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wenig befähigt wird es sich in Bezug auf seine Pflanzen- ausfuhr erweisen. Was sind es denn für Artikel, die Italien für die Aus fuhr heranziehen kann ? Unter der Gesammtsumme von angenommen 50 000 Kilo befindet sich jedenfalls ein ganz erheblicher Gewichtstheil für Zwiebel- und Knollen gewächse, Es sind darunter meistens Sorten, die in Deutschland' nicht nennenswert!! gezogen werden und der heimischen Zucht also keine Konkurrenz machen. Was bedeutet dieses geringe Quantum aber im Vergleich mit der Einfuhr der Zwiebeln und Knollengewächse aus z B. Japan, das in den ersten vier Monaten dieses Jahres 103 600 Kilo davon nach Deutschland exportirte, also mehr als doppelt so viel als die gesammte italienische Jahres einfuhr! Dass der Import italienischer Zwiebeln und Knollengewächse sich nach Abänderung der Reblaus konvention zu einer besorgnisserregenden Weise empor schwingen könnte, wäre doch eine sehr willkürliche Annahme. Baumschulartikel kommen nicht sehr in Betracht, noch weniger Topfpflanzen, erstere schon des Klimas wegen nicht. Das Einzige, worin die italienische Gärtnerei sich allenfalls in der Zukunft leistungsfähiger entwickeln könnte als bisher, wäre die Kultur von Freiland-Palmen u. s. w. Vor der Hand ist darin jedoch nichts zu besorgen, bis jetzt sind die eingeführten italienischen Palmen noch recht theuer und der dichte, gedrungene Wuchs der Pflanzen ist auch nicht Jedermanns Geschmack. Ausserdem gehört schon sehr, sehr viel dazu, um unseren theuren belgischen Nachbar auf diesem Gebiete zu schlagen, dort wird man nöthigenfalls schon dafür sorgen, dass die italienischen Palmen nicht in den Himmel wachsen und, wenn es sein muss — noch billiger verkaufen. Es wären dies die Haupt momente, die bei einer etwa vermehrten italienischen Pflanzeneinfuhr in Betracht kämen und die vielleicht dazu beitragen könnten, etwaige Besorgnisse wegen einer zu grossen Vermehrung derselben zu zerstreuen. Derartige Befürchtungen dürfen nicht die Veranlassung werden, gegen die Aufhebung der lästigen Bestimmungen der Reblauskonvention zu arbeiten, da steht der allgemein zu erreichende Vortheil denn doch höher. Wasdieitalienische Blumen-Einfuhr anbelangt, so kennt man unseren Stand punkt und unseren festen Willen, nichts unversucht zu lassen, um diesem Krebsschaden Einhalt zu thun; die Pflanzen- u. s. w. Einfuhr von dort halten wir nicht für so gefährlich. Dies über Italien, eine Beleuchtung unserer Verhältnisse zu anderen Ländern in Bezug auf die Reb lauskonvention behalten wir uns vor. * # Markthalle II. Mag es Winter oder Sommer, Herbst oder Frühling sein, das gärtnerische Leben und Treiben in der Markt halle II, der Berliner Haupt-Blumen und Pflanzen-Markt- halle ist namentlich für den Fachmann gleich interessant. Kleine Ausstellungen sind es, die an dieser Hauptstelle des gärtnerischen Marktverkehrs täglich dem Beschauer und Käufer vorgeführt werden. Wenn auch die Anregung zum grössten Theile überflüssig sein sollte, wir wollen doch darauf hinweisen, dass Niemand, der der Reichs hauptstadt einen Besuch abstattet, versäumen soll, sich diese zwischen Friedrich- und Lindenstrasse, in der Nähe des Belle-Allianceplatzes belegene Markthalle anzusehen. Ueber den Werth der Markthallen für den gärtnerischen Handel sind die Ansichten ja sehr verschieden. Während die Einen behaupten, dass in den Markthallen die Schleuder- preise grossgezogen würden, suchen die Andern nachzu weisen, dass diese Preise auch ohne Markthallen vorhanden wären und dass man doch namentlich berücksichtigen müsse, dass das Massenangebot in diesen Verkaufsstellen auf den gesammten Absatz fördernd einwirke. Ohne ent scheiden zu wollen, wer in den ersten beiden Fällen Recht hat, müssen wir die Berechtigung des letzten Einwandes voll anerkennen. Wo viel Angebot ist, sind viel Käufer, der Satz bewahrheitet sich hier in unbestreitbarer Weise. Man kann drei Abtheilungen, die auch zugleich räumlich getrennt sind, bei diesen täglichen Schau stellungen unterscheiden. Vor der eigentlichen Blumen halle, in dem grossen überdeckten Raum, welcher dem gesammten Marktverkehr dient, befinden sich ausschliess lich die Standorte der Blumenbindereien, in der geräumigen eigentlichen Pflanzenhalle, welche durch Glaswände von der Haupthalle getrennt ist und im Winter durch eine eigene Heizung erwärmt wird, ist ein Theil dem Topf pflanzen-, der andere Theil dem Blumenverkauf eingeräumt. In dem letzteren findet der Hauptverkehr mit den Wieder verkäufern statt, hier sind die Standorte der Commissio näre, welche den grössten Theil des Bedarfs der Blumen läden decken. Auch das Privat-Publikum tritt hier wohl als Käufer auf, doch meistens macht dieses seine Einkäufe bei den Standorten der Blumenbindereien oder auch ausser halb der Halle auf der Strasse, wo in langen Reihen die holde Weiblichkeit, freilich meistens etwas minder schön, abwechselnd Citronen, Radies, Rettig, meistens aber ab geschnittene Blumen feilbietet. Jede der vorhin genannten drei Abtheilungen ist es werth, dass man sich mit ihr beschäftigt, wir beschränken uns heute auf einen Besuch bei einer von ihnen, er bietet desLohnenden und Anregenden genug, es ist die Abtheilung der abgeschnittenen Blumen. Uns' ist diese Abtheilung noch nie so reich und farbenprächtig vorgekommen als zu jetziger Jahreszeit, man kann ohne Uebertreibung von Blumenbergen sprechen. Und welche Unmengen der zahl reichen Arten sind vorhanden! Wir bedauern lebhaft, dass die Abnahme mit der Zunahme nicht gleichen Schritt hält, die Einwirkung der „flauen Zeit“ ist etwas zu schnell eingetreten. Abgesehen von Rosen, die in den letzten Tagen sehr reichlich aufeinander folgten und die in drei Tagen ihren Preis von 2 Mark bis auf 75 Pfennige für das Dutzend beste Waare veränderten, sieht man fast nur Stauden und ähnliche Blumen. Wir haben erst vor kurzer Zeit auf den Werth dieser Blumen für Schnittzwecke hin gewiesen, wir waren sehr erfreut, hier eine so reichhaltige Auswahl in meistens schöner Waare zu finden. Alles war natürlich so lang wie möglich geschnitten. Wir wollen versuchen, eine Aufzählung der am Hervorragendsten ver tretenen Sorten zu geben. War auch die Hauptblüthezeit der Aquilegien vor bei, so war doch eine ganze Anzahl dieser leichten Blume vertreten, ausschliesslich in den Farben gelb und scharlachroth mit gelb. Die letztere Sorte verdient be sondere Beachtung. Aquilegien werden im Frühjahr auch viel in Töpfen getrieben zum Schnitt sowohl wie zum Pflanzenverkauf, beides ist nur zu empfehlen. Die hell blaue Aster alpinus war schon reichlich vorhanden, bei gewissen Farben - Zusammenstellungen hat auch sie ihren Werth, wenn wir sie auch nicht gerade für hervorragend halten. Eine besondere Beachtung wird in Berlin den Cam- panula-Arten hauptsächlich medium und den gefüllt blühenden Abarten geschenkt. Schon im Frühjahr sieht man diese schönen Stauden in Töpfen getrieben für den Schnitt sowohl wie für den Pflanzenverkauf. Die in weiss, rosa, roth, hell- und dunkelblau vertretenen bis einen Meter hohen Blüthenstengel sind dieser Beachtung durch aus werth, eine wochenlange Blüthedauer entschädigt den Käufer für den anfangs nicht geringen Preis und lässt ihn auch noch jetzt, wo die Stengel aus Kästen und aus dem Freien geschnitten werden, dieselben gern nehmen. In gleichen Mengen sieht man die vielfarbigen Digitalis, deren Stengel auch gern und willig Käufer finden. — De gustibus non est disputandum. — In unserer alphabetischen Reihenfolge kommen wir nunmehr zu einer Blume, deren Anzucht und Verwendung wir nicht genug empfehlen können. In wenigen Jahren hat die Gaillardia ihren Werth, aus der ursprünglichen