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Vrer w/e L/rrc/re MMH von «Ms nänicnäv-iniki. M S. Draußen wirbelte eine Trommel, Golda en»ritte dröhnten, Waffen klirrten. Ich trat an das Fenster und blickte hinaus. Im Fackellicht ließ Leutnant van Trassen die gelandeten Soldaten haltmachcn und die Gewehre zufammensetzen. Er salutierte zum Fenster herauf und begab sich mS Haus. Gleich darauf stand er vor mir: „Ich melde gehorsamst zwei Offiziere, sechs Unter offiziere und viernnddreitzig Mann aus Medan und Kalvendang zur Stelle!" „Zwei Offiziere? — Wer ist gekommen?" „Leutnant Lesebre und Leutnant von Trütschler, Käpten!" Die Genannten traten tnS Zimmer, legten die Finger an die Tropenhelme und meldeten sich zum Dienst. Erfreut reichte ich den Offizieren die Hand. Und auch Leutnant Karsten salutierte und begrüßte die Käme- raden. Stach einigen herzlichen Worten und ein paar DrtnkS, die schnell serviert wurden, bat ich die Herren Platz zu nehmen und an einer Beratung teilznnchmen. Auf einem Blatt Papier zeichnete ich mit flüchtigen Strichen die Residenz des Fürsten, markierte die wich tigsten Straßen, Plätze und Anlagen und entwarf meinen Plan für die Besetzung. Im Begriff, die Offiziere aufzufordern ihre Mei nungen zu äußern, trat der Marschall herein und mel- dete den Kapitän" und den „Leutnant" der Chinesen. Der Leser wird sicher glauben, daß eS sich um den Besuch chinesischer Offiziere handle. Doch das ist keines wegs der Kall; denn wenn diese Herren auch einen militärischen Titel tragen, so sind sie nicht Soldaten, sondern lediglich nur Konsulatsbeamte, Gehilfen des chinesischen Generalkonsuls. — Nach ganz Indien und besonders in Gebiete, wo Pflanzungen sich befinden, hat die chinesische Regierung zum Schutze der dort arbeitenden Chinesenkulis Beamte entsandt, die dem chinesischen Generalkonsul, oder in großen Residenzen dem Gesandten des himmlischen Reiches unterstellt sind. An kleineren Orten und Landstrichen hat schon ein „Leutnant" eine ziemliche Machtfülle, ein „Kapitän" aber meistens die Macht eines Konsuls. Diese Herren erscheinen oft unangemeldet auf den Pflanzungen, kontrollieren die Lohnliste» der Kulis und Horen sich deren Beschwerden gegen den Pflanzer an. Oft vermitteln sie, in schwereren Fällen aber erlassen sie Anzeigen. Ihr Auftreten ist ziemlich selbstherrlich, und ihr ewiges Querulieren macht den indischen Regie rungen viel zu schaffen. Doch eine Aenderung ist schwer berbeizuführen, denn schließlich muß jeder fremde Staat da- Recht haben, seine Bürger vor Ausbeutung und Ungerechtigketten zu schützen. Der „Kapitän" der Chinesen hatte seinen Amtssitz in Laboe-an-Batoe, der Residenz des niederländisch- indischen Kontrolleurs (Regierungspräsidenten), wäh rend der „Leutnant" der Chinesen in Negri-Lama amtierte. Da beide Herren häufig die Dienste der Polizei tu Anspruch nahmen, mußte ich notgedrungen oft amt lich mit ihnen zusammenarbeiten. Besonders der „Leut nant" belästigte mich unaufhörlich mit nichtigen Dingen, yuS denen er gerne eine Staatsaktion gemacht hätte. Unwahrheit gesprochen, ebenso du nicht. — Aber ich ver bitte mir, daß du unverschämt wirst! — Wenn euch Muftis der Durban des Propheten heilig ist, so be wacht ihn auch besser und laßt ihn euch nicht stehlen! Eurer Schlafmützigkeit «egen ist ein Aufstand auSge- brachen, Blut vergossen worden und viele sind einge- kerkert. Und selbst das Leben de» RadschaS habt mr dadurch in Gefahr gebracht. Ihr seid alle Faulpelze, d» nur dann den Propheten lieben, wenn er euch ein be quemes, sorglose» Leben schenkt. — Tut wenigstens etwa» dafür, bewacht, wie e» eure Pflicht ist, sorgsamer die Heiligtümer, die eitch anvertraut sind. Statt dessen reißt ihr empört die Mäuler auf und schreit wie be sessen, wenn euch ein Dieb die Ruhe nimmt. Dann sollen aber die Ungläubigen, die christlichen Offiziere und hie braven Hindusoldaten mit Lebensgefahr euch wieder dazu verhelfen. — Präg dir in deinem Schädel ein und melde eS auch den anderen Geistlichen, baß ich — fall» noch einmal Heiligtümer au» der Moschee ae- stoylen werde« — alle Mufti» al» Schuldige verhaften und aufhängen lassen werde! — Verstanden?" Bestürzt wich der Mufti zurück. „Touwan Komman dant?!" rief er erschreckt. Doch ungeachtet seine» Einwurfs fuhr ich zornig fort: „Und dich, frecher Bursche, werde ich heute noch er schießen lassen, wenn du nicht sofort den Touwan Leut nant um Verzeihung bittest!" Wieder schrie der Mufti entsetzt auf: „Touwan Kom mandant?!" „Ohne Widerrede, schnell!" donnerte ich. „Auch ohne Eure Drohung werde ich tun, waS Ihr wünscht!" Er warf sich zu Boden, näherte sich kriechend dem Offizier und beugte den Nacken: „Touwan Leut nant! Verzeiht, wenn meine Zunge andere Worte sprach, al» mein Herz dachte!" Karsten wehrte mit der Hand und stand auf. „Schon gut; — Geht!" Er kehrte ihm den Rücken und steckte sich eine Zigarette an. Unterwürfig, fragend blickte der Mufti mich an dann erhob er sich zögernd und schlich zur Tür. Dort blieb er unentschlossen stehen. „Was willst -u noch?" fragte ich. Er seufzte: -Touwan Kommandant — und — und der Turban des Propheten — und die heiligen Schrift- rollen? — Die anderen Muftis werden danach fragen." „Wenn das Volk ruhiger geworden ist, werde ich noch einmal in der Bärenhöhle danach suchen lasten." „Sflya, Touwan Kommandant. — Wir werden dort noch einmal nach den Reliquien suchen. Sayda!" — Er kreuzte die Arme und verneigte sich tief und demütig, dann schlich er hinaus. Auch ich knurrte ärgerlich: „Ja, wenn tch den ver dammten Hindupriester fasten könnte, dann hätten wir halbe Arbeit. Aber der Hund verhöhnt uns noch und hinterlegt nach alle» seinen bösen Taten eine geheimnis volle Visitenkarte mit drei roten Strichen si Wütend schlug tch mit der Fällst auf den Tisch. „Aber wenn tch ihn erwische, dann reiß tch der Bestie das Herz aus der Brust!" Der Offizier nickte. „Sicherlich hat der Kerl den ganzen Aufstand angezettelt." „Natürlich hat er daS! Den Pflanzer König hat er ermorden lasten, dessen chinesische Wirtschafterin hat er geraubt, hier bte Buddhisten gegen die Mohammedaner aufgehetzt; ebenso hat er nur aus teuflischer Bosheit Diebe gedungen, um den kostbaren Kasten mit den heili- gen Reliquien zu entführen! — Und wer weiß, wa» der «erl noch fonft alles auf dem Kerbholz hat. — Wenn ich nür eine Ahnung hätte, wo ich den Schuft suchen soll?!* -Könnte nicht der Fakir St-Maraaga ...?" Ich nickte. „Sie meinen — den Kerl finden?" ^>al" vermutlich ist er ihm auf der Spur. Da- heißt, Ge naues weiß ich auch nicht. Margaga kommt und ver- schwindet, ohne sich an- oder abzumelden. Aber tch nehme an, daß er Besonderes vorhat." — Ich drückte auf die Tischglocke. „Also lassen wir inzwischen den Mufti Ei-Timbo erscheinen." Nach meinem schrillen Glockenzeichen öffnete sich die Tür, und der Mufti trat ein. Er verneigte sich, lief mit gekreuzten Armen und kam auf meinen Wink lautlos näher. „Nun, Ei-Timbo, waS hast du mir mitzuteilen?" Der Geistliche verneigte sich wieder mit starrem, tief ernstem Gesicht. „Ich habe," erwiderte er, „für den Tou wan Kommandant — gebetet." — „Na, das ist doch etwas," lachte tch. „Hoffentlich hat Mohammed ein Einsehen und ist bei Allah ein guter Fürsprecher für mich, den — Ungläubigen? — Ich könnte es brauchen." „Der Touwan Kommandant kämpft und setzt sein Leben ein für das Heiligtum der Gläubigen, verfolgt und straft die Kirchenräuber." Meine Diener erschienen und servierten mir und Leutnant Karsten kühlende Getränke. Wir tranken gierig, dann winkte ick den Bovs, die sich darauf ent- fernten. Als sich die Tür hinter ihnen wieder geschlossen hatte, wandte ich mich erfrischt an meinen Besucher und erwiderte: „Ja, Si-Timbo, das ist mein Amt. Ick muß und werde jeden verfolgen, der Unrecht tut. Avcr ist da» alle», weshalb du Mich zu sprechen begehrtest?" Timbo schüttelte den Kopf. -Nicht alles, Touwan Kommandant! Wir haben den heiligen Kasten mit den kostbaren Edelsteinen zurückerhalten, und wir danken Such. Aber die heiligsten Schriftrollen fanden wir nicht darin, auch nicht" — er warf sich zu Boden und berührte ihn dreimal mit der Stirn — „auch nicht — den Turban des Propheten, die heiligste Reliquie unserer Moschee, die Kranke gesund macht, die Glück und Segen bringt, sie ist" — er heulte jämmerlich auf — „ist verschwunden!* Leutnant Karsten feixte und äußerte unüberlegt: „Die Diebe werden den alten Lappen als unbrauchbar in die Sümpfe des Urwaldes geworfen haben." Der Mufti sprang empört vom Boden auf. ,,Tou- wan Leutnant!* schrie er bebend. „Ich trage Achtung für Euch im Herze», aber mein Zorn wird mich Euch zum Feinde machen, wenn ihr den heiligen Turban mit «nem alten Lapen vergleichet!" „Nun, nun, Si-Timbo," versuchte ich zu vermitteln, „der Touwan Leutnant hat das nickt weiter böse ge meint. — Weißt du denn nicht, daß auch er für sie Wiedererlangung des Turbans sein Leben eingesetzt Aber -er erzürnte Geistliche hörte nicht auf meiue Worte, sondern wartete nur bis sie verklungen waren, dann fuhr er unbeirrt fort: „Vergeßt -och nicht, Tou wan Leutnant, daß nur Euer Vater ei» Ungläubiger, «in Christ war. Eure Mutter aber eine Tochter unseres Stammes, eine Gläubige,' sie hat den heilige» Turban, den Ihr — — Lappen nanntet augebetet!" Dem Leutnant schwoll die ZorneSader, und nur mit Gewalt beherrschte er sich, um nicht tätlich zu werden. „Si-Timbo!" erwiderte er kochend vor Wut. kenne keine Mutter, ich kenne nur meinen Vater! Wage nicht noch einmal, mich an meine Mutter zu erinnern! — Mnnycer Käpten, tch bitte Sie, mich vor solchen An- griffen zu schützen!" Es war durchaus kein vereinzelter Fall, -atz ein Halb- enropäer sich gegen die eigene Mutter empörte und eS als Schmach empfand, von einer Malaiin oder Iavanin abzustammen. Besonders weil er meistens eine durch aus gediegene europäische Erzichung erhalten hatte und man ihn auch die Reckte eines Äollcuropäers zugestand. Trotzdem wurden diese Half-cast, wenn auch im Wirt schaftsleben geschätzt, gesellschaftlich von den Europäern möglichst gemieden, da man sie innerlich, als nicht zu gehörig, entschieden ablrhnte. Dadurch war ihre Etel- lung zwischen zwei so grundverschiedenen Rasse» nicht einfach. Sie fühlten sich einsam und vernachlässigt, wur- den mißtrauisch, oft auch unaufrichtig und boshaft. Für uns Europäer ist eine Mutter der heiligste Be- griff, -en wir in unserm Herzen tragen, und wir ernp- finden eS als schwere Sünde, die eigene Mutter ver- leugnen zu wollen. Wenn ich daher dem Leutnant auch die ganz berechtigte Abfuhr gönnte, so mußte ich ihn andererseits wieder vor solchen Angriffen in Schutz nehmen und durfte derartige Ausfälle uicht dulden. „Si-Timbo," sagte ich streng, „wie darfst du es wagen, dich hier so aufzuführen?" „Lie Empörung und der Zorn schrien tu mir, Touwan Kommandant! Und dann frage ich -en Touwan Kom mandant, sprach ich die Unwahrheit?" Der To» ärgerte mich. Erregt sprang ich aus. „St- Trmbo," schrie ich, „der Touwan Leutnant hat nicht die k«, ^Jawohl!" rief — Deshalb werde Der Verspottete grinste boshaft, schluckte und er widerte tn gutturalen Lauten: „Touwan Leutnant, ich tue meine Pflicht!" „Recht so, Herr KonsulatSkapitän," nickte ich, „aus diesem Grunde will tch Ihnen auch amtlich anvertrauen, daß die gefangenen Räuber gedungene Diener der ver- hafteten Iuwelenhändler sind!" „Ahl" schrien die schlitzäugigen Herren aus. .Da» — ist eine ungeheuerliche Behauptung!" Drohend kreuzten sich unsere Blick«, " tch laut. „Dasür habe ich Beweise! - . tch die Anstifter nicht freilassen, sondern diese Pflicht- schuldigst dem Zuchtpolizeigericht tn Batavia zur Be ¬ strafung ausliefern." Doch ich hatte all» »rfohrunaen gelernt, lthnte ineisten» et» Eingreifen ad, oder schützte den Kontrolleur vor. Da dieser aber viel auf Reisen war, und auch seine Ver treter sich nicht sprechen ließen, verliefen unzählige chinesische Klage« 1m Sande und wurden später — ver- -essen. — Die Konsulat»b«amte« ahnten natürlich, baß hauptsächlich tch daran schuld war und versuchten, da sie mit Drohungen nicht» -et mit erreichen konnten, mich mit Liebenswürdigkeiten z« traktieren, doch ich reagterte auch darauf nicht und griff amtlich nur dann ein, wenn e» nicht zu umgehen war. — Al» mir nun die chinesischen Beamten gemeldet wur den» wußte tch, daß mir barte Auseinandersetzungen bevorstanden, andererseits aber begrüßte ich thr Kom men in der Hoffnung, ohne Kämpfe und Blutvergießen die Ruhe und Ordnung in Negri-Lama wiederherstellen zu können. Auf eine« Wink gruppterten sich meine Offiziere um den großen Tisch, -er tn der Mitte des Zimmers stand, während ich auf dem Richterstuhl des RadschaS Platz nahm. Wir waren alle schwerbewaffnet, und nur da» Klirren unserer Säbel unterbrach die Stille, die nach der Anmeldung vorherrschte. Endlich gab tch dem Marschall das Zeichen, die Chinesen eintreten zu lassen, und er öffnete «eit die Tür für die Würdenträger. Höflich erhoben «tr uns von den Sitzen. Ich schritt den Herren entgegen, bot ihnen freundlich die Saud, die st« grinsend und mit vielen Verbeugungen schüttelten. Nach kurzer Begrüßung auch mit den Offizieren, nah men sie, dazu aufgefordert, am Tisch Platz. Die Chinesen waren tn ihren weißen Tropentrachten, leichte bauschige Leinenkleider mit Rangabzeichen, er schienen. Ihre glattrasierten Schädel, tn deren Mitte der sauber geflochtene Zopf hing, wirkten wie glänzende Billardkugeln. Beide Herren, der „Kapitän", ein dicker, listig blickender Mann, und sein Untergebener, der hagere, mittelgroße „Leutnant", bewahrten steif eine stoische Ruhe. „Darf tch jetzt," begann tch, „die Herren bitten, mir den amtlichen Zweck ihres Besuches mttzuteilen? — Meine Offiziere und tch werden aufmerksame Zuhörer sein. Doch bitte tch die Herren Beamten, wegen Zeit- mangels ihre Wünsche möglichst in militärischer Kürze vorzudrtngen." Die KonsultatSbeamten erhoben und verneigten sich „Sehr wohl, Touwan Kommandant," erwiderte der Kapitän ehrerbietig. „Sie kommen schon tn dieser Be- ziehuna unseren Hoffnungen entgegen, zumal die Ge schehnisse viele Worte erübrigen und nur eine praktisch« Lösung erfordern. — Meine Meinung " „Bitte," unterbrach ick ihn, „Ihre Meinung tn Ehren, doch von vornherein ersuche ich, sich nur aus Tatsachen zu stützen!" „Gut, Touwan Kapitän," nickte der Chinese — „die Tatsache also ist, daß aus der Moschee ein kostbarer Kasten, der islamitische Reliquien enthielt, geraubt wor den ist. Die Erregung darüber wird nicht in der moham medanischen, sondern auch in der chinesisch-buddhistischen Bevölkerung geteilt. Insbesondere ist aber eine Em pörung unter melyen Scüutzveiomcneu ausgeörochcn, weil Eie, Herr Kommandant, ohne Berechtigung und ohne einen Schein von Beweis, ehrbare und friedens liebende chiuesische Bürger als Täter — oder Anstifter verhaftet haben." Wieder unterbrach ich ihn heftig: „Ich ersuche den Herrn Kapitän, jede Kritik meiner amtlichen Tätigkeit zu uuterlassen. Ich unterstehe nicht einer chinesischen, sondern der niederländisch-indischen Regierung!" Die beiden Asiaten sahen mich mit ihren Schlitzaugen boshaft an, al» sie aber meinen drohenden Blick ge- wahrten, verwandelten sich ihre Gesichter schnell und zeigten einen unterwürfig grinsenden Ausdruck. Der Kapitän druckste und verbeugte sich: „Ich habe mir nicht erlaubt, den Herrn Kommandanten zu kritisieren, son dern ich stelle nur Tatsachen fest. Und die Tatsache ist doch, daß eine Reihe unschuldiger chinesischer Händler tn Haft genommen ist. — Ich protestiere dagegen als Beauftragter meiner Regierung und verlange zunächst sofortige Freilassung!" Gereizt stieß ich den Säbel auf den Boden aus. „Ihre Forderung lehne tch ab," erwiderte ich schroff. Meine Offiziere nickten beifällig uns schlugen zu stimmend an ihre Waffen. „Mit demselben Recht," fuhr ich hart fort, Könnten Eie auch die Freilassung der gefangenen, chinesischen Kirchenräuber fordern, die ich erst nach mühevoller Ver folgung und einem schweren Kampf in Kesseln legen konnte." Die Chinesen tauschten verlegene Blicke aus. „Ueber jene," äußerte sich schließlich zögernd der ältere, „wollte ich später reden. — Denn eS scheint wirklich, als ob sie strafbare Handlungen unternommen hätten." „Wirklich?!" platzte lachend mein Adjutant van Trassen dazwischen. „Verzeihung, Mynheer Käpten," wandte er sich an mich, „daß ich mich einmische, aber ein solches Eingeständnis der chinesischen Herren Beamten ist so außergewöhnlich, daß wohl jedem Europäer an der Ostküste ein Lachen darüber erlaubt sein mutz." Die Konsulatsbeamten flüsterten tn chinesischen Kehl- tauten miteinander, dann richtete sich der „Kapitän" wieder auf und lachte spöttisch: -Verzeihung, Touwan Kommandant, wenn ich mir erlaube, aufmerksam zu machen, daß Sie sich aus falscher Fährte befinden; denn erstens pflegen Iuwelenhändler nicht kirchliche Resi- quien, insbesondere nicht schmutzige Turbane, zu be- -ehren — zweitens fand man, wie tch gehört habe, tn dem zurückeroberten Kasten ein Zeichen des wirklichen Täters, nämlich einen Zettel mit — drei roten Strichen! DaS ist der best« Beweis, daß nickt die Iuwelenhändler, sondern ein Wischnutte -er Anstifter ist!" (Fortsetzung folgt.)