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261 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 36 heutigen Verhältnissen in unserem Berufe schon schwer, nach dem Verlust des Seinen wieder zu einer Existenz zu gelangen, so ist es noch schwerer, dann auch noch alten Verbindlichkeiten nachzukommen. Ob es eine grössere oder geringere Anzahl ist, auf die das eben gesagte zutrifft, entzieht sich unserer Kenntniss, sind es aber noch so wenige, denen das Auf führen ihres Namens in der Liste ein Fortkommen bei ernstem Streben erschwert, so soll man ihnen nicht hindernd in den Weg treten. Wenn die uns binnen Kurzem zugehenden Antworten in diesem Sinne beeinflusst werden, ist der Zweck dieser Zeilen erreicht. * V Gartenbau-Ausstellung in Magdeburg. Bei schönstem Wetter erfolgte die Eröffnung der Aus stellung programmmässig am Vormittage des 29. August durch den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen, Excellenz von Pommer Esche. Nach seiner Eröffnungsrede müssen wir wünschen, dass er durch die Ausstellung eine bessere Meinung von den Leistungen der deutschen Gärtnerei und besonders der in der Provinz Sachsen und der Stadt Magdeburg bekommen hat, als er vorher gehabt zu haben scheint. Unzweifelhaft müssen die grossartigen Ausstellungen, welche einzelne Firmen vorgeführt haben, ihm schon allein gezeigt haben, dass die Gärtnerei in der Provinz Sachsen eine Achtung gebietende Stellung sich erobert hat. In erster Linie sind hier die Firmen Chr. Bertram in Stendal und Ohr. Mohrenweiser in Altenweddingen hervorzuheben, welche in ausser ordentlichem Umfange ausgestellt haben. Jede der beiden Firmen hatte für ihre Gemüsesammlungen besondere Hallen aufgebaut. Bertram hatte mit seinen im Freien ausgepflanzten Sachen eine Fläche von ca. 2 Morgen bepflanzt und sich an fast allen grösseren Preisbewerbungen von Gemüse, Laubhölzern, Immergrünen Gewächsen und Obst gehölzen betheiligt, und zwar zum grössten Theile in guten Pflanzen, aber auch Blattpflanzen, Sommergewächse wie z. B. Astern, Balsaminen, Hahnenkamm, Chinenser Nelken, Lobelien etc. waren von ihm reich und gut beschickt, ebenso Obst. Auch Mohrenweiser konkurrirte äusser mit seiner bedeutenden Gemüsesammlung mit Sommerblumen, Obstbäumen, Topfrosen, Rosa canina- Sämlingen und abgeschnittenen Gladiolen. Jede der beiden Ausstellungen hätte eines besonderen Studiums bedurft. Besonders reichhaltig waren die Sammlungen von Gemüse bei beiden, wie überhaupt wohl keine Ausstellung der letzten 20 Jahre in Gemüse so vieles geboten hat wie diese. Die dafür ausgesetzten Preise standen freilich gegenüber denen in anderen Gruppen in keinem Ver hältnisse zu den Einsendungen, so dass die Preisrichter dieser Abtheilung sich wohl in einiger Verlegenheit befunden haben mögen. Auf die einzelnen Einsendungen ausführlich ein zugehen, fehlt uns der Raum. Wir müssen uns deshalb auf eine flüchtige Betrachtung beschränken. Am Eingang zur Ausstellung hatten Daiker u. Otto- Langenweddingen eine ca. 50 m lange Teppichbeet anlage hergestellt, in welcher uns als bemerkenswerth eine kleine Begonia semperflorens auffiel, welche nur 6—8 cm hoch und mit kleinen rothen Blüthen dicht besetzt war. Die helleren Blüthen hoben sich gut von dem braunrothen Laub ab. Die Sorte erscheint für niedrige Pflanzungen und Einfassungen gut geeignet, und hatte sich in der windigen Lage und brennenden Sonne gut gehalten. An diese Teppichbeetanlage schloss sich ein grosses, wohl 14 m im Durchmesser haltendes Beet an, welches Hey neck-Cracau mit niedrigen Rosen, Kaiserin Auguste Victoria, bepflanzt hatte. Leider waren dieselben nicht" gut gewachsen, sodass das ganze Beet recht dürftig aussah. Im Interesse des Ausstellers wie der Ausstellung hätten wir es für richtiger gehalten, wenn die Pflanzen rechtzeitig entfernt worden wären, sobald man sah, dass sie sich nicht nach Wunsch entwickelten, und wenn man den Platz dafür mit anderen Sachen besetzt hätte. So hat die Bepflanzung dem Aussteller nichts genutzt und dem Gesammteindruck dieser Anlage geschadet. Die Teppichbeetanlage von Daiker u.-Otto, und das Rosenbeet von Heyneck war mit einem auf der selben Mittellinie befindlichen architektonischen Aufbau des Bildhauers Otto Henschel-Magdeburg als eine in sich abgeschlossene Anlage gedacht werd' n. Die Ver bindung zwischen dem Rosenbeet und dem erwähnten Bauwerk bildete ein Teppichbeet, welches Obergärtner Berner (bei Stadtrath Grunwald), Magdeburg-Neustadt hergestellt hatte. Dasselbe bestand aus einem hoch- aufgethürmten Mittelstück, von welchem sich schmale weniger erhöhte Streifen nach allen Seiten erstrecken, die wieder in kleinen Hügeln enden. Wenn auch die Farbenzusammenstellung des Beetes gut war, so können wir dieser Art der Teppichbeete doch keinen Geschmack abgewinnen, sie erinnern doch zu sehr an Richters Anker-Steinbaukasten. An passenden Punkten der Gesammt- Anlage waren vonBildhauer Hermann Habs-Magdeburg Gypsfiguren aufgestellt, welche zur Ausschmückung der Anlage beitrugen. Links vom Eingang hatten Halbentz u. Engelmann-Zerbst ein grösseres Sortiment Dahlien der verschiedenen Klassen ausgestellt, worin die Kaiserin Augusta Victoria sich durch Blüthenreichthum besonders auszeichneten. Den Abhang neben der Teppichbeet- Anlage hatte Daiker u. 0 11 o - Langenweddingen zur Vorführung von Treibrosen in Töpfen, Pelargonien, Fuchsien und Polygonum sachalinense in Töpfen benutzt. Durch die Futternoth der vorangegangenen Jahre ist das Polygonum sachalinense bei den Landwirthen zu hohen Ehren gekommen. Wenn es auch in der Landschafts gärtnerei schon früher Verwendung gefunden hat, so dürfte der Grund dafür, es hier in Töpfen vorzuführen, vermuth- lieh lediglich der des Angebotes gewesen sein. Das ge schäftliche Interesse ist ja schliesslich bei dem heutigen Stande der Gartenbauausstellungen auch unzweifelhaft für die Aussteller die Hauptsache. Freilich giebt es auch vereinzelte Liebhaber von Medaillen. So wissen wir einen sehr lieben und geachteten Kollegen, welcher eine geradezu Sammelwuth für Medaillen hat. Im Ganzen ist aber den meisten Ausstellern mehr daran gelegen, auf einer Aus stellung ein gutes Geschäft zu machen. Doch darüber vielleicht ein anderes Mal. Von Pelargonien hatten Daiker & Otto eine 300 Sorten enthaltende Gruppe ausgestellt. Von den neueren Sorten fielen darin auf Gustav Emmich halbgefüllt, ziegelroth und Mad. J. Gause, gefüllt, lachsrosa. Auch von Fuchsien waren nur kleine Pflanzen in 40 Handelssorten ausgestellt, darunter die schöne Flacon de neige, weiss gefüllt, die alte füllens, Colibri weiss gefüllt mit rosa Schein, americana eleg. fol. var. mit weissberandeten, graugrünen Blättern, Anna Klein weissgefüllt mit hängendem Wüchse. Am gegenüber liegenden Abhang hatte Lenz- Neuendorf bei Potsdam Erythrinen ausgestellt, ferner Viburnum Tinus in z. Th. starken älteren Pflanzen, und die zierliche Fuchsia gracilis. 5 Körbe mit Camellien, Nelken, Geranien von Karl Schröter in Taucha standen noch am Eröffnungstage in der Nähe des für sie bestimmten Platzes unausgepackt in Körben. Sollte die Ausstellungsleitung gar nicht im Stande gewesen sein, für das Auspacken und Aufstellen der Pflanzen Sorge zu tragen? Wenn der Aussteller das Versehen gemacht hat, vorher die Ausstellungsleitung nicht darum zu bitten, so wäre es doch möglich gewesen, ihn, nöthigenfalls telegraphisch, aufzufordern, über die Behand lung der Pflanzen zu bestimmen, falls er sich nicht aus drücklich vorbehalten hat, selbst seine Sachen auszupacken und aufzustellen. Wir wollen durchaus nicht eine Aus stellungsleitung für alle Fehler verantwortlich machen, und wissen sehr wohl, dass derartige Fehler häufig genug auf Nichtbeachtung der für die Ordnung der Ausstellungen