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Nr. S4. S. und 6. März 1SSS. Grzgebirgischer Volksfreund Verlag: L. M. Gärtner, Aue. 3..BeiblaIk. . Zur Einweihung -es Gta-tba«kge-L«-es in Aue. Aus der Geschichte der Stadtbank Aue, Stadtgirokaffe. „Wer die dornenvolle Aufgabe hat, Geld »u verteilen, sei es als Geschenk oder Kredit, der wird die Hoffnung fahren lassen müssen, sich auch nur in einem bescheidenen Umfange Volkstümlichkeit zu erwerben. Die Zahl derer, die mit ihm nicht zufrieden sind, besonders in wirtschaft lich schwierigen Zeiten, wird ungleich größer sein als die Zahl derer, die er befriedigt hat und die ihm dafür Dank und Anerkennung zollen." Diese Worte von Staatsrat Reinhardt (Reichsfinanz- Ministerium) lesen wir in der Festschrift, die der Verwaltungs rat der Stadtbank — Stadtgirokaffe — zur Einweihung des neuen stattlichen Gebäudes der Bank herausgegeben hat. Die Schrift, der die Buch- und Kunstdruckerei T. M. Gärtner, Aue, das schmucke Gewand gab, unterrichtet eingehend über die Auf- gaben der Girokassen, über die Geschichte des Auer Instituts, Uber die Einrichtung des neuen Dankgebäudes und schließt mit Angaben über den Derwaltungsrat und den Kreditausschuß. Ist auch die Stadtbank Aue noch jung und kann sie von Leiner großen Geschichte erzählen, so ist ihre Vergangenheit doch im Hinblick auf die unruhigen politischen und besonders wechselvollen wirtschaftlichen Ereignisse der letzten anderthalb Jahrzehnte vor 1933 recht bewegt gewesen. Die Aufgabe der Girokaffe«. Die Stadtbank Aue ist ein Glied der heute wirtschaftlich so bedeutungsvollen Giroorganisation, deren bescheiden« An- sänge in das Jahr 1907 fallen. Hervorgegangen ist die Giro organisation aus den Sparkassen, die damals schon über 100 Jahre alt waren. Während die Sparkassen zur Bekämpfung der. Armut errichtet wurden, ist der Giroverkehr aus der Erkenntnis erwachsen, daß die Sparkassen durch den Postscheck- verkehr, dessen Errichtung damals bevorstand, eine erhebliche Beeinträchtigung erleiden würden und sie sich deshalb zur Abwehr dieser Gefahr in den Dienst des bargeldlosen Verkehr» stellen müßten. Die Anregungen gingen au» von dem in den Kreisen der Industrie gut bekannten Iustizrat Dr. Lötzsch, und die Verhandlungen in diesem Sinne mit dem Ministerium, den erwähnten Banken und dem Sparkassenverbande führte der damalige Bürgermeister in Eolditz. Es wurde eine grund sätzliche Zustimmung zu einem Satzungsentwurf erzielt, und am 5. Oktober 1908 wurde von 143 Gemeinden (darunter auch Aue), unter denen die großen Städte fehlten, die Verbands- gründung vollzogen. Am 1. Januar 1909 wurde gleichzeitig mit dem Postscheckverkehr der Giroverkehr eröffnet. Nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres folgte die 1. ordentliche Derbandsversammlung. Sie fand am 23. März 1910 in Dresden statt. Die Bilanzsumme-betrug 600 479,68 Mark, da« Gewinn- und Deriust-Konto schloß mit 21868,79 Mark bei 1533,84 M. Fehlbetrag (Verlust) ab. Di« gesamten Berwaltungskosten beliefen sich auf 12 959,23 Mk. Die 2. Haupt, Versammlung de» Giroverbandes am 10. Juni 1911 brachte schon «in weit besseres Ergebnis. Die Bilanzsumme war auf 1123470,55 Mk. angestiegen und das Gewinn- und Verlust- Konto schloß mit 24 349,49 bei 186,69 Mk. Gewinn ab. So wie der Gedanke der Girobewegung immer mehr und mehr an Boden gewann, so wuchs auch der Giroverband, die Mitglieder zahl hatte sich bis Ende 1911 auf 183 erhöht. Der Geschäfts bericht der Zentrale für das Jahr 1915 — das 7. Geschäfts- und erste volle Kriegsjahr — legte in der üblichen Weise Rechenschaft über den Verlauf ab. Trotz der durch den Krieg wirtschaftlich gestörten Zeit waren die Eingänge nur um 6 v. H. zurückgegangen, der Gesamtumsatz dagegen war um rund 50 v. H. gestiegen. Die Zentrale selbst war sich auch ihrer hohen vaterländischen Pflicht bewußt und konnte ihr durch Zeichnung von 700 000 Mk. Kriegsanleihe genügen. Der Reingewinn, der al» Ueberschuß an die Derbandsgemein- den zur Ausschüttung kommt, machte die stattliche Summe von l24172,95 Mk. aus. Die Krönung der Organisation der Girobewegung brachte das Jahr 1916. Nach langwierigen und umfangreichen Bemühungen war es gelungen, eine Einigung innerhalb des Deutschen Reiches zu erzielen. Der Deutsche Zentral-Giroverband mit dein Sitz in Berlin wurde geschaffen. Die Girobewegung in Sachsen fühlte sich nunmehr so erstarkt, daß sie sich auch hinsichtlich ihrer Verwaltung unabhängig auf eigene Füße stellte. Aeußerlich trat das dadurch in Erscheinung, daß die Giro- und Sparkassenverbandsgeschäfte einschließlich der Kassenverwaltung ab 17. Oktober 1916 in der Geschäfts stelle der Girozentrale in Dresden erledigt wurden. Das Jahr 1917 brachte einen starken Mitgliederzugang. Die Zahl der Mitgliedsgemeinden betrug am Schlüsse des Berichtsjahres 264. Naturgemäß zog dieser Mitgliederzugang eine außerordentliche Steigerung des Geschäfts nach sich. Zur Verminderung des Notenumlaufs und damit zur Schonung der Währung wurden ab Anfang 1920 die Gehaltsbezüge aller Staatsbeamten und Lehrer, die Ruhegehälter und die Witwen- und Waisengelder durch die Girokassen den Empfangsberechtigten überwiesen. Diese Maßnahme der Regierung stellte für die Girokassen eine ausgezeichnet« Werbung dar und machte sie mit einem Schlage äußerst volkstümlich. Die Nachkriegszeit brachte die unheilvollste währungs politische Erscheinung aller Völker und Zeiten, die Inflation. Ihr« Auswirkungen waren verheerend. Die Inflation hatte das Vermögen des einzelnen und damit das Volksvermögen aufgezehrt. Das Kreditbedürfnis der deutschen Wirtschaft stieg Blick in die Stahlkammer in den Kellerräumen der Bank. Zeichnung: Schreiber-Leipzig. ins Unermeßliche. Es blieb nicht aus, daß Anträge auf Kredit bewilligung auch an die Girokassen herangetragen wurden. Ihnen war aber das Kreditgeschäft auf Grund der Satzungen nicht gestattet. Die Verhältnisse waren aber stärker als der Will«, und zwangsläufig wurde den au» den Reihen der Kundschaft vorgebrachten Kreditanträgen stattgegeben. Eine Satzungsänderung wurde beschlossen und vom Ministerium des Innern genehmigt. So kam Anfang 1922 nun zum Tätigkeitsfeld vrr Siroorganisation noch da» Personalkredit- geschäft hinzu, und mit seiner Aufnahme war aufs Große gesehen der Schlußstein im Aufbau der Giroorganisation gelegt. Der Giroverband wurde Girozentrale Sachsen und öffentliche Bankanstalt. Ende 1923 war die Inflation bei einem Stand von 1 Mark Friedenswährung — 1 Billion Mark oder bei 1 Dollar -- 4 Billionen 200 Milliarden (4 200 000 000 000,—) zum Stillstand gekommen. Diese Erlebnisse waren auch an beb Giroorganisation nicht spurlos vorüberaegangen, und sie stand wie das gesamte Wirtschaftsleben so gut wie vor einem Nichts. Aber bald hatte sich die Siroorganisation wieder gefunden, und nunmehr wurde unter Aufbietung aller Kräfte Größte« geleistet. Im gleichen Schritt, wie da« Wachsen des Gironetze« fortschritt, vergrößerte sich auch die Zahl der Gefolgschafts mitglieder der Girozentrale, die im Jahre 1936 auf 1081 Köpf« angewachsen war.' Bo» der Gevteindeoerbandsgirokaffe Mr Stadtbank Aue. Gleichlaufend mit der Entwicklung der Zentrale de» Siro- verbandes Sächsischer Gemeinden »erläuft auch die Geschichte der Girokasse der Stadt Aue. Nachdem der Giroverband ae- gründet war, beschloß der Gesamtrat zu Aue am 19. Oktober 1908 auf Vorschlag des Sparkassenausschusses, dem Giro- verband Sächsischer Gemeinden beizutreten. Mit dem Beitritt wurde gleichzeitig die Girokasse Aue — unsere heutige Stadt bank — ins Leben gerufen. Der Betrieb wurde unter der Bezeichnung „GeMeindeverbandsgirokasse Aue" am 2. Januar 1909 ausgenommen. Verwaltet wurde di« Girokasse vom damaligen Standesbeamten Stadtsekretär Franz Markert. Durch Bekanntmachung im „Erzgebirgischen Volksfreund" wurde die Einwohnerschaft zur Teilnahme am Verkehr ein geladen. Am 2. Juli 1909 hatte die Girokasse erst 19 Teil nehmer. Ein guter Teil dieser Konteninhaber der Girokasse von damals halt der Stadtbank von heute noch die Treu«. Während in den ersten Jahren die Stadtgemeinde Aue zu den durch die Verwaltunaskosten entstandenen Verlusten Zuschüsse leisten mußte, hat das Jahr 1914 erstmalig «in erfreuliche« Ergebnis gebracht. Die Girokasse Aue erhielt von dem von der Zentrale erzielten Ueberschuß einen Anteil von 350,29 Mk. und überdies erhielt sie ihre bei der Zentrale gehaltenen täglichen Gelder mit dem hohen Zinsfuß von 4,91 v. H. ver zinst. Am 1. Januar 1915 wurde die Kass« vom Standesamt in die Sparkasse Au« verlegt. Am 4. August 1921 wurde von den Stadträten Schubert und Fischer und dem Girokassen- kassier«! Rockstroh der erste Kredit bewilligt; es waren 150 000 Mark, die gegen dingliche Sicherheit gewährt wurden. Ein dreigliedriger Ausschuß wurde gebildet. Er setzte sich aus dem Bürgermeister und je einem Mitglied des Rates und de« Stadtverordnetenkollegiums zusammen, die beide dem Spar kassenausschuß angehören mußten. Die schwersten Belastung«, proben brachte die Geldentwertung. Ungezählte Ueberstunden mußte das Personal leisten. Der Apparat blähte sich auf. Die Inflation tobte. Der Zinssatz für Personalkredite wurde am 1. Oktober 1923 auf 4 v. H. pro Tag festgesetzt. Für Ueber- ziehungen -er Konten und Kreditüberschreitungen wurden vom gleichen Zeitpunkt ab weitere 2 v. H., also insgesamt 6 v. H. ftir den Tag erhüben. Im November 1923 endlich war ine Schreckensherrschaft der Inflation zu Ende. Auch in den Jahren nach Einführung der stabilen Währung erfüllte die Merk VeHe,^» VarrleSim- Als p«mr«k 2798. 3«»<tU»nIklcr>iNo 8. bietet ihre Dienste an Lank füri jedermann ^uskLliruux von 8ckiek«r-, Aexel-, Uolnemeot-, pappoleL- u»6 k«ppckiokern «Iler ärt, »ovl« vissercklckte Isolierung von 6ru»ckio«uern, kutr, kaö- kür ?k»rr^r»ü« 3 / Kak 3206 Stadtbank Aue (Sachsen) — Stadtstrokasss — ^uxust initiier ^»nck- unck Kuübock«npl»tt«n Ssulkwalle ^«»kübruvg sllar K«p»r«tar»n