erinnerungen wurzeln und wohin Dich Deine Sehnsucht immer ziehen wird? Ahnst Du nicht auch in dem anheimelnden, süßen Vertrauten Deiner köstlichen Muttersprache die verborgenen Schätze tiefster Verinnerlichung? Gestaltet sich auch Dir aus dem Dialekt geradezu plastisch das Herz des Dollsstammes, dem anzuge- hören Du immer stolz und glücklich sein wirst?" * Der Förderer und verdienstvolle Heimatpfleger, -er Indu strielle Friedrich Emil Krauß in Schwarzenberg schreibt mir: „Was ich von der Mundart halte? Ich liebe sie! Wenn man eine Sache liebt, kann man kaum viel beweisen und «Mären. Aber verreisen Sie einmal, kommen Sie ins „Sächsische" und dann zurück ins Erzgebirge. Vielleicht fragen Sie einen Bauern nach -sm Beg. Das geht uns ein. In uns -röhnts «in bißchen. Mr find irgendwie gleich gestimmt. Oder soll ein Arbeiter seine Not schildern. Wie schlicht und direkt kann er es auf Erzgebirgisch. Auf Hoch- deutsch wäre es ein« höchst inangelhafte Uebersetzung. Wer wollen wir uns zusammensetzen und singen? Wenn noch einer zu überzeugen ist: Singe mr e weng!" Der durch seine Schnorken um „erzgebirgische Originale" bekannte Mundartdichter Dr. Maximilian Weigel« Rechtsanwalt in Annäberg, schreibt mir: „Wie in allen Mundarten so auch im besonderen in -er erzgebirgische» sche ich eine der merklichsten Ausdrucksfovmen des bodengebundenen Volls- und Brauchtums, das dem Hei- matfreund die Liebe zur Heimat erst wertvoll macht. In den Gegenden reiner Mundarten konzentriert sich daher auch in besonderem Maße die in der Sprachgemeinschaft bekundete Volksverbundenheit. Die Eigenart des Mundart-Sprach schatzes läßt erkennbare Schlüsse auf den Charakter eines solchen Menschenschlages ziehen. Aus den von den Alt- vor-ern überkommenen Spracheigenheiten kann man die Urwüchsigkeit und die Ursprünglichkeit dieser mit der Heimat scholle verwachsenen Menschen erkennen. In der angeborenen Sprache, mit der er aufwächst, lebt er sich natürlich un- ungezwungen aus. Der heitere Sinn und die frohe Beweg- lichkeit gerade -es Erzgebirgers wäre rchne seine Mundart nicht oder nur schwer denkbar. Sein guter Volkswitz, seine neckische Verschlagenheit und seine sonnige Heiterkeit kann nicht von seiner Mundart losgelöst werden. Für jeden abseits vom Hasten und Treiben des Alltags stehenden Menschen kann es drum keinen schöneren Ausflug als den in sein heiteres Kinderland geben, wo er sich mit unge zwungenen mundartlichen Mutterlauten mit seinen Schollen genossen eins fühlen kann!" O Der vogtländische Volls- und Heimatforscher Friedrich Barthel schreibt: „Die Mundart ist unsere Sprachmutter, unsere eigent liche Muttersprache. Darum müssen wir sie wie unsere Mutter lieben und ehren. Der neue Geist, von dem wir ergriffen sind, kommt unserem Streben entgegen, die Mund- art aus dem Dunkel der Verachtung wieder in das Licht der Verehrung zu heben. Unser nationalsozialistischer Staat -rückt allen« kulturellen und geistigen Geschehen den Stempel seiner Weltanschauung auf. Die Mundart aber spielt im Rahmen der nationalsozialistischen Weltanschauung eine bedeutende Rolle. Das Wesen des deutschen Menschen wird bestimmt durch die Erbanlagen der Rasse und durch die Ein wirkung -er heimatlichen Umwelt. Rasse und Heimat, Blut und Boden sind die Begriffe, die sich mit neuem Inhalt füllen. Es gilt, zu den Werten der Heimat und des Volks tums zurückzukchren! Die Mundart ist ein Teil -er Heimat, sie ist gesprochene Heimat. In ihr kommt alles Geschehen der Heimat irgendwie zum Ausdruck. Vornehme Pflicht unserer neuen Zeit, die sich aus dem Reiche übersteigerter Geistigkeit in das -es wirklichen, bodenständigen Volkstums rettet, ist darum Pflege der Heimat und -es Volkstums, zu deren wichtigsten Merkmalen die Mundart zählt." (Fortsetzung folgt.) Verantwort!, f. d. Text: Schriftleiter Heinrich Schmidt in Aue. Druck und Berlag von C. M. Gärtner in Aue. öeilage zum Erzgebirgisihen volksfteun-, s»»« «>-«», 17. d-u Der Rempter. Bilder ve« Srüxhaiiter Rlsfterlebeit. Seit Jahren schon deckt d«n HeimatfoHcher und Mitarbeiter der Heimatzeitung, Fritz Körner, der kühle Rasen. Wir ehren fein Andenken und überraschen unsere Leser heute durch die Veröffentlichung folgender Av- beit, die seinem Nachlaß entstammt. E. B. Vor mehreren Jahren ist der Langschuppen des früheren Klosters Grünhain abgebrannt. Damit ist -er vorletzte Rest der alten Klosterherrlichkeit verschwunden; der letzte Rest ist das kleine Ueberblerbsel des Fuchsturmes, wo s. Zt. Kunz von Kaufungen gefangen lag. Auch stammen vielleicht noch einige Grundreste der Klostermauer aus der alten Zeit, Reste des ehemaligen Klosterkellers sollen noch unter dem Haupt- gobäude sein, das trifft aber nicht zu. Als ich den Keller ansah, fand ich Wer einer Mr die Jahreszahl 1836, demnach wird -er Keller wohl zu dieser Zeit gebaut worden sein. Laut Angabe des Grünhainer Chronisten, des Arztes Dr. Herzog in Zwickau, war der Langschuppen das ehemalige Refektorium des Klosters. Dagegen hat der Heimatforscher Rektor Straube festgestellt, daß -er Langschuppen von vorn herein als Pferdestall gebaut worden ist. Und diesen Eindruck hatte inan auch, wenn man das Gebäude besichtigte. Die Wahrheit wird in der Mitte liegen. 1520 wurde bas Refektorium erneuert, und 1536 wurde das Kloster aufgelöst. Infolgedessen wird man das Refektorium -er neuen Lage angepaßt haben, man brauchte jetzt einen Pferdestall und baute den Rempter darnach um. Und dem damaligen Zeitgefühl entsprach «in solcher Streich; wo erst fromme oder meinetwegen auch un- fromme Mönche sangen und predigten, da brüllten jetzt die Ochsen, da wicherten die Pferde. Auch aus der unmitteÄaren Nähe der Klosterkirche — ihre Reste waren noch vor 100 Jahren sichtbar — ergibt sich, daß der Langschuppen tatsächlich der Rempter war, denn was soll ein Pftroestall neben der Kirche? Da es wahrscheinlich das letzte Mal sein wird, daß man von diesem Rempter spricht, wird es kein Fehler sein, wenn wir einmal einige Bilder des Klosterlebens vorfühven, die meisten Leute haben sowieso eine falsche Ansicht von den Klöstern. Zisterzienserklöster — Grünhain hatte im Kapitalsaal zu Clairvaux in Frankreich die Nummer 737 — waren refor mierte Klöster. Etwaige Fehler und Untugenden anderer Mönchsorden hatte -er heilige Bernhard bei seinem Orden ausgeschlossen. Beten und arbeiten war die Losung der Zister zienser. Und dieser Losung sind sie im Großen und Ganzen auch treu geblieben. Eine Dibelstelle befolgend, lobten die Zisterzienser den großen Herrgott täglich siebenmal. Sogar die Laienbrüder, die später die grobe Arbeit verrichteten, hielten dos Ochsengespann an, wenn sie auf dem Klosterfeld arbeiteten, und fielen bim Klang des Klosterglöckleins auf die Knie. Kein Wort sprachen die Mönche oder Laienbrüder mit- einander, nur die Klosterverwandten, das waren Dienstleute, die außerhalb der Klostevrnauern wohnten, durften sprechen. Nun wandere einmal mit mir im Geiste durch den finstern Miriquidiwald, wo die Raben rappen, die Hirsche rühren, wir wollen heute im Kloster Grünhain übernachten. Auf dem Breitenfeld grüßt uns schon das mche Kloster; aus dem Fenster de» Birtschaftshofe- funkelt Licht. Diese» Licht muß siede Nacht brennen, damit es dem irrenden Bandever den Weg weise. Wir erreichen nun da» Kloster und klopfen an» Tor. In Friedenszeiten sitzt nur der Pförtner oder fein Stellver treter in der Pförtnechalle, In Kriegszeiten bewachen die eigenen Kriegsknechte des Klosters die Pforte. Dir klopfen; der Pförtner tut uns auf. Wir treten hinein. Der Pförtner kniet nieder und begrüßt uns, als ob wir der Heiland feien. Dann ruft er zwei Brüder herbei. Der jüngere wäscht «ns die Füße, der ältere trocknet sie uns ab. Und nun führt man uns zum Abt oder -um Prior. Auch dieser begrüßt uns auf das feierlichste. Und wenn wir über Woher und Bohm gute Auskunft geben können, führt man uns -um Siechenmesster, der uns bewirtet und Nachtlager anweist. Wir haben die Nacht gut «schlafe« und schauen uns am Morgen das Kloster an. Bor dem Tor des Rempters liegen zwei Brüder auf dem Angesicht. Sie hohen gesündlgt, der eine weniger, der andere sc^oer. Run dürfen sie nicht mit am Tisch essen. Man stellt ihnen den gefüllten Eßaapf vor die Türe. Immer im Staub liegend, leeren sie die Näpfe. Der Napf des schweren Sünders wird dann an der Wauer -er- schlagen. Der Sünder ist solange verflucht, bis ihn da» Generalkapitel von Clairvaux begradigt oder verdammt. Im Fuchsturm sieht man noch heute das zugesihüttete Loch, wo die Verbrecher das Brot und Baffer der Trübsal essen und trinken mußten. Unheimlich streng waren die Ordensregeln. Wer GM» hatte, galt einem Dieb gleich. Abt Nikolaus von Harderhausen fand bei seinem verstorbenen leiblichen Bruder «inen Groschen. Er ließ die Leiche des Bruders auf den Hundeanger legen, warf chr den Groschen ins Gesicht und rief: „Daß du ver dammt Meldest mit -ein«» Geidel* Und der Chor der Mönche ries laut und grollend denselben Spruch. UW dann wurde die Leiche des Bruders auf dem Hundeanger eingescharrt. So ging es allen Zisterziensermönchen, die Geld und Gut sammeln wollten. Was aßen nun die Zisterzienser? Ähr Essen war gan- ärmlich und iWmmerlich. Der Fleischgenuß war streng ver boten. Fasttage waren ein Mttt«, Gottes Huld zu gewinnen. Leider blieb es nicht bei dieser strengen Betzihokislosigkeit. Von der Armut -er Brü-er gerührte Menschen stifteten Geld summen, daß die Brü-er zu bestimmten Tagen.Putter, Fleisch, Wein usw. — sog. Pitanzen — genießen dürfte». Dadurch entstand in manchen Klöstern Böllerei. In Ballyrriod ging -er Forellenbach gleich durch di« Küche. Zn den meisten gifier- zienserklöstern und auch in Srünhmn bliebdie Ordensregel, die das einfachste Leben forderte, in Ehren. Die Speisesäle wurden durch eine Wand in zwei Teile geschieden. Hier saßen die Wohlleber und Fleischfresser, dort die Darber und zu Gott strebenden. Wenn die Eßstunde vorbei war, folgte gleich di« Erbau- ungsstunde im Kapitelsaal. Der Apt saß da auf einem er- höhten Stuhl, auf den Bänken faße» die BrWer, ganz zuletzt lagen oder kniete« die Sünder. Rach eine« NeüiM Bechsel- gesang predigte entweder der Abt» der Püor, her Novizen- meister oder auch ein Novize über einen Bibelspruch. Darnach sprach der Abt: „Nun laßt uns sprechen von den heilige«