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10 oberständig, rauhharig, denselben umgibt am Grunde ein I drüsiger Ring. Die Blumen erscheinen den grössten Teil des Jahres hindurch. C. Salomon, botanischer Gärtner in Würzburg. Kultur. Es gibt Pflanzen, denen es der Praktiker auf den ersten Blick ansieht, dass etwas gutes in ihnen steckt und unter diesen ist die oben genannte wahrlich nicht eine der letzten. Dass es zu ihrer Verbreitung oft eines grösseren Zeitraumes bedarf, liegt häufig an den Miss griffen der ersten Behandlung nach der Einführung und ferner nicht zum geringen Teile an der, aus Unkenntniss resultirenden, kühlen Empfehlung, die diese Pflanzen von Seiten solcher Gartenschriftsteller finden, die geborene Orakel zu sein sich einbilden, deren Weisheit aber meistens hinter dem Ofen vor in dickleibigen Kompilationen an uns herantritt. Ich habe Tapeinotes Carolinae in vorzüg lichster Kultur bei Herrn Fr. Weltzien, Handelsgärtner in Connewitz-Leipzig angetroffen und ich kann von ihnen behaupten, sie erfreuen schon durch ihre herrlich metallisch glänzenden Blätter jeden Pflanzenfreund. Stehen sie dann in Blüte, so fesseln sie jedermann durch die edle Form, den eigenartigen Schmelz und den Reichtum der mit der dunklen Belaubung so schön kontrastirenden reizenden weissen Blumen. Diese Blumen erscheinen freiwillig, um den Wert der Pflanze noch mehr zu erhöhen, gerade in einer blumenarmen Zeit, von Ende September bis Ende Dezember. Ich kann eine eingehende Beschreibung der Pflanze wol ersparen, da mir die Redaktion dieser Blätter mit einer so gelungenen Abbildung entgegen gekommen ist und ich glaube, dass denen, die einen sicher erfreuenden und zugleich lohnenden Versuch mit Tapeinotes Carolinae anstellen werden, am meisten gedient sein wird, wenn ich zunächst mit deren Vermehrung beginne, denn die günstigste Zeit zu dieser Operation, Anfang März, wird bald herangerückt sein. Man sollte, wo es nur irgend angeht, mit dem Platze nicht geizen und Blätter und Stecklinge von Tapeinotes gleich einzeln in kleine, mit recht sandiger Heideerde gefüllte Töpfchen stecken und diese im Vermehrungsbeete einsenken. Bei einer Wärme von 20 — 24 0 R. und regelmässiger Feuchtigkeit geht auf solche Weise die Wurzel- und Ballenbildung schnell und ohne Störung vor sich, so dass man schon nach Verlauf von 3—4 Wochen an das Verpflanzen gehen kann. Dann bringe man die jungen Pflanzen auf ein Hänge brett des Vermehrungs- oder Warmhauses, möglichst nahe an’s Glas und spritze täglich, wenn im Hause selbst nicht Feuchtigkeit genug vorhanden ist. Sobald ein abermaliges Verpflanzen nötig sein wird, gebe man Laub - und Heideerde mit Sand gemischt und füge, um die Durchlässigkeit der Erde zu fördern, Torf brocken, Holzkohlenstückchen, mürbe Holzbrocken und der gleichen bei. Bei späterem Verpflanzen mache man die Erde noch kräftiger durch Beigaben von Dünger in Form von präparirten feinen Hornspähnen oder Knochenmehl, und wenn diese Stoffe von den sich kräftig entwickelnden Pflanzen aufgezehrt sind, dann leisten wöchentliche Dung- güsse von aufgelöstem Guano oder auch Knochenmehl vortreffliche Dienste. Es versteht sich von selbst, dass man den sich nach und nach entwickelnden Pflanzen auch nach und nach die ihrer Heimat entsprechenden Verhältnisse schaffen muss. Hat man sie anfangs warm, geschlossen und schattig ge halten, so bringe man sie später, der vorrückenden Jahres zeit entsprechend, in ein Haus, welches reichlich gelüftet werden kann. Man behalte jedoch die Hauptgrundsätze stets im Auge, dass die Pflanzen dem Glase so nahe als möglich zu stehen kommen, damit sie, die an und für sich niedrig halbstrauchig sind, recht gedrungen werden und dass sie auch weit genug stehen, damit sie sich nach allen Seiten hin vollkommen ausbilden können. Alle während des Pflanzenaufbaues erscheinenden Knospen breche man aus, denn ein vorzeitiges Blühen be einträchtigt nur die kräftige Entwicklung der Pflanzen. Ende Juli verpflanze man die Tapeinotes zum letzten male in die schon angegebene kräftige Erdmischung. Da ihnen nun die letzte, bestmöglichste Vollendung gegeben und schliesslich Knospenansatz erzielt werden muss, so wähle man zu ihrer Aufstellung ein niedriges Warmhaus, vielleicht das um diese Zeit gewöhnlich leer stehende Ver mehrungshaus. Man setze jede Pflanze so weit als möglich von der anderen entfernt, aber dem Lichte wiederum so nahe als möglich, am besten auf einen um gestürzten Topf; man versäume nicht, tüchtig Wasser zu reichen, zu spritzen und bei brennender Sonne leichten Schatten zu geben; denn ohne Schatten würden die Blätter den Metallglanz verlieren oder gar Brandflecken bekommen. Erst gegen Ende August lasse man den Knospen ansatz zu, die Pflanzen werden dann gegen Ende Sep tember hin ihre allerliebsten weissen Blumen in grosser Zahl entfalten. Die Behandlung blühender Pflanzen weicht von dem bisher Gesagten nicht ab, nur spritze man jetzt mit grosser Vorsicht, damit die Blumen nicht faulen. Die wie aus Wachs geformten weissen Blumen sind zu feinen Blumenarrangements und dort so angebracht, wie es ihre natürliche Haltung erfordert, also hängend, z. B. auf der Bouquetmanschette, oder im Kopfputz für Damen, ganz vorzüglich geeignet. Die blühenden Pflanzen bilden einen viel begehrten und überall gern gesehenen reizenden Zimmerschmuck. Tapeinotes Carolinae, die spät Knospen angesetzt haben, müssen, wenn sie reichlich blühen sollen, von Mitte Oktober ab entsprechenden Standort und Temperatur bis zu 12° R. im Warmhause bekommen. Die abgeblühten Pflanzen überwintere man in einem temperirten Hause an einem hellen und trockenen Platze und giesse sie recht sparsam, denn obgleich Tapeinotes Carolinae nicht einzieht, wie die meisten ihrer Verwandten, so trägt doch eine umsichtig herbeigeführte gewisse Ruhe periode sehr viel dazu bei, dass die Pflanzen, im nächsten Frühjahre rechtzeitig wieder angeregt, kräftiges und reich liches Vermehrungsmaterial liefern. Wilh. Arndt, Obergärtner in Connewitz bei Leipzig. Zur Tagesgeschichte. Die internationale Gartenbauausstellung zur Jubiläumsfeier der kaiserl. russischen Gartenbau gesellschaft im Mai 1883 in St. Petersburg und ihre Bedeutung für die deutsche Handelsgärtnerei. Wir haben im vorigen Jahrgang unseres Organs wiederholt auf die Bedeutung hingewiesen, welche die internationale Gartenbauausstellung in St. Petersburg für die Anknüpfung von Handelsverbindungen und für die Erweiterung des Absatzgebietes unserer Handelsgärtnerei besitzt. Das er strebenswerte Ziel, für unsere reichliche Produktion das Absatzgebiet zu erweitern, wird nun in dem hier beregten Falle allerdings nicht nach dem ersten Anlauf erreicht werden. Russland wird nach dem Beschicken der bevor stehenden Ausstellung durch deutsche Handelsgärtner uns nicht so ohne weiteres als ein für alle Zeit gesichertes Absatzgebiet zufallen und zwar schon deshalb nicht, weil infolge vielfacher mangelhafter Lieferungen und unge nügender, den Erfordernissen der weiten Reise nicht ent-