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36 zu beziehen. Im Winter würde diese Pflanze im Kalt hause zu unterhalten und während der Sommermonate in’s Freie an warmer, sonniger Stelle auszupflanzen sein, wo dann auch ihre Blütezeit erfolgen dürfte. Eine gefüllte Lupine. Lupinus hybridus quadricolor flore pleno (Ziemann). Als uns im Laufe des verflossenen Sommers Herr Sam. Lor. Ziemann, Samenzüchter in Quedlinburg, eine Sendung von Blumen einer gefüllten Lupine avisirte, stiegen in uns starke Zweifel auf, ob eine gefüllte Lupine überhaupt schön sein könne. Doch der Augenschein zeigte uns, dass unsere Zweifel unbegründet waren und wir eine Neuheit vor uns hatten, die für mancherlei Zwecke sich als wertvoll erwies. Die Blumen dieser Züchtung präsentiren sich infolge der monströsen Ver wachsung der Staubfäden und des Schiffchens in Form kleiner, niedlicher Röschen, welche in Rispen von 28—-30 cm Länge vereinigt sind. Die Farbe der einzelnen Blumen ist ein lebhaftes Hellblau mit gelber, karmoisinvioletter und weisser Zeichnung, eine Färbung, welche in dem reichen Lupinensortimente unserer Kulturen noch nicht vertreten ist. Die Pflanze wird ca. 90 cm hoch und verzweigt sich wie Lupinus guatemalensis, aus der sie entsprungen ist. In Anbetracht der mässigen Höhe, der hübschen Be laubung, der reichen Produktion langer Rispen bunt farbiger gefüllter Blumen, sowie der geringen Ansprüche an den Boden kann diese neue Form als eine wertvolle Bereicherung der Rabattenpflanzen betrachtet werden. Von besonderer Bedeutung ist sie für die Gewinnung von Material für Arrangements aus Blumen mit langen Stielen, für welchen Zweck sie als später Herbstblüher zurzeit der Neige der sommerlichen Vegetationsperiode einen hervorragenden Wert besitzt, umsomehr, da man in neuerer Zeit die Lupinenrispen als Bindematerial zu schätzen beginnt, wovon man sich überzeugen kann, wenn man im Herbst die Blumenläden unserer Grossstädte einer Musterung unterwirft. Herr S. L. Ziemann kultivirt Lupinus hybridus quadricolor Hore pleno bereits seit drei Jahren und ist sie nach seiner Aussage aus Samen stets echt gefallen. Ludwig Möller. Die Ueberschwemmung am Rhein und ihre Folgen für die Gärtnereien. Die einlaufenden Berichte über die jetzige Lage der Gärtnereien in den überschwemmten Rheingebieten ent werfen ein noch viel trüberes Bild, als wie die ersten Nachrichten. Besonders aus dem hart betroffenen Lauben heim kommen wahre Hiobsposten, deren wir eine hier folgen lassen: „Wenn schon das am 28. November v. J. über unsere Gemarkung hereingebrochene Hochwasser unsere Gärt nereien verwüstete, so sollte doch damit das Mass unserer Heimsuchungen noch nicht erschöpft sein. Nachdem unsere Gärten bereits vier Wochen unter Wasser gestanden und wir schon glaubten, dass in kurzer Zeit unser Terrain wieder so weit wasserfrei würde, um mit den Herstellungs arbeiten beginnen zu können, stieg das Wasser des Rheins infolge unaufhörlicher heftiger Regengüsse in ganz kurzer Zeit zu einer Höhe, welche diejenige des vorigen Hoch wassers noch um 37 cm überragte. Unser Damm, welcher in der kurzen Zeit noch nicht ganz hergestellt werden konnte, war nicht imstande, dem Drucke einer so kolos salen Wassermasse zu widerstehen und abermals wälzte sich die Flut über unsere Gemarkung und binnen wenigen Stunden standen unsere Fluren und ein grosser Teil des Dorfes wieder mehrere Meter hoch unter Wasser. War unsere Lage vorher schon eine ernste, so ist sie jetzt eine ganz trostlose. Es gibt Gärtner hier, denen sämmtliche Gewächshäuser eingestürzt sind; selbst diejenigen, welche noch stehen, sind so demolirt, dass sie nur durch grosse Kosten wieder herzustellen sind. Alles Deckmaterial und sonstige Gerätschaften von Holz, welche beim vorigen Hochwasser gerettet und in die Höhe auf Dächer, Schuppen etc. geschafft wurden, sind auch da noch von der Flut erreicht und fortgeschwemmt worden. Bereits sechs Wochen sind nun unsere Gärt nereien schon überflutet und selbst unter den günstigsten Verhältnissen wird noch ein ganzer Monat vergehen, bevor unser Terrain wieder wasserfrei wird. Bis dahin werden auch die wenigen Pflanzen, welche wir gerettet hatten und von denen jetzt schon ein grosser Teil verdorben ist, noch sämmtlich zugrunde gehen. Wir wenden uns daher an unsere Fachgenossen mit der dringenden Bitte, uns in dieser bedrängten Lage beizustehen. Gaben für diesen Zweck wird das Bureau des deutschen Gärtner-Verbandes in Erfurt gern entgegen nehmen.“ Wir richten wiederholt an die geschätzten Leser dieser Zeitung die dringende Bitte um schnelle und reichliche Hülfe. Das Bureau des deutschen Gärtner-Verbandes. Kleinere Mitteilungen. Zur Aufbewahrung der Samen. Durch die Unter suchungen von Van Tieghem und Bonnier ist der Beweis geliefert, dass Samen, welche nur gegen Staub geschützt unverschlossen aufgehoben werden, sich besser keimfähig halten, als von der Luft ganz abgeschlossene. Von Erbsen keimten frei aufbewahrte Samen nach zwei Jahren 90 %, von den in einer hermetisch verschlossenen Flasche nur 45 %; von Bohnen frei aufbewahrt 98 %, von den in der Flasche aufbewahrten nur 2 %. Möglicher weise sind die in der Flasche verdorbenen Bohnen nicht trocken genug gewesen. Auffallend ist der ebenfalls von diesen Herren beobachtete Umstand, dass die frei auf bewahrten Samen an Gewicht zugenommen hatten, Erbsen um 1/72, Bohnen um 1/56. Ich denke, dass praktische Gärtner diesen Versuch mit verschiedenen Samen nach ahmen sollten. H. Jäger. Frequenz des pomologischen Instituts in Reut lingen. Das pomologische Institut in Reutlingen erfreut sich in diesem Wintersemester eines ganz besonders starken Besuches. Es frequentiren dasselbe gegenwärtig 58 Zög linge und Hospitanten, von denen 51 in Reutlingen in der Hauptanstalt, und 7 in der Zweiganstalt für landwirt schaftlichen Gartenbau in Unter - Lenningen sich befinden. Davon besuchen die höhere Lehranstalt 23 Zöglinge und Gehülfen und 5 Hospitanten, in der Obst - und Gartenbau schule sind 23 Zöglinge. Laut Stundenplan werden täglich 4 Stunden theoretischer Unterricht erteilt, wovon die Schüler der I. Abteilung alle, die der II. Abteilung nur 3 besuchen. Die übrigen Tagesstunden werden teils durch praktische Arbeiten, teils durch Privatstudien, Zeichnen und Malen ausgefüllt. Es werden zurzeit folgende Fächer