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lw^n von «07 mniknio-imci. « v V» > u I- - , Ich ließ mir von den BöyS ein Bäd her- s richten, mich entkleiden und speiste nach dem Babe be- > haglich auf der Wohnveranda. Draußen war nach starker Dunkelheit der Mond hervorgekrochen, der mit seinem magischen Licht die Anlagen taghell beleuchtete. Still war eS um mich, ich lag langau-gestreckt auf einem großen „Faulenzer" und döste, wie meine Dogge, die am Boden lag. Plötzlich das laute Aufheulen eines Hundes, dem ein wütendes vielstimmiges Kläffen folgte. Meine Dogge sprang auf und jagte wild bellend die Treppe zum Garten hinab. Ein Schuß krachte, mehrere Polizei- soldaten stürmten wie toll geworden über den Hof nach den Wirtschaftsgebäuden. Meine Diener standen zit» ternd an den Türen. Da wurde der Holzvorhang zum Eingang auf die Veranda hastig zur Seite gerissen und der Marschall trat ein. Atemlos meldete er: „Louwan Kommandant Tusu! (Bär)." Darauf war ich allerdings nicht vorbereitet. Schnell kleidete ich mich an und untersuchte meine Büchse. „Wo sahst du ihn, Sodikromo?" erkundigte ich mich. „Am Buschrand, Touwan Kommandantl ES sind zwei Bären, sie Haden zwei Hunde totgebissen und sind in den Bnsch geflohen. Wir haben geschossen, aber Lie Sunde verfolgten sie und vereitelten LaS Zielen!" Die Hnndel — fuhr es mir durch den Kopf. Ich hatte vergessen, gie große Schar meiner Hunde einsperren zu lassen. — „Schnell!" schrie ich. „Schnell, Sodikromo — Fackeln, Fackeln!" „Saya, Touwan Kommandantl" erwiderte Ler Mar. schall und raste zurück zur Polizeistation. Einige Mi. nuten später flammten zwanzig Fackeln auf uns eben- soviele Soldaten folgten mir mit Gewehren in den Busch. Die verdammten Hunde verdarben mir die ganze Jagd. Ich hörte ihr wütendes Kläffen tief in Ler Finsternis -es Wal-eS, und wir konnten ihnen nur langsam folgen, denn Morast, Sümpfe, verfaultes Holz, Dornen und Lianen versperrten uns Len Weg. ES war ein mühsames Vordringen. Die Kleider hingen uns zer- fetzt am Körper, und wie gebadet waren wir vom Schweiß, Schlamm und Schmutz. Bald sahen wir Lie Aussichtslosigkeit unserer Verfolgung ein und machten in einer Lichtung halt. Ganz weit entfernt hörte» wir noch die Hunde heulen, und es schien, als ob sie unsere Signalpfeifen, die sie zurückriefen, nicht vernehmen könnten. Aber immer wieder ließ ich die Pfeife ertönen und wartete auf den Erfolg. Endlich tauchte meine Dogge auf, Ler sieben andere Hunde folgten. Von Len noch fehlenden neun Hunden fanden sich erst nach zwei Lagen noch drei Tiere ein, wo aber der Rest geblieben war, habe ich nie feststellen können. Wahrscheinlich wer- den sie von den Bären oder anderem Raubgesindel ge. rissen und gefreßen worden sein. Am folgenden Lage richtete ich mir auf dem Dache des Hühnerhauscs eine Schietzkanzel ein und begann zu hoffen, daß die Bären, trotz der schlechten Erfahrung, die sie gemacht hatten, dem Bienenloch dennoch einen Besuch abstatten würden. Von meinem Anstand konnte ich, wie bereits gesagt, keine leichtere und bequemere Zielscheibe haben, und so begab ich mich, nachdem ich alle Hunde hatte einfangen und in Lie Ställe sperren laßen, auf meinen Posten. Es war ungefähr um halb sechs Uhr, alS ich endlich einen dunklen Körper im schattigen Buschrand sich vor sichtig bewegen sah. Erkennen vermochte ich den Büren noch nicht, dazu deckte ihn das Buschwerk zu stark, aber ich bemerkte doch, wie ein größeres Tier das Terrain vorsichtig musterte. Und das konnte -och nur der Bär sein.' Jetzt tauchte -er spitze Kopf aus -em Blättermeer auf, bewegte sich hin und her, äugte und sicherte. Miß- iranisch wandte er den Kopf nach den Ställen, in denen die eingesperrten Hunde tobten, spitzte die Gehörne und — wartete. Als aber von dort keine Gefahr zu kommen schien, ließ er ein leises bekiedigtes Brummen ver nehmen und trollte in -ie Lichtung. Gleich hinterher schlich ein zweiter Bär aus -er Buschdcckung hervor, anscheinend die Bärin, die sich viel mutiger gleich dem Baum mit dem süßen Honignest näherte. Es waren die ersten Bären, denen ich in Sumatra begegnete, deshalb fieberte ich vor Freude und konnte mich nicht ent- schließen, sie sofort aufs Korn zu nehmen, trotzdem sie herrliche Ziele boten. Die Bärin erhob sich auf die Hinterläufe, schritt auf. recht die letzten paar Meter zum Baum, umklammerte ihn mit den Vorderläufen und versuchte den spitzen Fang in das Bienenloch hineinzuzwängen. Aergerlich brummend warf sie mit der Pranke den hinderlichen Klotz zur Seite und heulte auf, als dieser wuchtig auf seine alte Stelle zurückschlug und dabei die Bärin sehr empfindlich traf. Wütend versetzte sie dem Klotz einen neuen und noch heftigeren Schlag un- erhielt natürlich demzufolge als Antwort einen um so kräftigeren Hieb auf die suchende Nase. Als bet diesem Manöver zugleich die erschreckten Bienen wie eine Wolke aus dem Bamn hervorbrachen und die Teufelsfratze ihres Feindes böse umschwärmten, ließ die Bärin von erneuten Versuchen ab und fiel mit den Vorderläufen auf den Boden zurück. Heulend und brummend wehrten die Pranken das auf geregte Bienenvolk ab. Die Bärin warf sich zu Boden, kugelte und rollte sich, um die stachligen Verfolger los- zuwerden. Es war ein nrdrolliger Anblick, der mich zum Lachen reizte. Der Bär war währenddessen im Kreise um den Baum herumgeschlichen, versuchte auch öfters die Bärin abzudrängen und brummte schließlich böse, als sie -en Platz am Bienenloch sehr energisch be hauptete. Da sie sich aber dann vor den anstürmenden Bienen in Sicherheit brachte, erhob sich sofort Meiller Pey uno stellte -le gterchen Versuche an. Aber auch er erhielt verschiedene recht heftige Schläge des Klotzes, Lie er immer wieder heulend und brummend abzuwehren versuchte. Inzwischen hatte tch mit ruhiger Hand -en Bären aufs Korn genommen und drückte ab. Erschreckt svrana er vom Bienenloch zurück und heulte wütend aus. "Gr, sowohl als auch die Bärin, richteten sich mit angelegten Gehören auf tue Hinterläufe auf und — kamen so aus meinen Stand zu. Ich schien den Bär nicht arg getroffen zu haben, er schweißte wohl am Kopf, aber tödlich war -er Schutz auf reinen Fall. Meine Lage konnte kritisch werden, wenn -ie Bären mich erreichten. DaS niedrige HauS, aus -eßen Dach ich saß, war für sie durchaus kein Hindernis, denn -er rohe Holzbau mit Sen vielen Bal- ken unL Brettern bot ihnen eine Menge Möglichkeiten, da- Dach sehr schnell zu erklimmen. Etwas unruhig nahm ich den angeschoßenen Bären wiederum aufs Korn und -wana mich zum sicheren Zielen. Der Schutz krachte, sah, und Meister Petz Überschlug sich, erhob sich, schweißte, roter Geifer floß aus dem schrecklichen Rachen, dann brüllte er entsetzlich auf und kollerte zuckend am Boden. Mit Befriedigung verfolgte ich LaS Ende und wollte schon, den zweiten Bären vergessend, meinen Stand ver lassen, um -em zu Tode Getroffenen den Fangschuß zu geben, als plötzlich -aS Weibchen das Dach erkletterte und zähnefletschend und grimmig aufheulen- zwei Schritte vor nur auftauchte.. Blitzschnell riß ich -ie Büchse an Sie Backe und gab Feuer. Aber zugleich mit dem Fall des Tieres brach das dünne, nur mit trockenen Palmblättern gedeckte Dach des Hühnerhauses, und Wild un- Jäger stürzten in die Tiefe, mitten unter Hunderte von Hühnern, die erschreckt und heftig gackernd auscinanderstoven. Www M w M w W W M W WIM wwIIIII Unser /reiter Roma»! Der EMMI -um Ächt Kriminalroman von Anni Schmidt v. Schmidsfelde« Es gibt wenig Kriminalromane beßerer Art, di« eine so fabelhafte Spannung (es handelt sich um die Entdeckung eine» mysteriösen Mordes und die Entlastung eines unschuldig Verdächtigen) in ge radezu verblüffender Weise erregen. Die hoch dramatische Handlung wirft ungezählte Möglich keiten auf, die den Leser mitreiben und ihn selbst zu schärfstem Nachdenken über die Zusammen, hänge dieser unentwirrbar erscheinenden Rätsel veranlaßen. Immer wieder erhält diese prachtvolle Kriminal- geschichte eine andere Wendung und speziell di« in dem Schlußkapitel sich häufenden Sensationen laßen uns nicht zur Ruhe kommen. Es ist, wie gesagt, ein nicht alltäglicher Kriminalroman, den wir bis zur letzten Zeile mit ungeschmälertem Interesse verfolgen. Wir beginnen mit der Veröffentlichung dieses Romans in der Beilage am nächsten Donnerstag. Die Schriftleitung - V- Glücklicherweise ivar das HauS nur fünf Meter hoch, doch war der Fall ungemein heftig, und ich hätte mir Sie Knocken brechen können, wenn nicht die Bärin so gütig gewesen wäre, mich unten mit dem Rücken aufzufangen. Zwar knickte ich ihr die Rippen, aber ich selbst kam mit heiler Haut Savon. Das Tier lag in den letzten Todes- Zuckungen, und wenn ich ihm trotzdem noch den Fang, ichuß gab, so geschah das nur der Vorsicht halber. Auf dre Schüße waren meine Polizeisoldaten herbei- geeilt, die inzwischen auch dem andern Bären den Gnadenstoß versetzt hatten. Der Hitze wegen wurden die Bären schnell -erlegt, die prachtvollen Decken aufge spannt Und die saftigen Keulen an Spießen gebraten. Letztere, sowie die wohlschmeckenden Bärenpranken teilte ich mit meinen Leuten, während an den übrigen Fleisch- maßen sich die Chinesenkulis gütlich taten. Meine Hunde erhielten die Abfälle und Reste, und so war nach-er merkwürdigen Jagd auf meiner Polizei station und Pflanzung eitel Freude und — maßloses Schlingen.. Die ich schon eingangs erwähnt, laßen sich Bären an der Küste höchst selten sehen. Die erlegten waren die einzigen, Sie mir in siebe» Jahren begegnet sind. Wahr- scheinlich waren sie eigen- zu meinem Vergnügen er- schienen, älS Lohn sür die bestandenen Abenteuer mit den verdammten Äischnuiten, den Männern mit den drei roten Strichen. — Gin Jahr später, — Ich lag behaglich au-gestreckt im Liegestuhl auf der Veranda meine- Bungalow-, al- ein Pouzetsoldat mir einen Mann meldete, oer ganz allein mit einem Sampan lBoot) angekommen wäre und mich zu sprechen begehrt«. „Wa- will «? Hast du nicht nach seinem Ramen gefragt?" V „Sava, aber er hat mir den Namen nicht genannt. Der Mann gab mir diese- Päckchen," dabet überreichte mir der Soldat einen harten, runden Gegenstand, der fest in ein Papier gewickelt und verklebt war. „und sagte, der Tmnvan besar soll ganz allein da- Päckchen offnen, dann wird der Touwan wißen, w«H er sei." Geheimnisvoll, Lachte ich, öffnete -ie Pavterhülle und — ein glatter Llfenbetnring siel mir in die Hand. Er- schreckt sprang Ich auf - Tarimo! fuhr eS mir durch den Kopf und hastigbarg tch -en Ring in meiner Tasche. — „Ged. hole -en Mann." befahl ich. Der Soldat salutierte uns lief eiligst die Treppe hinab. Bald darauf stand der fremde Mann vor mir in der Veranda. ' .. . „Tarimo?l" staunte ich ihn an. „Du?" „Saya, Touwan Kommandant, ich bin eS!" Er warf sich zu Boden und berührte ibn dreimal mit der Stirne. „Und du wagst eS, mich aufzusuchen?" „Ich mußte kommen, Touwan Kommandant! Ich mutzte Euch Lanken. Ich weiß, -aß Ihr gut unL edel sei-, Ihr wer-et Euch nicht rächen. " „Wenn -u ordentlich und ehrlich gewor-en bist, Tarimo, so werde ich mich nicht rächen, sondern mich freuen." ' „Saya, Her-. — Ich habe ein ganzes Jahr fleißig ge- arbeitet und Lin in Java Oberaufseher einer Kaffee- Plantage geworden." — Er stand auf un- reichte mir ein Schriftstück. „Hier, Touwan besar, habe ich auf meinen Wunsch ein Zeugnis erhalten. Ich wollte eS Euch zeigen un- beweisen, Laß ich, Ler wilde Tarimo, jetzt ordentlich und ehrlich geworden bin." Ich nahm den Brief und laS ihn. Darin wurde be- stätigt, was der Mann sagte, und ich freute mich herzlich darüber. „Tarimo! — So habe tch dich nicht umsonst gerettet? Du — bist wirklich un- wahrhaftig ein braver Mann gewor-en?" „Saya, Herr! — Immer habe tch an den Touwan gedacht, bin fleißig gewesen, um dem Touwan zu zeigen, daß ich nicht schlecht bin. Un- jetzt, heute, bin ich sehr glücklich, sehr, sehr! Aber alles LaS habe ich nur Lem großen Louwan zu Lanken. Alles, uns mein Leben da zu! — Deshalb bin tch gekommen, nur deshalb, saya!" Gerührt reichte ich ihm die Hand, die er demütig küßte. „Tarimo," erwiderte lch freundlich, „damit hast Lu mir eine große Freude gemacht, und ich wünsche dir auch ferner alles Wohlergeben. Bleib so. Tarimo. unL merke dir: Immer nur ein ehrlicher Mensch wird geachtet und geliebt werden. Auch -ein Prophet wird nur dann Lich schützen." ' „Herr, Len wilden Tarimo habe ich abgestreift, Len hat der Tiger gefressen. Ich bin ein anLerer, als jener, -er Euch gefanaennahm. Ihr babt mir ein neue» Leben geschenkt, aber Ihr wäret auch der einzige, Ler sür mich ein freundliches Wort und eine ehrliche Mahnung hatte. — Seht Herr, immer habe ich an Euch gedacht und ge spart, um Euch meine Dankbarkeit zu beweisen." — Er reichte mir ein Säckchen mit Kaffeebohnen. „Diesen Perlenkaffee habe ich für Euch gesammelt und redlich von meinem Arbeitslohn bezahlt. Es ist eine seltene Kostbarkeit und trotzdem für Euch noch zu gering. Ich bitte Euch, nehmt ihm Verachtet nicht meine kleine Gabe!" „Und wären «S kostbare Perlen, Tarimo, so würden sie mich nicht so erfreuen, als diese Perlenbohnen, Lie dein Fleiß erworben hat. Ich danke dir, Tarimo! — Allah behüte dich!" — Bewegt -rückte ich seine Hand. Dann beugte er tief -en Rücken, sah mich mit einem glückstrahlenden, dankbaren Blick an und ging hinaus. Unten im Garten wandte er sich noch einmal zurück, legte die Han- auf -äs Her? und neigte sich tief, unter- würfig. Gleich darauf erschien Lie kleine Batta, niedlich, sauber und gepflegt und hinter ihr -er Marschall. „Touwan Kommandant," rief sie erregt, „war da- nicht - -er Mönsckentiger ...?" „Ah, Tarimo!?" schrie der Marschall. Ich schüttelte den Kopf. „Den Tarimo hat Ler Tiger gefressen — der dort, der von mir ging — war ein ganz, ganz anderer!" „Saya, Touwan Kommandant," flüsterte bewegt der Marschall, „der dort — nein — das war ein ganz anderer!" . , Da fiel mir die kleine Batta zu Füßen, sah mich ver- klärt an, bis die Hellen Tränen ihren Blick verschleierten. Leise, leise, hauchen- vor Glück, sprach sie nach, wa» unsere Herzen «ns in -en Mund gelegt hatten: „Saya ein ganz — ganz' anderer!" — Ende — LieZeitung!