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18 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 3 zogen wird, dass man darauf verzichtet habe, die Vorlage noch während der gegenwärtigen Tagung an den Reichstag zu bringen, so ist dies irrthümlich. In An betracht der von vielen Seiten betonten Dringlichkeit eines gesetzgeberischen Einschreitens gegen unredliche Machenschaften im Handel und Verkehr hat die Regierung den Wunsch, das Gesetz so bald wie möglich zu ver abschieden, und es ist daher als Zeitpunkt für die Vorlage an den Bundesrath vorläufig die zweite Hälfte des Februar in Aussicht genommen. In diesem Falle würde für die Berathung im Reichstage voraussichtlich noch genügende Zeit bleiben. Unter diesen Umständen werden die be- theiligten Kreise, insoweit sie auf die Berücksichtigung etwaiger Wünsche und Bedenken Werth legen, gut thun, möglichst bald zu dem Entwürfe Stellung zu nehmen.“ Wir empfehlen also nochmals den Verbandsmitgliedern, sich mit dem Entwürfe zu beschäftigen. Wir wollen mit dem Hauptbedenken, das wir gegen denselben haben, nicht zurückhalten; wir sind der Meinung, dass die un reelle Schleuder-Konkurrenz unseres Gewerbes im Gegen satz zu derjenigen anderer Gewerbe durch ein Gesetz in dieser Fassung nicht getroffen, wird. Dorf können unreelle Ausverkäufe, Auktionen u. s. w., in spaltenlangen Annoncen der Oeffentlichkeit angepriesen, verhindert werden, unsere schlimme Konkurrenz arbeitet aber unter Ausschluss der Oeffentlichkeit. Wohl wird der unlautere Wett bewerbs-Entwurf in unserem Ausstellungswesen, namentlich in den aus diesem entstehenden geschäftlichen Folgen gewisser Aussteller, heilsam wirken, das ist etwas, aber nicht genug. Es ist wohl kein Zufall, und wir können der Thatsache nur dankbar sein, dass gleichzeitig mit der Veröffent lichung dieses Entwurfes die an anderer Stelle behandelte Novelle zur Gewerbe - Ordnung dem Reichstage zur Beschlussfassung vorgelegt ist. Beide haben so viele Berührungspunkte, greifen wenigstens bei uns so in einander, dass Fragen, nach welchem Gesetz wohl ein bestimmter Fall zu behandeln ist, entstehen können. Die Bedeutung der Gewerbe-Novelle steht jedoch dem Wett bewerbs-Entwurf entschieden nach. Dieser geht der Wurzel der überall zu findenden Unlauterkeit und des Betruges im geschäftlichen Verkehr nach, um sie aus zurotten, die Gewerbe-Novelle sucht nur einige Auswüchse dieses Geschäftslebens zu beseitigen. Beide jedoch sollen uns zu reger Thätigkeit anspornen, um das Möglichste für unseren Stand zu erreichen. * • Das Weihnachtsgeschäft 1894. in. Braunschweig. Der an mich ergangenen Aufforderung, der Redaktion ein ungefähres Bild über das in Braunschweig stattgehabte Weihnachtsgeschäft der Kunstgärtnereien und Blumen geschäfte zu geben, will ich, soweit ich dazu im Stande bin, hiermit gern nachkommen, muss jedoch zugleich be merken, dass ich nur ein Urtheil über mein eigenes Ge schäft und das einiger meiner Kollegen, die hier zu den grösseren Geschäften zählen, geben kann. Hier in Braunschweig, wie auch wohl überall, war schon länger eine recht flaue Geschäftslage, nicht allein in unseren, sondern in allen anderen Geschäften, die Klagen waren allgemein. Es liess sich darnach leider erwarten, dass auch das Weihnachtsgeschäft kein glänzendes werden würde, und es erfüllte das Herz mit Bangen, wenn man an die kleinen Geschäfte dachte und deren Zukunft, die auf Um satz und Verdienst durchaus angewiesen. Um so erfreu licher hat sich jetzt herausgestellt, dass die Befürchtungen durchaus unbegründet waren. Der Umsatz, den die letzten 4 Tage vor Weihnachten gebracht, war in der Höhe an denselben Tagen in den Vorjahren noch nicht zu verzeichnen. Dahingegen sind die'Monate November und Dezember bis vor Weihnachten geschäftlich selten schlecht gewesen. Es wäre deshalb sehr traurig und schlimm gewesen, wenn das Weihnachts geschäft dem der zwei Monate vorher geglichen hätte. Hier in Braunschweig ist das Schmücken der Gräber am Allerseelentage noch nicht sehr allgemein und eigentlich erst seit 4—5 Jahren vereinzelt geschehen, dahingegen besteht schon lange Jahre fast allgemein die Sitte, die Gräber Verstorbener durch Kränze, kleine Christbäume, die Lichter tragen, welche auf den Gräbern angezündet werden, am heiligen Abend zu schmücken. Diese Sitte ist sowohl für kleine als auch grössere Geschäfte eine nicht unbedeutendeEinnahmequelle ; da nicht allein der reiche, sondern auch der arme Mann, und wenn der letztere für einen Kranz auch nur 50 Pf. anlegen kann, es sich nicht versagt, die Gräber seinerLieben zuschmücken. Auch in Bindereien. Bouquets, Dekoriren von Körbchen und Körben, Bepflanzen von Schalen, Jardinieren etc., ebensowohl an Verkauf von Pflanzen, als: Cyclamen, Nelken, Maiblumen,Hyacinthen,Reseda, Primeln,Eriken, Azaleen etc. sowie namentlich von Palmen und sonstigen Blattpflanzen und Araucarien, ist ein nicht unbedeutender Umsatz zu verzeichnen, dahingegen sind wohl Camellien verhältniss- mässig wenig abgesetzt, auch wohl wenig zum Verkauf gestellt. Preise für 1. Qualität sind bezahlt von Privaten: Cyclamen 1—4 M., Nelken 1—1,25 M., Maiblumen ä Stück 10 Pf., Hyacinthen 0,75—1 M., Reseda 0,75—1 M., Primeln 0,40—0,50 M., gefüllt 0,75—1,50 M., Erica gr. 0,75 M., Erica florib. 1 M., Azaleen 1,50—5 M., namentlich Deutsche Perle etc. ■Diese Preise sind in früheren Jahren wohl auch be zahlt. Die Treiberei ist durchweg nicht sehr schwierig gewesen, was wohl auf das herrschende gelinde Wetter mit zurückzulühren ist. Es haben sich auch die Hyacinthen wider Erwarten wie im vorigen Jahre gut und fast ohne Verlust getrieben, was wohl kaum vorauszusehen, da wir doch einen sehr nassen und schlechten Sommer gehabt, wenn auch das Frühjahrswetter günstig, so waren doch die Zwiebeln spät ausgereift. Auch das Fortschicken der gekauften Pflanzen etc. hat wenig oder keine Last gemacht, da das gelinde Wetter ein offenes Transportiren der Sachen durchweg gestattete. Mit diesen kurzen Ausführungen glaube ich nach bestem Wissen dargethan zu haben, dass die hiesigen Handelsgärtner und Blumengeschäfte mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäfte wohl zufrieden sein können. Es ist jedoch auch durchaus nicht ausgeschlossen, dass einige meiner Kollegen anderer Meinung über das ver flossene Weihnachtsgeschäft sind und nicht das Resultat haben wie die von mir befragten Kollegen, das ist mög lich, aber ich sollte es kaum denken. A. Bültemann. * * Hannover. Das Weihnachtsgeschäft verlief im Allgemeinen, so viel ich darüber urtheilen kann, nicht sehr gut, schlechter wie 1893. Durch die stets grösser werdende Konkurrenz sind die Preise so sehr gedrückt; beispielsweise füge eine Annonce aus dem hiesigen Tageblatt vom Dezember 1894 bei aus einem Blumengeschäft (Laden) an erster Lage Hannovers. (Keine Gärtnerei.) Fächerpalmen ä 1,50 M. Dattelpalmen „ 1,15 „ Fingerpalmen „ 0,80 „ Araucarien, mexikan. Tanne, 2,00 „ 6 Hyacinthen mit Glas . . 3,00 ,, Maiblumen waren sehr gesucht und es wurden la mit 6 und 7 M. pro % bezahlt. Detailpreis 10 Pf. pro Stück. Hyacinthen wurden in den Läden mit 60 und 75 Pf. be zahlt, in der Markthalle 40 und 50 Pf. pro Stück. Azaleen 1,50—3,00 M., Camellien 1,00—4,00 M., Cyclamen etc. zu den üblichen Preisen, es war überhaupt zu viel Waare am Platze, so dass von allem am 24. Dezember Abends 10 Uhr vorhanden war. G. Haverbeck.