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Lüge«!.... t Di« Stadt Stolp i. P. war, so berichtete die Press« großer Demokratien, am 5. Februar und die folgenden Tage d«r Schauplatz einer MilitLrrevolte mit blutigen Zusammen- stützen. Um dm Schauplatz des furchtbaren Gemetzels -wischen der Garnison und der SA. in Augenschein zu nehmen und uu» sich von den Straßenkämpfen aus eigener Anschauung zu überzeugen, erschien ein besonders mutiger englischer Journalist, der Berliner Vertreter des „News Thronicle" Golvin, allen Gefahren zum Trotz mit der überraschenderweise noch verkehrenden Eisenbahn in Stolp. Gleich nach seinem Eindringen in die Stadt hatte er Gelegenheit, das taktische Geschick der Revolutionäre und ihrer Gegner zu bewundern. Sie waren so vorzüglich getarnt, daß nicht das geringste von ihnen wahrzunehmen war. Die Schlauheit der Rädelsführer des „meuternden" Kavallerieregiments grenzte fast an Ge nialität. Die Offiziere bereiteten nämlich dem Engländer am Abend in ihrem Kasino einen herzlichen Empfang, zu dem, triegslistig wie sie waren, die gegnerischen SA.-Führer, die eigentlich längst niedergemetzelt waren, gleich mitgekommen waren. Es soll sehr gemütlich gewesen sein und der erschossene Regimentskommandeur der fünfer Reiter habe eine ganz allerliebste Ansprache gehalten, auf die der gemeuchelte Kreis leiter erwiderte, so teilte der Engländer in seinem ersten Schlachtenbericht mit, zu dessen Abfassung er erst am späten Nachmittag des nächsten Tages kam, denn der Stolper Grog, den man zum Schluß noch zu sich genommen hatte, hat es in sich. Der famose Alister Golvin mußte den Bericht sehr kurz fassen, denn vor der Tiire seines Hotelzimmers wurde es plötzlich lebendig. Schwere Stiefel machten die Dielen dröhnen. Aha, dachte der Englischmann, setzt gehts los! lind es ging los. Er wurde von ein paar kräftigen SA.-Münnern unter die Arme gefaßt, was ihm, immer noch van wegen des 4amn«<I Grogs, nicht unlieb war, rind nach dem nächsten Kriegsschauplatz gebracht, nämlich in das „Schützenhaus". Dort veranstaltete zu Ehren des Gastes die SA. ein Blut vergießen in Gestalt eines Sauleids. Die Umgebrachten waren wieder alle erschienen, diesmal auch der gekillte Bürgermeister, und es wurde wieder ein ganz reizendes Gefecht, leider der -Witterung wegen im Saale. Auch diese Nacht hielt der Schlachtenlarm recht lange an. lind am nächsten Vormittag kabelte der Engländer an seine Zeitung nur das eine Wort: Liigenludcr. E. V. Reichsminister Rust Ehrendoktor der Athener Universität. Berlin, 14. Febr. Reichsminister Rust empfing heute den griechischen Gesandten Rizo Rangabe und den Professor Kalitsounakis, die ihm das Diplom der Ernennung zum Ehrendoktor der Athener Universität überreichten. Der Mi nister nahm die Ehre im Namen der deutschen Wissenschaft entgegen und sagte u. a.: „Wir sehen im alten Hellenentum die Offenbarung "des Gesamtmenschentums, in dem die Einheit der Frömmigkeit, der Kunst und des politischen Denkens sich in seltener Harmonie gebildet hat." Er nehme das Diplom auch im Namen der nationalsozialistischen Bewegung an, bei der die alte Liebe der Deutschen zu Hellas einen neuen Linn erhalten habe." Die nationalspanischen Gefolge im Süden. Salamanca, l4. Febr. Der Heeresbericht vom Sonntag besagt: Unsere Truppen besetzten im Abschnitt La Serena der Eftremadurafront alle feindlichen Stellungen im Argayon gebirge sowie das Schloß Argayon und den Gebirgspaß Äurcila. Der Gegner, der Widerstand zu leisten versuchte, erlitt schwere Verluste. Von den eroberten Stellungen aus können viele noch in den Händen der Bolschewisten befindliche Ortschaften mit Feuer belegt werden. An der Teruelsront wurde eilt feindlicher Angriff abge wiesen. Maschinengewehre und Gewehre wurden erbeutet und viele Gefangene gemacht. o Kundgebungen in Barcelona. Salamanca, 14. Febr. Ueberläufer sagen aus, daß es zwischen Truppen von Anarchosyndikalisten und Abteilungen der internationalen Brigade zu Feuergefechten gekommen sei. Fu Barcelona hat die Bevölkerung Kundgebungen veran staltet. Wegen der Flicgergefahr hat sie verlangt, daß die Oberbonzen die katalanische Hauptstadt verlassen und ihren Sitz in Madrid oder an der Front aufschlagen sollen. Die Knndgeber wurden mit Maschinengewehren vertrieben. Unterhaussrage» über Spanien. London, 15. Febr. Auf Anfragen im Unterhaus, ob in dem Problem der Freiwilligenzurückziehung Fortschritte ge macht worden seien, erwiderte Eden, daß der Nichtein mischungsausschuß einen Entschließungseutwurf angefertigt habe, der den Regierungen zugeleitet worden sei. Soweit er wisse, sei „über fast alle Punkte dieses Entschließungseutwurfes bereits eine Einigung erzielt". Auf die Frage eines Labour- Abgeordneten, ob die Regierung nicht die Ausfuhr von Flak- Geschützen und Munition nach Spanien als Gegenmaßnahme zur Bombardierung offener Städte gestatten wolle, erwiderte Eden, die Regierung sei wegen der Abschaffung eines Lust- bombardcments offener Städte vorstellig geworden. Was die Ausfuhr von Waffen nach Spanien anlange, so sei England als Unterzeichner des Nichteinmischungsabkommens gebunden. Im Augenblick sei er nicht bereit, eine Aenderung dieses Abkommens vorzuschlageu. Bei einer Schilderung der Ver senkung des englischen Dampfers „Alciras" erklärte Eden, er glaube, daß es sich um nationalspanlschc Flugzeuge ge handelt habe. Die Flugzeuge hätten «in schwarzes Andreas- Kreuz auf den Ruderflächen gehabt. (In diesem Zusammen hang ist daran zu erinnern, daß die Bolschewisten Flugzeuge mit nationalspanischen Abzeichen verwenden. E. V s Auf die Frage des Labour-Abgeordneten Henderson, ob die englische Regierung eine Anerkennung des italienischen Imperiums erwäge, erwiderte Eden, daß die Haltung der britischen Regierung unverändert bleibe. Neuer Versuch Stalins, die Weltrevolutio« uorwSrts zu treibe«. Moskau, 14. Febr. Die parteiamtliche „Prawda" ver- öffentlicht ei« Schreibe« Stalins, das der Form nach die Beantwortung einer Anfrage eines unbekannten Provinz- sunktionärs darstellt, in Wirklichkeit jedoch als ein« Art offener Brief des Parteidiktators an die gesamte Sowjet- öfsentlichkeit erscheint. Mit Nachdruck bezeichnet Stalin die Ansicht als völlig fälsch, daß die Herrschaft des Bolschewismus in der Sowjet- union bzw. die Ausrottung aller antibolschewistischen Elemente an sich schon die „endgültige" Verwirklichung des kommu nistischen Programms bedeute. Dl« Aufrechterhaltung des bolschewistische« Regimes in der Sowjetunion sei lediglich als die eine Hälft«, al» ein Teilstück der Gesamtausgabe zu ver- steh««, die aus die Ausrichtung «in«» von Stall« mit Vorsicht als „Sozialismus" bezeichneten Regimes auf der ganze», Welt hinauslaufe. Was dabei mit der Bezeichnung „Sozialismus" gemeint ist, wird im Laufe der weiteren Ausführungen Stalins unmißverständlich dargelegt. Stalin beruft sich zu nächst auf Lenin, der als Lebensgesetz des boschewistischen Staates verkündet habe, daß dessen Existenz neben den „imperialistischen Staatswesen" in der sogenannten „kapita listischen Eintreisung" auf die Dauer unmöglich sei. Daraus ergebe sich notgedrungen dir „Zusammenarbeit" und wechsel seitige Unterstützung zwischen dem bolschewistischen Staat einerseits und den revolutionären Bewegungen aller übrige« Länder andererseits Es sei klar, daß das bolschewistische Gesamtprogramm nicht erfüllt sei, solange die Sowjetunion von „kapitalistischen Staaten" umgeben und eine», möglichen kleberfall (I) aus gesetzt sei. Es könne ferner keinem Zweifel unterliegen, daß dieses „Problem" (nämlich die Behebung dieses Zustandes bzw. der „endgültige Sieg" des Bolschewismus! nur gelöst werde», könne „durch die Vereinigung der ernsthaften Bemühungen des internationalen Proletariats mit den noch ernsthafteren Bemühungen des ganzen Sowjetvolkes" (H. Deshalb gelte es, die internationalen proletarischen Verbin dungen zwischen der Sowjetunion und den revolutionären Bewegungen der bourgoisen Länder zu verstärken und zu befestige«. Ferner müssen die rote Armer, die rote Flotte und die rote Luftwaffe auf jede Weise ausgebaut werden. Es müsse di« ganze Sowjetbevölkernng im Zustand der Mobilisierung gehalten werden. * Das Hervortreton Stalins, der in dieser Forin die Grundlehreu des bolschewistischen Dogmas erneut bekräftigt, verdient die allergrößte Beachtung. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Stalin damit die bolschewistische Partei und deren ausländische Trabanten wieder nachdrücklich auf die Grundsätze der Weltrevoluüon als ihre eigenste Zweck bestimmung sestlegen will. Zwar Halle man in Moskau nie mals die Ziele der Weltrevolution verleugnet, obwohl in früheren Jahren eine Verschleierung dieses bolschewistischen Endzieles ans taktischen Gründen mitunter für notwendig erachtet worden war. Man erinnert sich, daß Stalin noch vor kam», zwei Jahren dem amerikanischen Journalisten Roy Howard gegenüber die weltrevolutionären Absichten des Sowjetstaates als „tragikomisches Mißverständnis" (!) be zeichnet hatte. Im Gegensatz zu einer solchen Verdunkelungs taktik (die freilich mit der Praxis z. B. in Spanien in krassestem Widerspruch stand) läßt Stalin jetzt wieder die Maske fallen. Er will offenbar auch in der Praxis mit neuen Mitteln und Ällethoden das alte, niemals aus dem Auge gelassene Programm der bolschewistischen Weltrovolution wieder aufgreifcn. Das Vorgehen Stalins muß als Richt schnur des Kreml für die Komintern nnd deren Tätigkeit anfgefaßt werden. * Drohungen auch militärischer Natur. Warschau, 15. Febr. Das Schreiben Stalins wird von der polnischen Presse allgemein als Ankündigung einer neuen Offensive der Komintern auf die benachbarten Staaten ange- sprachen. „Gazetta Polska" schreibt, die Ankündigung der Verstärkung der Fäden, die die Sowjetunion mit den marxi stischen Gruppen der „bürgerlichen Staaten" verbinden, und gleichzeitig die Ankündigung weiterer sowjetischer Rüstungen zu Lande, zur See und in der Luft, alles das decke sich mit den Ueberlieferungen der sowjetischen Politik. Das offene Bekenntnis Stalins für einen Sieg des Bolschewismus in anderen Ländern, mit anderen Worten die Weltrevolution, lasse einen starken Auftrieb der Tätigkeit der Komintern er warten. Es sei nicht ausgeschlossen, daß die bisherigen Mos kauer Agitativnsmethoden nunmehr durch Drohungei, mili tärischer Natur unterstützt werden sollen. Weiter sei beacht lich, daß Stalin diesmal auf die Aufteilung der nichtbolsche wistischen Staaten in faschistische und demokratische, so wie das auf dein 7. Kongreß der Komintern noch geschehen war, ver zichtet hat. Die Worte Stalins zeigten, daß die sowjetischen Rüstungen ein deutliches Ziel haben, nämlich die Hervor, rufung oder die Beschleunigung der bolschewistische», Welt revolution. Damit seien die sowjetische« Rüstungen gegen all« nichtbolschewistischen Staaten, ohne Rücksicht aus ihre Ver- saffung, gerichtet. Neuer Lhef der rote« Luftflotte. Moskau, 14. Febr. Die amtliche „Jswestija" erwähnt beiläufig an versteckter Stelle, daß das Oberkommando über die gesamte», sowjetischen Luftstreitkräfte gegenwärtig der Armeekorpskommandcur Loktionow ausübt. Dieser hat also die Nachfolge des verhafteten Armeekommandanten Alksnis als Chef der Roten Militärluftflotte angetreten. O Moskau, 14. Febr. Der bekannte bolschewistische Dikta- tor der Ukraine, Postyschew, der vor einigen Monaten in Un- gnade gefallen war und zuletzt nur iwch den Posten eines Parteisekretärs für das Gebiet Eanara bekleidet hat, ist auch au» diesem Amt entfernt worden. Damit ist der Sturz Posty- Echems endgültig besiegelt. ' Bo« Stott« i« de« Lod gehetzt. Die „Papaniu-Expeditiou". Belgrad, 15. Febr. Die Zeitung „Samouprawa", das Hauptblatt der Regierungspartei, schreibt: Jeden Tag über schüttet man die Welt durch Rundfunk und Nachrichtenagen turen mit Meldungen über das Schicksal von vier Unglück lichen, das eine Tragödie bilden würde, wenn es nicht von Moskau ganz groß als Komödie aufgezogen wäre. Die vier Mitglieder der sog. Papanin-Expedition, die die Aufgabe hat, die Möglichkeit einer ständigen Durchfahrt durch die Berings straße zu erforschen, sind offensichtlich weniger Helden der Arktis als Opfer der Moskauer Agitation. Diese Zentrale schickte ebenso kaltblütig eine Gruppe überspannter Gelehrter in die ewige Eiswüste, wie sie nach Sibirien oder in das Jen seits unschuldige Diplomaten oder Marschälle und Generale aus der Revolutionszeit schickt. Dieses Agitationsbüro hatte ein Mittel notweirdig, um nicht nur die sowjetische Aufmerk- samkeit, sondern auch die Europas und Amerikas von je»,ein schrecklichen Gemetzel abzulenken, das den „Wahlen" in dieser „Republik" voranging. Das Blatt erinnert daran, daß die Teilnehmer dieser Expedition von Stalin, der doch sonst nie mand zu sich läßt, empfange», worden seien, was deutlich ihren Zweck kennzeichne. Dann heißt es weiter: „Bis jetzt kannte», wir Helden der Wisse»,schäft. Jin Reiche des ewigen Eises liegen Gräber unbekannter Helden. Echte Gelehrte machen nie soviel Geschrei von ihren Arbeiten, wie es in diesem Falle geschieht. Eine ganze Jahrmarktsreklame wurde für eine Expedition aufgezogen, deren Ergebnisse unbekannt sind, aber deren Zweck genau vorausberechnet war. Es ist völlig gleich gültig, ob sie etwas am Nordpol gefunden hat, ob ihre Mit glieder vom Tode gerettet werden oder ob sie in den Eis bergen der Arktis untergehen. Alles dies hat für die Re gisseure in Moskau keinerlei Bedeutung, wenn der Zweck er reicht wird. Der Schleier, der seit Monaten über dieser Hauptstadt liegt, über allein, was Stalin macht, wnrde nicht gelüftet. Der unglückliche Papanin hatte eine Rolle als Komö diant zu spielen, die ihm im Kreml vorgeschrieben wurde. Das nennt man dann politische Kunst." * * * Drohung gegen Rumänien. Moskau, 15. Febr. „Prawda" beschäftigt sich erneut mit der „Entführung" des Sowjetgeschäftsträgcrs in Bukarest, Budcnko, die das Blatt immer noch als Racheakt rumänischer „faschistischer" Gruppen hinstellt, und äußert ferner ihre schärfste Unzufriedenheit mit dem neuen Kabinett Ehristea, da dieses versuche, die Untersuchung hinauszuzögern und die an diesem „scheußlichen politischen Verbrechen" Schuldigen zu schützen. Das Verschwinden Budenkos, wie überhaupt der gegenwärtige Zustand der svwjetrussisch-rumänischen Pc- Ziehungen, sei das natürliche Ergebnis des politischen Kurses, den Tatarescu seit 1936 cingeschlagen habe! Die Ausführun gen schließen mit der Drohung: „Die politische und geogra phische (!) Lage Rumäniens ist keineswegs dergestalt, daß die rumänischen Regierungskreise sich erlauben könnten, auf die im Zusammenhang mit dem Fall Budenkos erhobenen Fragen einer Antwort auszuweichen." Tatarec-cn, der stellv. Ministerpräsident des Kabinetts Miron Ehristea. (Atlantik — M.) * Einsprüche. Reval, 14. Febr. Wegen des Grenzzwischensalls auf dein Peipussee Hat der estländische Gesandte in Moskau Einspruch erhoben. In der gleichen Angelegenheit hat auch der sowjet russische Gesandte in Reval der estnischen Regierung eine Pro testnote überreicht. — Die Einfuhr von Zeitungen und Zeit schriften ans Smvjetrnßland wurde bis auf weiteres verboten. * * * 130 Kommunisten «»geklagt, 1250 Zeuge» geladen. Budapest, 15. Febr. In Szegedi», begann gestern ein Prozeß gegen 130 Kommunisten wegen Umsturzversuches. 1250 Zeugen sind vorgeladen. Es wurde festgestellt, daß der Anführer in engster Verbindung mit Moskau stand, und daß ihm über die Tschecheslowakei Geldmittel aus Moskau zu- gmgen. Die Verhandlungen werden mehrere Wochen dauern. Berlin, 14. Febr. Dio Lufthansa hat für ihre Ausstellungs- erzeugnisso auf der Pariser Weltausstellung einen Grand Prix erhalten. Freiburg, 14. Febr. Der Ehrenbürger der Stadt, Pro- fessor Dr. Ludwig Schemann, ist, 86 Jahre alt, gestorben. Im Hause Richard Wagners hatte er den Grafen Gobineau kennen gelernt, dessen Arbeiten über die Rassenfrage er der deutsche»» Welt zugänglich »nachte. Der Führer hatte ihm bei Vollendung seines 85. Lebensjahres die Goethe-Medaille verliehen. Helstiüi, 15. Febr. Reichsminister Graf Schwerin v. Krosigk traf gestern von Schweden kommend, hier ein und stattete verschiedene Besuche ab.