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auf GefW, Schlacke, Geckrätz (das Herausaekratzte )und die Hütteneinrichtung zu achten; 11. Ofendvuch« muß er ins Register bringen; 12. Mit dem Reinmachen der Schlacken sollt es wie in Eibenstock gehalten werden; 13. Er hat auf die Waage und das SezShe (Werrzeug) zu achten; 14. Ueber die Kohlen muß er genau «»rechnen; IS. Em Hüttenwächter ist zu bestellen, auch für Feuerleitern und Handspritzen zu sorgen; 18. Ein Hütteninventar ist anzulegen; 17. Vorsorge ist zu treffen, daß es nicht zu Streit oder Schlägerei kommt; 18. An Wrrgen ist nach der Bergordnung zu verfahren. Im Mai 1666 ist die Hütte gut im Gang. Bon 1667 Legen einige Rechnungen vor, besonders Wer kleine Ausgaben m» Einnahmen aus Zinn, vom Gestüb und vom Gepochten. Lindemann erhält die Erlaubnis, für sich, die Gewerke unL Hüttenarbeiter einen Tischtrunk zu verzapfen und Bier aus Aue zu holen oder aus Schneeberg einzulegen. Der sogenannte Ofenzins beim Schmelzen wird gestaffelt, je nach dem die Gewerken Ausbeute auf ihre Kuxe verteilen oder ohne Divi- Sende bleiben. Die ersten geben einen halben Taler, di« letzten nur 6 Groschen Ofenzins. 1667 schlägt das Dergamt Schneeberg vor, die Zinnhütte «m Disumtschmelzen mit zu verwenden, da sich die neue Schneeberger Eilberhütte nicht dazu eigne. Man wünscht «nnen kleinen Dismutosen für 3V Gulden Baukosten. 1669 wird geplant, den Hutmann abzuschaffen und dessen Amt, sein Warte» und Holzgel- dem Hüttenschreiber zu überlassen. Zur Aufsicht beim Feuer müßten dann freilich einzelne Leute defittlt wowen. 1670 und 71 wird berichtet, daß etliche Häus- lein bei der Hütte erbaut worden sind, über deren Erbzins erstattung Urttlacheit herrscht. Als Bewohner der Häuser »erden genannt di« Bergarbeiter Paulus und Christian Wolff. Rach dessen Tod wohnt sekn"Schwiegersohn Kohlmeister Johann Müller in dem 1678 erweiterten Haus. Der Hüttenschreiber Lindemann, offenbar ein gewandter Chemiker, erwirkt sich di« Erlaubnis zur Erbauung einer Rauschgelbhütte neben der Zinnschmelzhütte. Ursprünglich Student -er Theologie hat er früher auf Echönburgschem Boden, d.h. in der Grafschaft Hartenstein, in einer Hütte als Laborant gearbeitet. Sern Schwager, Andreas Fritzsch, war 15 Jahre lang Hüttenknecht in einer Rauschgelbhütte, die dem Oberhofzahlmeister Knorr gehörte. Dieser hatte das Rausch gelbmachen von seinem Großvater Barchel Knorr übernommen und besitzt ein Privileg darauf, Schwefelschlacken aus Freiberg zu beziehen, um Rauschgelb <Arsenttisulfidl und Fliegengift herzustellen. Auf Lindemanns Gesuch, der bei Kurfürst Johann Georg II. Proben vorlegt und als Zehntabgabe X Gulden vom Zentner anbietet, erteilt der Kurfürst die Er laubnis, eine solche „Farbhütte" zu erbauen. Etwas über der Zinnschmelzhütte, auf bis dahin felsigem Boden, errichtet Lindemann seine Rauschgellchlltte nebst Trockenstube, schönem Keller und bequemer Wohnung. Schon meldet aber der Rat zu Schneeberg seine Ansprüche auf diesen Felsplatz an: Er habe das Stück am Flößgraben von der Stadt Aue gekauft. Freilich hat der Rat kein Glück damit, denn das Bergamt in Schneeberg bestreitet ihm jedes Recht zur Einmischung. Als Lindemann, wohl auf Einwirkung Knorrs, aus Freiberg keine Schlacken mehr erhält, verschafft er sich 1678 die Erlaubnis, auch anderswicher aus kurfürstlichen Landen Schlacken zu be ziehen. Das Nauschgelbmachen wird also weiterhin in Aue eifrig betrieben. Noch im Jahre 1760 meldet Körner, daß von der Kieszeche an der Silberheide bei Bockau Rauschgelbkiese auf die Auer Hütten an die Drechslerschen und Lindemannschen Erben geliefert würden. Seit 1693 hatte Lindemann seinen Sohn Christoph, später Len jüngeren Sohn David als Helfer und schließlich als Nachfolger. Johann Christoph Lindemann trat 1701 in die Dienste des Zaren und starb 1702 in Moskau. Roch 1794 wird der Rauschgelbhüttengraben, der in Parzelle 1029 vom Aschorlaubach abgeht und früher zwischen Floß- graben und Zschorlaubach zur Hütte führte, wo sein Wasser zum Treiben des Pochwerkes diente, als Grenze zwischen Schneeberger Stadtwald und Auer Flur erwähnt. f (Fortsetzung folgt.) Forstgeschichtliche Streifzüge durchs Oberwaldifche. „Wu -e Walder hamlich rausch«." Da» Oberwäldische am Nord- und Südhang des West erzgebirges «ar von alt«rsher deutscher Besitz «ud deutscher Siedelungsraum. Hier erwuchs «ms deutschem Heimatboden die wildwachsende Naturblume unserer oberwöldischen Mundart, wie wir sie aus den Dichtungen von Will» und Röder, Schreyer, Soph und Anton Günther kennen. Gern streift der Naturfreund, der Volkskundler und Geschichts- forscher im Oberwöldischen umher. Auch die Forst- -«schichte dieses Gebietes offenbart trotz wechselnder Herrschaftsansprüche in den vergangenen Jahrhunderten, daß da» Kotten-NeUdecker mit dem Schwarzenberg-Auerbacher Forst revier auf ewig ungeteilt deutscher Besitz bleiben muß. Deutsch sind beSerseits die Forstabteilungen benannt. Wir bel«en dies an Hand alter Forstkarten für die benachbarten Forstreviere Platten und Johanngeorgenstadt. An Plattener Forstrevier heißen die Abteilun gen 1/2 Pechofen, 3/4 Jugel, 5/7 Lauterbachl, 8/11 Lehmgrube, 12/15 Echmirdhau, 13/14 Ober Rammel-berg, 19/24/26 Langen- hm», 20/21/25 Unter Rammelsberg, 22/23/27/28 Putzeneben, 29/32 ginnerwi«sbachl, 30/31/33/34 Birkenhau, 35 Baseler Berg, 36/37 Wolfsberg, 38/39 Bei der Sandgrube, 40/41 Schuppenberg, 42/43 Hirschberg, 44 Heinrichstein, 45 Am Felsl, 46/47 Hammeiberg, 48/49 Großwirse, 50/51 Pittelei, 52/53 Tanzboden, 54/60 Hasenberg, 55/57 Eisensteinweg, 58/59 Ziegenschacht, 61/63 Dürenberg, 64/65 Eckhardtsraum, 66/71 Geierraum, 67/72 Schneebergl, 68/70 Eispinge, 73/75 Platten derg, 76 Auerhanl, 77 Seifner Höhe, 78/80 ScherberhLuser, 81/84 Auerochsen, 85 Sauschwemme, 86 Zottenberg, 87/88 Ober dem Gottholdstolln, 89/90 Streitpinge, 91 Ober der Brettmühle, 92/94 Segen Gottes, 95/97 Sauschwemme, 98/100 Schwimminger, 101/103 Sandfels, 104/105 Steinriegel, 106/107 Klippe, 110/111 Halbmeil, 112/113 Harzwald (bei Streitseffe»), 114/115,/118/119 Erlebrunn (Grenze bei Ritters- grün und Breitenbrunn), 116/117 Bei -er Buche, 120/121 Patschwiese, 122 Bärenfang, 123 Forellenschacht, 124/125 Rikolaiwiese, 126/127 Glücksburg. Di« Plattener Forstgeschichte datiert vom 8. 6. 1560. Den Gemeinden Platten und Gottesgab wurden fol gende Rechte auf Widerruf eingeräumt: Holznutzung, Holz- Lohle fiir eigenen Bedarf, Hol- Mr Bauten gegen Wieder kxpflanzung der abgetriebenen Flächen, Waldweide und Gras nutzung. Durch Lie Waldordnungen von 1653 und 1659 wurde strengste Aufsicht anbefohlen. Wegen schlechter Bewirtschaftung nahm der Forst-Aerar -er Gemeinde Platten den Waldbesitz. Das Quantum des Holzbezugs Mr Gemeinde, Kirche, Schule, Krankenhaus und Rathaus wurde als Servitutsrecht am 1. 2. 1861 geregelt. Das Iagdrecht war laut Vertrag vom 24. 10. 1546 dem Kurfürsten von Sachsen verblieben. Am 14. 8. 1784 wurde dieses Recht an die böhmische Krone Mr 2000 kaiserliche Gulden verkauft. Die kaiserlichen Waldungen wurden von der tschechoslowakischen Republik am 16. 1. 1919 widerrechtlich gerarwt. Auf den Forsttarten findet sich mehrfach der Name Ueber schär. Das bedeutet Reststück zwischen Nachbarfluren oder rundlich abschließendes Grenzstück der Gemarkung, das bei Vermessungen übrigblieb. (Schar, ahd. scara, heißt „trennen" wie in Pflugschar und Schere). Im benachbarten Iohanngeorgenstädter Re vier treffen wir folgende -euffche Abteilungsnamen an; I. Fastenberg, II. Hohes Genist. Schimmel, Hinterer Milch« schachen, Junger Auersberg, Graupen, III. Am Hollbauer, Erz engel, Schwarzer Bär, Kranichsee, IV. Farmleite, Iugelwald, Schwarze Sey, Silbergehau und Pechhöfer. Die ältesten Nachrichten stammen vom Jahre 1591. Sie wurden in dem beim Archiv der Forsteinrichtungsanstalt befindlichen „Auszug des Lhurfürsten zu Sachsen eigentümliche Gehege" gefunden. Da heißt es zum „Amt Schwarzenberg" (wir wählen die heutige Schreibweise): „Der Hintere und vordere Milch« schachen fangen am Martinsberg an und gehen am Stein- bach hinauf bis an die Hadersau, hat Buchen, Tannen und Fichtenhölzer. Die Friedrich-Heyde fängt am vorderen Milchschachen an und geht bis an den Riesenberg, mit kleinen, struppigen Kiefern bestanden. Der Fastenberg fängt da an, wo der Steinbach ins Schwarzwasser fällt und geht hinauf am hohen Genist dis an Lie große Jugel, mit Buchen, Tannen un- Fichten wohl bestanden. Die Große und Kleine Jugel fängt am Fastenberg, am Eisenstein, Hinteren hohen Genist an und geht bis an die Farmleite, hat Buchen, Tannen und Fichtenholz. Die Farmleite fängt an der Kl. Jugel an und geht hinaus bis an die Schlickrsche, Neudekisch« Reinung, ist mit ziemlichem Fichtenholz bestanden. Die Sehe-Heyd« fängt an der Farmleite an und geht bis an den Hinteren Reh- Hügel, ist mtt struppigem Kiofernholze bestanden." Die Forst- orte sind di« gleichen geblieben, aber die Bestockung hat sich in den drei Jahrhunderten verändert. Buchen und Tannen haben an Fläche verloren. Daran ist zum Teil Li« unpflegliche Be- Handlung in früherer Zeit schuld. Im Wirtschaftsplane von 1837 treten noch folgende schädigende Gerechtsame auf: Wald hutung (Johanngeorgenstadt, Jugel, Steinbach, Teumerhaus), Harznutzung (Freihof Sosa auf Milchschachen, Graupen und Junger Auersberg). Schädlich war auch der Rauch des Ziegelei- betriebs, die WalLstreuentnahme und -er große Walddiebstahl. 1848 befanden sich unter 225 Ackern Räumden und Blößen allein 100 Acker, die durch Diebstahl zu Räumden geworden waren. — Ueber Len FörsterLienst berichten Akten des Hauptstaatsarchivs: Loc. 32 899, lül Gen. 1558 und 1553. Geschichtliche Artikel werden von der Sächs. Landesforstver waltung begrüßt. And ihre Werke folgen ihnen nach." kl Der Junglehrer Horst Gruner hatte sich diesmal Mr die Sommerferien einen ganz besonderen Plan ausgedacht. Seine Reisekasse war trotz allen Sparens schmal geblieben; weiter fliegende Wünsche mußte er sich darum versagen. Da war er auf den Gedanken gekommen, das Nützliche mit dem Ange- nehmen zu verbinden. Noch befanden sich in der Sippen tafel, die er von amtswegen wie auch aus starker persönlicher Neigung heraus zusammengestellt hatte, verschiedene Lücken; einzelne Eintragungen ermangelten der Genauigkeit; des wegen entschloß er sich, selbst auf Fahrt zu gehen und an Ort und Stelle das Fehlende zu ergänzen. Zugleich trieb es ihn, die Stätten kennen zu lernen, wo seine Ahnen gelebt und gewirkt hatten; vielleicht bot sich auch Gelegenheit, alte verwandtschaftliche Beziehungen aufzufrischen oder neue zu entdecken. So packte er denn mit Bedacht seinen Rucksack und trat an einem Morgen frühzeitig mit frohen Erwartungen Lie Reise an, die er möglichst zu Fuß auszuMhren gedachte. Obgleich in der Stadt geboren, wo er ebenfalls seine Schul zeit und seine Ausbildung zum Lehrer verlebt hatte, wies doch die Herkunft seiner Familie väterlicher- wie mütterlicher seits auf verschiedene Bauerndörfer des westlichen Erzgebirges und des angrenzenden Vogtlandes hin. Nach einer mehr stündigen Bahnfahrt, die die Anreise erforderte, stieg er auf Ler kleinen Haltestelle aus, von der aus das Dorf zu erreichen war, wo er seine ersten Nachforschungen anstellen wollte. Sein Weg führte ihn zunächst durch Kiefernwälder, welche die Luft mit kräftigem Harzgeruch erfüllten. Dazwischen erstreckten sich ausgedehnte Wiesen, aus deren Grün hier und da ein Teich Mit blankem Spiegel hervorleuchtete. Felder, auf denen Roggen und Hafer der Ernte entgegenreiften, oder die im Lilaschmuck der Kartoffelblüte schimmerten, zogen in breiten Ackerstreifen an der sanft emporsteigenden Anhöhe dahin, nur zuweilen von einem einzelstehenden Baum oder von Buschwerk unterbrochen. Aus der Mitte des Dorfes, Las breit und wie voll Behagens ins Tal gebettet war, ragte ein schiefergedeckter Kirchturm zwischen mächtigen Baumkronen, das ganze Dorfbild beherrschend, hervor. Unwillkürlich ver langsamte der Wanderer den Schritt, um sich ganz dem stillen Frieden hinzugeben, der von dieser heiter-ruhigen Landschaft ausströmte. Schließlich gelangte er zwischen mehreren Bauergehöften hindurch zum Dorfgasthof, der an der Straßenkreuzung zur Einkehr einlud. Weiträumig gebaut, stellte dieser mit seinem sauber getünchten Fachwerk und den stattlichen Linden, um deren Blüten Bienen summten, ein Stück guter alter Dorf kultur dar. Hühnervolk trieb sich gackernd unter den hölzer nen Krippen herum, die an der Straße standen; eine schön gezeichnete dreifarbige Katze sonnte sich neben der Tür, und Schwalben flogen in schwebendem Fluge ab und zu. Horst, von dem Anblick angeheimelt, nahm sich vor, ein paar Tage hier Rast zu machen, wenn Aufnahme und Unterkunft dem äußeren Bilde entsprächen. Er trat in die große, von einem sanften grünen Dämmerlichte erfüllte Gaststube ein, bestellte bei der Wirtin, einer rundlich-behäbigen älteren Frau, ein einfaches Mittagsbrot, und erbat sich Quartier Mr heute und morgen. Der Eierkuchen mit grünem Salat schmeckte ihm vortrefflich. Nach dem Essen kam er mit der Wirtin in ein Gespräch, das diese ohne unziemliche Neugier auf Beruf und Herkunft des Gastes lenkte, und Horst, dem die Art gefiel, wie sie die Unterhaltung führte, offenbarte ihr freimütig, weswegen er hierhergekommen sei. Als sie hörte, daß eine gewisse Christliebe Düring, die vor etwa 50 Jahren gestorben war, die Veranlassung zu seinem Besuch im Dorfe sei, er zählte sie ihm, daß sie als Mädchen noch bisweilen ihren Namen habe nennen hören und daß man immer von ihr als einer besonders guten und wohltätigen Frau gesprochen habe. „Aber", so fuhr sie fort, „Sie werden ja wohl den Herrn Pfarrer und unseren lieben alten Kantor in dieser Angelegen ¬ heit auffuchen; ich weiß, das muß man, wenn man über die Leute seiner Familie genauen Bescheid wissen will; da, mehr verrate ich Ihnen nicht, werden Sie noch etwas ganz Beson deres über sie erfahren." „Da scheint sich meine Sache ja ganz verheißungsvoll, wenn auch ein bißchen geheimnisvoll zugleich, anzulassen", erwiderte der junge Lehrer. ,Zch werde dann auch nicht zögern, meine Nachforschungen aufzunehmen und zunächst zum Pfarrer gehen." „Es ist nicht weit dahin; die Kirche sehen Sie dort vom Fenster aus, und das alte große Gebäude daneben ist der Pfarrhof." Horst dankte und machte sich auf den Weg. Er hatte Glück. Der Pfarrer, ein Mann hoch in den Fünfzigern mit einem feinen Gelehrtengestcht, war zu Hause. Als er, nach dem er seinen Namen genannt hatte, um die gewünschte Aus kunft bat, erhob sich der Pfarrer von seinem Sitze, ergriff noch einmal seine Hand, ein freudiges Erstaunen glitt über seine Züge, und in herzlichem Tone sagte er: „Das ist doch einmal eine besondere Freude Mr einen alten Landpfarrer, der heutzutage so viele rein geschäftsmäßige Anfragen aus seinen Kirchenbüchern beantworten muß, wenn er einmal je mand Äug' in Auge gegenübersteht, den das Herz zur Ahnen forschung treibt. Ich könnte Ihnen natürlich ohne weiteres Aufschluß erteilen; aber das ist ein besonderer Fall, wie Sie bald erkennen werden. Ich bitte Sie, gehen Sie zu unserem Kantor, und richten Sie einen schönen Gruß von mir aus, er möchte Ihnen alles über die besagte Christliebe Düring mitteilen. Ich glaube, Sie werden mir Mr meinen Rat dank bar sein." Hatten schon die Worte der Wirtin eine gewisse Spannung in Horst hervorgerufen, so steigerte der Hinweis des Geistlichen-diese noch mehr. Er verabschiedete sich von dem würdigen alten Herrn und begab sich dem Schulhause zu, das merkwürdigerweise ein Stück in den Kirchhof hinein gebaut war. Vom Bornständer ergoß ein Röhrwasser einen starken glitzernden Strahl in den bemoosten Steintrog. Ein mäch tiger Birnbaum schmiegte seine spaliermäßig gezogenen Beste und Zweige an den Fachwerkgiebel. Aus dem Garten zog der Weindust von blühendem Geißblatt bis auf die Straße hinaus. Vor dem Bienenstand an der Friedhofsmauer machte sich ein Mann im weißem Haar an den Bienenstöcken zu schaffen. Wie fragend blickte er zu dem Fremden im Wander- Habit herüber, der grüßend die Hand erhoben hatte; dann schritt er der Gartenpforte zu, da der Besuch offenbar ihm galt. Die Vorstellung war schnell erledigt. Der betagte Lehrer schien sich zu freuen, den jüngeren Berufskameraden als Gast begrüßen zu können. Er geleitete ihn zu einer schattigen Laube und bot ihm einen Sitz an. Als nun Horst seinen Besuch beim Ortspfarrer erwähnte und seine Bitte vor brachte, da strahlte es in den Augen des Aelteren auf. „Das hätte ich mir heute nicht träumen lassen, einen so lieben Be such aufnehmen zu dürfen. Der Herr Pfarrer wußte wohl, warum er Sie gerade an mich wies. Sie werden von mir nicht nur trockene Daten und Zahlen bekommen, sondern eine Geschichte von unserer Christliebe, die vielleicht das Schönste sein wird, was Sie in Ihr Ahnenbuch schreiben werden. Aber erst will ich Ihnen ihr Grab zeigen, ehe ich weiter be richte." Sie schritten nun mit einander einen gutgehaltenen Steinweg hinauf der Kirche zu. Gegenüber dem Seitenein gang blieb der Kantor stehen. „Hier rechts ist ihr Grab!" sagte er in still-feierlichem Ton. Zu Häupten des niedrigen Grabhügels erhob sich ein schlichter Stein mit Namen, Ge- burts- und Todesjahr. Eine Fülle von Buschrosen, die in herrlichster Blüte prangten, kündete davon, daß hier sorgsame und liebende Hände am Werke waren, die das Grab mit ehr furchtsvoller Pietät Hütten und pflegten. Horst, der erst eine Weile still dagcstanden hatte, gab seiner Bewunderung Ausdruck. Da sagte der alte Lehrer: „Auf diese Heim gegangene darf man mit Recht das Bibelwort anwenden: Und