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12 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 2 Anin. d. R. In der vorliegenden Fassung ist der Ent- wurf für unsere Verhältnisse nicht ausreichend. Näher auf den Entwurf heute einzugehen, liegt aus Zweckmässig keitsgründen nicht in unserer Absicht. Von einzelnen Seiten sind uns bereits Vorschläge und Wünsche in dieser Sache zugegangen, wir knüpfen die Bitte daran, dass deren weitere folgen mögen, und dass namentlich in den bevor stehenden Gruppenversammlungen der Entwurf einer ein gehenden Besprechung unterworfen werden möchte. Die weitere Verfolgung der Angelegenheit im Reichs tage muss natürlich mit grösstmöglicher Be schleunigung von Statten gehen, deshalb bitten wir, uns sämmtliche Vorschläge recht schnell zu gehen zu lassen. • Das Weihnachtsgeschäft 1894. ii. Berlin. Das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahre war befrie digend im Verhältniss zu der matten allgemeinen Ge schäftslage, jedoch kann man es bei Weitem nicht als gut bezeichnen im Vergleich zu früheren, besseren Geschäfts jahren. Die Preise waren nur mittelmässig, da noch kurz vor dem Fest seitens der Händler wenig Kauflust gezeigt wurde und kein Vertrauen zum Geschäft vorhanden war. Erst kurz vor dem Fest wurde die Nachfrage stark, da aber schon vorher in Folge frühen Herantreibens verschiedener Sachen und der bekannten Geschäftslosigkeit in den letzten 14 Tagen theilweise Waaren billig angeboten wurden, so hielt es schwer, die Preise wieder zu steigern, es wurden für Maiblumentöpfe I. ä Dtz. 12—13,50, II. 10,00 erzielt, Hyacinthen 3 Zwiebeln in einem Topf desgleichen. In Camellien, Erica, Cyclamen war das Geschäft mässig zu gedrückten Preisen, etwas besser in kleinen Farnen, auch kleine Palmen wurden gern gekauft, während stärkere Waare wenig gefragt wurde. Ueber die Treiberei im Allgemeinen kann ich nach meinen Beobachtungen berichten, dass sich Maiblumen aussergewöhnlich schwer trieben, während acht Tage später aufgesetzte bedeutend leichter und besser kamen. Holländische Hyacinthen, besonders die allerfrühesten Sorten, als Homerus, General Pelissier, Maria Cornelia und Charles Dickens trieben sich sehr gut und ohne Verlust, so dass die ersten am 15. Dezember in Blüthe waren. Berliner Hyacinthen habe ich in diesem Jahre nicht ge trieben. Es war in diesem Jahre wohl vorher überall die Ansicht verbreitet, dass sich die Hyacinthen im Allgemeinen würden schwer treiben lassen. Auch die Blumengeschäfte sind im Allgemeinen mit dem Geschäft zufrieden gewesen, importirte Schnittblumen waren billig. Otto Neumann. * * * Breslau. Die allgemein fühlbare, auf fast allen Erwerbs zweigen lastende Depression machte sich, wie nicht anders zu erwarten, auch im gärtnerischen Gewerbe bemerkbar. Wenn schon in den, die höheren Kreise befriedigenden Geschäften dieser Druck weniger zur Geltung kam, so kamen andererseits die den besseren Mittelstand bedienen den Ladeninhaber um so weniger auf ihre Rechnung. Bis Freitag vor dem Feste war das Geschäft absolut todt; erst von da an hob sich dasselbe und der Absatz kann allgemein als leidlich bezeichnet werden, die gezahlten Preise dagegen als schlecht. Das Angebot war bedeutend grösser als die Nachfrage, was speziell auf Rechnung der andauernd abnorm milden Witterung zu setzen ist. Ladeninhaber, handeltreibende produktive Handels gärtner und Kommissionäre sorgten auf unheimliche Weise für Herbeischaffung fremder Waare bis zum letzten Augen blick, so dass der rein produtkive hiesige Gärtner entweder mit seinen Erzeugnissen sitzen blieb öder geringere Preise nehmen musste. Besonders von fliegenden Schnittblumen- Händlern wurden die Thürklinken der Blumenläden nicht kalt. Mangel war in nichts vorhanden; am besten fanden Maiblumen und bunte Hyacinthen Absatz, erstere mit M. 7,20, letztere mit M. 6,00, alles per Dtz. Azaleen wurden mit M. 18, Camellien mit M. 24 und darüber bezahlt, fanden aber weniger Nehmer. Cyclamen waren massen haft am Markt und es wurden stärkste voller Blüthen mit M. 18 gehandelt, kleinste für Jardinieren mit M. 2,50. Tulpen brachten 3 M. und weniger; div. Erica, sehr ver nachlässigt, bis 12 Mark und Veilchen M. 4,50. Primeln, einfach sowohl als gefüllt, wurden nur sporadisch verlangt und das Stück mit 0,15 bis 0,50 bezahlt. Blattpflanzen waren gänzlich vernachlässigt am meisten noch wurden Bindefarn verlangt und, es wurde dafür bis M. 6 pro Dtz. bewilligt. Selagineilen besonders Krauseana variegata, brachte 2 M. pro Dtz. und Isolepis 1,80. Asparagus und die vielgerühmten, aber wenig gekauften Medeola 12 bis 15 M. Aralia Sieboldti, nur kleine, etwa 6 M. und Ficus stipulata 3 M. Coryphen, Latanien und Phoenix waren für 1,50 bis 5,00 und darüber pro Stück zu haben. Der Umsatz in Schnittblumen war für den Händler besser, wenn auch Manches unverkauft blieb und nach dem Feste oft für die Hälfte an den Mann gebracht wurde,für den produktiven Gärtner dagegen miserabel. Schon längst ist es hier zur Regel geworden, dass der hiesige Gärtner nur noch als Nothnagel benützt wird und schliess lich für seine Waare einen Preis erhält, der nicht mehr den Produktionskosten entspricht. Die Fabel von der Be vorzugung hiesiger Blumen vor fremden ist schon längst zur bewussten Unwahrheit geworden. Massgebend für Schnittblumen sind die Händler, und jene unterscheiden sich von den „Berliner Preisen“ nicht. Von hiesigen Blumen wurden bezahlt: Camellien, roth mit M. 2,50—3.00, weisse 3,00—4,00. Cyclamen 0,40 per Dtz., Maiblumen % M. 7, gef. w. Primel per Schock 0,40, ebenso Veilchen das Schock 0,40, Flieder, weiss, das Dtz. Doppeldolden ,M. 6, Bouvardien, bunte, pro Bund 0,40, alles 1. Qualität. Das Geschäft in Gemüse lag ganz darnieder; gekauft wurden Petersilienwurzeln und Zwiebeln zur polnischen Karpfen-Tunke. - * * Danzig. Das Weihnachtsgeschäft verlief diesmal etwa ebenso wie in den letzten Jahren: Es war im Ganzen ziemlich lebhaft, wenngleich auch das Angebot die Nachfrage häufig nicht unwesentlich überstieg. Ganz geräumt dürften die zu Weihnachten herangetriebenen Pflanzenvorräthe wohl in keiner Gärtnerei sein. Aber auch die Blumenläden haben einen Theil ihrer Sachen zurückbehalten, einzelne Artikel wohl auch geräumt. Dort war vorherrschend Be darf an kleineren Sträussen, in denen neben Maiblumen und etwa noch Chrysanthemum die italienischen Blumen eine Rolle spielten, so dass hiervon wenig den hiesigen Handels gärtnern zu Gute kam. Thatsache ist, dass jetzt nach den Feiertagen in den meisten Gärtnereien die gangbaren Pflanzen wie Maiblumen, Hyacinthen, Azaleen, Camellien etc. in jedem beliebigen Quantum zu finden sind. Das Hauptgeschäft entwickelte sich natürlich in Maiblumen und Hyacinthen, welche in diesem Jahr in noch grösserer Anzahl wie früher herangezogen waren. Der Grund hier für lag wohl in dem ausserordentlich leichten Treiben der Zwiebeln und Keime. (Hyacinthen hatten wir in meist guter Qualität und verschiedenen Farben seit dem 10. De zember, Maiblumen seit dem 20. November reichlich in Blüthe). Die Preise für diese beiden Artikel gehen leider mit jedem Jahr mehr zurück, und wir erzielen heute]für Hyacinthen und Maiblumen um Weihnachten nur noch Preise, die früher erst Ausgangs Februar gezahlt wurden,