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270 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 37 lottae ausgestellt, welches sich durch zierliche Belaubung bei starkem Wüchse auszeichnete. In dem Raum für abgeschnittene Blumen gab es viel Schönes und Interessantes zu sehen. Leider war aber der Andrang der Besucher gleich nach der Aufstellung der Sachen hier so stark, dass eine eingehende Bericht erstattung nicht möglich war. Wir müssen uns deshalb auf ganz allgemeine Bemerkungen beschränken. Grössere Sammlungen abgeschnittener Blumen hatten hier ausgestellt: Goos&Koenemann-Nieder-Walluf, Arends&Pfeiffer- Ronsdorf, Koll & Sonntag-Hilden, auch Otto Meyer- Tecklenburg i. Westf., Köhler & Rudel-Windisch leuba, Otto Schreiber-Magdeburg-Neustadt, Fürstl. Stolberg’sche Gartenverwaltung - Wernigerode. 0. Thalacker-Leipzig-Gohlis hatte äusser seinenNelken auch Gladiolen da. Von Georginen waren eine ganze Anzahl Aussteller erschienen. Franz Engler-Leipzig hatte eine sehr schöne Aster chinensis verbesserte Riesen- Komet in 2 Farben: weiss und rosa, ausgestellt. Die Blumen waren gross, federartig, sehr zierlich und leicht gebaut. In Bindereien war die Konkurrenz nicht gross. Wir bringen über die abgeschnittenen Blumen und die Bindereien vielleicht noch einen besonderen Bericht. In Landschaftsgärtnerei war die Betheiligung eine ziemlich grosse. Besonders interessant war darin die Ausstellung von Uebungsarbeiten der Schüler der Königl. Gärtner-Lehranstalt in Wildpark bei Potsdam (Lehrer Landschaftsgärtner F. Euche), aus welchen hervorging, dass die Lehrmethode nicht mechanisch, sondern individuell und den mannigfaltigen Verhältnissen angepasst ist. Unter den übrigen ausgestellten Plänen war viel Beachtens- werthes. In der wissenschaftlichen Abtheilung fielen uns besonders die vorzüglich präparirten Insekten, Raupen etc. von G. Bornemann-Magdeburg auf. Interessant waren auch die Pläne des Schlossgartens Von Wernigerode, welche die Umwandlung desselben aus einem s. Z. im französischen Styl angelegten Garten in den jetzigen modernen Park erläuterten. In Obst war manches Gute ausgestellt. Leider konnten wir uns nicht näher damit beschäftigen. In der Abtheilung für Geräthe fiel uns äusser der schon in dieser Zeitung besprochenen praktischen Patent waschbürste von Schickerling-Berlin Neues wenig auf. Wir sind hiermit am Ende unseres Berichtes über diese grosse und interessante Ausstellung angelangt. Es war uns leider nur möglich, ein flüchtiges Bild derselben zu entrollen. Zu einem eingehenden Studium der Aus stellung reichte die uns zur Verfügung stehende Zeit leider bei Weitem nicht aus. Manches Gute wird uns dabei entgangen sein. Ueber das Resultat der Prämiirung können wir nichts mittheilen. Der Unzufriedenen soll es aber eine ganze Anzahl gegeben haben. Das ist auf jeder Ausstellung der Fall. Jeder bringt das nach seiner Ansicht Beste zur Stelle. Wie verschieden die Begriffe darüber sind, konnte man vielfach bemerken. Wir können unseren Bericht nicht schliessen, ohne noch die Schöpfer der ganzen Anlage lobend zu erwähnen, die Herren Gartendirektor Schoch und Ingenieur Lässig, welchen es gelungen war, den wüsten Platz zu einer geschmackvollen Gartenanlage zu gestalten. Möge diese Ausstellung den Ausstellern von Vortheil sein und zur Hebung des Gartenbaues und besonders der deutschen Handelsgärtnerei weiter beitragen, dann hat sie ihren Zweck erfüllt. J. # Stauden u. s. w. Immer lichter wird die Zahl der blühenden Stauden mit dem Nahen des Herbstes. Auch die Farben haben gewechselt, während in den Frühjahrs- und Sommermonaten die hellen Farbentöne überwiegen, in weiss, rosa und lila, kommen jetzt die Herbstfarben von gelb bis dunkel- und braunroth mehr zur Geltung. In dieser Farbenabstufung bewegen sich auch zum grössten Theile die in den Schau fenstern ausgestellten Bindewerke unserer Blumenkünstler und diese Zusammenstellung wird noch für einige Monate tonangebend sein, denn auch bei den Nachfolgern unserer jetzt blühenden Stauden etc. den Chrysanthemum, sind die dunklen Farben tonangebender als weiss und rosa. Einzelne frühblühende Sorten der letzteren sind auch jetzt schon vorhanden, wie gelb und weiss, letztere mehr schmutzig weiss, Beachtung finden sie nur wenig. Die Herrscherin auf dem Blumenmarkte ist augenblicklich unbestritten die Sonnenblume in ihren verschiedensten Varietäten. Einige wenige Jahre haben ausgereicht, um dieser Blume die Beachtung zu verschaffen, die ihr augenblicklich, und wir hoffen, noch recht lange, zu Theil wird. Man mag über die Verwendung der Stammsorte, der Helianthus annuus, getheilter Meinung sein, die anderen Abarten sind für die augenblickliche —und auch hier sagen wir: — hoffent lich noch recht lange andauernde Richtung in der Binderei unentbehrlich geworden. Das Gelb ist, ohne auszuarten, eine bevorzugte Farbe der Blumenbinderei geworden und das Uebersenden eines Blumenstückes in dieser Farbe wird nicht mehr wie früher mit Falschheit oder Eifer sucht in Verbindung gebracht. Um bei der gelben Farbe zu bleiben, so erwähnen wir zunächst eine Blume, deren reichliches Angebot und Verwendung uns in der Reichshauptstadt zuerst aufgefallen ist, wir meinen die grossen, gefüllt blühenden Sorten der Tagetes. Farbe sowie Form sind gleich vorzüglich. Die erstere meistens gelb, auch orange und dunkler, die letztere, unterstützt durch hervorragende Grösse, höchst geeignet für Blumenwerke. Wir sahen ein solches, bestehend aus Tagetes, Helianthus und Dolden der Tritoma Uvaria, untermischt mit dem nöthigen und unentbehrlichen bunten Laubwerk, es war ein Schmuckstück ersten Ranges. Die Blumen allein hatten’s natürlich auch nicht zu Wege ge bracht. Wenn nur die eben gepriesenen Tagetes nicht den leider richtigen Volksnamen „Stinkpropheten“ trügen! Der Tritoma Uvaria wünschten wir im Interesse der Blumenbinderei eine weit grössere Anzucht. Sie ist durch Farbe und ihre imposante und dennoch leichte Form den Blumenkünstlern in jetziger Jahreszeit unentbehrlich ge worden. Die Pflanze macht die denkbar geringsten An sprüche auf Kultur und Pflege, man sollte sie aber nicht, wie dies vielfach der Fall ist, nur in einzelnen Exemplaren führen, sondern, je nach den Marktverhältnissen, reichlicher, um den Absatz wird man nicht verlegen sein. Eine Hauptblume für den Markt ist um die jetzige Zeit natürlich die Georgine, die weissen für Trauerbinderei, die bunten für — jede Binderei. Die Cactus-Dahlien haben so ziemlich die übrigen Sorten verdrängt, sie sind, wenn man sich überhaupt mit der Georgine befreunden kann, auch die werthvollsten. Unter den weissen Sorten steht die Schwiglewski'sche Züchtung „Kaiserin Auguste Victoria“ obenan, sie ist thatsächlich eine Blume von herrlichem Bau und reinster Farbe. Wir sehen dieselbe schon seit vielen Wochen in ununterbrochener Blüthenfülle in der benachbarten Gärtnerei von C. van der Smissen, wo sie in grossen Mengen ausgepflanzt ist. Unter den farbigen Sorten sind wohl die leuchtend rothen wie „President Juarez“ u. A. m. die am meisten verbreiteten. Wir geben bedingungsweise gern ihren Werth zu, namentlich da, wo es sich um leuchtende Farbenzusammenstellungen handelt. Als Beispiel wollen wir eine sehr hübsch ausgeführte Arbeit erwähnen, die aus den genannten Dahlien sowie Nelken und Pelargoniendolden derselben Farbe bestand, über welche ein leichter Strauss in reinweiss, bestehend aus Datura, Eucharis, Clethra arborea und einigen weissen Gladiolen und Hydrangea paniculata, ausgebreitet lag. Auch die helleren Sorten der Cactus-Dahlien, nament lich die mattrosa mit gelb, finden reichliche, beinahe zu reichliche Verwendung; so schön, wie die einzelne Blume