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Erzgebirqischer Dolstsfreund Verlag T M. Törin«, Aue 2 Beiblatt. s. s»rtf«tz,«g. v,<r«r«-»rc«r,rcm/rr »v«c« »»c»« -nrirr», kffortseßung folgt., Die Löwen schwiegen. Waren sie vielleicht Lazu da, auf solche schwierigen Fragen Antwort zu geben? — Walter stand am Laubeneingang, sah über Lie Tische und lächelte. Komm, Maria! Wo bist du, Maria? Singt, Kinder singt! Walter fiel - auf» Herz, baß er zu dieser Stunde mit der Gräfin Schlettow gescherzt hatte, umflimmert von den Kerzen, umflimmert vom Rausch des Feste-. Und immer wieder in diesem traulichen Abendgespräch kreuzten sich unwissend die Feuerwerklichter ihre» ver heimlichten Daseins, manchmal schienen sie beide nur um eine Ahnung noch voneinander entfernt, aber e» ist nur in schönen Geschichten so, daß sich plötzlich alle tausend Tore auftun, nnd der Prinz die Gansemagd freit, die Magd, die vielleicht gar keine Gänscmagd ist. -Trink noch ein Gläschen!" ermunterte er. „Um keinen Preis, Walter!" wehrte sie sich ernsthaft. „Ich halte sonst Len Sternhimmel für ein Ringelspiel." „Eine Bedienerin, die sich vor Lem Wein furchtet?" neckte er, ohne zu merken, wie verlegen sie war. Der Abend flog. Man hat noch keine Uhren für Liebende erfunden. Es sei denn, daß man ihnen die Uhren gäbe, Lie nicht mehr ticken. „Du mußt jetzt gehen!" drängte sie. Noch sangen die Gruppen neben ihnen. „Wann seh ich dich wieder, Maria?" forschte er heiß. - Ihr Puls jagte. Was tun? Was sagen? Zu welchem Ende führte dies alles? Morgen kam der Herzog! — „Also in drei Tagen wieder hier," stammelte sie schließlich. Ehe sie sich's versah, hatte er sic geküßt. Sie lacht« verwirrt und eilte zum Hause. Der Fackelmond schien wundersam gerührt. Ganz langsam baumelte er . . . ganz langsam... Noch einmal stand Walter am Garteneingang still. Ein Fliederbusch bog sich an seinen Arm. „Nnn bin ich Karl, der Gesell bei Faß und Wein! Gute Nacht, Maria! Dich grüßt der Karl!" — Aus dem Garten sang die Jugend: „Schöne Mädchen wir- eS geben! Doch wir werden nicht mehr leben! Wachsen wird ein golbner Wein! Doch wir werden nicht mehr sein ..." Unterdessen hatte der Wagen der Gräfin Schlettow in Begleitung Karls die erste Tagereise Richtung Petersburg zurückgelegt. Die Baumstraßen liefen immer undeutlicher in den Dämmer und sahen schon manchmal wie Wegelagerer mit riesigen Köpfen aus, La entschloß man sich, bei der stillen Herberge, die ge rade sänftiglich mit einem im leisen Winde schaukeln den Licht als Ziel des Tages sichtbar wurde, haltzu machen. Die Pferde bliesen müde aus den Nüstern. Karl streckte sich mannhaft, als er vom Pferd gestiegen wär und die gelbbeschtenene Diele des Gasthofes einladend vor sich sah. Und wenig später saßen sie sich gegenüber: Die von der Reise etwas blasse, darum aber nicht weniger schar mant auSsehende Gräfin und Karl, -er zum ersten Male wie-er eine leise Beklommenheit aufsteiaen spürte, ihr aber mit einem munteren Schluck Wein zuleibe ging und gleich darauf die Gräfin blitzen- ansah, die darob gleichfalls eine angesteckte Munterkeit über ihre Wangen glühey ließ. . Und dennoch, -ennoch, abends war Walter wie-er von allen Sorgen befreit. Es ging geraden Wegs nun zu Maria. Grün rief Ler Grinzing. Der Frühling tropfte rote Abendsonne von allen jungen Blättern. Ach, er würde sie Wiedersehen! Maria! Nein, man mutz nicht glauben, daß Liebe eine Krankheit ist. Bei leibe nicht. Solche Menschen sehen aus wie das blühende Leben. Sie sind wie Obst im Herbst, Pappeln im Mat wind, Korn im heiteren Wellenwind. So sind Liebende. — Nun ja, ein klein wenig närrisch sind sie schon. — Bei der Gschwandtnerin wurde wacker auSgeschenkt. Ein gelber Lampion feixte wie ein schiefer Mond und wackelte über den Tischen in Gesellschaft von drei rosig schimmernden Weltkugeln, die am Eingang einer langen Laube schwingend Wache hielten. Junge Gäste, in zwei Reihen gesetzt, ließen einen fröhlichen Kehrreim singen: „Schöne Mädchen wird eS geben! Doch wir werden nicht mehr leben! Wachsen wird ein golbner Wein! Doch wir werden nicht mehr sein ..." Nicht fröhlich wäre der Kehrreim? Ei, du liebe Jugend, waS sagst du dazu? Wenn'S ganz am lustig, sten ist, dann spürt man einen he mlichen Schlucker dabei. Und wenn'S ganz am heitersten ist, daun hat man's weich ums Herz. Also, das st schon ein froh- Wer Kehrreim. Und noch einmal, Burschen und MädelS: „Schöne Mädchen wird eS geben! Doch wir werden nicht mehr leben! Wachsen wird ein golduer Wein! Doch wir werden nicht mehr sein ..." Am andern Morgen. Walter hatte den Wagen Ler Gräfin Sa-lettow davonrollen gesehen. Zur Seite ritt Karl, der falsche Adjutant, die Hand mit den Zügeln hoch und anstellig über dem Sattelknopf, in guter Haltung und mit erwartungsvollen Augen. — „Fahr hin, Gräfin! Grüß mir Petersburg und -aS weite Rußland! Ich mutz jetzt zu den Fässern!" lachte Walter, der nun ein Faßgeselle geworden war oder — sagen wir besser — aus Notwendigkeit einer werden wollt«. Er stapfte tapfer in den Keller des Meister- Loidl, wünschte mänmglich und im Tonfall Karls einen ge- rüsteten „Guten Morgen!" Und nun an die Arbeit. Stein, man muß ehrlich sein Es fiel ihm durchaus nicht so leicht. Da war dies. La war jenes. Und der Meister Loidl hatte eine so komische Selbstverständlichkeit, bei ihm alles vorauSzusetzen, mit halben Bewegungen nur anzudeuten, daß er mitunter ohne Rat war und nach gutem Dünken verfuhr, wa» ihm die Meinung eintrug: „Also, Karl, so blöd hast du dich noch net ang'stellt!" Man weiß ja gar nicht, waS kn einem solchen wunder lichen Keller alle- zu tun ist, wenn man nicht nur hineingeht, um aus Len Spünden zu trinken. Nach einigen Stunden erschien Walter die Luft dumpf und eng. Die Tochter seine- Gebieters sprang über -ie Treppe und rief zum Frühstück. An der Tür -rückte sie Walters Hände und plauderte ihn lustig am Er erkannte sie wieder. Es war -aS Jungfräulein, LaS seine Bekanntschaft mit Karl vermittelt hatte. Wenn sie nur nicht ... Aber nein, sie sah ihn ganz und gar für Karl den Küfer an. So sehr, daß er sich gar nicht recht wohl und sicher Labei fühlte. Höflich, aber sichtlich allzu höflich, suchte er sich zu reservieren, worauf sie ihn verwundert ansah. Wo hatte der Karl mit einem Male seine so leicht spöttelnden Bemerkungen? Würde sie Loch noch den dummen Riegel seiner wohlverwahrten Herz gemächer aufbasteln können? Karl — oder nennen wir ihn doch lieber auch weiter hin Walter — stieg von neuem in den Keller und ver suchte mit Len Fässern und ihren Hantierungen Freund- schäft anzuSändeln. Der Tag verging, ein neuer kam. 0«s«n Sckuppen b«,ander» ru «mpfokion: Zckvnrrkopk-Sekoumpon LoN« leer ru M pknniu 8<dv»rrlcopk-Lxtr*^rt mit Krtuterdnd 30 Pfennig Am folgenden Tage. Walter hatte einen ganzen Nach- mittag darauf verwandt, Karl, seinen Doppelgänger, in die Obliegenheiten -er Petersburger Reise einzu. führen. Daß die Gräfin Schlettow eine schöne Krau sei, solle ihn beileibe nicht stören: eine Warnung, bei der sich Karl unglücklich den Kopf kraute. Dann aber öffneten sich ihm wieder alle Lie fremden und neuen Aussichten dieser Adjutanteufahrt, und er beeilte sich, Graf Lieben in einen tüchtigen Gesellen -eS Weinkellers „Wachau" zu verwandeln. „Und wenn Ler Alte amal a bifferl waS brummt, lassen's ihm Las Daherreden, Graf! Das braucht Ler Küfermeister Loidl, und eS ist noch keiner dran g'stor- ben . . . Freilich, gut zuschaffen muß man schon bei ihm und herzhaft anpacken. Gehen's, Graf, Sie wer-en'S schon zuspatz machen..." Der Graf selbst war durchaus nicht von seinem Küfer- unü Fässerkönnen überzeugt und Lachte bei sich: Marialein, da mußt Lu mich jetzt aber heidenmäßig lieb haben für den teuren Tausch, Len mich LaS kostet! „Ja, und noch eins, Graf, was die Tochter vom Küfer- und Weiumeister Loidl ist, die hat so einen kleinen ver liebten Gucker auf mich!" erinnerte Karl plötzlich au- tiefen Gedanken. „Auch das noch!" platzte Walter mit einem tragischen Gesicht heraus. „Auch das noch!" „Aber sehens, Graf, t mag sie net. Sie halt mir zu wenig das Mundwerk still, und was amal ein guter Winzer werden will, -er muß seinen Wein im Faß Hören können. Aber so eine Äeibsplapper -abei . . . r mag die Gustel net. Und darumhalber ist mir Lie Reise für Len Grafen schon ganz recht.. „Ja, Karl, und was meint denn Ler Vater Loidl dazu, daß -ie Gustl einen Gucker auf -ich hat?" „Ein bisserl wär's -em am End' schon recht!" gestand Karl freimütig. „Er macht manchmal so gewisse Worte -arauf zu, man muß sich nur munter frei- und steif- halten, Graf!" Walter kam sich allmählich vor, als werde er gegen einen ganzen Wald voll Tücken und bösen Wurzeln geschickt. Wenn der Herr „Adjutant" da in Petersburg und unterwegs wacker aushielt, dann konnten sich hier allerhand stachlige Dinge zuspitzen. Btit einem Male kam ihm überhaupt alle- verwirrt und verzwackt vor. Warum da- alles? Maria war Bedienerin.in Grinzing. Und konnte sich LaS einer Lenken, daß er heimkäme zum Rhein: „Also, bitte schön, Vater, das ist die Maria!" „Maria!?" würde der Vater fragen. „Donaulinie? Alte Familie, wie?! Nun, mein Sohn?" — „Nein, Vater, es ist nur die Maria!" ließe sich frei mütig antworten, aber ... „Ja, Graf, wenn i dann noch amal erinnern darf," unterbrach Karl seine Gedankenfolge, „waS die Gustl angeht: Schneid, kühlen Schneid halten!" Walter sah in der Wand seines Arbeitszimmers da- Bild mit den drei Reifrockschönbeiten. Ihre unbekann ten Gesichter, deren nichtssagender Ausdruck ihn so oft geärgert hatte, verwandelten sich und trugen auf ein mal die Züge Marias, Gustls und der Gräfin Schlettow. Arm in Arm wandelten sie aus Ler Wand sozusagen heraus und justament auf ihn zu. Ja, so war Las! Genau so war LaS! Eine schlimme, eine verzwirnte Geschichte! — Abschied nun! Karl und Walter drückten sich die Hände, vielleicht so herzhaft wie Löwenjäger, die wissen, Laß es im Dschungel böse ist, und daß die Elefanten schon zornig im Dickicht trompeten. Aber nicht Len Kochzeitsmarsch. — «r. 7S. 1 April 1SS7. Maria stand in der Küche bei der Gschwandtnerin und setzte der beleibten Wrrtkn ihr kleine» Manöver auseinander. Daß sie jeweils einen Abend — es sei um einen verliebten Spatz — so gleichsam ein bißchen die Bedienerin spielen wolle. ES würde der Gschwandt- nerin ein guter Nutzen sein. Die gutmütige Wrrtin kniff ein Auge zu und freute sich fast über die komische G'schtcht'. Maria dachte einen Augenblick nach, waS wohl sein würde, wenn -er Vize oder Mustachow, -er Volks beauftragte, sie in dieser Umgebung nnd unter so merk- würdigen Umständen fänden. Dann aber nahm sie ein weißes Tuch unter den Arm unü sprang leichtfüßig von -er Gartentreppe. Walter fühlte sich wohl in der traulichen Dämmerung eines Kirschbaumes und smnmte leise vor sich hin. Da kam sie. Wie er aufsprang! Sein froher Schreck spiegelte sich in -er jähen sansten Röte ihre- Gesichtleins. — „Ach," sagte er. Man kann nicht behaupten, daß LaS viel gesagt war. Und -ennoch war eS der Zustands bericht der letzten ohne Maria verbrachten Tage. „Walter!" sagte sie. Es klang so herrlich, als hätte sie Wald gesagt, so grünrauschend, so wehend, so . . . nun eben so! Sie hatten sich bei den Händen und vergaßen jetzt schon die Neugierde der benachbarten Tische. „Und was soll ich denn nun dem Herrn bedienen?" lächelte sie und knickste mit einer kindhaften AuSge- lasienheit, die ihn wortlos glücklich ließ. Sie brachte den Wein. Sie setzte sich an seinen Tisch. Sie hörte nicht auf einen Anruf des Nachbartisches. Dafür eilte Lie Gschwandtnerin mit flinker Beleibtheit Lurch Len Garten und tat Besorgungen. Ah! dachte sie und sah Las Fräulein sitzen, die Be dienern sein wollte für einen einzigen. Nun gut, da- war sicher ein auSaeLrechselter Spaß. Oh, Lie Gschwandt- nerin war kein Spielverderber. Nein, im Gegenteil. Es wurde ein Frühlingsabend. DaS heißt alles ge sagt haben. Der Mondlampion blinzelte vergnügt zu Lem echten Mond hinauf. Sterne fielen ins Laub und manchmal auch in Sen Wein. „Ja, sag' mal, Maria: wir- -ie Gschwan-tnerin nachher nicht ein Gesicht schneiden, weil ich dich Sei meinem Tisch gehalten habe?" „Oh . . .!" lachte Maria und fächelte einer Motte heiter durch den eiligen Flug. Walter fand, daß sie merkwürdig sicher war. Woher nahm sie diese Art einer feinen klugen Ueberlegenheit? Jetzt summte sie ein altes Grinzinglied Licht an seinem Ohr, und wieder trafen ihre Augen sich. „Maria, du!" — ES ist erstaunlich: Liebesleute können in einer Stunde zehnmal das gleiche sagen, aber es scheint ihnen immer eine neue Glücklichkeit. Sein Blick ruhte auf ihren Händen, -ie weiß un schmal waren. Welche Hände?! Damit bedienen? . . . Das Licht der Lampions glitt mit einem zärtlichen Hauch über ihre Arme. Langsam zog sie Lie Hände aus Len seinen fort. Eine Fackel zischte irgendwo auf und zerstäubte lang sam. In den Sträuchern war ein leiser Wind. Als sie einen Augenblick in schöner Versunkenheit schweigsam saßen, verlor sich ihr sinnender Blick für eine Weile an das klare Profil Walters, dessen Gesicht sich gegen die Lichter hob. Es war ihr, als müßte sie für immer diese geliebte Linie in sich aufzeichnen. „Erzähle mir aus deiner Heimat!" bat sie leise. Ün er berichtete. Das Rheinland leuchtete in seinen Worten farbig auf. Die sieben Berge und der Rüdesheimer und Lie weißen Dörfer. Die Loreley saß auf dem Felsen, der Mond bc- schimmerte ihr Haar, das wie ein silberner Fall über -ie hohen Klippen floß. Walter wob seine ganze lichte Verliebtheit in die Schilderung und man war nicht ganz sicher, ob diese Loreley nicht am Ende Maria hieß. Maria horchte in seine Worte hinein und sah ihn zuweilen prüfend an. Etwas an ihm überraschte. Was nur? Was nur? War er nicht in einer Kellerei be schäftigt? Ja, er war in einer Kellerei beschäftigt. Gib dir keine Mühe, Maria! Dein Traum aus dem Garten in Grinzing wird bald zu flattern beginnen. Kommt morgen nicht -er Herzog von Gmunden? Ja, morgen kommt der Herzog von Gmun-en. Diese Sache mit Walter ist ein schönes Spiel, ein wehes Spiel. Sie möchte wünschen, eS wäre keine Spiel. WaS konnte sie tun? Vielleicht noch einmal nach Grin zing Hinaushuschen, noch einmal dem Vize und -em lauernden Mustachow entgehen. Zu welchem Ende aber? ... „Maria, wo ist dein Helle- Gesicht?" scherzte Walter mitten hinein. Und sofort ließ sie ihr Gesicht bell sein. Wie unbe- kümmert er sein Herz auf -er Hand trug, dieser einfache Winzersohn, dem es am Tage oblag Fässer zu rollen und auf oen glucksenden Wein zu hören... „Gestern abend," lächelte sie, „hörte ich au- Lem Garten -eS Hauses Carozza Lie Husaren den Hochzeits marsch blasen. Ich mußte an unseren Abend im Prater denken ..i ein un»ngenvkm« Qd«l, d« s - 1°^ und mit erfolg b-k«mpf«n lest. Magen SW / O tiaar und Xopkdnut regolmSStg so, da» kein Nika» und kein« Xilkseike im liier verbleiben, «Irv mit Herrn zu ver- ch wie vorher nne Kette von md die beiden riet mir einer Neckereien bei ch t auf. Eine n, wenn mein lag. Sehnlich etzte chm rasch lie Ballen d« m flog. Diese» wollte. Wenn nd sich dann Nnzug. Genau mit Füchse« l häufig eine« Haar. Wenn d de» Tische», sofort weiter, äußere Tisch. « wieder zu htung, so kam an eine regel« ing der Vogel ch. Das alle» Vogel e» satt horeg an den vielfacher Bo- abweichender t wohi weiter ng gewöhnlich U. vu. ». «ich. tnem von luna SW