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anlehnt, ist das preussische Landes-Oeconomie-Collegium durch.allerhöcbste Cabinetsordre organisirt ■ und hat die Bestimmung, den Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten als dessen regelmässigen Beirath in der Förderung der Land- und Forstwirthschaft zu unterstützen. Auch ist dasselbe befugt, die Interessen der Land- und Forstwirthschaft durch selbstständige Anträge an den Minister Wahrzunehmen. Es geht hieraus hervor, dass die Landwirthschaft schon bisher derartig organisirt war, dass ihre Bedürfnisse in direkter Verhandlung mit Vertretern der Staatsregierung berathen wurden, und dass die landwirthschaftlichen Ver eine zur Erstrebung ihrer Ziele und zur Erfüllung der ihnen von der Regierung gestellten Aufgaben mit Staats geldern unterstützt wurden, sich also unter direktem Schutze des Staates befanden. Ich möchte deshalb die landwirthschaftlichen Zentral-Vereine indirekte staatliche Einrichtungen nennen. Wenn trotzdem diese Organisation nicht als ausreichend betrachtet und deshalb das Gesetz über die Landwirth- Schaftskammern beschlossen worden ist, so geschah das nach der Rede, mit welcher s. Z. der Landwirthschafts- minister von Heyden den Gesetzentwurf im Abgeordneten hause einbrachte, besonders aus zwei Gründen. Erstens sollten dadurch weitere Mittel zur Förderung der tech nischen Aufgaben der Landwirthschaft unter Verbesserung der Produktion beschafft und zweitens eine bessere Ver tretung der Interessen der Landwirthschaft erzielt werden. Namentlich der letzte Grund wurde als derjenige hin gestellt, welcher in den letzten Jahren mehr und mehr in den Vordergrund getreten ist. Die Organisation des Handwerkes ist bisher, seit Ein führung der Gewerbefreiheit, bei Weitem nicht so durch gebildet wie die der Landwirthschaft. Daher wird hier das Bestreben nach einer festgegliederten Organisation, welche die Interessen des Handwerkes gegenüber den übrigen Berufsständen vertritt, immer grösser. Aus den in die Oeffentlichkeit gebrachten Aeusserungen der Re gierungen geht auch hervor, dass man in den Kreisen der Regierungen solche Organisation für nothwendig hält und dass man nur über die Art und Weise, wie dieselbe ein gerichtet werden soll, verschiedener Meinung ist. Berücksichtigt man, dass auch andere Berufsstände, wie Aerzte, Rechtsanwälte u. a., schon jetzt z. Th amtlich organisirt sind, so wird man sich der Ansicht nicht ver schliessen können, dass die Regierungen mehr und mehr Werth auf die gesetzlich geschaffenen Organi sationen legen, sie in erster Linie als die berufenen Ver tretungen der Berufsstände betrachten und von ihnen Gut achten über die sie berührenden Fragen sowohl der Volks- wirthschaft wie der Sozialpolitik einfordern werden. Es ist deshalb für uns Gärtner von Wichtigkeit, dass wir alle die Organisation der Berufsstände betreffenden Fragen sorgfältig verfolgen und darauf bedacht sind, dass diese Organisationen nicht so geschaffen werden, dass wir das Nachsehen haben. Vor etwa 2 Jahren haben wir unseren Standpunkt gegenüber diesen Fragn an dieser Stelle schon dargelegt. Das Zweckmässigste würde nach unserer Ansicht bei der korporativen Organisation sämmtlicher Berufsstände die besondere Organisation der Gärtnerei sein. Denn wir sind nach den Erfahrungen, welche wir gemacht haben, der Ueberzeugung, dass die die Gärtnerei betreffenden volkswirthschaftlichen wie sozialpolitischen Fragen mit der nöthigen Sachkenntniss und besonders mit dem nöthigen Interesse am besten auch von Gärtnern berathen werden. Die Produktions- und Absatz-Verhältnisse der Gärtnerei sind so ganz andere als die der übrigen Berufszweige. Vom Handwerke unterscheiden wir uns schon ganz be sonders durch die Verderblichkeit sowohl der Rohstoffe wie der Erzeugnisse. Selbst Komditoren, Bäcker, Fleischer u. dergl. können dabei mit ganz anderen Faktoren rechnen als wir. Im Handwerke können wir ein eingehendes Interesse für unsere Angelegenheiten daher nicht er warten. Am nächsten stehen wir sowohl in Bezug auf Pro duktion als auf Absatz der Landwirthschaft Thatsächlich haben wir dort auch in manchen Fragen Unterstützung gefunden, besonders bei solchen, welche den Obstbau be treffen. Aber einer eingehenden Behandlung der vielen die Gärtnerei berührenden Fragen steht auch hier die ganz andere Art der Betriebe und der Mangel gemein schaftlicher Interessen bei grossen allgemeinen Fragen entgegen. Bei allem Wohlwollen, welches in landwirth schaftlichen Kreisen für die Gärtnerei vorhanden ist, kann ein tieferes Eingehen auf unsere Angelegenheiten nicht erwartet werden. Wir erinnern nur an das preussische Gewerbesteuergesetz, welches dies so ganz besonders be weist. Manchmal kollidiren auch die Interessen der Gärtnerei mit denen der Landwirthe, wie bei der Wildschadenfrage. Wenn wegen mannigfacher Berührungspunkte die Gärtnerei der Organisation der landwirthschaftlichen Be rufsstände angeschlossen wird, so kann das mit Aussicht auf Nutzen für die Gärtnerei nur geschehen, indem inner halb der landwirthschaftlichen Organisationen besondere selbstständige Abtheilungen für Gartenbau gebildet werden, so dass auf die Weise eine Organisation der Gärtnerei erreicht wird. Die Organisation der Gärtnerei allein halten wir aber für wohl ausführbar, wenngleich die Gärtner nicht in solcher Anzahl zusammen wohnen wie die Landwirthe und die Handwerker. Die Aerzte und Rechtsanwälte sind nicht zahlreicher vorhanden und sie sind auch nach Staaten und Provinzen organisirt. Analog der bisherigen Organisation der Landwirth schaft könnte dann die Organisation der Gärtnerei inner halb der einzelnen Bundesstaaten und weiter innerhalb des deutschen Reiches ausgebaut werden. Dies in der einen oder anderen Form zu erreichen, muss unser fort gesetztes Bestreben sein. Hand in Hand hiermit geht unser Streben, dass auch bei der Regierung andere Ein richtungen für die Bearbeitung der die Gärtnerei betreffen den Angelegenheiten getroffen werden, wie wir und andere gärtnerische Vereine mit uns wiederholt bei dem Herrn Minister für Landwirthschaft in Preussen gebeten haben. Die eigenartigen wirthschaftlichen wie sozialen Verhält nisse der Gärtnerei machen dies zur Nothwendigkeit. J, # Verschiedene Gedanken. Wenn die Fischer das Fischnetz durch ein Gewässer ziehen, um Fische zu fangen, so bekommen sie mit einem Mal nicht alle Fische. In der Regel schlüpfen die werth- vollsten Fische an den Seiten des Wassers vorbei und werden nicht gefangen. Fast ebenso geht es mit der Förderung des Gartenbaues. Bespricht ein Verfasser irgend ein diesbezügliches Thema, so gehen ihm bei seinem Gedankengang oft gute Gedanken während des Schreibens verloren, die vielleicht er selbst — oder ein Anderer—später ans Tageslicht bringt Daher ist es durch aus keine verfehlte Sache, wenn anregende Themata öfter zur Diskussion gestellt werden, denn dafür sind die Fach zeitungen da. Liefert der Eine zu dem Aufbau des ge dachten Werkes die Schnitzel und die Spähne, so bringt der Andere es vielleicht schon zu einem Gerippe u. s. w., bis schliesslich der Aufbau durch fortwährendes Beitragen von neuen Bausteinen fix und fertig dasteht. Dass der berechtigten Wünsche und Forderungen im Gartenbau, um den Handel zu heben und zu vervoll kommnen, noch sehr viele sind, wissen wir Alle, aber manche Wege, die zum Ziele führen könnten, sind noch sehr mit Dornen bestreut. Klagen über mancherlei Miss stände werden in den Vereinen und von einzelnen Mit-