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XA.ESinger Qtko Jahrgang. für den deutschen Gartenbau und ,, die mit ihm verwandten Zweige. No. 40. Berlin, den 6. Oktober 1895. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Sonntag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht- Verbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich - Ungarn pro Jahrgang 8 Mk. 50 Pf.; für das übrige Ausland 10 M. für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redakteur: C. Junge, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handels gärtner Deutschlands. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band VI, des Genossenschaftsregisters des Kgl. Amtsgerichts zu Leipzig. Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notiz über Tagesereignisse, Personalien, Vereinswesen u. s. w. G-rössere, für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeignete Artikel werden auf Wunsch honorirt. Wildschaden. In der vorigen Nummer des’Handelsblattes empfahl Herr Meyer-Braunschweig als Schutz gegen Hasenfrass im Winter das Futtern derselben mit Rüben. Bekanntlich werden auch alle möglichen anderen Mittel dagegen empfohlen, welche theoretisch jedenfalls sehr gut helfen, praktisch aber, wenigstens für Obstgärten und Obstbaum schulen, herzlich wenig werth sind. So z. B. Lappen mit stinkendem Thieröl getränkt, welche um die zu schützenden Stücke auf Bäumen aufgehängt werden, helfen nur ganz kurze Zeit, Fett schützt die Bäume wohl vor Hasen- und Kaninchenfrass, soweit dieselben mit Fett bestrichen sind, schadet aber den Bäumen, indem es die Poren verstopft, macht durch den hässlichen, schmierigen Anstrich verkaufs fertige Bäume schlecht oder gar nicht verkäuflich und verursacht nicht geringe Kosten für Fett und Arbeitslohn. Kalk und Abortsdünger lassen sich bei grösseren Bäumen allenfalls anwenden, nicht aber bei kleineren. Neuerdings wird nun wieder ein Mittel empfohlen, welches unfehlbar wirken soll. Der Forstmeister C. A. L. von Binzer schreibt darüber in der „Deutschen Landwirthschaftszeitung" : „Ich möchte die Aufmerksamkeit sowohl der Forst- wirthe als auch der Gartenbesitzer und Gärtner, auf eine Mischung hinlenken, welche sich als ein sicheres Schutz mittel gegen den Verbiss junger Pflanzen durch Rehe und gegen das Abnagen der Rinde von den Obstbäumen durch Hasen und das Abschneiden junger Buchen durch diese letzteren, bewährt hat, nämlich auf das von dem Revier förster Laage zu Quickborn in Holstein vor einigen Jahren erfundene und demselben patentirte Pikrofoetidin. Dasselbe stellt eine starkklebrige Mischung dar, von dem Flüssigkeits zustande und der Farbe eines hellbraunen Syrups. Von ausserordentlich widerwärtigem Geschmack und gleich widerlichem, durchdringendem Geruch verleidet sie Rehen und Hasen das Verbeissen, beziehungsweise Benagen der Pflänzlinge im Walde, wie der Obstbäume in den Gärten und Baumschulen, schon wenn das Mittel in sehr geringen Quantitäten aufgetragen wird; selbst bei bitterer esungs- noth lassen beide Wildarten die mit Pikrofoetidin be strichenen Pflänzlinge und Bäume unangetastet. Ob auch Kaninchen sich durch dasselbe abschrecken lassen, kann ich aus eigener Erfahrung nicht sagen, indessen halte ich dies für durchaus wahrscheinlich, sowie ich auch annehme, dass selbst Rothwild, wo dieses die Gewohnheit hat Fichten und Eschen zu schälen, mit Erfolg abgewiesen werden würde. Es wäre recht wünschenswerth, wenn in dieser Beziehung Versuche gemacht und bekannt gegeben würden. Die Mischung hat den grossen Vorzug, dass sie in Wasser nicht löslich ist, mithin weder durch Regen noch durch aufthauenden Schnee abgewaschen wird, dass sie unter der Einwirkung heissen Sonnenscheins nicht zerfliesst und durch Frost nicht zerstört wird; sie behält vielmehr ihre Konsistenz, ihren widerlichen Geruch und Geschmack den Winter hindurch bis zum folgenden Frühjahr, und da sie auf die Rinde selbst sehr junger Pflanzen nicht nach theilig wirkt, so vereinigt sie alle Eigenschaften für eine dauernde und von keinerlei schädlichen Folgen begleitete Wirkung. Mehrfach habe ich Gelegenheit gehabt, Kulturen, welche man Jahre lang durch verschiedene Mittel vergeb lich zu schützen gesucht, und welche daher in ihrem Wachsthum nicht von der Stelle kamen, endlich nach An wendung des Pikrofoetidin, emporschiessen zu sehen, dann alsbald dem Maule des Rehwildes nicht mehr erreichbar. Man hatte, nicht ohne einigen Erfolg, zuvor Steinkohlen- theer angewandt, ein s. Z. sehr beliebtes und bei mässigem Rehwildstande auch immer von einigermassen guter Wir kung begleitetes Mittel, sodann Werg, mit weichem man