Handelsblatt für den deutschen Gartenbau und die mit ihm verwandten Zweige

• Bandzählung: 10.1895
• Erscheinungsdatum: 1895
• Sprache: Deutsch
• Signatur: 4Zf118
• Vorlage: Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
• Digitalisat: Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
• Digitalisat: SLUB Dresden
• Rechtehinweis: Public Domain Mark 1.0
• URN: urn:nbn:de:bsz:14-db-id1820519880-189500002
• PURL: http://digital.slub-dresden.de/id1820519880-18950000
• OAI: oai:de:slub-dresden:db:id-1820519880-18950000
• Sammlungen: LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
• Bemerkung: Inserate am Ende des Jahres in separaten Ausgaben erfasst
• Strukturtyp: Band

• Digitalisat: SLUB Dresden
• Strukturtyp: Ausgabe

III. Die Fahrt durch die Erfurter Gärtnereien. Fehlt, Maler, eine Farbe Euch, Dann kommt nach Erfurts Flur, Dort findet Ihr ein Farbenbild Wie keins in der Natur! B. Fürwahr, wer die blumenreiche Umgebung' Erfurts noch nicht gesehen hat, der wird erstaunt und überrascht sein von der grossen Ausdehnung der Blumenfelder in ihrer mannigfachen Farbenpracht! Und wem wie uns in einem Zeitraum von wenigen Stunden vergönnt war, einen Ueberblick über Alles zu erhalten, dann bot sich dem Auge ein Gesammteindruck, der in ähnlicher Grossartig keit und Wirkung so leicht seines Gleichen nicht findet. Man sollte meinen, durch die fortwährende Wiederholung eines ähnlichen Bildes müsste sich eine Uebermüdung ein stellen, müsste die Wirkung des Bildes abgeschwächt werden, dem ist jedoch nicht so, trotz der vorhandenen gewissen Gleichartigkeit in mancher Beziehung bietet sich überall etwas Besonderes, hier ist es die eine, dort die andere Blumenart, die vermöge ihrer besonderen Schön heit das Auge auf sich lenkt und zur Beachtung zwingt. Noch einmal sollten wir Gelegenheit haben, die Gast freundschaft der Erfurter Kollegen in vollendeter Weise bethätigt zu sehen und mit ihr die Gastfreundschaft der Erfurter Patrizier. Nicht allein, dass die dortigen Gärtnerei besitzer ihre prächtigen zweispännigen Luxuswagen zur Verfügung gestellt hatten, auch die Privatleute, die sich in dem beneidenswerthen Besitze einer Equipage befanden, hatten ein Gleiches gethan. So war es denn ein eleganter Wagenzug, der sich, aus 31 Fuhrwerken bestehend, am zweiten Tage Nachmittags vom Rheinischen Hof aus in Bewegung setzte. Eine Umfahrt von gleicher Ausdehnung war durch die Gärtnereien und Blumenfelder bisher noch nicht gemacht worden. Durch die Stadt, deren neuere Theile hübsche Strassenzüge mit schönen Wohnhäusern und Gärten bilden, ging es hinaus in’s Freie. Zuerst wurden die Felder von Jacob Sturm erreicht. Bedeutende Anpflanzungen von Helichrysum-Arten und Amobium traten am meisten hervor, daneben Salatfelder, schattirt vom dunkelsten braunroth bis zum hellsten gelb sowie Tagetes und Verbenen. Bei Liebau & Co. waren es besonders die ver schiedensten Arten von Phlox Drummondi, welche streng nach Farben getrennt, bemerkenswerth waren und Franz Anton Haage zog auf seinen Feldern wieder hauptsäch lich Verbenen, Tagetes und Zinnien. Ein buntes Bild boten andere Kulturen, mit Zinnien, Salpiglossis und Malven wechselten Campanula und Geor ginen ab. Leider sind wir nicht in der Lage, bei den verschiedenen Kulturen der Erfurtei' Gärtner die Aus dehnung der für die -mannigfachen Blumenarten in Be nutzung genommenen Flächen anzugeben, es würde eine stattliche Summe herauskommen, die vielleicht allein die Bedeutung der Erfurter Kulturen zur Würdigung ge langen liesse. Einer der interessantesten Abschnitte war die Fahrt durch die Gärtnerei von Haage & Schmidt. In lang samem Schritt ging es auf einem breiten Wege durch die lange Reihe der Treibhäuser, gemauerten u. s. w. Kästen und zahlreichen Stellagen mit Samenpflanzen. Unter letzteren waren besonders Nelken und Levkoyen in grosser Menge vorhanden .Die Levkoyen, zu drei in einen Topf gepflanzt, waren nicht höher wie ca. 25 cm und trug jede Pflanze einen vollen Stand ausgebildetster Samenrispen. Einige gemauerte Bassins mit Nymphaeen trugen reichen Blüthenschmuck, unter ihnen war Nymphaea Zanzibariensis am meisten vertreten. Geschmack können wir ihr nicht abgewinnen. In den zahlreichen Kästen waren bedeutende Mengen junger Palhen und anderer Blattpflanzen. Alle Kästenreihen waren abgedeckt und liessen' so einen vollen Einblick in ihren Inhalt zu. Darauf fuhren wir auf die Felder der genannten Firma, die ebenfalls zu den schönsten der gesehenen gehören. Durch Massen- und Farben wirkung glänzten vor allem die Phlox Drummondi, nament lich diejenigen von tiefdunkelster Färbung böten ein herr liches Bild. An Farbenreinheit und Schönheit standen sie unerreicht da Neben einem grossen Feld Gladiolen waren in grossen Mengen noch Balsaminen, Ageratum und Astern vorhanden. Auf den Feldern von J. C. Schmidt waren neben vielen anderen Sachen vorherrschend Astern vertreten. Der Gärtnerei dieser Firma, die alsdann durchfahren wurde, hatten die meisten Theilnehmer bereits an einem der vergangenen Tage in frühen Morgenstunden einen Besuch abgestattet. Neben einer grossen Anzahl von Palmen in guter Verkaufswaare bargen die Häuser noch vielerlei Sehenswerthes. Eine in der bunten Farben zusammenstellung der Tradescantia ähnliche Saxifraga sarmatica tricolor speciosa, eine Abart- der bekannten, immer mehr verschwindenden Ampelpflanze gleichen Namens gefiel uns besonders, als grössere Pflanze muss dieselbe mit den vielen, an langen Fäden hängenden Nebenpflanzen einen hübschen Anblick gewähren. Eine weitere, der Beachtung werthe Hänuepflanze ist die grau blaue Lotus peliorhynchus, die eine grössere Verbreitung verdient Als eine Zukunftspflanze für den Handel wurde uns Bougainvillea Sanderiana bezeichnet, die namhafte Vorzüge vor den bisher bekannten Arten aufweisen soll. Die Blüthezeit fällt in das Frühjahr. In der Gärtnerei von Platz und Sohn fielen besonders die zahlreichen Stellagen mit Petunien auf, die Sorten waren von zum Theil tadelloser Schönheit, die Blumen von hervorragender Grösse und Form. Auf den Feldern dieser Firma standen besonders Delphinium, Pentstemon, Verbenen und Antirr- hinum. Bei den Kulturen von Chr. Lorenz wurde Halt gemacht. Nachdem die Gesellschaft die Wagen verlassen, wurde ein Rundgang durch Garten und Felder gemacht Neben einer grossen Menge verschiedener Blumenarten erregten Antirrhinum und Salpiglossis sowie ein grosses Sortiment von Stauden und Gräsern Aufmerksamkeit. Auch Gaillardien waren, wenn auch nicht zahlreich, aber in schönen Sorten vorhanden. Ein Spaziergang von wenigen Minuten brachte uns zu Oskar Knopf, dessen Gärtnerei sich an alte Theile der Wälle und Festungs mauern anlehnt Eine grosse Anzahl von Stellagen, besetzt mit Levkoyen, Petunien und Nelken bildete den Hauptbestandtheil des Stadtgeschäftes dieser Firma. Ihr gegenüber befindet sich das Stadtgeschäft von Chr. Lorenz; in dem fahnen- und lorbeergeschmückten Hause erwies man uns freundlich dargebotene Gastfreundschaft. Nach halbstündigem Aufenthalt wurden die Wagen wieder bestiegen. Nach längerer Fahrt gelangten wir dann zunächst an das Etablissement von Ferd. Jühlke Nachf. (Otto Putz); Godetien, Scabiosen und grosse Flächen von Gräsern, speziell Holchus hirsutus, waren Sachen, die wir auf den bereits durchfahrenen Feldern noch wenig an getroffen hatten. Es war, als wenn uns auf diesen sowie besonders auf den nun folgenden Feldern von J. Döppleb noch einmal . die gesammte bunte Pracht der Erfurter Kulturen vor Augen geführt werden sollte, das letzte sich uns bietende Bild war von grossartiger Farbenwirkung. Auf der einen Seite weite, ausgedehnte Flächen mit Tropaeolum in den verschiedensten niedrigen Sorten und Farben, auf der anderen Seite besonders hervorragend Antirrhinum von solcher Mannigfaltigkeit und Reinheit der Farben, wie sie die Meisten erklärten noch nicht gesehen zu haben. Dazwischen alle möglichen anderen Arten, am gleichen Tagen schon in vielfacher Wiederholung gesehener Blumen. Die Fahrt durch die Erfurter Blüthen- felder wird allen eine Erinnerung sein, der sie dankbaif und gerne gedenken werden. Man näherte sich dem Endziele, der Gärtnerei von Ernst Benary. Gärtnerei und Garten, Treibhäuser und Wohnhaus sind alles in allem ein Schmuckkästchen. Es ist schwer zu entscheiden, worüber man seine grösste Freude haben