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UDO VON SCHAUROTH: RAUMORDNUNGSSKIZZEN UND LÄNDLICHE PLANUNG A. Die Raum- und Flächenordnungsskizzen Auf die Bedeutung der Raum- und Flächenordnungsskizzen als Grundlage aller Fach- und Einzelplanungen beim Aufbau der Ostgebiete ist in dem Hinweis „Bauernsiedlung nach Kreisraum- ordnungsskizzen“, im „Neuen Bauerntum“ August 19+0, bereits hingewiesen. In den Raumordnungsskizzen wird in großen Um rissen die künftige Gestaltung und Besiedlung der neueingeglie derten Reichsteile vorgezeichnet. Dabei müssen die natürlichen Gegebenheiten, die vorhandene Besiedlung und die bestehenden menschlichen Schöpfungen, welche die Planung von Anfang an in eine bestimmte Richtung weisen, berücksichtigt werden. Die Raum- und Flächenordnungsskizzen umfassen somit einen Teil „Bestandsaufnahme“ und einen Teil „Planung“, der eine er wünschte Siedlungsstruktur zugrunde gelegt wird. 1. Die Bestandsaufnahme Die Bestandsaufnahme unterteilt sich in die Darstellung: a) der natürlichen Gegebenheiten — Hier werden die Bodengüten und Bodenschätze, die Gelände bewegungen, die Wassereinzugsgebiete gezeigt, ferner die für die Nutzung des Bodens und für die Besiedlung ausschlag gebenden Gesichtspunkte wie Grundwasser- und Vorflutverhält nisse, klimatische Einflüsse, natürliche Verkehrssperren usw. b) der gegenwärtigen Nutzung. Hier wird die gegenwärtige Verteilung der Bevölkerung, ihre Berufs- und Sozialgliederung gezeigt; ferner wird die Art der Bodennutzung, der gegenwärtig betriebene Abbau der Boden schätze, Stand und Größe der bestehenden Siedlungen und Pro duktionsstätten und das vorhandene Verkehrs- und Versorgungs netz nachgewiesen, wobei die wertvollen und erhaltungswürdi gen Siedlungen, Produktionsstätten usw. jeweils herausgehoben sind. 2. Die erwünschte Siedlungsstruktur Die Lebensäußerungen des deutschen Menschen, sein Wohn bedürfnis, seine Tätigkeit, seine kulturellen Ansprüche und sein Gemeinschaftsleben bestimmen die künftige landschaftliche Ge stalt und die Art der Besiedlung. Daher muß der übergeordneten Planung das Bild einer Siedlungsstruktur zugrunde gelegt wer den, die eine dem deutschen Wesen entsprechende Lebenshaltung ermöglicht. Sie wird kein starres überall gleich anwendbares Schema sein, sondern je nach dem Einzelfall die mannigfaltig sten Abweichungen erfahren. Die Siedlungsstruktur legt aus volklichen und politischen Er wägungen heraus eine Bevölkerungsdichte von 80—90 Menschen auf den Quadratkilometer zugrunde. Sie beginnt mit der Ver teilung der Bevölkerung, die an standortsmäßige Voraussetzun gen gebunden ist. Sie ergibt sich zwangsläufig aus der Ver teilung der Bodengüten und einer zweckmäßigen landwirtschaft =-- Stadttxreichsgrenzefi -- Hovptdortbereichsgnnzen liehen Betriebsgrößengliederung, sie wird ferner beeinflußt durch die abbauwürdigen Bodenvorkommen und die zu ihrer Gewin nung notwendigen Betriebseinrichtungen. Die in den Ostgebieten erzeugten Rohstoffe beanspruchen Be triebe für Lagerung und Transport, für Veredelung und Ver arbeitung. Schließlich müssen diejenigen Betriebe vorhanden sein, die zur Deckung des wirtschaftlichen Bedarfes der Bevölke rung erforderlich sind, sowie alle Einrichtungen, die zur Pflege des kulturellen und Gemeinschaftslebens und zur .staatlichen und politischen Führung notwendig sind. Diese sogenannten zentralen Funktionen bilden die Ernährungsgrundlage für weitere Bevölkerungsteile. Die Größe und die Entfernung der einzelnen Siedlungseinheiten voneinander wird bestimmt durch die Notwendigkeiten der Be darfsdeckung und der staatlichen und politischen Führung. Hier bei drängt der Wunsch, große und leistungsfähige Betriebe und Einrichtungen zu schaffen, dazu, auch möglichst große Sied lungseinheiten zu bilden. Demgegenüber ist zu berücksichtigen, daß die Leistung und damit die Intensität aller Lebensäußerun gen abnimmt, wenn die Wege, die zur Ausübung der zentralen Funktionen zurückgelegt werden müssen, zu lang werden. Aus diesen Ueberlegungen heraus baut sich die Rangordnung der Siedlungseinheiten auf, die jeder Einheit eine bestimmte Größe gibt und ihr einen bestimmten Bereich zuordnet. Ein solcher Bereich besteht immer aus mehreren Siedlungs- einheiten niederen Ranges, denen gegenüber eine höhere Einheit bestimmte wirtschaftliche, kulturelle und teilweise auch verwal tungsmäßige Aufgaben zu erfüllen hat. Die typischen Größen der einzelnen Rangstufen und ihre Be reiche, die für das Dorf das Hauptdorf die Kleinstadt die Mittelstadt die Großstadt den Osten geeignet erscheinen, sind: mit 400—500 Einwohnern und einer Gemarkung von 10—15 qkm; mit 1000—1500 Einwohnern, einem Bereich von 100—150 qkm und -einer Gesamteinwohnerzahl von 4000—5000 Menschen; mit mindestens 10 000—15 000 Einwohnern, einem Bereich von 1000—1500 qkm und einer Gesamteinwohnerzahl von 60 000 Einwohnern und mehr, je nach der wirtschaftlichen Struktur; mit einer Bevölkerung von 50 000 Einwohnern; mit 250 000 — 500 000 Einwohnern. 3. Die Planung Die Planung zeigt: a) die künftige Nutzung. Hier wird die künftige Nutzung des Bodens als Wald, Acker, Wiese, Weide festgelegt, ferner die Wasserflächen und diejeni gen großen zusammenhängenden Flächen, die der Wehrmacht, Die Verteilung der Bodengüten, der Wald- und Grünflächen bestimmt das Bild der Besiedlung wesentlich. In einer Landschaft mit gleichmäßig verteilten natürlichen Gegebenheiten, wie dies im Kreise Kutno der Fall ist. tritt das erwünschte System der Siedlungsstruktur besonders deutlich hervor. 30