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20 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 3 und Margueritenblumen, alle hatte der Pinsel — pardon, der Maler unter seinem Pinsel gehabt. Welch’ eine Per spektive für die nothleidende Kunstmalerei! Namentlich wenn später Paeonien, Nymphaeen und grosse Helianthus zur Verfügung stehen, lassen sich ja meinswegen Schiller’s sämmtliche Gedichte auf eine Blume malen oder wenigstens stenographiren. Mit dem Einschneiden in die Rinden — überdies Baumfrevel — und dem Eingraben in Kieselsteine - eine schwere und zeitraubende Beschäftigung — dürfte es ein für alle Mal vorbei sein, und ein neuer Text nach bekannter Melodie würde etwa lauten: Ich schrieb’ es gern auf jedes Rosenblatt, Auf jede Glocke die Maiblümchen hat, Auf alle Blätter der Kamellia, Auf Tuberosen und Campanula, Auf alle Blumen möcht’ ich kunstvoll schreiben: „Dein ist mein Herz — u. s. w. Doch genug. — Es wäre nun ein Irrthum, wollte man glauben, dass vielleicht nur mittlere oder kleinere Ge schäfte diese neueste Mode kultiviren, wir haben uns per sönlich in einer ganzen Anzahl von Läden, wo diese Kunst produkte nicht im Schaufenster zu sehen waren, davon überzeugt, dass auch der Hoflieferantentitel vor dieser Thorheit nicht schützt, dass man ,.sprechende Blumen“ überall haben kann. In einem einzigen derartigen Ge schäft wurde uns gesagt: ,,Die Sachen führen wir nicht“, in vielen anderen konnten wir jedoch vor Neujahr hören: „Aber bitte, bestellen Sie recht bald, „unser Maler“ ist mit Aufträgen überhäuft.“ Wenn man sonst die Blumenläden der Residenz be trachtet hat, so musste man gestehen, dass in allen — je nach dem Können — das Bestreben vorherrschend war, ihre Geschäfte zu Bildungsstätten eines guten Geschmackes zu machen, "dieses Bemalen der frischen Blumen, die Kinder einer unverdorbenen Natur, ist jedoch der ver- dorbenste Geschmack in höchster Potenz! Es kann, namentlich den besseren Geschäften, nicht als Ent schuldigung angerechnet werden, dass eine gewisse Art des Publikums solche Sachen verlangt; das Publikum kann und muss von dem Blumenhändler einen Beirath bei der Auswahl in Bezug auf den guten Geschmack verlangen, nicht aber eine Unterstützung seiner Thorheiten. Glauben denn die Blumenhändler im Ernst, dass diese „Mode“ eine längere, als nach kurzen Monaten berechnete Dauer haben wird? Es ist ja nicht unmöglich, dass sich auch Ab leger dieses modernen Geschmacks nach aussen ver pflanzen möchten, auch vielleicht schon verpflanzt haben, wir hoffen von dem gesunden Urtheil unserer Gärtner, dass sie der Führung, die hier in so hervorragender Weise die Reichshauptstadt übernommen hat, im Interesse eines guten Geschmacks nicht Folge leisten. * Neu angemeldete Mitglieder: (Nach § 12 des Statuts sind die Namen der neu angemeldeten Mit glieder einmal im Handelsblatt zu veröffentlichen. Ihre Aufnahme erfolgt 14 Tage nach der Veröffentlichung, sofern begründete Ein sprüche von verbandsmitgliedern dagegen nicht erhoben wurden.) 3435. Hittmann, Franz, Handelsg., Driburg (Westfalen). 3436. Stenzel, Herm., Handelsg., Kaiserslautern, Eierstr. 5. 3437. Merz, Gg., Handelsg., Kirchheimbolanden. 343S. Kern, Jac., Baumsch., Landau (Pfalz). 3439. Knoll, J. Handelsg., Neustadt (Haardt). 3440. Klahm, Ferd., Handelsg., St. Ingbert. 3441. Boös, 1L, Handelsg., Speyer. 3442. Mayr, Friedr., Handelsg., Landau (Pfalz), Am Canal. 3443. Mayr, Jean, Handelsg., Landau (Pfalz), Stiftspassage. 3444. Klein, Andreas, Handelsg., Ludwigshafen (Khein), 3445. Wissmann, L., Handelsg., Mussbach. 3446. Richter, R., Handelsg., Speyer. 3447. Kämmerer, Martin, Handelsg., Oggersheim. 3448. Morsch, Heinr., Handelsg., Dürkheim. 3449. Wagner, Carl, Handelsg., Leipzig-Gohlis. 2658. Kick, C. Heinr., Handelsg., Braunschweig, Gartenstr. Verbandsgruppe Coswig i. S. und Umgegend. Am 17. Dezember um 5 Uhr Nachmittags hielt die Gruppe eine Versammlung im Bahn hofe zu Kötzscheubroda ab, geehrt durch die Anwesenheit des Vor standsmitgliedes Herrn Knoll aus Lindenau-Leipzig. Die zahlreich Erschienenen wurden freundlichst begrüsst durch den Obmann Herrn Merker-Coswig. Zum 1. Punkt referirte Herr F. 0. Pinkert-Meissen über die Jahresversammlung des Verbandes in Magdeburg. Als 2. Punkt wurden von der Verbandsleitung Vorschläge gemacht, den Wahlbezirk Königreich Sachsen etc. in 4 Bezirke nach den Kreis hauptmannschaften einzutheilen, was allgemeine Zustimmung fand. Das vom Verbände eingesandte Schema über gärtnerische Buch führung wurde zur Prüfung an eine 5gliedrige Kommission verwiesen. Hierauf erfolgt Wahl des Gruppenvorstandes. Aus der Wahl geht wiederum Herr C. Merker als Obmann, Herr Drewitz als dessen Stellverter, Herr G. Günther als 1. uud Herr F. 0. Pinkert als 2. Schriftführer hervor. Als weiterer Punkt gilt es, Delegirte für die nächste Jahresversammlung zu wählen. Die Wahl soll jedoch in der nächsten Versammlung, die im Januar 1895 stattfindet, vorge- genommen werden. Ein von Herrn Landschaftsgärtner Gustav Schulze aus Dresden gehaltener Vortrag über seine Erlebnisse mit der Verbandsleitung in jüngster Zeit (bekanntlich hatte sich Herr Schulze um die 2. Redakteur-Stelle bei dem Verbände gemeldet, war jedoch nicht gewählt worden)' nahm eine längere Zeit in An spruch. Es erfolgte eine Erwiderung bezw. Richtigstellung von Seiten des Vorstandsmitgliedes Herrn Knoll, welche allgemeine Billigung fand, und die Sache wurde als erledigt betrachtet. Zum Schluss fand ein allgemeiner Meinungsaustausch statt und besonders wurde hervorgehoben, dass diese Versammlungen immer so zahlreich be sucht werden möchten wie an diesem Abende und dass das rege Interesse an unserer Sache bewahrt bleiben möchte. Nachdem Herrn Knoll von der Versammlung der Dank für dessen Besuch ausgesprochen, wurde dieselbe um 9 Uhr geschlossen. Gemüthliches Beisammenbleibengab Gelegenheit, manches ernste und heitre Wort noch auszutauschen. Die nächste Versammlung findet in Coswig statt. Gust, Günther, Schriftführer. Verbandsgruppe Westpreussen. Das Jahr 1894 neigt sich dem Ende zu, und da fühlt sich der Unterzeichnete als arger Sünder, wenn auch nicht in Bezug auf den Katechismus und die 10 Gebote, so doch in Bezug auf die ihm auferlegte Verpflichtung der Bericht erstattung über die Thätigkeit seiner Verbandsgruppe. Einigen Trost schöpft derselbe nur aus der Hoffnung, dass das reumüthige Geständniss die Vergebung seiner Sünden erleichtern werde, sowie aus dem Umstande, dass bisher Niemand aus seinem bisherigen . Schweigen Schaden entstanden ist. So soll wenigstens noch vor Jahresschluss versucht werden, Versäumtes gutzumachen und — zum Vortheil etwaiger Leser dieser Zeilen — das Vorgefallene in möglichster Kürze zu berichten. Da. ist zunächst über die am 20. Juli in Elbing abgehaltene Versammlung Bericht zu erstatten, was um so angenehmer ist, als jener Tag Allen, die sich an dem Ausfluge betheiligten, in freundlichster Erinnerung geblieben ist. Um 10 Uhr 3 Min. Vormittags trafen 12 Handelsgärtner aus Danzig und Umgegend, sowie einige Dirschauer und Marienburger Berufs genossen in Elbing ein, wo sie von Hrn. Albert Brandt jun. auf dem Bahnhof bewillkommnet wurden. Nach kurzer Begrüssung und Rast im Gewerbehause wurde beschlossen, zunächst einige Gärtnereien zu besuchen, worauf Herr Br. die Führung übernahm. Der erste Besuch galt der Gärtnerei von A. L. Döring, welche von der Wittwe und einem Sohne des Begründers geführt, wird. Das Ge schäft ist, wie die meisten dortigen, den Bedürfnissen der von einer blumenliebenden Bevölkerung bewohnten, Verkehrs- und in dustriereichen Stadt angepasst. Schnitt- und Florblumen aller Art bilden die Kulturzweige und standen in bestem Gedeihen. Reizend war der Anblick von der hoch gelegenen Strasse aus, wo man einen Ueberblick auf das grosse Parterre am Eingänge hat, dessen Mittel stück ein plastisch gearbeitetes, farbenreiches Teppichbeet von ca. 12 m Durchmesser bildete. Von hier ging es in die unmittelbar daneben liegende Gärtnerei des Hrn. Alb. Brandt. Wie in der vorigen herrschte auch liier peinlichste Sauberkeit; ein reicher Flor von Rosen der besten Sorten, sowie von Sommerblumen und Stauden bedeckte die von einem ansehnlichen Komplex modern und gut gebauter Häuser begrenzte Fläche. In den Häusern fanden sich schöne Bestände von Palmen, Begonien, Plectogynen, Camelien u.s.w., einige Häuser sind der Rosentreiberei gewidmet. Die beiden Haupt zweige der Kultur sind hier Rosen und Georginen. Von letzteren war ein sehr reichhaltiges, sorgfältig ausgewähltes Sortiment aus allen Klassen angepflanzt, dem auch die neuesten Cactus-Sorten | nicht fehlten. Allbekannt ist, dass Hr. Br. auch glücklicher Züchter in diesem Gebiete ist, und wer den Werth der Imbricata alba und der Imbricata splendens noch nicht kannte, der musste ihn beim i Anblick dieser blumenbedeckten, mit gleichmässig entwickelten