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HW»« von sc«7 «Kir7cnäo-7»>c». Unzählige Male mußte ich beÄ Radscha und seinen Gästen die Geschichte meiner Gefangennahme und metner Errettung erzählen. Aber immer wieder wurde ich nach allen möglichen Einzelheiten gefragt, und die Namen Tarimo — Bawuto ließen die Zithörer er schauern. »Allah und Mohammed!* schrie -er Fürst erregt. »Habt Ihr — denn keine Furcht gehabt, Tonwan Komman dant? — Habt Ihr nicht gezittert für Euer Leben? — Beim Barte des Propheten, ich wäre schon vor Entsetzen gestorben l- Ich zuckte lächelnd die Achseln. „Warum soll ich mich fürchten, Hoheit? — Ich bin Soldat und gewohnt, dem Tode zu begegnen. Ob heute, ob morgen, LaS mag Allah bestimmen. Ich kann nur einen Tod sterben.- Der Radscha nickte. „Wohl, nur einmal, aber auch nur einmal leben. Ich — möchte nicht sterben, ich liebe da- Leben!- „Oh, oh- sekundierten die Minister, „der große Toenkoe liebt das Leben. Saya, saya, leben ist besser, wie sterben.- — Und alle sahen sich furchtsam an und nickten mit den Köpfen. „Wer behauptet denn, -aß vaS Leben mit dem Tode aufhört?- fragte van Trassen. „Ich zum Beispiel glaube fest an ein Weiterleben nach dem Todel- „Warnm glaubt Ihr fest daran, Touwan Leutnant?- fragte atemlos der Radscha. „Habt Ihr Beweise?- „Zum Teil! — Ihr wißt, Hoheit, daß unser Freund, der Pflanzer König, auf Anstiften des geheimnisvollen Mannes mit den drei roten Strichen durch seine Diener ermordet wurde?- „Saya, ich hörte davon,- erwiderte der Fürst er schauernd. Trusten nickte. „Saya, es war eine furchtbare Ge- schichte. Nun, der Ermordete scheint aber mit -er Hin richtung seiner Diener noch nicht befriedigt zu sein, son dern verlangt dieselbe Strafe auch für den Urheber, sür den Mann mit den drei roten Strichen.- „Wie kann der tote Touwan König etwa- verlangen? Er kann nicht sprechen, nicht schreiben, sich nicht einmal zeigen. Er ist für uns verschwunden, ausgelöscht,- be hauptete der Radscha. Trassen schüttelte den Kopf. „Nein, Hoheit, er lebt weiter, anck nach dem Tode. Mir ist er erschienen, aller dings nur im Traume, doch nicht einmal, sondern schon sechsmal!- Der Fürst wehrte lächelnd mit der Hand: „Im Traume, Touwan Leutnant, -aS will ich Euch glauben. Ich träume nicht gerne, weil man meist nur unange nehme und aufregende Dinge u» Traume erlebt. Saya! Träume find gräßlich, aber, Allah sei Dank, es sind nur Unwahrheiten l- Und Lie Minister, Prinzen und anderen Persönlich- keiten nickten bestätigend mit den Köpfen. „Träume,- behauptete Prinz Hirzo, der Bruder -es Fürsten, „sind kein Beweis sür ein Weiterleben nach -em Tode.- „Gewiß,- mischte sich Leutnant Lefebre in da» all gemeine Gespräch. „Träume sind im Grunde genommen nur Reflexionen vergangener Geschehnisse, oder auch Lie Ausstrahlungen geheimer Wünsche, die wir im Herzen tragen. Und doch möchte ich die Möglichkeit nicht unbe dingt ablehnen, daß oft wiederholte Traume die Brücke für eine Verständigung sind zwischen LiesseitS und jenseits.- Trassen schlug bekräftigend mit der flachen Hand auf den Tisch. „Das ist, was ich ganz entschieden auch be- Haupte! Unser armer ermordeter Freund sucht einen Kontakt mit mir, um mich durch öftere Mahnungen ge- wissermaßen zu zwingen, den Verbrecher zu suchen und diesen der verdienten Todesstrafe auöznliefern. — Des. halb Halle lch'Läts fllr Len besten Beweis für ein Weiter- leben nach dem Tobel- Al» darauf viele Herren schwiegen oder zweifelnd die Köpfe schüttelten, brachte Leutnant von Trütschler in Vorschlag, doch den Vogt Ei-Margaga komme» zu lassen und diesem klugen und bewährten Diener de» Propheten die Frage vorzulegen. Auf alle Fälle wäre e» inter essant, -essen Meillung darüber zu hören. Dieser Vorschlag fano bei den Gästen stürmischen Bei- fall, an dem sich auch der Radscha stark beteiligte, so Latz mir schließlich nichts anderes üvriablteb, als durch einen Boten den Fakir herbeirufen zu lasten. — Bald stand dieser schlicht und bescheiden in seinem blütenreinen, indischen Gewand vor uns, verneigte sich tief und unterwürfig vor dem Fürsten und grüßte auch die anderen Herren tut Kreise durch Anlegen -er flachen Sand an seine Stirn. Bon dem mittelgroßen, hageren Malaien mit -em bnnklen, lodernden Blick strahlte eine eigenartige Feierlichkeit und vornehme Ruhe aus, Lie auch den Fürsten und seine Gäste aefangennahm und jede andere Unterhaltung unterdrückte. „Si-Margaga,- begann ich, ihm freundlich zunickend, „du — sollst hier vor deinem Fürsten und den hohen Herren seiner Umgebung auch uns ungläubige Europäer zu Gläubigen machen. Du bist ein Gesegneter, ein Diener Allah» und nennst dich „Mohammeds Werkzeug der Rache.- Wir glauben daher alle, daß du eine Frage beantworten kannst, über die dn sicher schon selbst nach- gedacht haben wirst, die aber alle Menschen der Erde stark beunruhigt. Zwar bist du ein Mufti, also ein Lehrer des Koran», de» göttlichen Worte», und wirst -ich, wie jeder gläubige Priester, scheuen, meine Frage anders zu beantworten, «IS deine Lehre eS vorschreibt. Dennoch habe ich zu dir unendliches Vertrauen und bitte dich, nicht zu versuchen, die Frage nach Len Ge- setzen LeS heiligen BucheS zu lösen, sondern uns eine rem menschliche, klare Antwort zu geben, die LaS Er- gebniS deiner eigenen, klugen Gedanken geworden ist. Si-Margaga, ich frage dich: Gibt eS wirklich ein Weiter- leben nach dem Tode, ober ist die Seele sterblich, wie der Lcib?- Schweigend hörte der Fakir mich an, setzte sich dann auf den kostbaren Teppich der fürstlichen Empfangs- veranda, kreuzte die Beine und ließ seine dunklen Äugen über Lie Anwesenden gleiteir. Und erst nach einer Weile, die uns eine Ewigkeit dünkte, neigte er wie grüßend das Haupt und erwiderte: „Toenkoe besar, Touwan Kommandant und ihr ande ren hohen Herren! — Für uns Menschen auf Erden gibt es drei einzelne Tage ,m Jahre, Lie frei sind, und an welchen sowohl LaS Gute, wie LaS Bose erfolgreich ist. Allahs Weisheit läßt die Menschen diese Tage nicht erkennen, denn sonst würde die Sünde wachsen, oder da» Gute uns übermütig machen. Und doch hat Allahs Gnade mich, seinen Knecht, wissen lasten, wann mem freier Tag angebrochen ist, wann ich sprechen und han deln darf wie jeder andere Mensch. — Würdet ihr mich gestern oder morgen gefragt haben, so dürfte ich euch diese Frage nicht beantworten. Heute aber ist mein freier Tag, und deshalb will ich bekennen, was ich weiß- Er neigte dreimal tief das Haupt, flüsterte unverständ liche Worte und fuhr dann fort: „Wir Geschöpfe der Erde leben alle ein Leben nach dem Tode. Unzähligemal hat der Tod uns ereilt, un- zähltgemal sind wir geboren, bis wir geworden sind, was wir heute find: Menschen! — Der göttliche Hauch, -er da- Samenkorn traf, wurde die Seele im Urbeginn ihrer Wanderung in die Ewigkeit. Die Seele ist Ler Atem Gottes, daher unsterblich. Stirbt das Seelen- gehäuie, der Körper, so erwacht die Seele in einem änderen werbende»'Körper. Und 7o sind wir Halme', Blumen, Ranken, Bäume gewesen, Fische, Vögel, Nütz- und Raubtiere geworden, bi» Allahs Gnade unsere Seelen in Menschengestalt erwachen ließ, von Stufe zu Stuf« schreiten wir -er vollendeteren Form entgeaen, ohne Hoffnung, Allah je erreichen zu können. — Nie- malS bis in alle Ewigkeit «erden wir den gewaltigen Herrscher im Himmel von Angesicht zu Angesicht schaue», sondern nur ein bange» Ahnen seiner Gegenwart, eine heiße Sehnsucht nach ihm werden unsere schuldbewußten! Seelen erschauern lasten. Un- doch, nach -em körper lichen Tode stehen wir mit unseren Taten vor Gott und seinem Strafgericht, «eine heilige Macht richtet über unSl Die Seelen guter Menschen werden auf anderen Planeten in vollendeteren Gestalten wiedergeboren, oder erwachen auf unserer Erde zu neuem Leben als Pro pheten und Verkünder der heiligen Gebote. Biele-andere dienen den Menschen al» Warner und Schutzgeister, -t» Allah» Barmherzigkeit sie würdig findet, em Höhere- Leben neu zu beginnen. Doch Allah» Zorn trifft schwer die Seelen böser Men- schen. St« werden -urückgeschleudert in die Körper giftiger Pflanzen und scheußlicher Tiere, damit sie von allen Geschöpfen Ler Erde angefeindet. verachtet und gemieden werden, damit sie die gräßlichsten Qualen der Verfolgung erdulden und in Verzweiflung weiterleben. Oh, ihr Menschen, ich, ein berufener Diener Moham meds, warne euch! — Ihr dürft nicht nur brünstige Ge bete sprechen, sondern auch euch wandeln un- handeln, damit ihr gut und edel werdet, dann wird die Pforte der Seligkeit ofsenstehenl- Dreimal senkte der Fakir sromm sein Haupt, murmelte unverständliche Worte und schwieg dann, starr vor sich ntederbltckend. Auch die Inder und wir Europäer schwiegen. Wir alle waren gefangen vom Ton und Wort de» seltsamen Mannes. „Pori-port,- knurrte unbehaglich der Radscha, „woher willst du da» alle- wisten?- Der Fakir lachte unheimlich, und seine dunklen Augen flackerten wie glühende Kohlen auf. „Auf diese Frage habe ich gewartet — großer Toenkoe — denn sie ,st Lie Frucht menschlichen Mißtrauens. Auch der Koran lehrt: Glaube unü Lat gehören zusammen, sie sind ohne Wert, wenn sie nicht miteinander gehen! — Worte fangen nur Zweifler, Taten sammeln Anhänger!- — Gr stand auf, und wie verklärt glitt sein Blick im Kreise umher, bis er ihn durchbohrend auf den Fürsten richtete. Zch er zählte von Schutzgeistern,- fuhr er fort, „von Seelen Ver storbener, die auf Allahs Befehl den Menschen begleiten, um ihn vor Gefahren und vor Lem Bösen zu bewachen. Solche Geister sind für LaS menschliche Auge nicht sicht- bar, und wir Menschen empfinden nur ein Ahnen ihrer Nähe. ES ist eine schwere Sünde, wenn das Gegenteil gelehrt wird, oder Gaukler durch Betrug Geister ln früherer, menschlicher Gestalt erscheinen lassen. Wohl strahlt der Körper verstorbener aus und erscheint uns in früheren Umristen, solange er noch nickt rm Grabe ruht. Doch auch nur dem, dem der letzte Gedanke, -er letzte Wille im Sterben gegolten bat. Sonst aber ist ein Erscheinen in irgen-einer körperlichen Form unmöglich. (Tue malatiicke Erklärung ist frei übersetzt.!. lfforyetzung folgt.) (Schluß des redaktionellen Teiles.) Lößnitz. Freitag abends 8 Uhr Kirchenchor (Hauptprobe mit Musik) in der Kirche. — Sonntag 9 Uhr Festgottesdienst mit Aufführung der Kantate 79 von I. S. Bach: Der Hern ist Sonn und Schild; Predigt: Mehner; anschl. Abendmahls feier. Für den Festgottesdienst werden gedruckte Gottes dienstordnungen mit , dem Kantatetext und den von dev Gemeinde zu singenden Liedern für 10 Pfennig abgegeben. Während des Heimatfestes allabendlich von 6—i/z7 Uhr Turmmusik durch den Posaunenchor. Die Pfarramtskanzlei ist von Montag, 23. 7., bis mit Sonnabend, 30. 7., Vorm, von 9—11 Uhr geöffnet. Die kirchlichen Vereine fallen in der Festwoche aus. Affalter: Sonntag 9 Uhr Predigt- gotteSdienst: Pietzsch; anschl. AbendmahlSfeier; >/,N Uhr Kinderkirche. — Mittwoch abenv» 8 Uhr Bibelstunde. Da» schSa» Laad der Sudetendeutschen. Dort, wo die Donau au» der Ostmark in de» tsckecho« Einst gab der Bergsegen der Stadt Freiwaldau am slowakischen Staat hinüberfließt, befindet sich die Stadt Altvatergebirge ein betriebsame» Heben. Nachdem die Preßbura, die Hauptstadt de» Lande» Slowakei. Auch - Schütze der Berge versiegt sind, ist Fretwaldau Luftkur- diese alte Stadt trägt seit alterSher ein rein deutsches ' ort. Im nahen Kurort Greifenberg war der weltbe- Gepräge. rühmte Prießnitz beheimatet. (Zeichnung R. Retmesch — Scherl-M.)