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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.07.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193807090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19380709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19380709
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-07
- Tag 1938-07-09
-
Monat
1938-07
-
Jahr
1938
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.07.1938
- Autor
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er die Weihe der Einrichtung der Ehe aber nicht, wie die konfessionelle Betrachtung, in jenseitigen Vorstellungen und reltgtkuen Bindungen, sondern in der Bedeutung der Ehe für Bestand und Gesundheit de» deutschen Volkes . .. Anderer« seit» kann da» giel der Reform nicht sein, eine allgemeine Erleichterung der Ehescheidung im Sinne individualistischer Eheauffassung herbeizumhren. Denn wollte man jedem Ehe gatten, der in der Ehe nicht das volle von ihm erwartete persönliche Glück findet, ermöglichen, von seiner Ehe freizu- werden, so würde man den Wert der Ehe herabsetzen, würde man bei den Volksgenossen das Gefühl für die heilige Pflicht, aus ihrer Ehe das Beste zu machen und sich mit Unzu länglichkeiten des Gefährten abzufinden, statt zu stärken nur ab- schwächen. Das Ziel rann daher nur sein, es zu ermöglichen, daß eine Ehe, die für die Volksgemeinschaft wertlos gewor den ist, die auch für die Ehegatten, die sich ihrer sittlichen Pflichten in vollem Maße bewußt sind, nicht mehr zu einem rechten ehelichen Gemeinschaftsleben führen kann, auf einem ehrlichen Wege lösbar wird ..." E. D. Die Künstler beim Führer. Festlicher Abend im Führerbau z« München. München, 9. Juli. Der Führer empfing gestern in den Festräumen des Fllhrerbaues die Gäste des Tages der Deutschen Kunst. In großer Zahl waren die namhaften Künstlerinnen und Künstler aus dem ganzen Reich erschienen, um diesen Abend mit dem Führer zu verbringen. Außer dem engeren Mit arbeiterstab Adolf Hitlers war auch eine Reihe von führenden Persönlichkeiten des deutschen Kulturlebens mit Dr. Goebbels anwesend. * München, 8. Juli. Nach der feierlichen Eröffnung des Tages der Deutschen Kunst (über die der „E. V." bereits gestern berichten konnte) empfing Reichspressechef Dr. Dietrich 400 Schriftleiter zum Tee vor der Amalienburg. Er sprach über das Verhältnis der Presse zur Kunst und betonte u. a>: „Wer die wahre Kunstauffassung besitzt, wird als Journalist niemals ein selbstherrlicher Richter über die Kunst, aber auch als Künst ler kein unsachlicher Krittler an der Presse sein! Was der Kunst recht ist, muß der Presse billig sein. Beide, Kunst und Presse, dienen ihrem Volk und deshalb gehören sie auch in ihrem Wollen und Wirken zusammen." Gauleiter Staats minister Adolf Wagner begrüßte die Presse des In- und Aus- landes in der Stadt der Deutschen Kunst und betonte, der Auf. stieg der Deutschen Kunst, ihre Verankerung im Volk und die Ehrungen, die ihr dargebracht würden, waren nicht möglich, wenn nicht ein Mann gekommen wäre, der uns eine neue herr liche deutsche Kultur und Kunst schenkte. Ueber die Kunstausstellung selbst sei noch berichtet, daß sie eine Großschau von Werken zeitgenössischer deutscher Maler, Graphiker und Bildhauer bringt und einen Querschnitt der besten Leistungen deutfcher bildender Künstler zeigt. In diesem Jahre sind rund hundert Künstler mehr als im Vorjahre an der Ausstellung beteiligt. Der Katalog weist 1158 Werke auf. * München, 9. Juli. In der Festsitzung der Reichskammer der bildenden Künste am heutigen Sonnabend hiell Präsident Adolf Ziegler eine Ansprache, in. der er dem Führer für den Schug, den er der deutschen Kunst in allen Jahren angedeihen lieg, dankte. Nach einem Ueberblick über die Aufbauarbeit des Nationalsozialismus ging der Präsident besonders auf die Lage der bildenden Kunst in der Niedergangszeit 'ein. Der Erbauer der Ordensburg Sonthofen, Prof. Hermann Gießler, bot einen Vortrag über weltanschauliche Raumvorstel lungen in der Architektur. Die Ankunft der Aeppelin - Luftschiffahrt. Die Zeppelinfeiern. Friedrichshafen, 9. Juli. Das Zeppelin-Jubiläum wurde gestern durch die Einweihung des Zeppelinmuseums eröffnet, wobei der Schwiegersohn Zeppelins, Graf von Brandenstein- Zeppelin, die Festrede hielt. Anschließend fand eine Gefolg- schaftsfeier statt, an der u. a. Kommander Rosendahl als Ehrengast teilnahm. Dr. Eckener sprach über die Entwicklung der Luftfahrt technik und beantwortete dabei die Frage, ob die Erfindung des Grafen Zeppelin für die Verkehrstechnik von bleibendem Wert sein werde, zuversichtlich. Durch die Katastrophe des „Hindenburg" seien wir dazu gelangt, den letzten Schritt zur Vervollkommnung des Zeppclinschiffes durch eine wirtschaft lich tragbare Verwendung von Helium zu tun. Wir könnten mit Genugtuung sagen, daß uns dieser Schritt gelungen sei. Die Frage der Beschaffung von Helium aus den Vereinigten Staaten sei jedoch noch nicht endgültig gelöst und es gelte auch weiterhin, um das Werk des Grafen Zeppelin zu kämpfen. General der Flieger Sperrle überbrachte die Grüße Görings. Er feierte Zepelin als einen Mann, für den es wie heute im Dritten Reich kein „Unmöglich" gegeben habe. Wenn heute weniger technische, sondern mehr politische Schwierigkeiten auftauchten, so könne man doch überzeugt sein, daß es gelingne werde, auch diese Hindernisse zu über winden. Am Nachmittag trafen sich die Teilnehmer an der Gedenk feier in Konstanz, der Geburtsstadt des Erfinders, wo die Stadt am Zeppelindenkmal eine Feier abhielt. Abends gab die Stadt ein Essen, das die Gäste im Jnselhotel, dem Ge burtshaus des Grafen, vereinte. Deutsch-türkische Besprechungen. Berlin, 8. Juli. Reichswirtschaftsminister Funk empfing den Leiter der zur Zeit in Berlin weilenden türkischen Wirt- schaftsabordnung, Botschafter Numan Menemencioglu, zu einer Aussprache über die deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen. An der Besprechung nahmen der türkische Botschafter und Staatssekretär Brinkmann teil. Es wurden die Möglichkeiten einer Erweiterung des Handelsverkehrs und einer Verbesserung der gegenwärtigen Methoden erörtert. Industrielle» Neuland. Negen»burg, 9. Jult. Hier wurde gestern der Grundstein zum HolzverzuckerungSwerk in Regensburg-Schwabelweis ge legt. Es handelt sich um eine Industrieanlage großen Stils, in der im Rahmen des DierjahreSplaneS auf Grund de» von Professor Dr. Bergiu» entwickelten Holzhydrolyseverfahrens Zucker au» Abfallholz gewonnen wird. Da» Werk soll jährlich bi» zu SOO 099 Rm. Holz verarbeiten und SSO—800 Arbeiter beschäftigen. Der Betrieb wird vorau-sichtlich am Jult 1989 ausgenommen werden. Das Reichsfchulpflichtgesetz. s« schasst einheitliche, »atioualso-ialiftifche Srzlehmtg-grrmdlaserr. Das Reichsschulpflichtgesetz, das gestern veröffentlicht wurde, ist ein entscheidender Schritt auf dem Wege de» Aus baues und der nationalsozialistischen Ausrichtung des deutschen Dolksbildungswesens. So geläufig und selbstverständlich die Einrichtung der Schulpflicht in Deutschland jedermann schon seit mehr als 190 Jahren war, so bedauerlich blieb die Tat sche, datz sie in einer Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen n jedem deutschen Lande besonders geregelt war, daß die einzelnen Schulpflichtbestimmungen der einheitlichen Aus richtung entbehren, und in mancher Hinsicht — namentlich im beruflichen Schulwesen — vielfach Lücken und Unzulänglich keiten aufwiesen. Das Reichsschulpflichtgesetz hat hier in brer- facher Richtung Wandel geschaffen: 1. E» brtugt einhettliche Bestimmungen für da» gesamte deutsche Reichsgebiet. 2. E» führt alle seine Bestimmungen auf die Grundsätze und die Bedürfnisse eine» nationalsozialistischen Erziehung», wesen» zurück. 3. E» umfaßt i« Verfolg dieser Ausrichtung nicht nur das Gebiet der Volksschulpflicht, sondern vor allem auch die Berufsschulpflicht. Die Vereinheitlichung der Schulpflichtbestimmungen be seitigt die praktischen Schwierigkeiten, die sich bisher aus der VerschiedsOheit der Ländergesetze für die Durchführung der Schulpflicht, namentlich in den Grenzgebieten der einzelnen Länder ergaben. Darüber hinaus ist mit dem Reichsschul pflichtgesetz auch eine wesentliche Voraussetzung für den ein- heitlichen Aufbau wichtiger Zweige der Schulverwaltung, ins besondere des Schullastenwesens, sowie für eine gleichmäßige Ausgestaltung des inneren Schulaufbaues und der fachlichen Schularbeit geschaffen. Das Reichsschulpflichtgesetz verwirklicht demgegenüber den nationalsozialistischen Gedanken, daß auch die Schulpflicht in erster Linie im Interesse der Gesamtheit und des gemeinen Nutzens zu erfüllen ist. Sie gehört ebenso wie die Arbeits- dienstpflicht und die Wehrpflicht zu den Anforderungen, die an den einzelnen um seines Volkes willen gestellt werben. In diesem Sinne bestimmt § 1, daß die Schulpflicht die Erziehung der deutschen Jugend im Geiste des Nationalsozialismus sichert. Aus dieser Grundrichtung ergibt der Aufbau des Gesetzes, daß die Schulpflicht nicht mehr das Zwangsmittel gegenüber dem sog. minderbemittelten Volk ist, sondern daß sie von allen Kindern und Jugendlichen auf einer deutschen Schule — mag es nun eine Volks-, eine mittlere oder eine höhere Schule sein — erfüllt wird. Ein Gesetz, das den großen Gedanken der nationalen Pflicht zum Erwerb und zur Ausbildung der Kenntnisse und Fähigkeiten, die der Volksgenosse im Leben der Nation be- nötigt, verwirklichen will, mußte auch die Berufsschulpflicht mit umfassen. Erst das Ineinandergreifen von Praxis und Theorie erwirkt bei dem angehenden Facharbeiter und Handwerker die innere Verbundenheit und die Freude am Beruf sowie die Leistungssteigerung, die der Kampf um die wirtschaftliche Freiheit unseres Volkes von allen fordert. Die Bestimmungen des Reichsschulpflichtgesetzes über die Reichsberufsschulpflicht schließen in diesem Sinne die Lücken, die eine uneinheitliche Berufsschulgesetzgebung in Ländern und Gemeinden gelassen hat. Sie schaffen damit gleichzeitig die Voraussetzungen für den dringend notwendigen Ausbau des Berufsschulwesens. Um diesen Grundsätzen gerecht zu werden, beschränkt das Gesetz sich nicht darauf, Programmsätze aufzustellen, denen die gestaltende Kraft ebenso fehlen würde, wie seinerzeit den Schulartikeln der Weimarer Verfassung. Es bringt vielmehr Einzelbestimmungen, die auch seine praktische Anwendung sicherstellen. In den Bestimmungen über die Volksschulpflicht über nimmt das Gesetz bewährte Einrichtungen der Ländergesetz, gebung. Die Dauer der Volksschulpflicht beträgt einheitlich 8 Jahre. Alle Kinder, die bis zum 30. Juni das 6. Lebensjahr vollenden, werden mit Beginn des Schuljahres schulpflichtig. Ausnahmen werden in den Ausführungsbestimmungen näher erläutert werden. Es versteht sich von selbst, daß die Schulpflicht auch die geistig und körperlich behinderten Kinder und Jugendlichen erfassen muß, damit auch sie nach ihrem Vermögen ihren Platz in der Volksgemeinschaft ausfüllen können. Hieraus ergibt sich vielfach die Notwendigkeit einer besonderen Beschulung dieser Kinder auf eigens hierfür eingerichteten Schulen und Anstalten. Die Berufsschulpflicht schließt sich unmittelbar der Volks schulpflicht an. Sie erfaßt, dem allgemeinen Charakter der Schulpflicht entsprechend, alle Jugendlichen ohne Ausnahme. Der Erfüllung der Pflicht dient der Besuch einer Berufsschule, solange nicht die Ausbildung des Jugendlichen auf andere Weise, sei es durch den Besuch einer allgemeinbildenden Schule, Fachschule oder Hochschule, gesorgt ist. Die Dauer der Berufs chulpflicht ist grundsätzlich auf drei Jahre, für landwirtschaft- iche Berufe auf zwei Jahre bemessen. Sie muß sich den Er- ordernissen der einzelnen Berufszweige anpassen. Dem dient nsbesondere die Vorschrift, daß Lehrlinge grundsätzlich bis zum Ende der Lehrzeit bevufsschulpflichtig sind. Aus dem Gedanken der Wechselwirkung zwischen praktischer und theore- tischer Airsbildung heraus ist auch dafür Sorge getragen, daß sich die Berufsschulpflicht für Lehrlinge über die normale Altersgrenze oes 18. Lebensjahres hinaus ausdehnen kann. Für die weibliche Jugend, die sich nicht dem Berufsleben zu wendet, ist die Möglichkeit einer Erfüllung der Berufsschul- Pflicht durch einjährigen Besuch einer Hauswirtschaftsschule vorgesehen. In welchem Umfange die Berufsschulpflichtigen zum Besuch der Berufsschule herangezogen und welcher Schule sie zugefuhrt werden, wird durch die Schulaufsichtsbehörde bestimmt. Da das Berufsschulwesen in manchen Gebieten noch des Ausbaues bedarf, wird die Durchführung des Gesetzes nur chrittweise nach Maßgabe der vorhandenen Möglichkeiten er- olgen. Das gilt insbesondere für den Ausbau der Berufs chulpflicht auf dem Lande. Die Erfüllung der Schulpflicht wird durch die Möglichkeit einer zwangsweisen Zuführung sowie durch Dersäumnisstrafen lesichert. Dabei ist ausdrücklich klargestellt, daß die Schulpflicht ich nicht nur an die Schulpflichtigen selbst, sondern insbeson dre auch an die Eltern und sonst Erziehungsberechttgten wendet. Das Gesetz soll mit Beginn des Schuljahres 1939/40 durch- geführt werden. E« tritt am 1. November 1938 in Kraft und erfaßt daher sowohl die Jugendlichen, die nach alten Bestim mungen mit Schluß be» Schuljahre» 1938/89 die Dolksschul- Pflicht beenden würden, wie diejenigen Kinder, die nach den bisherigen Bestimmungen erst später al» mtt Beginn de« SM- jahres 1939/40 schulpflichtig werden würden. Der Zwischen- raum von fünf Monaten zwischen dem Inkrafttreten des Ge- setze» und dem Beginn des Schuljahres gibt die Gewähr dafür, daß die Schulaufsichtsbehörden alle Vorkehrungen für die Aus führung des Gesetzes treffen und daß alle Erziehungsberech- tigten sich rechtzeitig auf die hier und da eintretenden Aende- rungen gegenüber dem bisherigen Rechtszustand einrichten können. Das Steichsstude«teu«err. Betreuung de» studentischen Nachwuchs«». Berlin, 8. Juli. Die Reichsregierung hat mit Wirkung vom 1. April ein Gesetz über die Bildung des Reichs studentenwerks beschlossen. Das Reichstudentenwerk kitt in alle Rechte und Pflichten der bestehenden Selbsthilfe- einrichtungen des studentischen Hilfswerkes an den deutschen Hoch- und Fachschulen, die mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes aufgelöst sind. Seine Aufgabe ist die wirtschaftliche und gesundheitliche Betreuung des deutschen Nachwuchses an den deutschen Hoch- und Fachschulen. Reichsstudentenführer Dr. Scheel erklärte hierzu vor der Presse, es werde alles daran gesetzt, die Nachwuchsfrage, die auch im wesentlichen eine finanzielle Frage sei, zu lösen. Der Weg zur deutschen Hochschule und von da aus in die entschei- denden Stellen auf allen Gebieten solle jedem einzelnen jungen Deutschen auf Grund seiner Fähigkeiten offenstehen. Der Leiter des Sozialamtes der deutschen Studentenschaft, Dr. Franz, sprach über die Behebung Les Nachwuchsmangels. Die Bemühungen zielten auf eine radikale Gebührensenkung hin, wobei das endgültige Ziel ein gebührenfreies Hochschulstudium sei. Das Langemarck-Studium, eine Einrichtung, die es be- gabten Arbeiter- und Bauernsöhnen ermöglicht, ohne Reife- Prüfung zu studieren, werde in den nächsten Jahren um Las Drei- bis Vierfache planmäßig ausgebaut werden. Durch eine Zusammenfassung aller Stipendien öffentlicher und prwater Art soll eine vollkommen« Planmäßigkeit in der Förderung des Studententumes erreicht werden. Besonderes Augenmerk legt das Sozialamt weiter auf die Iungakademiker-Ehehilfe. Auch solle eine Ausdehnung der Förderung für jene Käme- raden ermöglicht werden, die noch eine lange und unbezahlte Ausbildungszelt nach dem Studium durchzumachen hätten. Die Wahrheit über die Borfülle in Memel Memel, 8. Juli. Das Direktorium des Memelgebietes gibt eine Darstellung der Vorkommnisse beim Einlaufen des See dienstschiffes „Hansestadt Danzig". Daraus geht u. a. hervor: Auf dem Schiff herrschte völlige Ruhe, es erfolgte keine Kund gebung weder durch Rufe noch durch Zeichen. Auch die ange- sammelte Menschenmenge verhielt sich anfänglich völlig ruhig. Etwa 50 Personen, die sich durch das Tor des Absperrzaunes drängten, wurde durch die Grenzposten zurückgetrieben. Gleich- zeitig schleuderte der Eisbrecher „Perkunes" Wasser auf die hinter dem Absperrzaun stehende Menge, und zwar auch dann noch, als die vorgedrungenen Personen bereits zurückgedrängt waren. Darauf wurden aus einem litauischen Lagerraum und dem Garten der Hafendirektton wie auch aus der Menge Steine geworfen. Die Menge flüchtete vom Hafengelände. Trupps litauisch sprechender Männer, die zum Teil betrunken waren, begannen auf die zurückweichende Menschenmenge Steine zu werfen und leisteten den Aufforderungen der Polizei, sich zu- rückzuziehen, keine Folge. Diese Leute waren auch mit eisernen Gegenständen und anderen Schlagwaffen ausgerüstet. Der Dienstkraftwagen des Direktoriums mit dem Polizei- dezernenten und einem Mitglied des Direktoriums wurde durch Drohungen und Beschimpfungen in litauischer Sprache zum Verlassen des Platzes gezwungen. Mit dem Revolver wurde die Landespolizei zur Herausgabe eines festgenommenen Rädels führers genötigt. Es gelang ihr aber, die Angreifer aus das Hafengelände zurückzudrängen, wo diese jedoch von der dort zu- ständigen Hafenpolizei nicht zerstreut wurden. Es kam viel mehr zu neuen Angriffen auf die Landespolizei, wobei auf sie auch geschossen wurde. Die Polizei hatte bereits einen Teil ihrer Munition durch abgegebene Schreck- und Warnschüsse ver- braucht, als die Angreifer neue Verstärkungen erhielten. Es fielen Rufe in litauischer Sprache wie „Männer feuert, wir sind Litauer, das sind deutsche Hitlereniker", ,Ihr seid deutsche Hunde, geht nach Deutschland" usw. Vom Hafengelände kam es dann zu einem neuen Angriff gegen die Landespolizei. Erst jetzt schoß die Polizei nach weiteren Warnschüssen scharf. Bei den Vorfällen wurden 13 Beamte der Landespolizei verletzt, darunter zehn schwer. Deutsche Werde» in Prag mißhandelt. Prag, 9. Juli. Am Donnerstag abend wurde auf dem Wenzelsplatz der Kraftwagenführer Uhl de» Stellvertreter» Konrad Henleins, Abg. Frank, überfallen. Uhl ging zu Fuß über den Wenzelsplatz und wollte in die Heinrichgasse ein biegen. Er trug weiße Strümpfe, das Abzeichen der Sudeten deutschen Partei am Rockkragen und in der Tasche da» sudeten deutsche Tagblatt „Die Zeit". Plötzlich stürzten sich zwei Mann auf ihn. Einer entriß ihm die Zeitung, der ander» versuchte, ihm da» Parteiabzeichenn herunterzureiben. Uhl, der sich in Begleitung einer Frau befand, wehrte sich gegen die Angreifer, war jedoch machtlos, al» eine Menschenmenge sich auf ihn stürzte. Uhl wurde zu Boden geschlagen und mit den Füßen getreten. Schließlich gelang «» ihm, mit Hilfe eine» Straßenpassanten in einen Wagen der elektrischen Straßenbahn zu springen. Er mußt« aber den Wagen wieder verlassen und konnte schließlich in einer Autotax« flüchten. Er begab sich auf eine Polizeiwachstube. Erst al» man fest stellte, daß es sich um den Kraftwagenführer des Abg. Frank handelte, wurde ein Arzt gerufen und Uhl wurde untersucht. Es wurden Spuren von Fußtritten am ganzen Körper fest gestellt unL eine Knöchelverl«tzung. Obwohl um diese Zeit der Prager Wenzelsplatz recht belebt ist, war nirgend» «in Polizist zu sehen. Bon den Angreifern wurde keiner fest genommen. Am Wilson-Bahnhof wurde gestern abend ein Sudeten deutscher niedergeschlagen, weil er, während die tschecho slowakische Staat-Hymne anläßlich der Abreise ein«r Sokol- Abordnung gespielt wurde, husten mußte. Die Tschechen schlugen ihn nieder. Er wurde blutüberströmt von Polizisten auf die nächste Polizeiwache geschleppt. Ein Polizist sagt« dabei: „Das ist ein Deutscher, bei uns kriegt «r noch mehr."
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