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7 nehmen. Es wäre schlimm um den Gartenbau bestellt, wenn nicht überall auch ausserhalb dieses doch immerhin beschränkten Wirkungskreises begabte Männer hervor treten würden, die vielleicht mit doppelter Arbeit und grösserer Energie die Schwierigkeiten der vollendeten Ausbildung überwunden und solche überflügelt haben, denen die Wege mehr geebnet waren. Charakteristisch für die geistige Befähigung einzelner Schüler der Anstalt ist die Karriere, die sie ergriffen haben, nachdem sie hier den Anstoss zur wissenschaft lichen Fortbildung erhalten hatten. Leute, wie Gymnasial direktor Dr. Brandt in Stralsund und der kürzlich ver storbene geheime Regierungsrat Dr. Hanstein, Professor und Direktor des botanischen Gartens in Bonn, gereichen wol der Anstalt, deren Schüler sie waren, zur Zierde. Doch auch die können den Ruf einer solchen Anstalt nur ganz vorübergehend schädigen, die den Gärtnerberuf er griffen haben, weil sie beschränkt und unfähig sind. Sie sind ebenso unwissend wie eingebildet geblieben, wenn sie in’s praktische Leben übertreten und bleiben es, bis dieses sie rücksichtslos zu dem zurecht gestutzt hat, wozu sie veranlagt waren. Aber noch immer hafteten der königlichen Gärtner- Lehranstalt Mängel an, deren Beseitigung allzu grosse Schwierigkeiten zu verursachen schien, bis im Jahre 1866 ein Mann an die Spitze derselben trat, der noch heute in voller Manneskraft und schöpferischer Tätigkeit dasteht, ob er gleich schon beinahe fünfzig Jahre lang die Fahne des Fortschrittes in allen Zweigen des Gartenbaues hoch gehalten hat, jederzeit und unter allen Umständen durch Lehre und Beispiel, durch Schrift und Wort an regend und fördernd für ihn eingetreten ist. Am 1. April 1866 wurde als Nachfolger Lenn's im Direktorat der Anstalt, der Hofgartendirektor Jühlke, vorher Garten inspektor und Lehrer des Gartenbaues an der landwirt schaftlichen Akademie zu Eldena bei Greifswald, angestellt. Nach seinem Eintritt in den königlichen Hofstaats dienst im oben genannten Jahre begannen die Vorarbeiten für die als notwendig erkannte Reorganisation der Gärtner- Lehranstalt. Durch sie ist die Anstalt so geworden, wie sie im Anfänge dieser Schilderung bezeichnet ist; ein ein heitlich geleitetes Institut, mit allen seinen Einrichtungen, seinen gärtnerischen und wissenschaftlichen Hülfsmitteln auf der Höhe der Zeit stehend. (Fortsetzung folgt.) Billigste Fliedertreiberei. Von J. Trommsdorf, Obergärtner in Mallmitz. Erfreut uns der Flieder im Sommer schon durch seine duftigen Blüten, so ist die Freude doch eine weit grössere, wenn man im Winter diesen Genuss haben kann. Wie hier bei mir, so gibt es auch in manchen anderen alten Gärtnereien bejahrte Fliederbüsche, bei denen es zur Freihaltung der angrenzenden Wege etc. oft not wendig ist, mit der Säge dazwischen zu fahren. Diese alten ausgesägten Aeste geben nun das Material zu der Treiberei. Kleine Zweige von Kirschen , Schlehendorn etc. wurden schon vor alten Zeiten eine gewisse Zeit vor Weihnachten in ein Wasserglas auf den Ofen gesetzt, damit solche zu Sylvester blühten. Die Knospen dieser vor der vollständigen Entwickelung der Blätter blühenden Sträucher sind schon so weit vorgebildet, dass sie zu ihrer Entfaltung nicht viel Zeit und Nahrung bedürfen, daher genügt der kleine Zweig. Anders bei dem Flieder. Durch nachfolgendes Verfahren habe ich vorigen Winter von Ende Dezember bis Anfang April blühende Fliedersträusse in den Zimmern gehabt. Mitte November nahm ich zirka ein Dutzend obiger Aeste, schnitt die gesägten Wunden glatt, entfernte alle schwachen Triebe und stellte das ganze Bündel in eine Holzkanne mit Wasser ins Warmhaus. Die Kanne wurde voll Wasser gehalten und die Aeste täglich gespritzt. Bei zunehmender Knospenentwicklung spritzte ich täglich dreimal, doch bei trüben Wetter blos so viel, dass das Wasser auf den Blättern verdunsten konnte. In vier Wochen hatten sich die ersten Blumen entwickelt und ich schnitt zu Weihnachten den ersten Strauss. Alle 14 Tage machte ich eine neue Auflage und so fort den ganzen Winter hindurch, und kamen die letzten, da sich schon die Natur im Freien zu regen begann, in weit kürzerer Zeit in Blüte. Der persische Flieder eignet sich für diese Treibmethode weniger, als der gewöhnliche. Mimulus nobilis (Kratz), ein neuer Mimulus hybridus tigrinus. Unsere Leser kennen gewiss jene Bastardarten von Mimulus, so auffallend schön in Form, Färbung und Zeichnung der Blumen, die man, so heisst es, zum grössten Teil durch Vermischung von Mimulus luteus L. mit Mimulus guttatus DO. und wieder deren Varietäten im Laufe der Jahre aus Samen erzogen hat. Da findet man die Grund farben der Blumen in blass-, nanking-, isabell- und orangegelb, in karmoisin-, kupfer- und purpurrot, in mattweiss, kastanienbraun u. s. w. und auf diesen Farben dann die wunderbarsten Zeichnungen aufgetragen in den mannigfaltigsten Verbindungen von meist braunen oder roten Flecken, Tüpfelchen, Streifen und Punkten. Da durch gewannen die Blumen einen so fremdartigen, so unbeschreibbar bestrickenden Reiz, dass der Blumenlieb haber, wie von orientalischen Prachtmasken umgaukelt und entzückt, ja wie gebannt, die Fremdlinge zu besitzen trachtete und ohne zu murren den Fehler dieser „Gaukler blumen“ mit in den Kauf nahm, dass ihre Blumen so schnell vergehen wie der kurze, schöne Traum der Ein tagsfliegen ! Wer in seinem Garten ein Wasser hat und wäre es nur ein bescheidener erfrischender Springborn, im Schatten gelegen, der kann einen ganz eigenartigen Glanz entfalten, wenn er die Mimulus dort am Wasserrande im Grün von Epheu und zierlichen Farn anpflanzt. Da fühlen sich die Mimulus wohl, denn sie lieben feuchten Boden und Schatten und voll Lust spiegeln sich die Blumen in dem klaren Elemente, und der Wanderer wendet das Auge vom Ver gissmeinnicht auch für einen Augenblick den da und dort vereinzelten eigentümlichen bunten Gestalten aus der Fremde zu. Als Einfassung von Beeten mit entsprechender, namentlich vermittelnder Hinterpflanzung sind die Mimulus vorzugsweise am Platze, sie wirken dann wie der bunt durchwebte Saum, der uns an Kleidern, an den Geräten unserer Wohnräume u. s. w. bekannt und lieb ist. Man erkennt nun auch das Streben der Züchter, die getigerten Mimulus, denen sie, um aus der Verwirrung der Abstammung heraus zu kommen, den Sammelnamen Mimulus hybridus tigrinus gaben, zu recht brauchbaren Einfassungspflanzen zu erziehen. Der grosse Fehler, die schnelle Vergänglichkeit der Blume, musste zunächst be seitigt werden, und diesem Wunsche kam Mimulus be reitwillig entgegen, er passte sich an. Sein Kelch ent-