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Reichsminister Dr. Todt A Mil Reichsminister Dr. Todt ist nicht nur einer der besten und größten Deutschen in einem jähen Tod dahingegangen, nicht nur einer der fähigsten Organisatoren aller Zeiten, ein Führer, wie ihn die deutsche Technik noch niemals hatte, einer, der sie befreite aus kapitalistischem Eigennutz und aus den Scheuklappen der Spezialisten. Mit ihm verliert die deutsche Landschaftsgestaltung ihren mäch tigsten und verständnisvollsten Förderer. Er hob sie heraus aus schüchternen theoretischen Betrach tungen und stellte ihr Aufgaben von vorher nicht erahnbarer Größe; er betrachtete als Techniker die Landschaft als dem technischen Werk übergeordnet und hat Landschaftsgestaltung zu einem Begriff gemacht, der heute jedem aufgeschlossenen Deutschen geläufig ist. Als ihm der Führer die Aufgabe stellte, in den deutschen Autobahnen die schönsten Straßen zu schaffen, da war es für ihn von Anfang an selbstverständlich, daß zu solchen Straßen die Landschaft links und rechts von ihnen gehört und daß er Leute haben müßte, die ihm helfen könnten, aus beiden eine Einheit zu schaffen. Er setzte sich als Schwarzhörer in Vorlesungen, um sich ein Urteil zu bilden über einen Mann, den er als „landschaftlichen Berater“ heranholen wollte. Er arbeitete mit ihm, er stritt mit ihm, er ließ die rasch wachsende Zahl der gärtnerisch geschulten Helfer ihre Gedanken entwickeln, arbeiten und mit den Technikern sich zusammen „raufen“. Wir lernten von ihm, er lernte von uns. Er gestand offen, daß er früher mit der nur-technischen Lösung einer Auf gabe zufrieden gewesen sei. Nun wurde ihm das Wesen des Lebendigen immer vertrauter; er bekam immer mehr Achtung vor unserem Streben, er verteidigte das Wort „Landschaftsanwalt“ gegen Angriffe der Juristen und machte es zu einem Ehrennamen, den zu führen, hohe Verpflichtung bedeutet. Er ver langte von seinen Technikern, daß sie landschaftsverbunden arbeiten und den Gartengestalter ebenso als Kameraden heranholen wie den Architekten oder den Statiker. Er freute sich über das Heran- wachsen der ersten Pflanzungen und war begeistert über die bunten Wiesenblumen am Straßenrand. Er öffnete Hunderttausenden von Wanderern auf Deutschlands Straßen die Augen zu neuem Schauen; ihre Freude war auch seine. Landschaftsverbunden bauen, wie Todt es in mancher Rede verlangte, wurde selbstverständliche Pflicht nicht nur im deutschen Straßenbau. Das große Beispiel riß mit. Wurde 2000 Jahre lang in Deutschland gerodet und weggeschlagen, so wird nun gepflanzt wie niemals in deutscher Geschichte. Eben jetzt laufen die großen Aufgaben der Landschaftsgestaltung an allen deutschen Gewässern an. Acht Tage vor seinem Tode nahm Dr. Todt teil an den Beratungen über dieses neue große Arbeits gebiet. Er, der nimmermüde Tag für Tag unterwegs war, -zwischen der atlantischen Küste und dem Dnjepr, zwischen Petsamo und den Tauern und Karawanken, er nahm sich die Zeit, eigens zu der Arbeitstagung der Landschaftsanwälte zu kommen, deren geschlossen ausgerichtete Kameradschaft ihm vorbildliches Beispiel war. Fast eine Stunde sprach er zu uns mit einer solchen warmen Güte und einer solchen Weisheit, daß wir alle tief ergriffen waren. Keiner ahnte, daß er -ihn hier zum letzten Male sah und hörte. Ich werde seinen letzten Händedruck nicht vergessen; aus ihm war zu fühlen, wie er sich freute über unser Streben und Arbeiten und freute darüber, daß er mit dazu gehörte — der väterliche Führer, der schlichte, aufrechte Freund, der große Wegbereiter deutscher Landschaftsgestaltung. Oberste aller männlichen Tugenden war Todt die Treue. In ihr wollen wir hinter ihm nicht zurück stehen. Wer immer das Glück hatte, sein Mitarbeiter zu sein, ist heute Hüter und Vollstrecker seines Vermächtnisses. In nie erlahmender, zu jedem Opfer bereiter Treue werden wir alle stehen zu seinem Werk und zu dein Uebergeordneten, dein es dient, der deutschen Heimat! Die Landschaftsanwälte des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen. Alwin Seifert.