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die, wenn sie auch nicht gerade die Grösse sogenannter Ausstellungsblumen erreichen, sich doch den Namen von Schaublumen zulegen dürfen, bezahlt werden, ist dies zu erklären. Der höchste Preis, der für ein Bund der besten Blumen, 16—18 Stück enthaltend, bezahlt wird, ist 3 Mark, in den meisten Fällen ist er niedriger. Ein Züchter, der sich auf die Erzielung besonders grosser Blumen legen wollte, würde hier nicht auf seine Kosten, kommen, es fehlt einfach der Absatz in dieser Waare. Das Sortiment des Herrn Kotte enthält die in Berlin gangbarsten Schnittsorten. Die lila-rosa-Sorten scheinen darnach die am meisten gebrauchten zu sein, ausserdem gelb und braun. Wir sehen hierbei von den weissen Sorten, deren Verwendung selbstverständlich ist, ab. Dass die letzten amerikanischen und englischen Sorten in einer Gärtnerei, die sämmtliche Neuheiten zu gewinnen bestrebt ist, nicht fehlen, ist auch selbstverständlich. Hier kann jedoch das Wort gelten: Viele sind berufen, aber wenige auserwählt. Dieses Loos ist von 17 diesjähriger Neuheiten nur drei zu Theil geworden, welche dazu bestimmt sind, in grösseren Massen vermehrt zu werden. Der Erfolg bleibt aber selbst für den besten Kenner der hiesigen Marktverhältnisse ein zweifelhafter, es gehört nicht zu den Seltenheiten, dass eine Sorte, die in einem Jahre die Begehrteste war, im nächsten Jahre kaum noch Abnehmer findet. Es liegt dies zum grossen Theile an den Mengen, in denen eine beliebte Sorte von allen Seiten an den Markt gebracht wird. Äusser den schon erwähnten ausgepflanzten Rosen und den Chrysanthemum ist noch für eine Reihe anderer Spezialitäten genügend gesorgt. Äusser einem grossen Beet Gladiolen, die bereits theilweise die Knospen sehen lassen — ihr Eigenthümer verspricht sich jedoch nicht den gewünschten Erfolg davon —, sind es namentlich verschiedene Beete Lilien, die die Neugier in Bezug auf den Ertrag, gegenüber der aufgewandten Mühe, rege machen. Die Lilien, es befinden sich darunter auratum, Harrisii und candidum sind, künstlich zurückgehalten, vor einigen Wochen eingepflanzt und befinden sich erst im Anfangsstadium der Entwickelung. Eine grosse Anzahl von Freesien vervollständigen dies Bild moderner Zwiebel kultur. Ein Beet weisser Antirrhinum in Töpfen zeigt einen guten Knospenansatz. Vielversprechend sind einige Beete ausgepflanzter Helleborus, die Pflanzen, zwischen denen eine Schicht Dünger ausgebreitet ist, sind üppig und kräftig. Das Gleiche gilt von den grossen Mengen des schon erwähnten Myosotis oblongata in Töpfen, einer vorzüglichen Kotte’schen Spezialkultur. Schon jetzt wird von ihnen geschnitten, die Farbe der Blumen prangt im schönsten Blau, die Stengel sind kräftig, wohlausgebildet und ca. 20 cm lang. Der Hauptblüthenflor fällt in die Monate Januar bis April. Eine Hauptkultur des Geschäftes besteht ferner in der Schnittblumengewinnung der N elken. Dieser Kultur sind mehrere Häuser eingeräumt. Die Umgegend von Berlin zählt mehrere grössere Nelken-Kulturen, unter ihnen die von Studier-Lichterfelde und das-Zehlendorf. Der Ertrag der letzteren wird auf 5—600 Dutzend Blumen pro Woche angegeben. Die Nelken werden sämmtlich lang- geschnitten, der dafür gezahlte Preis verdiente ein höherer zu sein, er beträgt für das Dutzend 75 Pfg. bis 1 Mk. Die hauptsächlich kultivirten Sorten sind Antoine Guilleaume und Oriflamme, dunkel lachsfarben mit rothen Streifen, The Snow, Miss Moore und Lizzie Mc Gowan in weiss und Inspektor Hauck und PräsidentCarnot dunkelroth resp. braun. Rosa Nelken werden, wie wir schon öfter erwähnt haben, in Berlin fast garnicht gezogen und verlangt, nicht viel anders ist es mit den gelben Sorten. Als wir uns vor einigen Tagen mit Herrn Kotte über Witterungsverhältnisse und Witterungseinflüsse unter hielten, wobei der abnorm milden Novembertemperatur gedacht wurde, machten wir die Erfahrung, ‘dass Herr Kotte ein ebenso eifriger Meteorologe als überzeugter Anhänger der Falb’schen Theorie ist. „Ich mache meine Aufzeichnungen schon seit über 10 Jahren in genauester Weise, habe die Vergleiche regelmässig gezogen und habe gefunden, dass im Grossen und Ganzen die schon ein Jahr vorher gemachten Prognosen für unser Klima eintreffen. Die Gegner führen immer nur die nichteingetroffenen Fälle, nie aber die viel zahlreicheren günstigen Ergeb nisse an.“ Wir mussten nun zwar gestehen, dass wir bisher nicht zu den Anhängern des Göttinger Professors gehörten, gaben jedoch den Werth sowie den Vortheil meteoro logischer Aufzeichnungen unbedingt zu. Derjenige, welcher dies in regelmässiger und gewissenhafter Weise ausführt, wird es nie bereuen. Interessant war uns, zu erfahren, dass das milde Wetter des Novembers genau nach Voraus sage eingetroffen ist, noch interessanter, dass dasselbe mit dem 19. November auf einige Tage sein Ende er reichen solle. „Vom 19. ab wird die Temperatur bis unter den Gefrierpunkt sinken“ lautete die officielle Voraussage. Am 18. zeigte das Thermometer noch — 10 Grad Reaumur. Als aber am 19. Morgens dasselbe — 1 Grad zeigte, und dichter Reif Häuser und Fenster bedeckte und diese Temperatur heute, nach drei Tagen beständig anhält, mag Herr Kotte seinen Aufzeichnungen wohl befriedigten Blickes hinzufügen: „Und wieder einmal behielt Rudolph Falb recht!“ * - Neu angemeldete Mitglieder: (Nach § 12 des Statuts sind die Namen der neu angemeldeten Mit glieder einmal im Handelsblatt zu veröffentlichen, ihre Aufnahme erfolgt 14 Tage nach der Veröffentlichung, sofern begründete Ein sprüche von Verbandsmitgliedern dagegen nicht erhoben wurden.) 3729. Heidner, Otto, Hdlsg., Probstheida. Verbandsgruppe Herzogthum Braunschweig. Versammlung vom 3. November 1895 (eingegangen am 18. November). Um 5 Uhr eröffnete der Obmann Herr Äug. Bültemann die Versammlung, anwesend 46 Mitglieder. Zu Punkt 1 referirt Herr Adam über eine im Jahre 1897 in Braunschweig abzuhaltende grössere Garten bau-Ausstellung. Herr Bültemann warnt vor einem derartigen Unternehmen, einmal der grossen Unkosten wegen, aber auch wegen der bereits in anderen Städten beschlossenen grossen Aus stellungen, wodurch mehr oder weniger Konkurrenz für unsere Ausstellung vorliegen würde. Herr E. H. Meyer tritt aber diesen Ausführungen entgegen und plaidirt für eine Ausstellung, diesem schliessen sich die Herren Arendts-Sehöppenstedt und Peplowan. Nachdem sich noch mehrere Mitglieder zum Worte gemeldet und zur Sache gesprochen, stellt Herr Adam den Antrag, die Mitglieder durch ein Zirkular zur Betheiligung sowie zur Zeichnung eines Garantiefonds aufzufordern und, sobald dieses geschehen, in weitere Berathungen einzutreten. Dieser Antrag wird einstimmig ange nommen. — Punkt 2, Bezug von Blumentöpfen, wird durch Aus kunft des Herrn Adam sowie die im Namen seines Bruders ab gegebenen Erklärungen des Schriftführers als erledigt angesehen. — Zu Punkt 3, Einrichtung einer Pflanzenbörse, führt Herr Weidner als Referent Folgendes aus: Es entspricht den Vortheilen sowohl der Käufer als Verkäufer, wenn eine periodisch wiederkehrende Einrichtung getroffen wird, in welcher durch auszustellende Muster von Pflanzen etc. der Verkehr erleichtert wird, denn es ist sehr oft der Fall, dass in der Ferne der eine oder andere Artikel ge sucht und nur mit grosser Mühe und unverhältnissmässig hohen Kosten beschafft werden kann, wohingegen derselbe Artikel in gleich schöner Qualität in der Stadt oder in nächster Nähe zu haben ist. Eingehend habe er sich nach den Einrichtungen und