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Bild 4: Heidekraut-Ballenpflanze (aus den Kul turen von Knrt Dageförde). Bild: Genz. Zu den peinlichsten Fehlern vieler Heideanlagen ge hört das Beimischen nicht hinzugehöriger Pflanzen von ganz anderer Physiognomie. Es ist also zunächst not wendig, sich über die natürliche Zusammen setzung der echten Heidevegetation Klarheit zu verschaffen. Diese echteHeideist charakterisiert durch das Vor herrschen von Calluna, dem Heidekraut. Dieses siedelt sich in Mitteleuropa überall an, wo nährstoffarmer Sandboden mit genügend Feuchtigkeit und Licht zu sammentrifft, also vorwiegend in nicht zu großer Ent fernung’ von den Meeresküsten. Reicher Nährstoff gehalt, dauernd trockene Luft, lange Zeit fehlende Feuchtigkeit und stärkerer Schatten lassen auch auf Sand die Calluna nicht aufkommen. Dagegen findet sie sich gelegentlich auch auf anderen Böden, wenn die sonstigen Bedingungen erfüllt sind. Vielfach hat in heutigen Heidegebieten der Mensch einen Teil dieser Bedingungen erst geschaffen. Ohne sein dauerndes Eingreifen durch Weidewirtschaft (Heidschnucken verbiß) und Plaggenhieb (Abhauen der Bodendecke mitsamt allen sprießenden Gehölzsämlingen) würde ein großer Teil der Callunaheiden sich in den auf leichtlehmigem, tiefgründigem Sandboden ursprüng lichen Eichen-Birken wald langsam zurück verwandeln, soweit nicht durch den sauren Heide humus bereits verursachte starke Ortsteinbildung das Gedeihen höherer Gehölze verhindert würde, denn eine solche Ortsteinschicht ist für die in die Tiefe streben den Wurzeln undurchdringlich. Diese können nur gelegentlich durch Lücken in die Tiefe gelangen, so daß der Gehölzbestand in solchen Heiden ein sehr lockerer ist, falls er nicht ganz fehlt. — In bezug auf die Einteilung der Pflanzen gemeinschaften der Heide bestehen noch Un klarheiten. Genauere Untersuchungen streng soziolo gischer Art sind erst für Nordwestdeutschland, für das Gebiet Niedersachsen, erfolgt, unter Leitung von Prof. Tüxen, Hannover. Die 1925 erschienenen Untersuchungen von Prof. Gra ebner sind weniger eingehend, umfassen aber ganz Norddeutschland und müssen zur Ergänzung für die sonstigen Gebiete Nord deutschlands herangezogen werden. Nach Professor Tüxen ist die soziologische Gliede rung der nordwestdeutschen Calluna heiden folgende: Einzige Ordnung: Atlantische Zwergstrauch heiden, Calluneto-Ulicetalia. Einziger Verband: Ulicion (nach Ulex, Stech ginster) . Er umfaßt im Gebiet „Niedersachsen“ zwei Gesell schaften: 1. Sandheide, C allunet o - Genistet um. Untergesellschaften in trockenen Lagen: a) Typische trockene San dheide, Callu- neto-Genistetum typicum. b) Krähenbeerheide, Calluneto-Genistetum empetretosum. c) Borstgrasheide, Calluneto-Genistetum nardetosum. Untergesellschaften in feuchten Lagen: a) Pfeifengras - San dheide, Calluneto- Genistetum molinietosum. b) Knabenkraut-Sandheide, Calluneto- Genistetum Subass. v. Orchis maculata. 2.Bergheide, C alluna - Ant ennaria- Ass o - z i a t i o n. a) Typische Bergheide, Calluna-Antennaria-Ass. b) Borstgrasreiche Bergheide, Calluna- Antennaria-Ass. Subass. v. Nardus stricta. Charakterpflanzen des ganzen V e r 3 bandes „Ulicion“ sind in Nordwestdeutschland: Der niedrige, kleinblütige, weiche Wollginster, Genista pilosa; das bodendeckende graue Katzen pfötchen, Antennaria dioica; außerdem das nie drige, harte, horstbildende Dreizahngras, Sieg- lingia decumbens, das zum Begrünen saurer Roh humusböden brauchbar ist und auch von Schafen gefressen wird. Charakterpflanzen der Gesellschaft „S a n d h e i d e“, Calluneto-Genistetum, sind in Nord westdeutschland: Außer der fast stets bei weitem vor herrschenden Calluna vulgaris (Bild 4), der so genannte Englische Ginster (oft „Stechheide“ genannt), Genista anglica, ein dorniger Halbstrauch von 10—50 cm Höhe. Die gelben Schmetterlingsblüten stehen in kurzen Trauben und färben im Mai—Juni oft weite Strecken gelb. Bekannter, aber seltener, ist die immergrüne, bodendeckende Bärentraube, Arctostaphylos uva-ursi, mit den hübschen weißen Blütenglocken im Spätfrühling und den roten Beeren im Herbst (Bild 9). Sie hat sich als völlig winterfest erwiesen und sollte am passenden Platz weit mehr ver wendet werden. Die übrigen Charakterarten spielen eine geringere Rolle und können hier übergangen wer-