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Donnerstag, den 18 September 1938. Jahrg. 91. Nr. 21S. MS LöAtH-r WWW AWWO D«r „SrzßidIrDNch, Dilkilro-k" «rsöbM» liaUch «über Sonn- und Foftlov. («inlchl. d«r «uMrechnid«» Bezirks- teilaae: Mn Unlerdalluogibl-V, Schneeberg«! Anzeiger, Schwarzenberger Anzeiger, Löbnitzer Siad!- anzelger) srei Kau, einlchl. Dolenlohn und Lransoorl- koslen monailich i^ö RM, halbmonaliich 0.8» AM, durch di, Poli einlchl. oller Beilagen monailich 8.1IRM ausIchl.Zullellgebllhr. Sinzeinummer lOPfg. Für Rilchgab« unoerianal Nagereichler Schrillllüt« üiw. übernimm! di« Schiisileilung keine Deraniworiung. Kl, nmlllch . AllgeniN»« Bedingungen!auIPrei,NNe S Nachlabstassel v Bei verlüauna »on hader Land kein, kaliuig au, laufenden Dnirögni, tat »nimbrNHUngm d« 0»- Ich«ii»bNri«bn KN« Aaixrüch,. « mlhalknd die »«»ich«* Lekauatmach»,,« ü« Amirhaup,Manns und ü« » Bezlrbsverbands Schwarzenberg, der Bürgermeister zu Grünhaln, Lößnitz, ««städtel und Echnqberg, der Finanzäinter in Aue und Schwarzenberg. ÄZ werden außerdem otrdtfenilicht: Pebannimachungen der Amtsgerichte m Au«, Schneeberg, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt des Obrrbargenneiste» zu Aue und des Ersten. Bürgermeisters zu Schwqrzenberg. Verlag S. M. SSrlner» Aue, Sachsen. «auptaeschtMtaUer Aue, Krnrus Sammel.Nr. 2841. Drahtayschristr Poldssmund Auesachjen. GeschaftsfieuÄr Ldhnitz (Mnt Aue) 2949. Schneeberg 310 und Schwarzenberg 3124. Chamberlain heute beim Führer auf bem Obersalzberg. Berlin, 18. Sep- Der britische Premierminister, Neville Chamberlain, hat heute dem Führer und Reichskanzler dnrch Vermittlung de« britischen Botschafters in Berlin folgende Mitteilung zugehen lasten: Im Hinblick ans die zunehmend kritische Lage schlage ich vor, sofort z« Ihnen herüberzukommen, um zu versuche«, eine friedliche Lösung zu finden. Ich schlage vor, auf dem Luftwege zu kommen und bin morgen zur Abreise bereit. Teilen Sie mir bitte de« frühesten Zeitpunkt mit, zu dem Sie mich empfangen können und gebe« Sie mir de« Ort der Zusammenkunft an. Ich wäre für eine sehr baldige Antwort dankbar. , gez. Neville Chamberlain. Der Führer und Reichskanzler hat auf die vorstehende Mitteilung geantwortet, daß er gern bereit sei, sich mit dem britischen Premierminister am 15. d». Mts. zu treffen. Neville Chamberlain wird dementsprechend heute, Donnerstag nachmittag, ans dem Obersalzberg erwartet. DerReichsaußenmiuifter zur Unterredung des Führers mtt Chamberlain. München, 15. Sept. Der ReiSMnister des Auswärtiges hat gestern den britischen Journalisten Ward Price empfangen und ihm seine Stellungnahme beim Besuch Neville Chambers lsins mitgeteilt: „Ms Reichsminister des Auswärtigen kann ich Ihnen ver» sichern, daß der Entschluß Repille Chamberlains, den Führer zu besuchen, mich mit aufrichtiger Befriedigung erfüllt hat. Ich bin davon überzeugt, daß eine persönliche Aussprache zwischen den beiden Regierungschefs sowohl zur Herbeiführung einer Lösung der Sudetenfrage als auch für die Gestaltung der Be- Ziehungen zwischen unseren beiden Ländern bedeutsam sein kann. Es ist von jeher mein Wunsch gewesen, daß der Führer und der Chef der britischen Regierung zusammentreffen sollten, und ich freue mich, daß dieser Wunsch nunmehr durch Neville Chamberlain, dessen reale Einstellung zu den Pro blemen ich während meiner Anwesenheit als deutscher Bot schafter in London schätzen lernte und von dessen persönlichem güten Willen ich fest überzeugt bin, verwirklicht wird/ (Bereits durch Sonderblatt mitgeteilt.) Der Abflug aus London. So «do«, 15. Sept. Ministerpräsident LH amber. lai« verließ «m 8.35 Uhr im Flugzeug de» Flughafen Heston, «m sich nach Berchtesgaden zu begeben. In seiner Begleitung befinden sich Sir Horace Wilson und Mister William Stang. Beim Besteigen des Flugzeuges sagte Chamberlain: „Ich befinde mich auf dem Wege zum deutschen Reichskanzler, weil persönliche Besprechungen zwischen ihm und mir möglicherweise nützliche Folgen zeitigen könnten. Meine Politik ist stets die gewesen, den Frieden zu sichern, und die bereitwillige Annahme meiner Anregung durch den Führer ermutigt mich in der Hoffnung, daß mein Besuch nicht ohne Erfolg sein wird*. Ankunft r« München. i, München, 15. Sept. Chamberlain traf heute mittag 12.3V Uhr auf dem Flugplatz Oberwiesenfeld «in. Er wurde im Auftrage de» Führers vom Reichsminister des Auswärtigen begrüßt. Zur Begrüßung waren auch der britische Botschafter Neville Henderson sowie der deutsche Botschafter in London v. Dierkse« erschienen. Die Reise nach dem Berghof wurde von München in einem Sonderzug fortgesetzt. Der britische Premierminister wird im Berchtesgadener Grandhotel Woh- nung nehmen. Die Besprechungen auf dem Berghof werden im Laufe de« Nachmittag» beginnen. * . .. ' * " . -re gesamte englische Presse begrüßt be« Entschluß Chamberlains. London, 15. Sept. . Der überraschende Entschluß Cham- berlains, nach Berchtesgaden zu fliegen, hat bei der Presse, selbst bei den Zeitungen der Opposition, volle Zustimmung gefunden. Die „Times* schreiben, daß diese Nachricht tiefste Zufrie denheit und Erleichterung bei aller Welt ausgelöst habe. Für England aber und auch für Millionen in anderen Landern werd« Chamberlains kahles Vorgehen Beruhigung bedeuten. Es stelle gleichzeitig, .einen Men. Beweis VM seinem Mut und selner VewunftsW« Der Fahrer habe Chamberlains Anfrage sofort in.freunMcher Weise beantwortet. Jetzt würden sich die beiden Staatsmänner zu Besprechungen treffen und ohne ein Jyta von. ihren, persönlichen Ueberzeugungen. abzuweichen, sich zusammentun, um eine Katastrophe zu vermeiden, und um Europa auf den Weg der Verunft und des Friedens züruck- zuführen. Ganz. England werde mit Dankbarkeit anerkennen, daß Hiller das Seine dazu getan habe, um den Besuch Eham- berlains möglich zu machen. Das englische Volk verstehe, daß „Diktator" und „Demokratie" Seite an Seite leben könnten, und die große Masse in England werde dankbar sein, daß endlich einmal etwas getan worden sei. Man sei davon über- zeugt, daß ein Krieg wegen des tschechischen Streites ein Verbrechen wäre. — „Daily Telegraph" erklärt, Chamberlains bewußtes Abweichsn von den diplomatischen Gebräuchen ver- diene Erfolg. 'Die Art und Weise, mit der er Formalitäten zu Gunsten einer unmittelbaren persönlichen Annäherung bei Seite gelassen habe, sei bezeichnend für den Staatsmann, der es nicht zulasse, daß durch Gebräuche der Vergangenheit Störungen entstünden, wenn große Ziele - auf dem Spiele stünden. Chamberlain und Hiller hätten jeder eine ganze Nation hinter sich stehen. — „Daily Expreß* erklärt, wenn zwei Staatsmänner wie Chamberlain und Hitler sich an einen Tisch setzten, dann könnte alles andere ruhig bei Seite stehen. — „Daily Mail* schreibt, die ganze Welt werde sich darüber freuen, daß Chamberlain und Hitler zusammenkämen, und mit angehaltenem Atem warten. — Selbst das liberale Blatt „News Ehronicle* und der marxistische „Daily Herald* wün schen Chamberlain Erfolg. * Daladier zur Reise Chamberlains. Pari», 15. Sept. Ministerpräsident Daladier erklärte, über die Reise Chamberlains nach Deutschland befragt: „In Anbetracht der schnellen Abwicklung der Ereignisse in der Tschecho-Slowakei, dnrch die sich die lokalen Verhandlungen sehr schwierig gestalten, habe ich gegen Ende de» gestrigen I Nachmittag» die Initiative ergriffen, ein« persönliche und direkte Fühlungnahme mit dem britischen Ministerpräsidenten ! aufzunehmen, um mit ihm zusammen di« Möglichkeit eines außerordentlichen Vorgehen» ins Ange zu fassen, da» gemein sam mit Deutschland die Ueberprüfung der wirksamsten Mittel für die Sicherung einer freundschaftlichen Lösung de» Streit fall» zwischen den Sudetendeutschen und der Prager Regie- rung und damit die Erhaltung des Frieden» in Europa er- laubt. Ich bin besonder» glücklich über da« Uebereiystimme« der Ansichten der beiden befreundeten Regierungen.* «... Paris, 15. Sept. Die Nachricht von der Reise Chamber- lains nach Berchtesgaden hatte sich in kurzer Zeit in der ganzen Stadt verbreitet. Noch am späten Abend brachten die Boulevard-Blätter Sonderausgaben, die die bevorstehende Aussprache ankündigten. Der „Matin* schreibt in Zusam menhang mit den Besprechungen, die Ministerpräsident Dala dier in den letzten Tagen gehabt hat: Man habe gestern von Schwierigkeiten innerhalb des Kabinetts gesprochen. Die Wahrheit aber sei, daß der Ministerpräsident zwischen den beiden Flügeln eine Einigung erzielt habe, die es ihm ge- statte, den Frieben zu erhalten und zugleich dem Lande die notwendigen Bürgschaften der Sicherheit zu bewahren. — Im „Journal - weist der frühere Ministerpräsident Flandin darauf hin, daß er im Dezember 1937 zu den deutsch-französischen Beziehungen ortzenseitige gugestäMsiff« im Interesse des Friebens gefordert habe. Seine Erklärung habe er damals dem Ministerpräsidenten, dM Außen- und hem Kriegsminister gegLmrhex -Mn «MnzttE. M Ksterxeichische Patze sich in brei MyWtxn, U.N-. ntn-M im Laufe des Som ¬ mers 1Ü38 stellen wende. Die Reise Chamberlains müsse mit Freude unterstrichen cherden. Flandin fordert dann leiden- ichaftlich' militärische Zurückhaltung Frankreichs und leugnet das moralische Recht , zym Kriege, da Frankreich nicht ange? griffen sei.' Um Frankreichs lebenswichtige Interessen zu ver- leidigen, würben alle Franzosen einmütig sein. Den anti- hitlerischen und antifaschistischen Anschauungen, die heute die Gemüter so vieler Franzosen bewege, stelle sich großzügiger französischer Ideälisryus entgegen: das Selbstbestimmung», recht der Völker. — „Jour* stellt fest, daß die Nachricht von der Zusammenkunft zwischen Hitler und Chamberlain wie ein Dönnersschlag gewirkt habe^ — „Figaro" unterstreicht mit Bewunderung den Entschluß Chamberlains. In beiden Län- dern sei man bereit, das Nationalitätenproblem in der Tschecho- Slowakei in einem realistischen Geiste zu prüfen und zu Berchtesgaden werde nicht nur eine Aussprache von Staatschef zu Staatschef, sondern ebenfalls von Volk zu Volk sein. - - - - - - . * ' Mailand, 15. Sept. Das Zusammentreffen des Führers mit Chamberlain wird von der gesamten Presse als äußer- ster Versuch zur Rettung des Friedens bezeichnet. „Gazetta del Popolo* hebt hervor, -der Vorschlag des englischen Premier- Ministers beweise, daß nicht alle Möglichkeiten einer friedlichen Lösung endgültig geschwunden seien. Die Worte des Führers, mit denen Adolf Hitler an das deutsch-englische Flottenab- kommen erinnerte, dürften bei Chamberlain nicht wirkungslos verhallt sein. Tatsächlich hätte für Deutschland die Herab- setzung der Flottenstärke auf 36 v.H. der britischen ein großes Opfer bedeutet, das für den europäischen Frieden gebracht wurde. In diesen entscheidenden Stunden Europas dürfe nichts unversucht bleiben. Die Irrtümer vor der Kriegs- erklärung 1914 hatten den britischen Staatsmännern eine Warnung gegeben. Aus einem Zusammentreffen und einer freien loyalen Aussprache der beiden Staatsmänner sei alles zu gewinnen. Europa und die ganz« Welt blicke auf-die Korrfe«nz auf dem Obersalzberg. , Proklamation Konrad Henleins Eger, 15. Sept. Der Führer der SdP., Konrad Henlein, erläßt an das Sudetendeutschtum, an das deutsche Volk und die gesamte Welt folgende Proklamation: Meine Volksgenossen! Al» Träger eure» Vertrauen» und im Bewußtsein meiner Verantwortung stelle ich vor der gesamte« Welt öffentlich fest, daß mit dem Einsatz von Maschinengewehre«, Panzerwage« und Tank» gegen das wehrloser Sudetendeutschtu« die Unter- drückuag de» tschechischen Bölke» seine« Höhepunkt erreicht. Dadurch hat da» tschechische Boll aller Welt vor Augen ge- führt, daß ei« Zusammenleben mit ihm in einem Staate end- gültig unmöglich, geworden ist. Die Erfahrungen einer 20jSH- rigen Gewaltherrschaft und vor allem die schweren Blutopfer der letzten Tage verpflichten mich, z« erklären: 1. 3m Jahre 1S1S wurde« mir bei Borenthaltuug de« un» feierlichst -»gesicherte« Recht«» auf Selbstbestimmung gegen unseren Willen in den tschechischen Staat ge zwungen. 2. Ohne jemal» auf da» Selbstbestimmung-recht »er- zichtet zu habe«, habe« wir unter schwerste« Opfer« alle» versucht, im tschechischen Staat unser Dasein zu sicher«. 8. Alle Bemühungen, da« tschechische Doll und sein« BerantwortungttrSger zu einem ehrliche« und gerechte^ Au«gl«ich zu bewege«, find an ihrem unversöhnliche« Ber- nicht«ng»wille« gescheitert. I» dieser Stu»tf«»s«dete«d«utscher Wft tret« ich vor euch, das deütsche Boll und die gesamt« zivilisierte Welt und erkläre: , Wir woll« «"a l »?f r e i e, d « «tsche Men sch e n leben! Wir wollen wieder Frieden und Ar- beit i« unserer Heimat! Gott segne un« und ««seren gerechten Kampf! Konrad -enlal«.