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uer An/er-a/ttmgs-/a^ Ve/7a-e öes /Se -kv- »ms Lm-e-rm- Seit jener Bunkernacht war'da- zu gewissen ,Zeilen Witter über den Hubert Trunk gekommen, das plötzliche Aufgerissen werden aus einem traumlosen, tiefen Schlaf. Dann vor allem, wenn die Not um einen schier unerträglich gestiegen war, daß man meinte, nicht mehr au» noch ei» »u wlssen. Doch jetzt — heute nacht? S» blieb eine merkwürdig« Sache. Hubert Trunk fuhr sich zweifelnd in di« Haare. Mal schauen, wie denn eigentlich du Lage auSsah. Hier schlief die Frau, dort der PankraziuS. Und um Hubert Trunk herum war die Kam mer, hell, luftig und hoch. Die Kammer aber gehört« zu den drei Zimmern de» Bahnwärterhause» Block Biertannen. Gut — das ging in Ordnung. Wie — das ging ,n Ordnung? Da» ließ sich so daher denken? Da war alles vergeflen schon, wa» dazwischen lag seil dem Bunker von 1918 bi« heute? Da» Warten auf Arbeit und auf die Frau, die man liebte, da» ohnmächtige Zusehenmüflen all die Jahre über? Halt — da stimmt« «twa» nicht. Gr halt« da» nicht ver- aessen. Der Hubert Trunk gehörte ja zu jenep Menschen, die solchem Geschehen ein langes Gedächtnis bewahrten. Weshalb auch sein Sohn PankraziuS hieß. Weshalb er e» tagelang nicht wahrhaben wollte, als nach dem Jnnendienst endlich du Be» setzung herausgekommen war, hierher nach Block Viertännen. Hatten ihn am Ende die Wahrheit und das Glück geweckt? Oh — auch das Glück konnte ein Einschlag sein. Freilich, warum sollte es nur beim Unglück einschlagen? Hubert Trunk bekam runde Augen. Er zog die Luft ein, daß es einen leisen, Hellen Ton gab: da« Glück hatte acht, daß man eS nicht auf die leichte Schulter nahm. Das war eS, nicht- weiter. Hubert Trunk nickte. Er machte den Mund auf und Witter zu, als ob er etwa» zwischen den Zähnen zu kauen habe. ES war die Luft des frühen Morgen», die von den hohen Tast- nen durch da» offen« Fenster im blauen Schein de» ersten Lichte» , hereinströmte. Durfte man da schlafen? War nicht Holz zu stapeln, ein Gatter zu schlagen für die Hühner, Blumen änzu- binden, die schon üppig wucherten, dasSalatbeet »» schützen vor der Sonne, Gardinenfetzen an die Kirschen zu binoen, am Holz- Pferd zu basteln für den PankraziuS? Wie konnte man schlafen m solch einem Bunker, der Block Biertannen hieß? Ruf der Toten. Wir starben und wir leben In euern Taten fort, Wir hämmern und wir bauen An eurer Zukunft Hort. Wir haben euch gesegnet, Damit ihr Helden sew — Dies Erbe sollt ihr tragen Bis an die Nvigfeit. Wir grüßen euch, ihr Treuen, Mit stillem Bruoerwort: Wir starben und wir leben In euern Taten fort. Käthe L. Kamossa. Stock Diertannen gibt ein Leichen GrzLhlung von Heinrich Terranle». Hübert Trunk tappte nach Jacke und Hose, leise, eS sollte keiner aufgeweckt werden. Hubert Trunk torkelte ein wenig, er trug schwer an dem, was nicht in Worten zu sagen war. Er stand vor dem kleinen BahnwärterhauS und reckte die Arme» daß eS knackte. Die Lage war außerordentlich, innerlich und äußerlich. Sie war versöhnend mit allem Widerwärtigen, was eS jegegeben haben mochte. Es roch nach süßem Heu, ehe noch die Mahd geschlagen war. Es brausten tagsüber die Züge, «S stand ein Mann auf seinem Posten, kerzengerade wie vor dem Glitt, die Fahne zusammengerollt im Arm, die Hand am Horn, die Gedanken beim Signalwerk, daS Herz von Blumen überrankt. ES war eine Lust zu leben. An diesem Morgen überkam eS den alten Soldaten Hubert Trunk, daß er nicht wußte, was in ihn gefahren sein könnte. Er sah die Stange mit dem dünnen Draht, daran der Rundfunk oeichlossen war in der Küche auf dem Schrank. Er wußte plötz» lich uichtS anderes zu denken als dieS: Block Viertannen ist an geschlossen an das große Deutschland! In den Wipfeln der hohen Tannen rauschte eS wie von . einem Fahnentuch. Der Flügelschlag eines großen Vogels zer riß die Stille. Ein Reh verhielt auf der Wiese jeweils des Bahndammes. ES sah einen Menschen vor dem Bahnwärter hauS in den Himmel schauen, sein Herz und sich selbst dem Mor gen hingegeben — es neigte darob, sein Haupt in Frieden und begann zu äsen. Hubert Trunk aber vergaß die kleinen Dinge um Haus und Garten, die er vor seinem Dienstantritt noch hatte in Ordnung bringe» wollen. Es wunderte ihn nicht sonderlich, daß er sich auf dem Wege zum Schuppen ertappte, einen Topf mit Weitzer Farbe herunterlangle und nun dreihundert Meter weit auf dem Damm nach Süden ging, dorthin, wo der gewaltige Findling Mischen Weg und Feldrain lag, blank gewaschen von Wind und Wetter der Jahre, ein Blickfang für alles, was vom Norden und Süden kommend an ihm vorüberbrauste. Wenige Stunden später läutete das Signalwerk, der erste fahrplanmäßige Zug mußte gleich Block Viertannen passieren. Hubert Trunk stand breit vor >einer Schranke. Da rief der Loko motivführer rasch seinen Heizer auf die Seite. Sie kannten jeden Strich, reden Stein auf ihrer Strecke. Der Lokomotivführer hatte die weithin leuchtende Schrift auf dem Findling entdeckt. Haha — und nun winkten Lokomotivführer und Heizer dem Wärter von Block Viertannen mit der Hand zu: .Jawohl, Kamerad — verstanden — einverstanden!" Hubert Trunk nickte. Posten Block Viertannen stand auf- aebaut, die Fahne zusammengerollt im Arm, die Hand am Horn, die Gedanken beim Signalwerk, ohne sich zu rühren. Darob brauchten sie nicht zu Winken. Da war nichts Außer gewöhnliches geschehen. Ein Einschlag nur. Daß man vor innerem Gespanntsein mitten aus dem harmlosen Schlaf auf fuhr» ob denn das alles um einen herum Wahrheit sei, nackte Wahrheit? Ein Wissen über Nacht, daß das sogenannte Glück «in Ding ist, nicht zu messen nach gewohnten Maßen, auch nicht nach Geld oder Geldeswert, einzig nur am Schlag des eigenen Herzens. ES ließ sich nicht mit Worten beschreiben. Und darum hatte Hubert Trunk nach seiner Art diese wenigen Worte mit weißer Farbe auf den blanken Stein gemalt: „Freut euch des Lebens!^ Einander fremde Menschen im Zug, die an Block Viertan- nen vorüberfahren und die Schrift auf dem Findling lesen, die blicken sich wohl in die Augen dabei und schauen beschämt in sich selbst hinein. Eine seltsame Inschrift mitten im Wald bei einem kleinen BahnwärterhauS im großen Deutschland. Wer das Wohl dahin geschrieben haben mochte? Freut euch des Lebens! Ja — ja, man sollte eS sich merken! - Der au» Bonn stammende Dichter bat in den letzten Jahren mit seinen Bühnenwerken ^Jugend von Langemarck ', „Sprung au« dem Alltag" und „Der Reiter", der nun von mehr al» öv Bühnen gespielt wird, bedeutend« Erfolge errungen. Bon seinen Romanen und Novellen seien hier „Strom der Baier", „Spitzweggasse", „Rautentran» und Schwerter , „Blau tst da« Meer" und „Anna Sigrid" erwähnt. Der Wärter von Block Biertannen fuhr wie vom Donner ¬ aepolter eines Einschlages aus tiefem, traumlosem Schlaf auf. Stille war um ihn, eine fast körperliche Stille, als er letzt aus- recht im Bett saß, sich die Äugen reibend. Hubert Trunk, der Wärter von Block Viertannen, spähte und horchte. So war eS schon damals gewesen, da er als blutjunger Soldat die Sache mit dem Bunker zu überstehen harte. „Haupt sache bleibt, die Lage erst einmal richtig zu beurteilen", war des Unteroffiziers PankraziuS Gott erste Warnung gewesen, wenn das junge Gemüse aus der Heimat mit Kopf und Kragen durch den Beton wollte bei solch einem Einschlag. Natürlich, er hieß nicht umsonst PankrazmS. Ein derartiger Name verpflichtete zu Ruhe und Gelassenheit, ein wenig auch zu einer Privatverbin dung mit den himmlischen Heerscharen. Mochten die Franz männer von drüben funken, solange sie wollten, Unteroffizier PankraziuS Gött hatte noch jedesmal seine Bunkermannschaft hell im Graben abgeliefert. Doch Hubert Trunk mußte feststellen: diesmal war er ohne eigentlichen Grund aus tiefem Schlaf aufgefahren. Nichts blieb ' übrig von einem mutmaßlichen Einschlag. Die Lage war durch aus normal. Neben ihm schlief die Frau, ruhig uno mit offenem Mund, die Arme vor sich gleich einer Wiege zusammengelegt. Sie war schön anzuschauen, die schlafende Frau. Ihr Kopf neigte i nach der Seite, dem Manne abgewandt, dem Kinderbett zu, als wolle ihr Atem noch über das schmale Holzgestell hinstreichen, darinnen PankraziuS lag. Ja — PankraziuS. Die Sache mit dem Bunker nämlich, die wäre am Ende noch schief abgelaufen, damals, als es wie mtt ' Keulen auf sie einschlug. Als lie glaubten ersticken zu müssen > vor Hitze und Durst in dem elend verqualmten Loch, als sie, dem Ende nahe, die Gasmasken Herunterreißen wollten, weil doch alles aus war, da hatte Unteroffizier Gött seelenruhig seine Pistole gezogen und mit seinem Rüsselaesicht unverkennbare , Zeichen gemacht. Sie saßen mitten 1m Salat, ahmen nicht, daß die Sturmwelle schon über sie hinweggefegt war, bis Unter offizier PankraziuS Gött den Kopf hinausstreckte, um die Lage richtig zu beurteilen. Da stellte eS sich heraus, daß zwar der Bunker vergast war, daß aoer sonst keine Laus sich blicken ließ, dieweil die Herren Franzmänner leichtsinnigerweise ohne Ver bindung nach hinten im ersten .deutschen Graben sahen. Na, daS war eine Sache gewesen, die Uebereifrigen in die Zange zu nehmen, nicht nur den Tod im Bunker zu überlisten, auch noch den Fetzen deutschen Grabens zurückzuholen. Hubert Trunk gehörte zu '.enen Menschen, die solchem Ge schehen ein langes Gedächtnis bewahren. Der erste Junge mußte nach dem Unteroffizier Gött genannt werden: PankrazmS. Zugegeben, es war ein verrückter Name und gänzlich aus der Mode gekommen. Der Name sprach sich zu lang auS, die Zeit war ungeduldig geworden. Dennoch, die Lage schien richtig. Hubert Trunk, der Wärter von Block Viertannen, lächelte: Für den ersten Jungen mochte der Name sogar richtig sein. Der Name würde dem PankraziuS vor den noch zu erwartenden Brü dern eine Art moralisches Ueberaewicht aeben. Andrang vor de» Prager Abgadestelle« für GaSma-Ie«. In den Betrieben ist da» Geld für di« Ga-ma-ken bereit» vor einigen Monaten einkassiert worden, aber diese sind nicht! geliefert worden. Wie die Tschechen in den Grenzgebiete« Hansen. Im sudetendeutschen Ort Breitenfurth sprengten die Tschechen die Brücke über die Biel. Di« umliegenden Häuser wurden schwer beschädigt. Sämtliche Bilder: Scherl-BilderdtensdM.