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Nr« w/e MW'U 1,1« VII»» dm-»-»«»»».»»»»--/« „Herr! — Ich sehe einen Europäer, einen Touwan, auf wieherndem, weißem Pferd. — Bier Diener folgen mit leuchtenden Fackeln. Eie kommen zu Euch — sie Furcht vor dem Tode treibt sie zu Such!* mit leuchtenden Fackeln. Eie kommen zu Euch Furcht vor dem Tode treibt sie zu Such!* »Rätselhaft," murmelte ich und schüttelte den Kopf. — Aber dann vernahm auch ick von weither Pferde gewieher und sah einen feinen Feuerschein im Urwald anfkeimen, der Heller und Heller wuchs und mit dem grellen Mondlicht kämpfte. Das dunkle Grün der Bäume flimmerte wie Gold und Eilber, säuselnd zitter ten Zweige und Blätter, und aus dem Schlas erweckte Aeffchcn gröültcn und lärmten erschreckt. der Japanerin, ohne dab.^ dagegen war einsilbig, st' mehr. Mich packte das Berlanga fühl zu betäuben, das mich noch ich meinen Freund anblickte. Argwöhn . . . „ meine Augen daS Spiel seiner Hände, als wollte ich mich immer wieder überzeugen, daß sie nicht dürr und fleisch los waren, wie die eines lange Berstorbenen. Ich sah kräftige Männersäuste, die mühelos das Geflügel zer legten und starke Knochen wie trockene Zweige -er- mziin von sni «äniknäv-rmci. SiNg erhob sich Nast, die IaöaUerln, trippelte vor- aus, um nach dem Rechten zu sehen, während ich mich reckte, dehnte und ihr langsam folgen wollte. Doch ich stutzte, al- mein «lick zufällig auf den Zauberer fiel, der sich plötzlich hoch ausrichtete und mit unheimlich hohler Stimme sagte: »Tonwan Kommandant, wartet — wartet!" — Atemlos lauschte er hinan» in die Nacht. Erstaunt sah ich ihn an: »Worauf soll ich warten, Margaga? Du zitterst, Margaga — wa» erregt »Herr, Herr," keuchte er schaudernd, »ich sehe drei flam- mende blutige Streifen — der Tod, der Tod reitet durch Busch und Nacht, gefolgt von seinen Dienern!" »Der Tod? — Du phantasierst, Margaga!" — Un willkürlich trat ich an die Treppe der Veranda und blickte hinaus. Doch nicht» sah und hörte ich, al» nur da» Zirpen der Grillen. Und wieder nach kleiner Weile tönte die Stimme de» Manne»: Friedrich Freiherr von König — oder, wie er von de» Europäern an der Ostküste genannt wurde, -FridericuS Rex", war Ocsterreicher und schon vor fünf Jahren nach Sumatra gekommen. Al» reicher, hübscher und eleganter Kavallerieoffizier soll er e» in seiner Heimat toll ge trieben haben, bi» schließlich eine peinliche Liebes geschichte ihn veranlaßte feinen Abschied einzureichcn, Nun war er Manager von Briton-Turu, einer Tabak- Plantage der Deli-Asaban-Maatschappy, die gnt zwei Stunden von meiner Pflanzung entfernt lag. Der Weg führte durch dichten Busch und stellenweise auch durch Urwald und war, besonder» nach starken Rcgcnfällen, schwer passierbar. Auch sind auf diesem Wege Einge- borene und chinesische Kaufleute oft von Tigern ange fallen worden, was Knochenreste und Kleiderfetzen, ole wir bet der Verfolgung des Raubtiere» häufig gefunden haben, bestätigten. Während der Abendmahlzeit führte König die Unter haltung fast allein. Er lachte und scherzte auch viel mit der Japanerin, ohne dabei da» Esten zu vergessen. Ich still, aß wenig, trank aber desto verlangen, das schauderhafte Ge- > immer beherrschte, wenn Argwöhnisch verfolgten yn >ona, an oer vstküfte von Sumatra, lag der Tag km Sterben. Die Sonne färbte sich blutrot und fiel von ihrer stolzen Höhe mit großer Schnelligkeit tn die Baum kronen des Urwaldes. In grclleuchtenden, rosaroten Farben glühte der Himmel, leichte, feine Wolken eilten darüber hin, ein dünner Dunstschleier senkte sich auf die Anlagen und spann weiche, weiße Fäden von Baum zu Strauch, von Ast zu Ast. Nachtfalter, Käfer, Fliegen und Moskitos schwirrten durch die Treibhausluft, da» Schreien, Hustenyeulen der Affen, da» Zwitschern der Bügel verstummte, uud dunkle Schatten verkündeten den Anbruch der Nacht. Fu der Wobnveranda meine» Bungalows ruhte ich behaglich auf einem Lieacstuhl, rauchte eine Zigarre und lauschte halb träumend eiuer jener vielen indischen Fabeln, die meine Haushälterin, eine kleine, zierliche Japanerin, mir flüsternd erzählte. Die riesigen Holz» Vorhänge der Beranda waren hochgerollt, und so hatte Ich einen freien Ausblick auf die vom Vollmond in -lendender Pracht belenchtete tropische Waldlandschast, «US der nur hin und wieder der Schrei eines Nacht vogel» oder eme» aufaescheuchten Wilde» kam. Sonst störte nicht» die Stille, da» Schweigen, die Nachtruhe der gewaltigen Natur. Unwert meines Lager», an der Tür der Speise» Veranda, hockten einige javanische Boys, gewärtig mir Hu dienen, dösten wie ich, oder horchten gespannt auf die Erzählung der Japanerin, und m der äußersten Ecke der Veranda saß mit gekreuzten Beinen aus seiner am Boden ausgebrciteten Matte ein Malaie. — ES war Ui-Margaga, der Fakir. Si-Margaga hatte der Polizei schon unschätzbare Dienste geleistet, manchen unlösbar erscheinenden Kno ten mit Leichtigkeit entwirrt und — die Verbrecher der verdienten Strafe überliefert. Seine seltsamen magischen Künste, für die wir Europäer durchaus kein Verständnis haben und sie deshalb für Taschenspieler- kttnste oder Gaukelei halten müssen, benutzte er nur als Werkzeuge der Rache. Er war ein RechtSfanatiker, hielt sich von Mohammed berufen, das Verbrechen, ja selbst bas kleinste Unrecht mit grausamer Strenge zu ver folgen, um damit dem Propheten seinen Gehorsam zu beweisen. Seit einer Diebstahlsasfäre tn Tandjong- Valet, die er geheimnisvoll und für uns unbegreiflich anfgedeckt hatte, ist er von der Polizei tn schwierigen Fällen oft geholt worden und hat sich dabei außerordent lich wertvoll gezeigt. Den immerhin beträchtlichen Lohn für seine Dienste verteilte er nach geringen Abzüge« für sein eigenes Leben an Kranke und Bedürftige. Als Polizeikapitän und Kommandant der Polizei- lchntztruppe in der Residentschaft Bila hatte auch ich den tzaiiberer kommen lasten und ihm die Lösung verwickel ter Strafsachen übertragen, die mir viel Kopfzerbrechen verursachten, er aber spielend erledigte. Nun weilte er al- mein Gast in meinem Hause, still, bescheiden und starrte mich jetzt unentwegt an, gleichsam nach neue» Fällen bettelnd. Der Fakir war ein etwa lüjähriger, hagerer Man» mit einem spitzen, schwarzen Bart und dunklen Feuer- äugen. Er trug einen bunten Sarong, die dazu übliche weiße, wcitärmlige Jacke und ein malaiische» Kopftuch, über da» sich ein grüner, breiter Streifen zog. Dieser Streifen war seinem Volke ein Zeichen, daß er ein AnSerrvählter, ein mit Wnnderkrästen begnadeter Diener Mohammeds war und daher mehr gefürchtet al» gerne gesehen wurde. — Im Gegensatz zu der Mehr zahl der indischen religiösen Fanatiker fiel Si-Margaga besonder» durch sein sauberes und gepflegte» Aeußere angenehm auf. Bei einer Gelegenheit erklärte er einst: »Der Mensch ehrt Allah, wenn er da» Gehäuse gött- stchen Hauches (Körper und Seele) vor dem unreinen Atem der Welt schützt!" — Bon der Polizeistation, die meinem Bungalow gegen über lag, dröhnten lante Gongschläae, die die achte Abendstunde verkündeten und die Ablösung der Wach posten riesen. Mit dem BerUmgen des letzten Tones hob sich der Seidenvorhang am Eingang der Speise veranda, und ein Chinesenboy schlüpfte herein. »Makan, Touwan besarl" (Essen. großer Herr!) mel dete er. die Arme kreuzend und sich tief verneigend. Und plötzlich brach ein Trupp Netter mit lodernden Fackeln ans dem Walde hervor. DaS wütende Kläffen meiner vielen Hunde empfing die Fremden, so daß die Pferde sich wsld ausbänmten. An der Spitze, aus einem herrlichen Schimmclhenast, saß ein Pflanzer tn weißer Tropenkletduna, den mächtigen Korkhnt in- Genick ge schoben, der mit eiserner Kraft daS erregte Tier bän digte und fluchend Peitschenhiebe aits die ihn um drängenden Snnde prasseln ließ, di» sie heulend flüch teten. Die übrigen Reiter waren seine Diener, die, kaum vor meinem Hause angckommen, blitzschnell von den Pferden glitten und dem Tier ihre» Herrn in die Zügel fielen. -Hallo, FridericuS Rex!" rief ich erfreut, aber auch erschreckt, denn noch zu laut klangen die Worte de» Fakirs in meinem Ohr. Nun waren sie wirklich gekommen, schwangen sich dort von den Pferden, gerade so, wie jener unheimliche Mann es lange vorher gesehen und angekündiat hatte. Gin Schauder durchrieselte mich, al» meine Augen flüchtig den Propheten streiften, der steif und starr, wie au» Erz gegossen, in der Ecke stand. »Hallo, Käpten!" erwiderte der Pflanzer meinen Gruß und schritt auf mein Haus -«. »Habe Sehnsucht, »ach Aussprache. Oede, öde, immer allein zu sein!" Müden Schritte» stieg er langsam die knarrende Holztreppe empor. Doch al» er oben war, prallte ich entsetzt mit einem Aufschrei zmrNckr denn nicht mein stattlicher, kräftiger, fröhlicher Freund war e». der mir eben die Saud zum Gruße reichte, sondern ein in schlotternde Kleider ge hüllte» — Totengerippe! Ein grinsender, fleischloser Schädel, gräßlich leere Augenhöhlen stierten mich an, und eine dürre Knochenhand wollte meine Hand er- fasfen. »Ein furchtbarer, sündhafter Scherz!" gurgelte ich. »Scherz?" hörte ich den andern bestürzt fragen. ^Was fehlt dir? — Du bist krank, mein Sohn, besinne Ich überwand mich, blickte ihn mutig an, aber noch immer sah ich, wa» ich vorher wahrgenommen: einen grinsenden Totenschädel, dessen Zähne bebend aufein- anderschluaen. »Mein Gott." stöhnte ich verzweifelt, »ich bin wahnsinnig geworden?!" — Ich tastete mich nach dem Licgestuhl, warf mich hinein und bedeckte mein Gesicht mit beiden Händen. Da legte sich eine feste, warme Hand auf meine Schulter, und ich hörte eine freundliche, tiefe Stimme lagen: »Armer Freund, du hast Tropensteber. — Du brachen. Nach der Mahlzeit begaben wir un» wieder tn di« Wohnveranda, wo der Mokka serviert wurde. Der Fakir war verschwunden, die Boy» reichten uns Zigarren und Feuer, und wir streckten uns behaglich in den Liege- stühlen ans. Still verharrten wir, starrten hinaus in die herrliche Mondlandschaft und hingen unseren Ge danken nach. — Da tönte an» dem Dickicht des Urwaldes -er langgezogene, grelle Schrei eine» Hirsche». Klagend, oft auch wild und brünstig klangen die Töne, die unS aufrüttelten. König fuhr zusammen und richtete sich bald auf. »Hörst du? Der wittert Gefahr! — Bruder, Freund, anch ich, anch ich!" flüsterte er. — »Ich bin heute zu dir ge kommen, tn eigener Sache. Jawohl, tn eigener Sache! — Weißt du — bitte lache mich nicht au» — mich ver folgen seit einigen Tagen Todesahnungen!" — Ich sah ihn erschrocken an. und wie aus weiter Ferne klana die Stimme dc» Fakir»: »Sie kommen zu Euch, die Furcht vor dem Tode treibt sie zu Euch!" »Und da möchte ich mit dir für diesen Fall einiges be sprechen, gewissermaßen dir mündlich und schriftlich — mein Testament übergeben. — Aber — du bist heute nicht auf der Höhe, da» Fieber hat dich gepackt, und da wirst du mir nicht folgen können. — Nein, nein," schnitt er mir das Wort ab, al» ich widersprechen wollte, »heute nicht! — Nur," fuhr er gedrückt fort, »etwas muß ich notgedrungen dir schon heute mitteilen, damit du im Bilde bist und die Erklärung findest, warum ich fest an meinen nahen Tod glaube." Er paffte dicke Rauchwolken von sich, trank bedächtig seinen Mokka aus und lehnte sich dann seufzend zurück. »Irgendwo," begann er nach einer Weile, »habe ich einen grimmigen Feind, der mich heimtückisch, wie ein schlet- chendeS, nächtliches Ranbtier, verfolgt. Ich glaube nicht, daß der Kerl unter den Eingeborenen oder unter meinen KuliS zu suchen ist, wenn er eS auch verstanden hat, die Leute gegen mich aufzuhctzen. — Wahrscheinlich ist -er Lump au» Vorderindien. Nadschputenstaaten oder da so Verum, denn feine mystische Visitenkarte, die er nach jedem Besuch bet mir hinterlaßen hat, läßt da» ver- mnten. So erhielt ich nach jeder Schandtat auf un erklärliche Weise einen Zettel, auf dem drei dicke, rote Striche gemalt waren." »Drei flammende, blutige Streifen?" fragte ich hastig «nd dachte dabei an den Fakir, der kurz vor -er An kunft Könta» davon gesprochen hatte, Fortsetzung folgt.) Nist soeven phantasiert un- -Ich benommen, wie «M Schwerkranker." Nur zögernd öffnete tch die Augen und begegnete dem ernsten, besorgten Blick meine» Freundes. Nkißtranisch musterte ich seine kräftige, Yobe Gestalt und fühlte feinen festen Händedruck. -Wahrhaftig," staunte ich, »ich muß geträumt haben. Lächerlich, sich fo unterkriegen zu lassen." — Erzürnt blickte ich nach dem Fakir, der noch immer unbeweglich in der Ecke der Veranda stand, und hörte feine Mahnung: »Der Tod rettet durch Busch und Nacht!" Mich schüttelte ein Grauen. — Noch einer ge raumen Weile bedurfte es, ehe meine Erregung sich ge legt und ich mich mit meinem Gast zum Abendessen in die Speiseveranda begeben konnte. Fa« 156. Geburtstag des Philosophen Schopenhauer hat Danzig diese drei Gedenkmarken herausgegeben. (Scherl Bilderdienst-MH Bild links: -um achte« Todestag von Horst Wessel. Der Stabschef der SA., Viktor Lutze, am Grabe des Freiheits heiden aus dem Ntkolaifriedhof tn Berlin. (Scherl Bilderdienst — M.) Bild rechts» Han» ASterlet« KnltnrpreiStrSger der G«. Reichsleiter Rosenberg spricht dem KulturpreiSträger Ober führer Hans Zvberletn sein» Glückwünsche aus. (Scherl Bilderdienst—MH