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das Publikum absetzen, dürften gleichfalls ganz be deutend sein. Der New-Yorker, wie überhaupt der amerikanische Gärtner beschränkt sich bei der Kultur hauptsächlich auf Spezialitäten und je weniger Artikel derselbe kultivirt, desto erfolgreicher ist er. Es dürfte in Deutschland viel zu viel Handelsgärtner geben, die nicht Spezialisten sind und ich bin überzeugt, wenn sich Spezialisten mehr in die Hand arbeiten würden, sich manches Geschäft auf eine gesündere Basis bringen liesse. So sind wohl die meisten der hiesigen Gärtner Rosen- und Nelkenzüchter und viele sind unter ihnen, die nur eine Sorte Rosen ziehen und diese allerdings in einer Vollkommenheit, die überraschend ist. Selten findet man bei Rosen mehrere Sorten in einem Haus, weil man herausgefunden hat, dass keine von beiden dann die richtige Vollkommenheit erreicht. Besonders tritt dies bei Meteor und Madame Ferd. Jamain (hier American Beauty) hervor. Ebenso wird man niemals bei Nelken züchtern etwas anderes als Nelken in den Häusern finden, jedoch findet man von Nelken fast immer mehrere Sorten in einem Haus, dasselbe ist mit Veilchen der Fall, die stets für sich in Häusern eigener Konstruktion gezogen werden. Das einzige, was Nelkenkultivateure machen, ist, dass sie, nachdem der Hauptflor vorüber ist, Oster lilien oder Gruppenpflanzen hineinbringen, um so einen stetigen geldbringenden Artikel im Haus zu haben. Die am meisten gezogenen Rosen sind: American Beauty (Madame Ferd. Jamain), La France, Meteor, Kaiserin Aug. Victoria, Madame Cusin, Caroline Testout, Souvenir de Wootton, Perle des Jardins, Bridesmaid, Bride, Catherine Mermet, wozu dieses Jahr noch Belle Siebrecht und Mrs. Pierpont Morgan hinzukommen werden. Die beiden letzteren zeichnen sich besonders durch einen ausserordentlichen Blüthenreichthum und Widerstands fähigkeit gegen Ungeziefer und Rost aus. Alle diese Sorten sind sehr reichblühend, mit Aus nahme vielleicht von Mrs. Ferd. Jamain, die durch geeignete Kultur erst zum Blühen gezwungen wird, und oftmals gehen ganze Häuser voll vollständig ins Holz ohne an Blühen zu denken. Die schöne Marechal Niel, unsere Königin aller Rosen, wird in Schnittrosengeschäften fast gar nicht mehr ge zogen, nur in Privatgärten und kleineren Gärtnereien in Landstädten trifft man sie manchmal noch an.. Sie hat eben nicht die Qualitäten, die der Amerikaner von einer guten Schnittrose verlangt „Lingen Stiel und aufrecht stehende Blume“, dagegen hat, Perle des Jardins sich jetzt den ersten Platz als gelbe Rose erobert, und obgleich die General Jacqueminot immer noch viel verlangt wird, so wird Meteor sich bald mit derselben den Rang als beliebteste dunkle Rose streitig machen und ebenso wird Niphetos von Kaiserin Aug. Victoria und The Bride ver drängt werden. Eine Rose, die sich früher gleichfalls grosser Beliebt heit erfreute, war Bon Silene, doch wird ihr Platz jetzt durch Bridesmaid, Caroline Testout mehr denn aus gefüllt. Die Mode verlangt jetzt grosse und volle Blumen und da müssen nothwendiger Weise alte Sorten weichen, wenn früher Bouquets, ebenso wie noch vielfach in Deutschland, tellerförmig in Manschetten gemacht wurden, so hat sich der gute Geschmack jetzt von dieser Sitte frei gemacht und verlangt lose zusammenhängende Sträusse, wo die Blumen lange Stiele haben und nicht durch Draht zusammengehalten werden brauchen. Kurze Waare wird nur noch in Begräbnissarbeiten verwendet, wozu sie ja auch gut genug ist. Früher haben auch noch die Gärtner ihre Waare in den Korb gepackt und sind damit von Laden zu Laden herumgezogen, schliesslich begannen sich Kommissionäre zu etabliren, die „Long Island Schnittblumen-Börse" ent stand, und so geht es immer weiter vorwärts. Am besten standen sich natürlich die Kommissionäre, die ihre 15% einheimsten, ob die Waare nun viel oder wenig werth war, und als die Sache dann den Züchtern zu bunt wurde und Einsicht in die Bücher verlangt wurde, wurden die Gärtner dieses Rechtes nicht würdig erachtet und die Folge war, dass sich jetzt die grössten Gärtner zu einer Company verbunden haben und jetzt somit ihre eigenen Kommissions leute bilden, und wenn sich diese Gesellschaft als lebens fähig bewähren sollte, so steht äusser allem Zweifel, dass die Tage der Kommissionäre gezählt sind. Es sollen zirka 50 verschiedene Schnittblumenzüchter sich daraufhin unter dem Namen New-York Cut Flower Co. vereinigt haben. Es war nicht die Idee, durch Kooperation die Preise festzusetzen, sondern um sich gegen die Kommis sionsleute zu schützen. Als Garantiefonds verpflichtet sich jedes Mitglied mit 2 c. pro □' Glas, unter dem die zum Verkauf gelangenden Blumen gezogen werden; diese Ge währleistung wird bei der Company hinterlegt, und sollte es nöthig sein, so muss ein Jeder mit dem verpflichteten Garantiefonds beispringen. Die Company will die Blumen für 10% Kommission verkaufen, und sind davon nach Ab zug der Kosten Ueberschüsse, so gelangen sie zur Ver- theilung. Man erwartet, auf diese Weise die Unkosten bedeutend zu reduziren. Hauptaufgabe der Company ist. jedoch eine gerechte Sortirung der Qualität. Es sollen 4 Qualitäten gemacht werden, Extra, L, 11. und HI. Die Extra- und I. Qualität wird natürlich- an solche Leute gehen, deren Kunden extravagante Preise, wie $ 30,00 per Dutzend American Beauty, zahlen können, und so weiter bis zum Händler, dessen Kunden eben nicht so viel er schwingen können, die III. Qualität wird schliesslich den „fliegenden“ Strassenverkäufern überlassen werden. Die Company hat ihren Verkaufsraum 50'X 200' in West 23. Street und geht durch bis nach der 24. Street. Nächst den Rosen sind Nelken die wichtigsten Schnitt blumen; man sagt, dass ungefähr 200 Gärtner sich mit dieser Kultur befassen, 25 von ihnen jedoch sind Spezialisten, die absolut nichts weiter ziehen. Nur erst in den letzten Jahren haben Nelken eine solche Wichtigkeit erlangt und man schreibt dies den grossartigen Verbesserungen zu, die letzthin gezüchtet wurden; oftmals erzielen dieselben einen Preis von $ 4,00 per 100. Die am meisten gezogenen sind Daybreak, fleischfarben, William Scott, frisch rosa, Lizzie McGowan, weiss, Portia, roth, und Buttercup, gelb, dazu kommen noch Alaska, Puritan, Mrs Fischer in weiss, Tidal Wave, Albertina in rosa, Stewart, Lady Emma und Jacqueminot in roth. Bunte Nelken werden sehr wenig gezogen, da sie fast gar keine Nachfrage haben. Den dritten Rang nehmen wohl Veilchen ein und mehr oder weniger werden sie bei Jedem kultivirt und es ist schwer, dieselben abzuschätzen. Gute Veilchen, man zieht hier fast nur Marie Louise, erzielen oft für lange Zeit $ 3—4 per 100. Maiblumen sind fernerhin sehr wichtig und 10000 000 ist wohl nicht zu hoch gegriffen, dann kommen noch Romaine blanche, Hyazinthen, Totus albus Narzissen und schliesslich Tulpen und holländische Narzissen und hier besonders Telamonius fl. pl. Lilium Harrisi gehen speziell Ostern sehr gut, sind aber auch von Weihnachten ab in stetiger Nachfrage. Es dürften hiervon ungefähr 3000000 gezogen werden. Man sieht also, New-York verbraucht eine ganz respektable Quantität Blumen, aber sollte Berlin nicht mehr gebrauchen? Jedenfalls wäre eine Schätzung einmal sehr interessant. Noris. # Schwindel? Wir werden von Herrn Oscar Tiefenthal in Wandsbek um Veröffentlichung des Folgenden ersucht: Ich erhielt am 10. September per Eilkarte von Magde burg einen Auftrag auf div. Dracaenen, Croton, Aletris etc. wie ausgestellt im Werthe von ca. M. 280,— mit dem