Volltext Seite (XML)
82 Handelsblatt fur den deutschen Gartenbau etc. No. 5 Ein Gegengewicht liegt in der Vervollkommnung der deutschen Schnittblumenkulur und in der Propaganda für deutsche Blumen in der Presse und bei dem Publikum, auf diesem Wege lässt sich vielleicht auch etwas er reichen. * Die Sterbekasse im Verband der Handelsgärtner Deutschlands. Von der Gruppe Mecklenburg war, wie allen Mit gliedern bekannt, der Antrag zur vorjährigen Verbands- Versammlung gestellt: „Der Vorstand möge die Gründung einer Sterbekasse für die Verbandsmitglieder beschliessen.“ Dieser. Antrag scheiterte an der schwierigen Durch führung desselben Die Geschäftsführung könne damit nicht belastet werden. Wie ich mich selbst überzeugte, war auch wenig Sympathie für den Antrag bei den Ver tretern. Es wurde u. A. auf die vielen schon bestehenden Lebensversicherungen hingewiesen. Die Gruppe Braun schweig glaubt trotzdem diesen Plan verwirklichen zu können und stellt für die nächste Versammlung den An trag auf die Tagesordnung: Gründung einer Sterbe- kasse für die Verbandsgruppe Braunschweig. Die Ausführung wird folgendermassen gedacht: Die Kasse wird von der Gruppe besonders geführt und bleibt es Jedem unbenommen, beizutreten. Es wird ein Beitrag von beispielsweise 5 oder 10 M. geleistet. Betheiligen sich von der Gruppe (jetzt 75 Mitglieder) 50, so würde sofort nach erfolgtem Ableben eines Kollegen die Wittwe resp. die nächsten Angehörigen in diesem Falle 250 resp. 500 M. ausbezahlt erhalten und sobald wird von jedem Mitgliede der Beitrag wieder erhoben. Es ist dieses die beste und billigste Lebensversicherung welche man sich denken kann. Die bei den Versicherungen am meisten in Betracht kommenden riesigen Verwaltungs unkosten fallen ganz fort. Wie hoch sich diese belaufen können, möge folgendes Beispiel beweisen. Die Braunschw. Landw. Unfall-Versicherung hatte im Jahre 1893 an Unterstützungen ausbezahlt ca. 5000 M. und die Verwaltungskosten betrugen ca. 23 000 M. Für manche Familie ist eine sofortige Hilfe von mehreren Hundert Mark schon eine grosse. Die Durchführung ist die denkbar einfachste und wird Niemand den Beitrag, bestimmt für den Nutzen jedes Einzelnen, scheuen. Braunschweig. Herm. Weidner. * * Nachschrift der Redaktion. Der von Herrn Weidner oben gemachte Vorschlag ist auch im vorigen Jahre bei den Erwägungen über die Einrichtung einer Sterbe kasse in Betrachtgezogen worden. Er klingt sehreinfach und leicht durchführbar, hat aber den Fehler, dass bei dem doch immerhin möglichen späteren Wiedereingehen der Kasse die letzten Mitgli der sehr geschädigt werden. Bei Zurückgehen der Tb eilnehmerzahl müssen entweder die Beiträge erhöht oder die Sterbegelder erniedrigt werden. Geht die Kasse ganz ein, so ist das von den dann noch vorhandenen Theil nehmern eingezahlte Geld für sie gänzlich nutzlos ausge geben, da die Kasse einen Fond nicht besitzt, aus dem sie entschädigt werden könnten. Dieser Fall kann aber sehr leicht eintreten, da ein Zwang, solcher Kasse anzu gehören, für die Handelsgärtner Braunschweigs nicht fest gesetzt werden kann. Bei Beamten, Lehrern u. dergl. ist es etwas anderes. J. # Zur Konkurrenz. Am 25. Dezember erhielt ich einen Engros-Katalog einer grösseren Firma, deren Namen zu veröffentlichen ich kaum der Mühe werth halte, jedoch auf Anfrage jederzeit bereit bin. zu veröffentlichen. Ich war nahe daran, der edlen Firma eine Bestellung zu machen, da die Preise sehr annehmbar waren. Jedoch am anderen Tage kam der Inspektor vom Rittergut Pirkau, bringt meine Offerte und noch einen grösseren Katalog und bittet mich, die Offerten zu ver gleichen; dies kühlte allerdings meine Leidenschaft für die edle Firma ab, denn ich erkannte sofort, dass es der selbe Engros-Katalog war, wie ich ihn erhalten hatte. Die Beurtheilung solcher Firmen, welche an Private dieselbe Offerte machen, wie an Handelsgärtner und Samenhändler, will ich meinen werthen Kollegen überlassen. Dies sind allerdings Zustände, die einem nicht gerade sehr angenehm erscheinen, doch Hochmuth kommt oft zu Fall, und das bescheidene Veilchen im verborgenen Busch wird doch von zarter Hand begehrt. Walte Gott, dass im neuen Jahre die grösseren Firmen nicht blos über die Schulter der kleineren, strebsamen Handelsgärtner sehen, damit unser Stand nicht auch dahin kommt, wo schon mancher Beruf hingekommen ist, dass es nur noch Herren und Arbeiter giebt, und der Unbemittelte seine Kräfte und Kenntnisse dem Kapital widmen muss; — sondern dieselben nach allen Richtungen kräftig unterstützen, damit der kleine ehrsame Handelsgärtner seine Scholle behaupten kann. Wenn wir so Hand in Hand gehen, dann wird unser Stand und namentlich der Verband der Handelsgärtner Deutschlands immer stärker und kräftiger werden, zum Heil und Segen für uns und unsere Nachkommen. Franz Nicolai, Gärtnereibesitzer. * * Die in Vorstehendem gerügte Thatsache, dass es handelsgärtnerische Firmen giebt, die für den gleichen Preis an Gärtner und Privatkunden liefern, ist ein derartiger Krebsschaden in unserem, wahrhaftig schon genug unter der Konkurrenz leidenden Berufe, dass wir es für unsere Pflicht halten, uns in Zukunft etwas ein gehender mit dieser Geschäftspraxis zu beschäftigen. Wir wollen hoffen, hierbei die ehrliche Unterstützung der Verbandsmitglieder zu erhalten, und zwar in ausgiebigerer Weise als bisher, denn nicht zum ersten Male haben wir diesen Missstand im Handelsblatt bekämpft. Da uns als Mittel hiergegen nur die moralische Einwirkung auf solche Geschäfte zusteht, werden wir, wenn es nothwendig erscheint, mit der Veröffentlichung solcher Firmen nicht zurückhalten. Dass sogar Fälle existiren, in denen noch über die Lieferung zu gleichen Preisen an Handelsgärtner und Private binausgegangen wird, möge folgender be zeichnende Vorfall beweisen. Von Seiten eines anderen Verbandsmitgliedes wurde uns dieser Tage ein Ausschnitt aus einer land wirf hschaftlichen Zeitung übersandt, welcher Angebote einer gärtnerischen Firma enthielt, die nach Ansicht des betreffenden Mitgliedes in Bezug auf die Preise es anderen Gärtnern unmöglich machten, damit zu konkurriren. Wir waren im Besitze des für Handels gärtner bestimmten Engros-Verzeichnisses der betreffenden Firma, verglichen zufällig die Preise desselben mit denen der Annonce und fänden, dass die letzteren bei allen an gebotenen Artikeln bis auf zwei niedriger waren als die des Verzeichnisses. Die Versendung des letzteren und die Aufgabe der Annonce geschahen zu gleicher Zeit. Der Fall möge für heute noch eine Warnung bleiben, notirt steht derselbe unter unseren Aufzeichnungen über — Wettbewerb! * • Ein Fingerzeig zur Ersparniss von Brenn material bei Wasserheizungsanlagen. In der gelegentlich des im Januar '1893 vom Ver bände veranstalteten Konkurrenzheizens abgehaltenen Ver sammlung wurde die Frage erörtert, wi Ersparnisse von