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«- -r» WkSIUA »IIWM '.««iM Rote und schwarze Kräfte. Vo« »r. Gani »ohr»«ch. Der französische General Baratier hat kürzlich in einem Artikel „Russische Möglichkeiten" (er sollte besser heißen: „RuMche Unmöglichkeiten") gesagt, es seien furchtbare Schlag« auf die russische Armee niodergeaangen: zwei Drittel der Offiziere im Generalsrang, ungefähr di« Hälfte Offiziere anderer Grade, im ganzen SO 000 Offizlere, seien,^ us derArmeeverschwunden". Man weiß, was dies Verschwinden in Sowjetrußland bedeutet. Die Zahl könnte unglaublich scheinen, wenn man nicht annehmen mußte, daß die französische Heeresleitung über die Zustände beim roten Verbündeten besser unterrichtet ist, al» sonst jemand außerhalb der Sowjetunion. Auch der Grund liegt nahe genug, weshalb Stalin die Dreißigtausend hat verschwinden lassen. Er miß traut der Armee und vor allem dem Offizierskorps. Die dreißigtausend Opfer der von ihm befohlenen Reinigung sind offenbar ohne Ausnahme solche Offiziere, die von den politi schen Kommissaren in den Regimentern als unzuverlässig angegeben worden waren. General Baratier fragt, was geschehen soll, wenn in diesen auf die Hälfte verringerten Bestand des Offizierskorps durch Kriegsverluste noch weitere Lücken gerissen werden? Dies ist aber nicht seine einzige Frage. Seine zweite und entscheidende geht dahin, ob Rußland, das seine schweren modernen Kriegsmaschinen bei seinem Klima und dem schiech- ten Zustand seiner Straßen innerhalb der eigenen Grenzen kaum ausnutzen könne, im Stande sei, einen Angriffs- krieg gegen Nachbarn zu beginnen, die über ein besseres Straßennetz verfügen? Wie ein Schlag fällt die Antwort: „Das glauben wir nicht!" Weshalb nicht? Weil die Sowjetarmee heute noch weniger zu einem Angriff geeignet ist, als zu der Zeit, wo man in Paris das Militär bündnis einging. Sie ist ungeeignet zum Angriff „nicht nur wegen ihres Mangels an Einheitlichkeit, der immer bestand, sondern vielleicht auch wegen der Entwicklung, die sie in Bezug auf ihr Material erfahren hat. Je mehr eine Armee mechani siert wird, desto schwieriger wird das Kommando. Es fordert immer besser ausgebildete Offiziere, und die krampfhafte Modernisierung der russischen Armee ist nicht entfernt mit einer Wertsteigerung ihrer aktiven Formationen zusammen gefallen." Für die Nüchternheit und Sorgfalt, mit der man in der französischen Armee die Verhältnisse in Rußland verfolgt, sind auch die Zweifel ein Beweis, die General Baratier an der „Zuneigung der Dauern gegenüber dem Regime" äußert, und erst recht seine Bemerkung, daß selbst bei den russischen Arbeitern die Unzufriedenheit zugenommen habe. Daß die Leute im Kreml Bedenken tragen, die größtenteils aus der Bauernschaft stammenden Reservisten emzuziehen und zu bewaffnen, ist kein Geheimnis. Interessant aber ist es zu hören, daß auch die Arbeiter, die angeblichen Hauptträger des proletarisch-kommunistischen Staates, murren. Sowjetrußland ist eben ein einziges großes Zmonosar'"itsbaus geworden. Die Schlußfolgerung, die aus alledem die verantwortlichen französischen Stellen zu ziehen haben, leuchtet ohne weitere Worte ein: der Wert der verbündeten Sowjetmacht ist für Frankreich sehr zweifelhaft. Wenn nun auf diese „Force Rouge" (rote Kraft) so wenig Verlaß ist, wie steht es dann mit dem andern militärischen Stützpfeiler, den Frankreich sich außerhalb seiner heimatlichen Grenzen aufgebaut hat, der „Force Noire" (schwarzen Kraft)? Frankreich hat 1934 in seinen afrikanischen Besitzungen die all gemeine Wehrpflicht für die eingeborene Bevölkerung formell eingeführt, im ganzen 30 Millionen Menschen, teils Nord- asrikaner berberisch-arabischen Stammes, teils Neger. Für Marokko, Algier und Tunis wird die Zahl der Eingeborenen im wehrpflichtigen Alter auf eine Million geschätzt, für die übrigen afrikanischen Kolonialgebiete auf etwa zwei Millionen. Der Vater der „Force Noire" ist der General Mangin. Don ihm stammt das Wort, es gäbe nicht 40 Millionen Franzosen, sondern 100 Millionen. Auch Daladier ist vom Wert der Schwarzen Macht für Frankreich überzeugt. Die Erfahrungen im Weltkrieg geben auch allen Grund dazu. Sehr energisch ist in dieser Beziehung der gegenwärtige Kolonialminister Mandel gestimmt, und zwar richtet sich sein Eifer vor allem auf einen sehr wichtigen Punkt: die Beschleunigung und Sicherung der Truppentransporte aus Afrika nach Frankreich. Auf sein Be streben ist in den französischen Haushalt zum erstenmal ein Posten für Vorstudien zum Bau der Transsahara-Bahn von Gao am Niger bis Algier eingestellt — eine Entfernung von 3000 Kilometer. Natürlich wird ein Dahnbau von dieser Länge erhebliche Zeit erfordern. Wenn auch die Gelandeschwierig, keiten in der Sahara sehr gering sind, so wird doch der Wasser mangel um so größere verursachen. Außer dieser Linie, die Algier mit dem Rekrutierungsgebiet im französischen Sudan direkt verbinden soll, ist noch eine zweite, nicht viel kürzere, zwischen dem Senegalgebiet und Marokko geplant, ja sogar schon in Angriff genommen. Auch diese Idee stammt von Mandel, den die Regierung als Kolonialminister neuerdings in den obersten Ausschuß für die nationale Verteidigung berufen hat. Mandel will die schon seit lange in Betrieb befindliche kurze Strecke von dem großen Hafen Dakar nach St. Louis an der Senegalküste über Adrar und Tenduf in der West- Sahara bis nach Marokko hinauf verlängern. Mit den Ar beiten soll am 1. Juli begonnen worden sein. Die Kosten sind auf sechs Milliarden Franken, das sind über 400 Mill. Reichsmark, veranschlagt. Offensichtlich hängen diese riesenhaften Pläne zur Siche- rung des Transports der „Force Noire" auf einen europäischen Kriegsschauplatz mit der gegen früher veränderten Lage im Mittelmeer zusammen, die den Seetransport durch die Straße von Gibraltar unratsam erscheinen läßt. Neue Stellungsverluste der Roten in Spanien. Bilbao, 24. Sept. An der Ebro front setzten die nationalen Truppen am Freitag früh ihren Angriff fort. Nach intensiver Vorbereitung durch Artillerie und Luftwaffe konnte die Infanterie weitere Stellungen der Gegner erobern. In den Abschnitten Nazanera und Sarrion an der Teruel- front säuberten die nationalen Truppen das am Vortage er- oberte Gebiet. Die Zahl der Ueberläufer, die sich den natio nalen Truppen ergaben, ist sehr groß.