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No. 28 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. 195 und noch einigen Abstufungen mehr von nur wenigen anderen Pflanzen erreicht und gar übertroffen wird, manche Erfolge auf Ausstellungen zu verdanken gehabt. Im Verhältniss zu ihrer Brauchbarkeit wird dieser Pflanze, die äusser ihrer Verwerthung für Binderei auch als Topfpflanze willige Abnehmer findet, noch zu wenig Beachtung geschenkt. Der Zweck der Erwähnung dieser Pflanze ist heute nicht nur der, auf dieselbe aufmerksam zu machen, wir hatten vor kurzem Gelegenheit, eine Kulturmethode derselben zu sehen, die unter denen, welche diese Pflanze kultiviren, nicht allgemein bekannt sein dürfte. Wir sahen die Vitis rosea im Freien an einer schattigen Stelle in leichter Erde ausgepflanzt, und die entwickelten Ranken waren von einer solchen Ueppigkeit und Farbenpracht, dass sie eine grosse Menge schöner Ranken für Binderei liefern konnten. Die Ranken dieser Vitis gehören bei richtiger Behandlung so wie so nicht zu den sehr schnell welkenden, wenn sie einen Vergleich mit Medeola oder Asparagusranken auch natürlich nicht aushalten. Aus dem Hause entnommene Ranken bewahren selbst bei der Anwendung von Draht, wenn man die Schnittstelle mit etwas feuchtem Moos umgiebt, für viele Stunden ihre Frische. Viel kräftiger und härter werden jedoch noch diese reizenden Ranken bei der erwähnten Freiland-Kultur, die sich bis spät in den Herbst als eine dankbare und lohnende erweisen wird. * • Stauden u. s. w In Fortsetzung unserer unter obiger Ueberschrift wie unter „Markthalle II" gebrachten Aufzählung von er- wähnenswerthen und für den Handel herangezogenen Stauden bringen wir heute eine Ergänzung der haupt sächlich am Markt vertretenen, jedoch durch die stille Ge schäftszeit leider nicht genug begehrten Blumen. Achille a ptarmica ist eine viel vorhandene und gut gefragte weisse Blume, namentlich, da weisse Nelken fast- ganz verschwunden und auch die W asserrosen schon bedeutend abnehmen. Althaea sind in grossen Mengen und vielerlei Farben vertreten, ihre Verwendung ist jedoch nur beschränkt, namentlich in ganzen Stielen, von abgepflückten Blumen verdienen die weissen und gelben Varietäten unbedingt den Vorzug. Sie sind einmal da, zur besonderen Anzucht für Schnittblumengewinnung würden wir nicht rathen. Gern begehrt und, wie es scheint, nicht in zu reich lichem Angebot sind Centaureen vorhanden in den Farben weiss, lilla und gelb. Hat die Blüthe auch gewiss etwas Strohblumenartiges, besitzt sie, besonders durch ihre Farbenreinheit, doch einen Werth und lässt sich vorzüglich verwenden. Sie besitzt auch äusser diesen Vorzügen Geruch, ob dieser ein Wohlgeruch ist, darüber werden die Ansichten verschieden sein. Chelone barbata ist eine Staude, deren Anzucht für den Blumenschnitt wir empfehlen. Die langen roth blühenden Blumenrispen haben eine schöne, zierliche Form und besitzen eine gute Haltbarkeit und Blüthendauer. Eryngium planum ist eine immer mehr zur Ver wendung gelangende Distelart, die durch die stahlblaue Färbung der Stengel und Blüthenköpfe sich gut gebrauchen lässt. Ein gewisse Steifheit in der Form wird durch die eigenartige Gestaltung und durch die Brauchbarkeit zu bestimmten Farbenzusammenstellungen aufgewogen. Iris sind nur wenig vertreten. Wir empfehlen noch mals die neueren japanischen Kaempferi - Arten dringend der Beachtung der Schnittblumenzüchter. Man pflanze dieselben, wo ein solcher vorhanden ist, an einen möglichst feuchten Standort. Die schönsten uns im Vorjahre zu Gesicht gekommenen Blumen, deren Grösse und Farben pracht allgemeine 'Bewunderung erregten, waren in der Nähe eines Grabens ausgepflanzt worden. Im Winter war das Wasser des Grabens über die üfer getreten und be deckte als wochenlang andauernde Eiskruste die ganze Umgebung. Eine schädigende Wirkung auf die erst im Herbst gepflanzten Irisknollen hat in keiner Weise statt gefunden. Montbretien, deren Werth für Schnittzwecke längst anerkannt ist, beginnen auch schon den Markt zu be reichern, die eigentliche Blüthezeit und das Massenangebot wird mehr in die folgenden Monate fallen. Wir bemerkten nur die am meisten verbreitete crocosmiaeflora, den besseren Färbungen scheint durchweg noch eine grössere Verbreitung zu fehlen. Papaver sind in grossen Mengen und zahlreichen Spielarten vorhanden, der Absatz ist jedoch ein ganz un bedeutender, die nur zu beschränkte Dauerhaftigkeit der Blumen namentlich bei wärmerem Wetter wird hierbei die Hauptursache sein. Eine grössere Aufmerksamkeit wird den schon ver einzelt erscheinenden Phlox decussata Varietäten ge widmet, vor allen haben die schönen reinweissen Blüthen- dolden willige Abnehmer. Auch die Hauptzeit dieser Blume wird in die nächsten Monate fallen. Auf zwei Stauden, die wir im Handel wenig oder garnicht bemerkten, möchten wir noch aufmerksam machen, es sind dies Monarda didyma mit einer schönen salvien- ähnlichen leuchtend rothen Blüthenrispe und die Varie täten der Potentilla. Die letzteren in ihren Farben abstufungen von weiss und gelb bis zum tiefsten braun- roth bilden für Blumenvasen einen farbenprächtigen Werk stoff', verbunden mit langer Haltbarkeit. Von Gräsern werden augenblicklich besonders bevor zugt die gewöhnliche blühende Binse sowie kleine Schilf bomben. * # Fostite. Wir veröffentlichen folgende weitere Meinungsäusse rungen : 1. In Ergänzung Ihrer Fostite-Frage theile ich Ihnen mit, dass Fostite oder ähnliche Mischungen als Bordolaiser Brühe nicht nur nicht helfen den Pilz zu vertreiben, sondern den Pflanzen sehr gefährlich sind, da, wo Kupfer vitriol auf Blätter und junge Zweige fällt, diese absterben; der Kalk tödtet den Pilz nicht, Schwefel dagegen thut ja seine Schuldigkeit, ist aber nicht genügend darin ent halten. Ich habe mich auch durch die grossen Reklamen verleiten lassen und habe seit drei Jahren obige Mittel unter der sorgfältigsten Beobachtung angewandt, aber leider böse Erfolge gehabt. Bei dem ersten Versuch dachte ich, ich hätte etwas versäumt, und so wurde nun weiter probirt, aber immer mit demselben schlechten Erfolg. Einmal verlor ich in Folge der Anwendung des Fostite circa 4000 Marechal-Niel-Blumen; aber wieder durch die grossen Empfehlungen hingerissen, wurde weiter probirt, bis ich es endlich nicht mehr aushalten konnte, und ver suchte Schwefelblüthe oder besser aufgelösten Schwefel, welcher sicher hilft und der zartesten Blume nichts ge schadet hat. Wenn Fostite, wie manche Kollegen be haupten, geholfen bat, so bin ich der festen Ueberzeugung, dass der Pilz auch ohne Fostite verschwunden wäre, aber nur in Folge von Witterungseinflüssen, wie dies häufig der Fall ist, sie kommen über Nacht und verschwinden eben so rasch wieder, wenn ihnen die Verhältnisse zusagen oder nicht. Blankenburg a Harz. Fr. Hesse. II. Ich habe Fostite zur Vertreibung der Blattläuse auf krautartigen Pflanzen angewandt. Erfolg hatte ich nicht, aber die Pflanzen wurden fürchterlich beschmutzt. Keine einzige Laus wurde getödtet. Taucha. Karl Schröter.