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protestiren. Fällt bekanntlich im ersten Schlage keine Eiche, aber ganz sicher dann, wenn immer-wieder an der selben Stelle nachgeholfen wird, dann endlich fällt der Stamm mit seiner Krone und seinen Zweigen und wir haben es in der Hand, jedem Ast und jedem Zweiglein seinen verdienten Platz zu geben. Betrachten wir nun den Stamm als die berufsmässigen Züchter und Kultivateure, die aber stets ihr Augenmerk darauf richten müssen,' dass der Stamm keine Nebentriebe und Blätter treibt, die dann wieder aus dem „eigenen Lager“ heraus ihre eigenen Wege gehen, natürlich auf Kosten des gesammten gärtnerischenHandelsstandes,und dann folglich das Geschäft verderben. Jedenfalls müssen wir uns bei unserem Ziele hüten, dass man uns von gegnerischer Seite nicht das Sprüchwort vorhält: Den Splitter in deines Bruders Auge siehst du, aber den Balken in deinem eigenen Auge willst du nicht sehen. J. Barfuss. # Ramondia pyrenaica. Eine ganz besondere Sorgfalt widmet der Berliner Botanische Garten seiner Alpenanlage. Aus hübsch an- gelegten Felsparthien bestehend, von schmalen gewundenen Wegen durchzogen, das reiche Sortiment der Alpenflora nach den verschiedenen Gebirgen undWelttheilen geordnet, bildet die Anlage namentlich um die jetzige Zeit einen Hauptanziehungspunkt der zahlreichen gelehrten und nicht gelehrten Besucher. In einer der von der Gartenleitung der Tagespresse von Zeit zu Zeit zugänglich gemachten Abhandlungen wurde bei Erwähnung der Alpenanlage der oben benannten Pflanze als einer Art gedacht, die einen grösseren Anspruch auf Beachtung machen könnte, als ihr bisher zu Theil geworden. Wir können diesen ausgesprochenen Hinweis und Wunsch durchaus bestätigen. Schon dadurch, dass sie zu den Alpenpflanzen gehört, ist es kaum nöthig, zu erwähnen, dass die Pflanzen an den Boden sowie an die Kultur keine grossen Ansprüche machen, wenigstens macht diese Pflanze keine. Ausserdem ist sie den strengsten Frösten gegen über winterhart. Schon die dichten, tellerförmigen Blatt rosetten, welche die flache Form eines Sempervivum-Kopfes haben, sind geeignet, Aufmerksamkeit zu erregen. Die Blätter sind von einer tief dunkelgrünen Färbung und ganz besonders tief genarbt, viel mehr noch, als dies z. B. bei Streptocarpus der Fall ist, mit welcher Pflanze die Ramondia überhaupt eine wenn auch bedingte Aehnlichkeit besitzt. Wenn nun ein Vergleich mit ersterer in Bezug auf die Blattbildung zum Vortheil der Ramondia ausfällt, so sind die in gleicher Weise zahlreich aus den Blatt winkeln sich entwickelnden Blüthenstiele nicht so schlank und hoch gebaut wie bei. den Streptocarpus. Die Blüthen stiele der Ramondia werden ca. 10 cm hoch und sind sehr zahlreich, an einer Rosette blühen zur Zeit 15—20 Stiele mit je 3 Blüthen. Die Blüthen haben 2—3 cm Durchmesser, sind schalenförmig gebaut und entweder von rein weisser oder röthlich-violetter Farbe, man könnte sie am besten in der Form mit einer verkleinerten Helleborusblume vergleichen. Die ziemlich deutlich zur Erscheinung ge langenden Staubfäden sind dunkelgelb. Das zarte, blüthen- übersäete Aussehen der Pflanze giebt ihr ohnehin schon einen Werth, derselbe wird aber dadurch bedeutend ge steigert, dass die Ramondia sich ausgezeichnet auch für Topfkultur eignet. Wer nach dieser Richtung hin einen Versuch mit der Pflanze machen wollte — Bezugsquellen können wir leider heute noch nicht angeben —, würde bald zu der Erfahrung gelangen, dass ihre Kultur sich mehr lohnen würde wie die mancher anderen, z. B. mancher Primelart, die nach dem Verblühen der Zwiebelgewächse für den Verkauf herangezogen wird. Die Vermehrung ist durch Seitentriebe eine äusserst zahlreiche. * - Warnung. Bereits im Jahre 1893 wurde im Handelsblatt eine Warnung vor dem Gebrauche des sogenannten Mineral- Düngers, auch Steinmehl genannt, veröffentlicht. Die chemische Analyse, welche damals bekannt gegeben wurde, ergab die völlige Werthlosigkeit für Düngungsversuche sowie eine bedeutende Uebervortheilung der Käufer der Waare, deren eigentlicher Werth zum Verkaufspreise im Verhältniss von 1 zu 10 stand. Von verschiedenen Seiten wird uns nun mitgetheilt, dass besonders in diesem Jahre wieder versucht wird, dieses werthlose Produkt an den Mann zu bringen, man munkelt auch schon von verschiedenen Hineingefallenen. Wo also ein zungengewandter Reisender seinen Probekasten aufmacht, lasse man sich weder durch seine Reden noch durch das vorzügliche Aussehen der Präparate verlocken; der Werth derselben ist gleich Null. Wir wollen bei dieser Gelegenheit eine Zuschrift aus Frankfurt a. M. erwähnen, nach welcher der dortige Rosisten-Verein auf Antrag verschiedener Mitglieder ein gehende Versuche mit dem sogenannten „Fostite“ angestellt bat und dies Präparat einer chemischen Untersuchung unterziehen liess. Beides soll wenig günstig ausgefallen sein. Kaum jemals hat ein Fabrikant einen solchen Reklame apparat für sein Erzeugniss aufgeboten wie derbeigische Fabrikant für seine Erfindung „Fostite“ als dem besten Mittel zur Vertilgung von Ungeziefer aller Art an Reben sowohl wie an allen anderen Pflanzen. Ueber den Erfolg sind ja vielfach widersprechende Meinungen vorhanden. Sollte aber wirklich durch eine chemische Analyse erwiesen sein, dass das Mittel in der That nicht im Stande ist, zu leisten, was versprochen wird, so müsste man auch in diesem Falle wieder die bekannte deutsche Gutmüthig- keit bewundern, die sich Jahre lang eine derartige An preisung gefallen liess und sich des angepriesenen Mittels bediente, ehe sie hinter die wahre Beschaffenheit desselben kam. Wir wären für weitere Mittheilungen über das ge nannte Schutzmittel gegen Ungeziefer und die mit dem selben gemachten Erfahrungen sehr dankbar. % Juni 1895. Gartenbau- und Rosen-Ausstellung in Darmstadt. (Vorläufiges Programm erschienen.) Anfragen sind an den Vor sitzenden des Komites, Herrn Rentner H. Müller, Darmstadt, Heidelbergerstrasse 69, zu richten. 1. Juli — 30. Sept. Lübeck. Deutsch - Nordische Handels und Industrie-Ausstellung (Gruppe V. Gartenbau). Bestimmungen erschienen, Anfragen an das Bureau der Ausstellung, Lübeck. 4. Juli 1895. Stettin. Rosen - Ausstellung des Gartenbau- Vereins. Anmeldungen bis 27. Juni an Herrn Alb. Wiese, Stettin, Samenhandlung. 23. August — 2. September 1895. I. Erzgebirgische Gartenbau- Ausstellung in Chemnitz. Programm erschienen. Anmeldungen und Anfragen an das „Comite der Erzgeb. Gartenbau-Ausstellung“ in Chemnitz. Mai-September 1895. Nord-Ostdeutsche Gewerbe-Ausstellung in Königsberg i. Pr. Abtheilung für Gartenbau. Anfragen an das Comite der Nord-Ostdeutschen Gewerbe-Ausstellung, Bergplatz 15 I. 14.—22. September 1895. Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Detmold. Programme erschienen. Anfragen u. s. w. an Herrn Hofgärtner Schumann in Detmold. 29. August bis 8. September 1895. Jubiläums-Ausstellung des Magdeburger Gartenbau-Vereins. (Feier des 50jährigen Bestehens; Programm erschienen.) Anfragen sind an den Ausschuss der Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Magdeburg zu richten. September 1895. Münster i. W. Gartenbau - Ausstellung für Westfalen und Lippe. Anfragen u. s. w. an Herrn Handelsgärtner B. W. Lackamp in Münster i. W.