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Deutsche Gärten. VII. Die deutschen Gärtner - Lehranstalten. 1. Die königliche Gärtner - Lehranstalt zu Sanssouci bei Potsdam. Von G. A. Fintelmann. (Fortsetzung.) Das vier Hektaren grosse Grundstück der Anstalt ist am Wildpark bei Sanssouci zwischen dem neuen Palais und der Eisenbahnstation belegen. Im Jahre 1869 wurde der Umbau des hier schon früher stehenden Gebäudes dem neuen Zweck entsprechend vollendet, so dass am 1. April 1870 vierund zwanzig Eleven ein ziehen konnten. Wäh rend früher die jungen Leute in zehn und mehr verschiedenen Wohnungen der könig- Uchen Hofgartenreviere untergebracht waren, oft mit Gärtnern von ganz anderen Bestreb ungen, als die ihrigen sein sollten, zusammen wohnen mussten und der weiten Entfer nungen wegen kaum kontrollirt werden konnten, ist jetzt ein Internat eingerichtet, dessen Vorzüge sich in jeder Beziehung unter der technischen V er- waltung des Garten inspektor Lauche be währt haben, das ge sunde Wohnungen bie tet, eine fördernde Be aufsichtigung und An ordnung gestattet und den jungen Eleven Zeit und Geld erspart. Unter den Männern, die dem Direktor der Anstalt bei der Re organisation beistan den, ist zunächst der Präses des Kuratori ums, der wirkliche ge heime Oberregierungs rat Heyder zu nen nen, dessen bedeutende Sachkenntniss, dessen Hülfe mit Rat und Tat bei allen Bestrebungen zur Fortentwicklung unseres Berufes so viele von uns schon persönlich und mit Dankbarkeit erfahren haben. Als Kommissar des Ministers für die landwirt schaftlichen Angelegenheiten, zu dessen Ressort die Gärtner - Lehranstalt gehört, hat er für deren Gedeihen stets gesorgt. Als ein besonders glücklicher Umstand ist es an zusehen, dass es dem Direktor gelang, als Lehrherrn und Leiter der Kulturen, als Fachlehrer den Garteninspektor Lauche zu gewinnen, über dessen Lebenslauf nur die folgenden wenigen Worte zu sagen, mir schwer fällt: ist er mir doch nicht nur ein bewunderter Lehrprinzipal ge wesen, sondern auch ein Vorbild in allen Lagen des Lebens, dem er nicht durch Begabung allein, sondern auch durch harten Kampf mit nie ermüdender Energie, mit fruchtbringendem Fleisse Erfolge ab gerungen hat, die sei nen Namen von dem Beginn seiner selbst ständigen Tätigkeit an weit über seinen spezi fischen Wirkungskreis hinaus bekannt ge machthaben. Aus einer alten Gärtnerfamilie stammend, leitete er verhältnissmässig jung — er ist am 21. Mai 1827 zu Gartow in Hannover geboren — zu Ende des fünften Dezenniums das da mals in hohem Rufe stehende Garten etablissement von Augustin auf der Wildparkstation bei Potsdam. Die von ihm gezogenen und gepfleg ten Palmen wurden von Gärtnern bewundert, von den hervorragend sten Männern der Wis senschaft studirt und beobachtet, nicht min der wie seine Farn, deren Aussaat unter anderem zu den so hoch interessanten Kreuzungen verschie dener Spezies von Gymnogramme führ ten. Tadellose Re präsentanten bevorzug ter Pflanzenfamilien schmückten die aus gedehnten Häuser. — Nicht minder bekannt war die von ihm gegründete Gärtnerei, deren unüber troffene Sauberkeit und Kulturvollkommenheit alle Be sucher erfreute, deren Häuser und Stellagen voll neuer Einführungen waren, deren Quartiere, voll prächtig wachsender Obstbäume, mit einem eminent bedeutenden pomologischen Sortiment umgeben waren, und mit Spalier bäumen, die zumteil jetzt den Musterpflanzungen der An stalt zur Zierde gereichen und mich wie alte Bekannte anheimeln. Am 1. Dezember 1869 bezog Lauche seine in den unteren Räumen des Anstaltsgebäudes belegene Wohnung und setzte mit auf einer solchen Laufbahn basirten Energie die Pläne des Direktors in’s Werk.