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Form und Farbe zu strahlend glänzenden Spielarten her- ausgebildet, wieder befestigt. Die ansehnliche Menge der in der Markthalle vertretenen reingelben und gezeichneten Arten zeugten davon, dass auch die Berliner Blumen züchter sich der eigenartigen Schönheit der Gaillardia nicht verschlossen haben. Dicht daneben ein an Farbenpracht nicht nach stehendes, aber sonst nur zierliches Blümchen, die Heuchera sanguinea. Wir wollen dem Berliner Ge schmacksinn nicht zu nahe treten, deshalb aber doch con- statiren, dass Zierlichkeit und Feinheit einer Blume bei seinem Publikum nicht auf genügende Beachtung zu rechnen haben. Je mehr eine Blume herzeigt, je mehr sie „nach was aussieht“, desto bevorzugter ist sie bei dem grossen Publikum. Uns wurde erzählt, dass in der Anfangs zeit für das Dutzend Stiele der Heuchera sanguinea 1,5 Pf. bezahlt worden ist, und ein Gärtnereibesitzer liess seine Beete so lange wie möglich in Blüthe stehen um zu ver suchen, ob er nicht doch noch einen Zeitpunkt abpassen könnte, wo an anderen Blumen, namentlich Rosen, ein Mangel eintreten würde, damit er dann etwas mehr aus seinen Heuchera lösen könne. Noch wenig, aber doch schon in schönen Exemplaren vertreten war Inula ensifolia, eine neuere Staude mit sehr schönen gelben Blüthen. Die Gattung Iris war in verschiedenen Abarten vertreten; wir vermissten jedoch irgend etwas Bemerk enswerthes darunter. Wenn der Werth der neuen, namentlich japanischen Varietäten auch für leichtes Antreiben mehr erkannt sein wird, ist es be stimmt zu erwarten, dass auch diese Blume sich mehr und mehr den Markt erobern wird. Eine ganz bedeutende Zufuhr zu den Blumenmengen stellen die Lilien. Da ist es vor allem Lilium can- didum, die in fast unglaublicher Zahl an den Markt ge bracht wird. Ihnen folgen die feuerfarbigen Sorten, die nicht so zahlreich vorhanden, aber mehr gekauft werden. Lilium candidum hat den grössten Konkurrenten in der noch zahlreicher eintreffenden Nymphaea alba, die sich auch hier zu der Stelle der beliebtesten Kranzblume empor geschwungen hat. Auf einen lohnenden Ertrag ihrer Blumen können die Lilienzüchter aus diesem Grunde nicht rechnen. Eine derjenigen Blumen, welche sich in den letzten Jahren, besonders ihres Wohlgeruches und der zum Theil so zarten Farben wegen, die Gunst der Liebhaber er worben haben, ist die Lupine. Dieselben waren schon ziemlich zahlreich vertreten, doch überwogen meistens die blauen Färbungen, während rosa und weissliche Arten ganz fehlten. Ob wir ihnen noch später begegnen, ist uns zweifelhaft, rosa ist einmal in Berlin nicht in dem Maasse herrschende Farbe wie an anderen Orten. In grossen Mengen werden die „Marguerites“ für den Verkauf herangezogen und weiss wildwachsend im Freien gepflückt. Die, gelben, für den Schnitt am vortheil- haftesten Arten scheinen noch nicht genügend kultivirt zu werden, ihre Anzahl ist nur gering. Wir halten es im Interesse der Blume selbst für richtiger, wenn ihre Kultur sich nicht auf das ganze Jahr ausdehnt, man sollte im Sommer auf den Schnitt nicht so viel Gewicht legen, die der Blume anhaftende Einförmigkeit muss zum Ueberdruss führen, wenn sie das ganze Jahr ununter brochen zu sehen ist. Ihre Glanzzeit hat die Blume unseres Erachtens nach sowieso hinter sich. Das meiste Angebot sowie die grösste Verarbeitung der Myosotis fällt in das Frühjahr, aber auch jetzt noch sind die Vergissmeinnicht eine immer gern benutzte und gekaufte Blume. Als eine Perle unter allen den vielen Sorten müssen wir „Nixenauge“ bezeichnen; die davon in-der Markthalle angebotenen Blumen gehörten mit zu den schönsten aller vorhandenen überhaupt. Die Stiele dieser Sorte waren 50 cm lang geschnitten und die vollen Blütendolden von bedeutender Grösse und reinster Farbe. Die Sorte kann nicht genug empfohlen werden. Es ist erklärlich, dass in hervorragender Weise auch Nelken vertreten waren. Abgesehen von den nicht sehr zahlreichen Remontantnelken, unter denen auch merk würdigerweise fast nie rosa zu finden ist, waren es weisse Nelken in den Sorten Her Majesty und Mrs. Sinkins. Letztere Sorte scheint weniger angebaut zu werden. Die Zahl der angebotenen Blumen geht in die Tausende, aber auch ihr Absatz leidet wie der der Lilien unter der Konkurrenz der Wasserrosen. Ebenso zahlreich sind die strauchartigen Päo nien vertreten, viel röthlich-violett, weniger rosa und sehr viel reinweiss. Die letzteren waren von tadelloser Grösse und Schönheit und wurden gern gekauft. Weniger beliebt sind die ganz lang geschnittenen Pyrethrum in roth und weiss. Die Blumen waren reichlich vorhanden, die Nachfrage schien jedoch nicht bedeutend zu sein, was wir uns bei dem zu Gebote stehenden weit besseren Material erklären können. Ein Hauptgeschäft liegt in den zahlreichen Papaver- Arten und zwar orientale, bracteatum und nudicaule. Hier ist die Nachfrage eine bedeutende, das. Angebot kaum entsprechend, namentlich bei den grossblumigen Sorten. Von dem Privat-Publikum wird der „Riesenmohn" ganz besonders bevorzugt und es hat den Anschein, als wenn er sich in der bereits erworbenen Gunst noch mehr befestigt. Wir sehen die vollen Knospen in grossen Bündeln zu 100 Stück von den Züchtern zum Verkauf heranbringen. Es erübrigt sich noch, des zahlreich vertretenen Resedas, jedoch nicht in besonders hervorragender Waare, einiger weniger Spiraea-Arten, wie astilboides und japonica, und einiger Sorten Saxifraga zu gedenken. Letztere treten nur veinzelt auf, was durch ihren nicht zu be deutenden Werth, besonders veranlasst durch die geringe Haltbarkeit, erklärlich ist. Die Verwendung buntblättrigen Laubes und ebensolcher Gräser für Kränze, Sträusse sowie überhaupt alle Blumen arbeiten nimmt von Jahr zu Jahr zu. Diesem Geschmack wird auch in unserer Markthalle nach Möglichkeit Rechnung getragen und wir müssen zur Vervollständigung des Berichtes auch das nach dieser Seite hin Erwähnens- werthe hinzufugen. Bei dem Laub der Bäume und Sträucher herrscht der Wunsch nach dunklen Farben vor. Wir sehen hauptsächlich Blutbuchen-Zweigre, in geringerer Anzahl auch Zweige von Berberitzen, Haselnüssen, Prunus Pissardii und röthlich gefärbte Triebe des Crataegus. Das Laub weissbunter Bäume und Sträucher, wie z. B. Acer negundo, Cornus, Spiraea, hat selbst in vollständig ausgereiftem Zustande nicht die Haltbarkeit wie die dunklen Arten und vermag sich für die Allgemeinheit einen dauernden Platz nicht zu erringen. Um so mehr ist dies der Fall bei den zahlreichen Gräsern, welche in den vielen weissbunten Arten der Poa, Phalaris u. s. w. ein willkommenes Material namentlich für die Kranz binderei liefern. — Auch die weissen, dichtbehaarten Blätter und Zweige der Stachys und Salvien werden zahl reich angeboten. In einigen Wochen bietet der Blumenmarkt wieder ein ganz anderes Bild; wenn auch manche Blumenart den ganzen Sommer hindurch ihren Platz behauptet; so treten mit dem Fortschreiten der Jahreszeit immer neue Er- scheinungenhervor; wir werden denselben ein aufmerksames Auge widmen. = Es dürfte vielleicht interessiren, über die Bedingungen und Platzmiethen, welche in der Markthalle II von den gärtnerischen Verkäufern gefordert werden, etwas Näheres zu hören. Jeder handeltreibende Gärtner oder Gommissionär kann sich an dem Verkauf in der Markthalle betheiligen, er kann einen Platz tageweise oder auch ständig miethen. In der eigentlichen, erst beschriebenen Blumenhalle werden Plätze tageweise jedoch nicht vergeben. Für diese in der allgemeinen Halle vor der Blumenhalle belegenen Plätze wird für den Quadratmeter eine tägliche Gebühr von 30 Pf. berechnet. In der Blumen- und Pflanzenhalle kostet ein Quadratmeter Raum für den Monat im Sommer 7,50 M.,