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wissen Grade gegebene Selbständigkeit einer Orts gruppe kommt jeweils in ihrem Feierhaus besonders zum Ausdruck. In der verdichteten Bebauung der Stadtmitte ergibt sich der Schwerpunkt der ganzen Stadt, der in dem hier liegenden Feierhaus seine höch ste Steigerung erhält. Diesem Stadtorganismus ist als politisches und kulturelles Zentrum des Kreisgebietes ein Forum beigegeben, das in landschaftlich und städtebaulich bevorzugter Lage zu gestalten ist. Zur Wahrung ihrer möglichst großen Eigenständigkeit ist die Kreisstadt ebenfalls industriell weitgehend zu unterbauen. Hierfür ist ein umfangreiches Industrie gelände vorzusehen. Für die Erweiterung ist soviel stadteigenes Gelände vorzusehen, daß außer der Indu strieneugründung gegebenenfalls eine neue Ortsgrup penbildung vorgenommen werden kann. Die Gesamt- stadtflur hat einen Durchmesser von 6—6%2 km, das sind etwa 2800—3200 ha. Die Bevölkerungsdichte im Kreisgebiet einschließlich Kreisstadt ist etwa mit 70 Einwohnern anzusetzen (bei 100 Einwohnern im Gau). Aus den flächenmäßigen Bezeichnungen und der damit verbundenen Verteilung der Siedlungskörper ergibt sich das Verkehrsbild der modernen Siedlungsland schaft. Die Zellen des Dorfes sind untereinander durch ausgebaute Flurwege verbunden. Von Dorf zu Dorf führen Dorfverbindungswege, und zwar jeweils von Kernzelle zu Kernzelle. Diese Wege führen an den Zellen vorbei. Von Marktflecken zu Marktflecken führen Landstraßen II. Ordnung, die niemals Dörfer berühren und in der Regel die Dorfverbindungswege aufnehmen. Die Kreisstädte werden durch Landstraßen I. Ordnung verbunden, die ihrerseits wieder die Marktflecken unberührt liegen lassen und die Land straßen II. Ordnung aufnehmen. An den Kreis städten führen die Reichsstraßen vorbei, die die Gau städte miteinander verbinden. Diese nehmen wiederum die Straßen niederer Ordnung auf. An der Gaustadt aber führt die Reichsautobahn vorbei, die im Auto bahnring der Reichshauptstadt ihr Ziel findet.“ — (Im Jahrgang 1941 der „Gartenkunst“ [S. 148 und S. 152] veröffentlichte Diplom gärtner Werner J u n g e ebenfalls Idealpläne der Dorf- und Flurgestal tung im Osten.) Die dort gezeigten Dorfformen sind 1. für einen Ort im Kreise Bromberg ein „Weilerdorf“, das im Aufbau dem hier Seite 171 gezeigten Zellendorf sehr nahe kommt, jedoch durch die größere Entfernung seiner Weiler auch mit dem Seite 175 abgebildeten Dorf- entwurf von Prof. Wickop verglichen werden kann; 2. ein Straßendorf, bei dem drei Straßenenden keil artig in die Flur vordringen. Bei solchen Beispielen zweireihiger Straßendörfer sind die Wegeentfernungen zu den Außenschlägen zwischen 500—1000 m noch als günstig zu bezeichnen, bei den Dorfanlagen mit Zellen bzw. Weilern sind sie allerdings geringer. An drerseits wird die Verteilung der einzelnen Boden güten auf die Feldschläge der verschiedenen Gehöfte bei dem Straßendorf noch besser möglich sein als bei einer Streusiedlung oder der durch Zellen oder Weiler aufgelockerten Dorfform. Die Anordnung von Weilern am Rande der Ackerschläge des Straßendorfes gleicht eine gewisse Konzentration desselben wieder aus (siehe Bild Seite 175). Doch noch einmal zurück zum Flurplan des Reichs heimstättenamtes. Bild 12 stellt die Entwicklung einer Aufbauzone in dem unmittelbaren Bereich einer Kreisstadt und diese selbst in den Grundzügen dar. Auf diesem Plan ausschnitt rechts unten haben wir noch den Aufbau eines Zellendorfes und dessen Zuordnung zur Stadt. Ein solches in der Regel aus fünf Zellen bestehende Dorf wird durch seinen trabantenartigen Aufbau um eine betonte Kernzelle als Ideal für das Flachland er- klärt;Es ist leicht einzusehen, wie ein solcher Zellen verband dem einzelnen Hof und Bauern ein weit größeres Eigenleben gewährleistet, sowie Zeitersparnis bei der Erreichung der Ackerflächen mit sich bringt. Daß aus der im Vorhergehenden ersichtlichen Frage der Dorfform, ob Zellendorf oder Weilerdorf oder zweireihiges, aufgelockertes Straßendorf — mit Wei lern weiter draußen —, keine Alleingültigkeit der einen oder anderen herausgelesen werden darf, ist eigentlich selbstverständlich. Im verständnisvollen Zu sammenwirken aller Sachbearbeiter, ausgehend von dem Relief der Landschaft, dem Mosaik der Boden werte, der Lage eines Baches oder Flusses, der Ver teilung des Großgrüns kann bald die eine, bald die andere Dorfform als zweckmäßig erscheinen, ja sogar die Planung zu Abwandlungen, d. h. Kombinationen dieser Typen führen. Um hier den Spielraum klar aufzuzeigen, der bei der Wahl der Dorfform zwischen den Vorschlägen der Neuplaner verbleibt, sei ein anderer „Beitrag zur Frage planmäßiger Gestaltung neuer Dörfer im Osten“ von Prof. Walther Wickop unter dem Titel „Siedlungsform und Wirtschaftsentfernung“ im „Neuen Bauerntum“, Heft 8/1941, angeschnitten. Prof. Wickop nahm sich die für den Bauern so wich tige Frage der Entfernung der Hof läge zum Acker vor, um unter Berücksichtigung der sonstigen Erfor dernisse das Für und Gegen die einzelnen Dorf formen zu erörtern. Alle behandelten Formen wurden zur Er langung einwandfreier Resultate auf derselben Be rechnungsgrundlage untersucht, d. h. auf der vollkom men ebenen Fläche mit rechteckigen Ackerfluren, -Schlägen und Gemarkungsgrenzen bei einheitlich 20 ha großen Höfen. Die zu diesem Zweck angefertigten Zeichnungen für den Einzelhof, den Rundling, den Anger- Weiler und das begrenzte Straßendorf verschiedener Ausführung sind daher nur Schema zeichnungen. Die aus ihnen errechneten Unterschiede in der Entfernung der Hoflage zum Acker bei den einzelnen Dorfformen können aber doch für den Pla nenden von größtem Nutzen sein. Als Auswer tung seiner Feststellungen ließ Prof. Wickop ein Idealbeispiel für die praktische Arbeit im „Neuen Bauerntum“, Nr. 9, 1941, folgen, dessen Wiedergabe uns freundlicherweise gestattet wurde (siehe Abb. S. 175).