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592 Von der Besitzerin der Pflanze in Progreso hatte ich erfahren, dass dieselben von Indianern aus dem Innern, bei ihrem früheren Wohnort Suxtepec gebracht seien, und schrieb ich daher an meinen Freund Klohr in Mexiko, um weitere Exemplare anzuschaffen. Ich erhielt denn auch alsbald eine Sendung von 54 Stück die sich jedoch als vollkommen wertlos erwies, da es erstlich meist ganz kleine Sämlinge, teils noch mit den Nüssen daran, waren und überhaupt es nicht die richtige Sorte war, sondern Ceratozamia mexicana, was aus den langen nackten Blattstielen zur Genüge hervorging. Auf meine Reklamation erhielt ich im September vorigen Jahres 9 starke Stämme, von denen indess bis jetzt erst einer, der kürzlich in Hamburg ausgestellt, zwei Wedel getrieben hat. Vier sind sicher tot und drei sind augenblicklich noch zweifelhaft. Ein gut ent wickeltes Exemplar mit 8—10 Wedeln, wie ich es mit brachte, ist ohne Zweifel die schönste Cycadee, welche ich kenne. Ob es wirklich ein Dioon ist, soll sich, wie Prof. Reichenbach behauptet, erst feststellen lassen, wenn Blüte und Frucht bekannt ist, und werde ich daher alles aufbieten, diese Teile zu erlangen, wenn, wie ich hoffe, ich meine Absicht zur Ausführung bringe, diesen Winter eine zweite Reise nach Mexiko zu unter nehmen. In London, wo ich meine Insekten verkaufte, gab ich einen abgeschnittenen Wedel an Prof. Dyer, welcher danach die Pflanze in der Biologia Centrali americana beschrieben und Dioon spimdosum getauft hat. In zwischen ist dieselbe ja auch von anderer Seite nach Europa gebracht worden. Carlina acaulis und C. vulgaris. Die stengellose und gemeine Eberwurz. Von Robert Beulcke, Handelsgärtner in Pallanza in Oberitalien. Es gibt der einheimischen Blumen noch viele, die trotz ihrer Vorzüge unbeachtet bleiben, eben weil sie niemand hervorhebt. Ich möchte heute der Eberwurz das Wort reden, indem ich überzeugt bin, dass die Blumen derselben in der Trockenbinderei mehr Be achtung verdienen. Man sucht ja jetzt für die sogenannten Makartbouquets allerhand vegetabilisches Material zu sammen, weshalb, so denke ich, sollte da nicht auch die Carlina ihren gebührenden Platz einnehmen, darf dieselbe es doch inbezug auf Schönheit, Grösse und Dauerhaftigkeit mit jeder anderen getrockneten oder sogenannten Strohblume aufnehmen. Ich weiss nicht, ob Carlina acaulis (dies ist die bessere Art) in Deutschland überall zu finden ist. Hier im Gebirge ist sie allgemein anzutreffen, zumal an etwas feuchten Stellen. Uebrigens gestehe ich, dass ich selbst bis August d. J. meine hier empfohlene und mir lieb gewordene Blume kaum kannte, erst durch fremde Kurgäste und Touristen, welche sie auf den Hüten stecken hatten, wurde ich auf sie aufmerksam und schenkte ihr mehr Beachtung. Die Carlina acaulis wächst und findet sich meist auf der Alp, d. h. den Weideplätzen im Gebirge; hier hat sie ihren eigentlichen Charakter. Auf einem dichten Kranz stacheliger krauser Distelblätter sitzt die grosse Blume. Die ganze Pflanze hat kaum 10—15 cm Höhe. Schon von weiten sieht man die grossen 10 cm Durch messer haltenden, strahlenförmig ausgebreiteten, weissen Blumen, die jedem Gebirgsreisenden in die Augen fallen müssen. Bedeutend kleiner ist Carlina vulgaris, aber doch auch durch das wollige goldgelbe Zentrum ganz hübsch und gut zu verwenden. Die Blumenblätter, welche bei Carlina acaulis die eigentliche Zierde sind, treten hier weniger hervor, sie sind bei Carlina vulgaris mehr zurückgebogen und kommen so wenig zur Geltung, während Carlina acaulis mehr die Form einer Aster hat, d. h. die Randblätter stehen steif strahlenförmig von dem Zentrum ab. Ich möchte hiermit die Eberwurz für die Trocken binderei einführen und angelegentlichst empfehlen und bin gewiss, dieselbe wird mit der Zeit ein gesuchter Artikel unter den vielen sogenannten Strohblumen sein. Die hiesigen Kurgäste, beiläufig gesagt meist Deutsche und Engländer, kaufen gern diese Blumen und habe ich schon Kränze und anderes von nur Carlina auf Bestellung ausgeführt und gut bezahlt bekommen, so dass ich an dem Wert dieser neuen Strohblume gar nicht zweifle und sie meinen werten Herren Kollegen angelegentlichst empfehle. Nachschrift. Diese Carlina-Arten haben die ver diente Wertschätzung als verwendbares Material für Makartbouquets schnell gefunden; in den neueren Er zeugnissen dieses Zweiges der Bouquetindustrie sahen wir sie bereits. Die grossen Strahlenblumen, in der Form eine Sonnenblume en miniature, nehmen die ge wünschte bleiche Färbung an, sind haltbar und bringen eine wirkungsvolle Abwechselung in die Palmenwedel und Gräserrispen, aus denen sonst die Makartbouquets komponirt waren. Die Redaktion. Centropogon (Siphocauipylus) hybridus Lucyanus. Ein prächtiger Winterblüher. Von H. Hasack, Schlossgärtner in Brecheishof b. Jauer. Obgleich schon hinreichend bekannt, wird Centro pogon hybridus Lucyanus lange nicht die Beachtung zuteil, wie er sie im vollen Masse verdient, zumal seine Blüte gerade in eine Zeit fällt, wo meist Mangel an Blumen herrscht. Die Farbe der Blumen ist eine so schön leuchtend rote, dass sie zur Binderei, sowie als Markt pflanze für den Winter mehr kultivirt zu werden ver diente. Dabei ist die Anzucht derselben so einfach und ohne grosse Mühe, wie selten bei einer anderen Pflanze, welche dieselben Zwecke im Winter erfüllen soll. Die oft falsche Behandlung ist wol der Grund, dass er bis jetzt nicht mehr Verbreitung gefunden. Meist wird er den ganzen Sommer hindurch im Kasten gehalten und ist dies der Hauptgrund, dass er wenig oder gar nicht blüht, auch im Winter leicht fault. Ich will deshalb einige Andeutungen geben, auf welche Weise Centropogon hybridzts Lucyanus leicht und sicher zum reichlichen blühen gebracht wird. Mit der Vermehrung, — am besten aus Stecklingen welche sehr leicht wurzeln — beginnt man im Februar, pflanzt sie, nachdem sie bewurzelt, in kleine Stecklings töpfe in eine Mischung von 1 Teil Kompost, 1 Teil Kuhmist oder Lauberde und 1 Teil Sand, behält sie zur Anwurzlung im Warmhause, noch besser im warmen Kasten. Wenn sie die Töpfe völlig durchgewurzelt haben, verpflanzt man sie in 10 —12 cm weite Töpfe, in die selbe Erde wie oben angegeben, mischt derselben jedoch reichlich Hornspäne bei, stellt sie nochmals so lange unter Glas, bis sie durchgewurzelt und keine kalten Nächte mehr zu befürchten sind, also bis Anfang oder Mitte Juni. Alsdann bringt man sie ins Freie auf ein Sandbeet, an einen halbschattigen Ort und hat nun den ganzen Sommer hindurch nur für das nötige Giessen zu sorgen. Durch dass Aufstellen im Freien erhält man kräftige, gesunde, von Ungeziefer freie Pflanzen, welche der Fäul- niss im Winter nicht so leicht ausgesetzt sind und welche reichlich und sicher blühen. Gestutzt dürfen die Pflanzen nicht werden, da sie sich von selbst verzweigen.