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STADTPLANUNG UND KLEINGARTEN VON STADTBAUMEISTER GROSS. BRESLAU (PLANER IM IEICHSBUND DEn KLEINGÄRTNER FÜR DIE I. AXDESGRUPPE SCHLESIEN) BETRACHTUNGEN ÜBER ORGANISCHE EINFÜGUNG DES KLEINGARTENS IM STADTBILD Der Volkswohnungsbau stellt mit dem Problem der Scholle des Städters auch die Frage der Gestaltung unserer Kleingartenanlagen in den Vordergrund. Nicht Kampf der Interessengruppen, sondern Sammlung aller das Gemeinwohl fördernder Aufbaugedanken soll das neue Stadtgefüge schaffen. Von diesem Grundsatz ausgehend, wird daher im folgenden der Versuch gemacht, der Diskussion neue Wege zu weisen. Stadtverwaltungen und Planungsämter werden für diese größten und dankbarsten Aufgaben der Stadtplanung Meister finden müssen, die unbesorgt um die Kritiken der Besserwisser und Nörgler ihren Weg gehen, ohne daß sie das Positive einer Kritik aus dem Auge verlieren. Entwicklung der Stadtplanung. Die Kunst der Stadtplanung ist alt und reicht bis in die Antike zurück. Der äußere Charakter der Stadt des Altertums kommt in der Hauptsache im quadratisch oder rechteckigen Stadtnetz zum Ausdruck. Auch das Mittelalter übernimmt zunächst das Rechteck als Grundelement der Gestaltung, lockert aber diese starre Form alsbald auf. Vollendet sehen wir dann in den noch heule bewunderungswürdigen Städten wie Nürnberg. Augsburg, Rothenburg usw. geschwungene Straßenzüge mit beson derer Blickgestaltung zum Einzelbau, zu dem Stadtbild oder der Landschaft. Flüsse, Höhen und andere natürliche Gestaltungsmittel werden zur Steigerung dieser künstlerischen Absicht mit in den Stadtplan einbezogen. Von besonderer Bedeutung gerade für unsere heutige städtebauliche Formgebung aber ist die innere Haltung, die uns aus diesen Schöpfungen erkenntlich wird. Noch verkünden die bis heute erhaltenen Fleischer-, Gerber-, Webergassen, daß nicht der Zufall, sondern die ordnende Hand des Städtebauers, Gewerbe-, Handwerks- und Bürgerbauten gesetzmäßig in die Stadtplanung einfügte. Alles aber wird beherrscht und überragt von den großzügig gebauten Befestigungen, den Wassergräben, Stadtmauern, Tortürmen, die Zeugen eines ausgeprägten echten sozialen Geistes dieser Zeit bleiben. Verfall der Stadtbaukunst Ein gänzlich gewandeltes Gesicht zeigen uns die dann folgenden Jahrhunderte. Bis in die letzten Jahrzehnte dauerte der Verfall der .Stadtbaukunst ohnegleichen. Der mit der Industrialisierung im Zusammenhang stehende Zustrom der Landbevölke rung zur Stadt beschleunigte diesen Niedergang. Ungezügelte Bodenspekulationen brachten die Mietskasernen, Flügelbauten, Hinterhäuser, die höhere Bauweise, die Kellerwohnungen und alles das, was wir heute unter dem Begriff Altstadtsanierung wieder zu beseitigen haben. Die neuentstandenen Aufgaben der Entwicklung von Fabriken, Zechen, Geschäftshäusern, Elektrizitätswerken, Bahnhöfen im Zusammen ¬ hang mit der Wohnraumschaffung fan den nicht ihre Meister. Die städtebau liche Einfügung war fast gänzlich dem Zufall überlassen, wozu, rein bautech nisch gesehen, noch die ganz überflüssige Verwirrung durch Gipsfassaden mit ihrer Renaissance-Imitation trat. Weite Wege zwischen Wohn- und Arbeitsstätte, rauch geschwärzte, sonnenlose Wohnungen und, als natürliche Folge dazu, die Abkehr vom Kinde, neben vielen anderen mora lischen Entartungen waren der Abschluß einer Entwicklung, der wir, auch städte baulich gesehen, nicht nachtrauern. Die Entwicklung der neuen Aufgabe. Aus diesen Fehlern erwächst für die Zu kunft die neue Aufgabe, die den neuen Lebenswillen erfüllt und organisch aus Diese moneNßBf sröXTniN /f/iiNMRTiN t/nisr ni/e aniineiRiHenERseiTz. . DER ■ NFUEN • GEME/NSMAFT. stadtpla n ungundKlein- g ä r t o n. Oben: Wenn schon die neue Stadt in allen Teilen eine Konstruktion weitgehendster Vereinfachung aller Lebensvorgänge werden soll, dann war und ist es abwegig, an den Stadtrand, weit abseits vom Zei lenbau. noch hinter dem Einfami- lienhausbezirk riesige Kleingarten anlagen zu schalten, die allein ausgedehnte Promenadenzüge, wie hier angedeutet, technisch und künstlerisch rechtfertigen könnten. Links: Kleingarten - Zuordnung zwischen dreigeschossigen Bau zeilen, die dem Lebensbedürfnis der neuen Gemeinschaft entspricht.