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entgegengebracht wird, als in dem unsrigen. Bei uns ist leider das vorhin erwähnte Pflichtgefühl in einem nur verschwindenden Theile vorhanden, und das ist auch der Hauptgrund, weshalb die Fachschulen auf gärtnerischem Gebiet nicht vorwärts kommen. Gärtner, die diesem Unterrichtswesen wohlwollend und fördernd gegenüber stehen, haben also darin ihre Hauptaufgabe zu erblicken, der vorhandenen Gleichgültigkeit in unseren Kreisen entgegen zutreten und den Meisten erst einmal klar zu machen, dass sie sich insofern durchaus nicht von anderen Lehr meistern unterscheiden, als auch sie einfach die Pflicht haben, auch nach dieser Richtung hin ihre Leute auszu bilden. Hier möchten wir für uns wirklich den Zwang herbeiwünschen, wie ihn die Innungen auf ihre Mitglieder ausüben. Aber noch ein zweiter Fehler verhindert die grössere Theilnähme der Gärtner an den Fortbildungsschulen, es sind dies die zu grossen Ansprüche, die von vornherein an die Thätigkeit der Schulen gestellt werden. Es giebt viele, viele Kreise, die da glauben, die Haupt aufgabe der gärtnerischen Fachschulen bestände mindestens zu drei Vierteln im Planzeichnen, Vermessen u. s. w. Dabei wird nicht gefragt, ob der Schüler überhaupt eine Ahnung vom Zeichnen hat oder nicht, ob nicht von einem vom Grund aus aufbauenden Zeichnenunterricht, wie ihn ebenfalls Maschinenbauer und Techniker sowie alle kunst gewerblichen Schüler im Anfang als Grundlage der späteren künstlerischen Ausbildung erhalten, auch der Gärtnerlehr ling für seine spätere gleiche Ausbildung viel mehr Vor- theil geniesst. Auch dass die Fortbildungsschulen nicht nur Werth auf rein fachliche Lehrstunden legen, sondern auch für die allgemeine Bildung ihrer Schüler sorgen, und dass sie gerade dadurch erst recht ihre grosse Bedeutung erlangen, scheint in viele Köpfe nicht hinein zu wollen. Wir haben die feste Ueberzeugung erlangt, dass unser Beruf im ganzen Reiche auf dem Gebiete der Fachschulen auf jede mögliche Weise Berücksichtigung und Förderung finden wird, ja, dass man es mit Freude begrüssen würde, wenn die in gärtnerischen Kreisen herrschende Gleich gültigkeit einer grösseren Theilnahme für das Wohl der Lehrlinge und Gehülfen auch nach dieser Richtung hin weichen wollte. Unseren Verbandsgruppen sowie den Vereinen möchten wir dringend empfehlen, ihre Aufmerk samkeit auf diesen wichtigen Punkt im nächsten Halbjahr zu richten; auch wir werden nach Möglichkeit zur weiteren Beleuchtung des Fortbildungswesens beitragen, um zu helfen, das Versäumte nachzuholen und um auch nach dieser Richtung hin unseren Stand fortschreiten zu sehen. * V Neue amerikanische Lathyrus odoratus. Die Liebhaberei für die anspruchslosen, dankbaren und in den mannigfachsten Farben prangenden Garten wicken ist in England und Amerika eine allgemeine. Wir dürfen uns deshalb auch nicht wundern, wenn wir die schönsten Züchtungen aus diesen Ländern erhalten. Die neuen englischen Sorten haben wir unlängst in einer anderen Fachzeitung besprochen, und wir sind erfreut, dass jene Zeilen in Fach- wie Liebhaberkreisen Beachtung gefunden haben. Heute möchten wir in Kürze einige Neu heiten amerikanischen Ursprungs erwähnen, Weiteres uns für später vorbehaltend. Die im Vorjahre eingeführte schneeweisse, gross blumige „Emily Henderson“ fand bereits genügende Würdigung, und wollen wir hier nur noch bemerken, dass dieselbe den Erwartungen voll und ganz entsprochen hat. Sie wird sicherlich in den Treib- und Schnittkulturen eine hervorragende Stelle einnehmen. „American Bell e“ ist eine neue, sehr empfohlene Sorte. Die Fahne der Blumen ist leuchtend rosa, die Flügel sind krystallweiss und mit purpurkarmin punktirt und gestreift. In ihrer Farbenzusammenstellung äusserst wirkungsvoll. Drei gefülltblühende Spielarten der bekannten Sorten „Apple B 1 o s s o m“, „Splendou r“ und „Q u e e n o f England“ giebt die Firma Peter Henderson & Co., New-York in diesem Jahre in den Handel. Dieselben sind jedoch noch nicht genügend konstant, es fallen 40—50 Proz. und ist auch die Füllung noch nicht gleichmässig. Die Pflanzen sind von besonders robustem Wuchs und bringen einen verschwenderischen Ueberfluss von prächtig duf tenden Blumen. Diese sind sehr gross und haben oft einen Durchmesser von 5 cm. Die Füllung besteht aus 2—3 Fahnen und häufig 3 Flügeln. Alle Blumenblätter sind gedreht, nach innen gebogen und am Grunde tiefer schattirt. Als Schnittblumen dürften die gefüllten Arten vielleicht der längeren Dauer wegen zu empfehlen sein, doch glauben wir, dass die zierlichen einfachen Blumen von unseren Blumenkünstlern lieber verwendet werden. Die Dolden sind 3—4 blumig, bei „Apple B 1 o s s o m“ gefüll t, vielfach 6blumig und langgestielt. Wie schon erwähnt, ist der Prozentsatz gefüllter Blumen noch sehr gering. Zumeist wird man einfache Blumen erwarten dürfen. Bisweilen fallen alle Blumen einer Staude gefüllt, doch gewöhnlich stehen gefüllte und einfache Blumen an jedem Stengel. Hauptsache ist, dass diese gefüllten Varie täten einen weniger nahrhaften Boden bekommen; das Gefülltsein wird dann häutiger auf treten, während auf besserem Lande diese Eigenschaft zurücktreten wird. Alles in Allem dürfen wir unsere Erwartungen in Bezug auf diese „gefüllten Lathyrus“ nicht zu hoch spannen. Zum Schlüsse möchten wir noch einer „sensationellen“ Neuheit erwähnen, die uns als ein „Wunder der Blumen welt“, als „hervorragendstes Pflanzenunikum, welches je in den Handel gebracht wurde“, geschildert wird. Der artig pomphafte Anpreisungen sind amerikanisch und finden bei uns selten die gebührende Beachtung und Würdigung. Ein Urtheil darf man sich erst erlauben, wenn man die Pflanze aus eigener Anschauung genügend kennt und er probt hat. Die Verbreiter geben jedoch vorläufig keine Versuchsproben ab, selbst nicht „für einen Dollar per Korn“. Es handelt sich um eine nicht rankende, niedrige Zwerg-Gartenwicke mit Namen „C u p i d“, die „in der gesammten Gärtnerwelt ungeheures Aufsehen erregen wird“. Im Laufe dieses Jahres wird diese Neuheit auch in Europa — und zwar im Juni oder Juli in der „nationalen Gartenbau-Gesellschaft St. Germain“, Paris, und im Juli in der „Königl. Gartenbau-Gesellschaft“ in London — in Topfpflanzen vorgeführt werden. Die „Zwerg-Lathyrus" werde 1893 von Herrn C. C. Morse, Lathyrus-Spezialist, Santa Clara, Californien, gefunden, und haben die Herren W. Atlee Burpee & Co., Philadelphia, das Verkaufsrecht für 1896 erworben. Diese neue Art, eine wirklich niedrige Wicke, wird nur ca. 12 cm hoch und blüht Monate hindurch so reich, dass die Pflanze als eine völlig weisse Masse erscheint, so dass die darunter sitzenden Blätter kaum durchscheinen können. Die Blumen sind gross, von vorzüglicher Form, reinweiss. Die Pflanzen bleiben zwei Monate länger als alle anderen Lathyrus in voller Blüthe. Nach Aussage des Züchters fällt die Neu heit völlig echt aus Samen. Die Eigenschaft des Rankens hat diese Varietät vollständig verloren, sie bildet eine Menge kurzer Triebe, die den Boden bedecken und einen kompakten Busch bilden. Ahrensburg b. Hamburg. Nonne & Hoepker, Lathyrus-Spezialisten. «