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Bild 8: Angerdorf. Kolonisationsforni (1200—1400). Das Dorf ist die Zusammenfassung der einzelnen Bauernhöfe und in der baulichen Gestaltung eine andere Art der Gemeinschaftsbildung, als sie die städ tischen und stadtähnlichen Gemeinwesen sind. Dem Dorf genügt die starke Bodenverbundenheit und seine Einheit mit der umgebenden Natur, so daß sein baulicher Ausdruck im wesentlichen aus der Landschaftsgestaltung zu ent wickeln ist. Der Marktflecken, der sich aus Bauern, Ge werbetreibenden und den zu seiner Existenz notwen digen Berufen zusammensetzt, verlangt von vornher- Bild 9: Friderizianische Dorfanlage. Erstarrte Kolonisationsforni. Zusammengefaßt erkennen wir folgendes organisches Bild: Durch Zusammenfassen mehrerer Höfe entsteht die Zelle. Durch Zuordnung der einzelnen Zellen zu einer von ihnen als Kernzelle entsteht das Dorf. Meh rere Dörfer bilden das Einflußgebiet des Marktfleckens, mehrere Markt Hecken wiederum ordnen sich ihrem Mittelpunkt, der Kreisstadt, zu. Das Ganze stellt einen organisch aufgebauten und gegliederten Organismus dar, der als lebendige Ein heit in Erscheinung tritt und das Grundelement für den Aufbau einer Siedlungslandschaft im Osten bildet . . .“ Um den im Osten aufzubauenden Landschaftsorga nismus von Grund auf zu verstehen, blicke der Leser auf die geschichtliche Entwicklung der deutschen Siedlungslandschaften zurück. Dazu sind dem Planungsheft 7, 1. Teil, die hier mit den Abb. 5 bis 10 wiedergegebenen Typenzeich nungen entnommen. Zunächst zeigt Abb. 5 das Haufen dorf als Typ der germanischen Dorfbildung aus dem anfänglich lockeren Einzelhofverband einer Sippe. Ihm entsprechend war die Gewannflur, dazu der Zwang zur gemeinsamen Arbeit und allgemeinen An bauordnung. Bild 6 stellt einen Rundling, als Sonderform des Haufendorfes, dar, der sich in den ständig be drohten Gebieten bei der ersten deutschen Ostsiedlung herausbildete. Waren diese Dorf formen mehr dem wegen seiner Fruchtbarkeit und leichteren Bestellung bevorzugten Flachlande eigen, so führte der spätere Zwang, auch in Höhenlagen und andernorts auf weniger günstigem Boden zu siedeln, zu dem Wald- und Marsch- h u f e n d o r f. Bei diesen stehen an einem Wasserlauf oder Wege entlang in Parallelstreifen die Landanteile hinter den aufgereihten Höfen (s. Bild 7). Das Angerdorf, wie es das Bild 8 zeigt, gilt als Kolonisationsform des 12. und 13. Jahrhunderts. ein in der baulichen Gestaltung die Loslösung der bäuerlichen Betriebe von der eigentlichen Stadt. Die Bauernhöfe werden weilerartig an der Grenze, aber innerhalb der Stadtflur angesetzt, die städtischen Wohn- und Wirtschaftsformen im Stadtverband selbst zusammengefaßt. Die Kreissta d I , als eigenständiger städtischer Or ganismus, ist gegliedert in die einzelnen Ortsgruppen, von denen eine im Schwerpunkt des Gesamtbildes die Funktion der Stadtmitte übernimmt. (Aus den für das Einzugsgebiet des Kreises sich er gebenden kulturellen Bedürfnissen, ebenso wie aus der Forderung nach einer bestimmten Bevölkerungsdichte ergibt sich die Größe einer Kreisstadt, die von vorn herein den Ansatz industrieller Anlagen notwendig macht. Eine Stadt, die lediglich den wirtschaftlichen Bedürfnissen ihres ländlichen Einzugsgebietes dient, wird niemals zahlenmäßig eine solche Größe erreichen, die zum Aufbau einer organischen Siedlungslandschaft und zu einem Ausgleich der kulturellen Bedürfnisse notwendig ist.) Bild 10: Das neue Dorf. Skizze zur Gestaltung- des modernen Siedlungsbildes. Aus dem Planungsheft 7/1 des Reichsheimstättenamtes der Deutschen Arbeitsfront.