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nicht zweckmässig sei, ein und dieselbe Person nur zwei Jahre hinter einander als Vertreter zu wählen. Hierdurch würde schon dafür Sorge getragen sein, dass die Vertreter in den Gruppen öfter abwechseln als bisher. Ferner wurde beschlossen, den Antrag zu stellen, dass die Vertreter auf den Gruppenversammlungen gewählt, und zwar die Wahlen der Vertreter und Stellvertreter getrennt gehalten würden. Durch dieses Verfahren würde dem Verbands vorstande viele Arbeit und Kosten erspart und es wäre gleichzeitig ein Zugmittel für die Gruppenversammlungen. — Beim letzten Punkt der Tagesordnung: Verschiedenes, kam die Gründling einer Verkaufsstelle von Schnittblumen und anderen gärtnerischen Er zeugnissen in Mecklenburg zur Sprache. Es wurde darauf hin gewiesen, wie schwer es namentlich dem kleineren Handelsgärtner würde, seine wenigen Blumen anzubringen, es könnte ein Ver treter für ganz Mecklenburg doch grössere Abschlüsse machen. Hiergegen wurde in Erwägung gezogen, dass in Mecklenburg die Anzucht von Schnittblumen viel grösser sei als der Verbrauch: es würde viele Waare, wenn sie vom Verkäufer zum zweiten Male versandt, an ihrem Bestimmungsorte schon schlecht ankommen. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, zur Versammlung in Erfurt den Antrag zu stellen, in verschiedenen grösseren Städten Vetkaufsstellen von Schnittblumen zu errichten, die unter Kontrolle des Verbandes stehen. Mit diesen Verkaufsstellen müssten natür lich Vertrauenspersonen aus dem Verbände beauftragt werden; es würden dadurch die Uebelstände der Kommissionsgeschäfte, die ja im Handelsblatte schon oft genug erwähnt sind, gehoben werden. — Zum Schlüsse wurde die Betheiligung an der Deutsch-Nordischen Handels- und Industrie-Ausstellung in Lübeck besprochen. Die in der Versammlung anwesenden Herren Stadtgärtner Langenbuch und Obergärtner Glüsing aus Lübeck berichteten eingehend über die Ausstellung. Man beschloss, sich an derselben zu betheiligen und zu einer Kollektiv-Ausstellung aufzufordern. — Schluss der Versammlung Abends 6 Uhr. 0. Diekmann. E. Bohn. Verbandsgruppe Hannover. Versammlung am 15. Januar 1895. Der Obmann Herr Wagener eröffnet die Versammlung um 4 Uhr und begrüsst die zahlreich Erschienenen; anwesend waren äusser einigen Gästen 30 Mitglieder aus 18 verschiedenen Orten der Provinz. Zur Neuaufnahme meldeten sich 4 Herren. Der Vorsitzende giebt einen kurzen Rückblick über Zweck und Ziele des Verbandes und über die Thätigkeit desselben im letzten Jahre und wünscht, dass das Jahr 1895 ein segensreiches für den Verband und seine Mit glieder sein möge. — Zu Punkt I der Tagesordnung, Neuwahl des Gruppen-Vorstandes, schlägt Herr Palandt-Hildesheim vor, die Wahl durch Akklamation vorzunehmen; der Obmann wie auch der Schriftführer sind für Wahl durch Stimmzettel, damit die Wähl eine freiere sei, und auch mal andere Herren gewählt würden. Die durch Stimmzettel erfolgte Wahl giebt trotzdem das alte Resultat und sind demnach gewählt: Als Obmann Herr Wagener-Hannover; als Stellvertreter Herr Sperling-Hildesheim; als Schriftführer Herr Gaye-Lehrte. Der Obmann nimmt Namens des Gruppenvorstandes die Wahl dankend an. Betreffs öfteren Stattfindens der Gruppen versammlungen meint der Obmann, dass, theils bedingt durch die geographische Zersplitterung der ganzen Gruppe, theils auch durch das an verschiedenen Orten geregelte gärtnerische Vereinsleben, kein so häufiges Zusammenkommen wie bei anderen Gruppen bedingt und nöthig sei. Herr Beyer-Linden hält ein häufigeres Zusammen kommen schon aus geschäftlichen Kücksichten für erwünscht behufs Aussprache über Preise etc. und für ein besseres Bekanntwerden der Mitglieder mit einander. Nach längerer Debatte wird beschlossen, 3—4 Versammlungen im Jahre abzuhalten, und zwar: Die erste im Januar stets in Hannover behufs Wahl des Gruppenvorstandes, Aufstellung der Vertreter etc., die zweite etwa im Mai-Juni vor der Verbandsversammlung zur Besprechung der Anträge, die dritte zur Berichterstattung nach derselben etwa im Oktober. Die letzteren beiden Versammlungen sollen in verschiedenen Orten der Provinz zwecks weiterer Ausbreitung der Verbandsthätigkeit und Heranziehung neuer Mitglieder abgehalten werden; die Wahl der Orte und Zeitpunkt der Versammlungen bleibt dem Vorstande vorbehalten. — Zu Punkt II der Tagesordnung, Vorschläge zur Wahl der Vertreter, bittet Herr Schiebler-Celle, von seiner Aufstellung abzusehen, da er schon als Kassenrevisor zur Verbands- Versammlung kommen müsse, demnach eine Stimme verloren ginge. Vorgeschlagen werden die Herren: Meyer-Celle, Kaufmann- Einbeck, Palandt, Sperling und Zenker-Hildesheim, Ranft- Northeim, Horstm ey e r-Peine. Wagener und Kracke-Hannover, Gödecke-Lehrte, Starke-Göttingen, Heilemann-Bremen. — Zu Punkt III der Tagesordnung, Bericht der Vertreter, bemerken dieselben, dass nichts von Bedeutung zu erwähnen was nicht den Mitgliedern schon bekannt sei, da auch von Seiten der Gruppe keine Anträge gestellt seien. Ueber die Geschäftsführung des Verbandsvorstandes bemerkt Herr Schiebler, dass im letzten Jahre keinerlei Beschwerden von Seiten der Mitglieder eingelaufen und nichts auszusetzen gewesen sei; die Führung der Bücher sei .musterhaft und die Kasse in bester Ordnung. — Punkt IV der Tage sordnung, WichtigeBesprechung aus dem Handel und Absatzgebiet, betraf die von der Provinzialverwaltung beabsich tigte Neuanlage einer Provinzialbaumschule, und es entspann sich über diesen Punkt eine längere und lebhafte Debatte, in der allein die Herren Handelsgärtner Beyer (von Alten’sche Gartenverwaltung, Linden) und Ohle (Gräflich v. WedeTsche Gartenverwaltung Even burg b. Leer) wiederholt zu Gunsten der Anlage eingriffen, während alle übrigen Anwesenden einstimmig dagegen waren. Der Obmann bittet bei Einleitung der Debatte über diesen Punkt, der ja eine Lebensfrage für jeden selbständigen Handelsgärtner bilde, alles Persönliche bei Seite zu lassen und nur vom geschäftlichen Standpunkte die Sache zu besprechen. Es soll das in der Nähe Hannovers gelegene Rittergut Lohne angekauft und dazu eine erstmalige Kostenauf wendung von 100,000 Mk. bewilligt werden, um dort eine Musterbaum schule zur Heranzucht guten Pflanzenmaterials für Chausseen und Aufforstungen anzulegen; zugleich sollten Baumwärter dort aus gebildet werden. Zur Bejahung der Frage, ob sich die Anlage auch rentiren könne, müsste ein ordentlicher Bewirthschaftungsplan auf gestellt werden und es sei nach den bisher mit den Provinzialbaum schulen gemachten Erfahrungen wohl kaum denkbar, dass sich ein günstiges Resultat herausstelle. Herr Beyer bedauert, dass vorher den Mitgliedern über diesen Punkt zwecks besserer Orientirung keine Aufklärung gegeben sei. worauf der Vorsitzende denselben darauf aufmerksam macht, dass dieses unter Punkt IV der Tages ordnung gehöre. Herr Gaye-Lehrte meint, dass absolut kein Be- dürfniss zur Anlage dieser Baumschule vorliege, vor 2 Jahren sei erst die Uebernahme der Herrenhäuser Baumschule (die trotz der zur Verfügung stehenden grossen Mittel niemals habe Bilanz halten können und deren Weiterführung vielleicht aus Pietätsrücksichten noch hätte entschuldigt werden können) vom Provinziallandtage mit grosser Majorität abgelehnt worden. Viel schwieriger würde sich die Sache bei diesem grossen Terrain, wo Alles erst neu geschafft werden müsste und dann erst nach einer Reihe von Jahren Pflanz material abgegeben werden könnte, herausstellen. Herr Harms- Lüneburg sagt, dass die Wegbauaufseher die nöthigen Bäume aus der Provinzialbaumschule in Moringen beziehen müssten und dass nach Berechnung eines Landesbauinspektors die Heranzucht jedes Baumes der Provinz 2 Mk. kostete; für 90 Pf. seien dieselben ab gegeben, also müsste die Provinz bei jedem Baume Mk. 1,10 zulegen, die natürlich indirekt jeder Steuerzahler durch Wegebaukosten etc. zu tragen hätte. Herr Ohle (trotzdem er zuerst die Besprechung dieser Frage veranlasst hat) spricht sich jetzt für die Anlage der Baumschule aus, es sollte ein Musterinstitut werden, Verkauf sei nicht beabsichtigt, und es sollten Baumwärter dort ausgebildet werden. Der Vorsitzende meint, dass die bisherige Ausbildung derselben in guten Handelsbaumschulen vollständig genüge; Herr Gaye macht darauf aufmerksam, dass dann die Ausbildung dieser Herren eine sehr theure würde. Es würde sehr schwer sein, einen Verkauf zu vermeiden, wenn nicht die über Bedarf gezogenen Bäume vernichtet und dadurch die zur Abgabe gelangenden sehr vertheuert würden. Herr Wagner stellt die Frage, ob die Provinzialverwaltung sich demnach nicht besser stehen würde, wenn sie, wie bisher, ihren Bedarf an guten Bäumen aus Handelsbaumschulen zu 1 Mk. das Stück deckte. Herr Beyer spricht sich noch über das trostlose Pflanzmaterial auf den Chausseen in der Nähe Hannovers aus und ist der Ansicht, dass in den Handelsbaumschulen der Provinz kein genügendes gutes Pflanzmaterial vorhanden sei; es wird dann durch mehrfache Aussagen festgestellt, dass gerade jene Bäume aus Moringen geliefert seien, und darauf hingewiesen, dass in den verschiedenen Handelsbaumschulen in allen Theilen der Provinz mindestens 100,000 gute Bäume jährlich abgebbar seien, da theil weise Ueberproduktion herrscht. Die Handelsbaumschulen zwingt schon die Konkurrenz, dass sie nur gute Bäume abgeben können. Nachdem dann noch verschiedene Herren sich ablehnend gegen die Anlage einer Provinzialbaumschule ausgesprochen, wird die Debatte über diesen Punkt geschlossen. Der Obmann verliest darauf eine an den Provinziallandtag einzureichende Eingabe, in der unter Klarlegung der entgegenstehenden Bedenken gegen diese Anlage protestirt wird; die Absendung wird gegen 1 Stimme angenommen. Da diese Sache speziell Angelegenheit der Verbandsgruppe Hannover sei, beantragte der Schriftführer, dass die Petition vom Vorstande der Verbandsgruppe Hannover unterzeichnet werde; HerrS chiebler macht den Zusatzantrag, die Petition durch den Vorstand des Verbandes dem Provinziallandtag einzureichen, es wird dahin beschlossen. Herr Gaye schlägt vor, dass die einzelnen Mitglieder bei den Abgeordneten ihres Kreises in dieser Sache persönlich vorstellig werden möchten. Unter Verschiedenem berichtet Schriftführer dann noch über die Inseratenfrage; er hat zwei ganz gleiche Annoncen in zwei Leipziger Offertenblättern gehabt, dafür ist ihm bei gleicher Aufnahme von der einen Firma ein um die Hälfte höherer Preis berechnet; dasselbe wird von verschiedenen anderen Herren bestätigt, die dieselben Erfahrungen gemacht haben. Herr Schiebler ersucht, bei dem jetzigen wöchentlichen Erscheinen desselben hauptsächlich im Handelsblatt zu inseriren. Herr Beyer verliest darauf noch einen gegen ihn gerichteten Artikel aus der Gehülfenzeitung betreffend Arbeitsnachweis und seine dagegen erlassene Erwiderung. Schluss der Sitzung um 71/, Uhr. Ang. Wagener, Obmann. H. Gaye, Schriftführer.