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zogen. Die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit stellt klar heraus, daß neben den rein geldlichen Dingen wertvolle unwägbare und unmeßbare Dinge in Rechnung zu stellen sind. Die Pflanzweite und die Auswirkung der verschie denen Standorte sind eingehend untersucht und beleuch tet, die Einflüsse des Verkehrs und der Umgebung gewürdigt.“ — Wie B. Hildebrandt, so behandelt auch 0. Goetz, Referent für Obstbau im Venvaltungsamt des Reichsbauernführers, in der ,,Gartenbauwirtschaft“ vom 24. Dez. 1940 die Frage der Unterlagen bei N i e d e r s t ä m - men und der Stammbildner bei Hoch stämme n. „Es hat sich gezeigt“, führt O. Goetz aus, „daß die Unterlagen bei Niederstämmen und die Stammbildner bei Hochstämmen in der Lage sind, neben anderen Eigenschaften, wie Wuchs und Beginn der Frucht barkeit, auch Frostwiderstandsfähigkeit auf die ihnen aufgesetzte Edelsorte zu übertragen. So haben z. B. Edelsorten, veredelt auf den starkwach senden und lange im Trieb stehenden Unterlagen Typ XI und XVI, oft gar keine oder zumindest geringere Widerstandsfähigkeit gezeigt. Von den S t a m in b i 1 d n e r n haben sich die harten Edel sorten, wie Ap f el au s C r oncel s, Antonowka, Schöner aus Herrnhut u. a., weitgehend als frostwiderstandsfähig erwiesen.“ Was man auch liest, allem ist zu entnehmen, welch außerordentliche Umstellungen dem durch den harten Winter in höchstem Ausmaße geschädigten Fachgebiet Baumschulen nunmehr als Prüfung auferlegt sind. „W eitumfassende neue Aufgaben“ nennt Rudolf Tetzner, Referent im Verwaltungsamt des Reichsbauernf ührers, vielsagenderweise seine Abhandlung in der „Garten bauwirtschaft“ vom 24. Dez. 1940, die sich mit dieser Neuorientierung der Obstbaumanzucht befaßt. „Neue, ebenso große wie wichtige Aufgaben im Bereich der Unterlagenfrage erwachsen uns aus der Winter katastrophe 1939/1940. Unsere Arbeit hat hier im be- sondern, allen klimatischen Gebieten, also vornehmlich den Anforderungen des Ostens und der Hochlagen, zu dienen. Hierzu stelle ich zwei Aufgaben voran: 1. die Auffindung, Erprobung und Be reitstellung frost widerstandsfähig ster Sämlings unterlagen, 2. desgleichen von frostwiderstands fähigsten, obstbaulich wertvollen Stammbildnern. Für diese Gebiete gilt es, Obstbäume auf neuer Grund lage zu schaffen. Verstärkte Verwendung von Stamm bildnern. Die Feststellung, daß so manche wirtschaftlich wert volle Sorte auf eigenem Stamm erfror, auf einem widerstandsfähigen Stammbildner aber durchgehalten hat, fordert eine sehr vermehrte Verwendung harter Stammbildner. Ich fand in einer kurmärkischen Baumschule beispielsweise den allgemein erfrorenen „Ontarioapfel“ auf eigenem Stamm restlos er froren, auf „Klarapfel“ und „Baumanns Renette“ ohne Frostschaden. Auch die Beobachtung in Obstanlagen zeigt hundertfältig den Wert der Ver wendung frostharter Stammbildner, auch in Gebieten, in denen dieser Frage bisher keine größere Bedeutung beigemessen wurde.“ — In Verbindung mit Verbesserungsvorschlägen für den deutschen Obstbau hörte der eine oder andere auch von der Ansicht, daß Obstbäume am besten auf Rasen- g r u n d stehen. Dieser Rasengrund sei mit einer Hecke abzugrenzen, so daß Baumhöfe als Weidegehege um die Dörfer entstehen und zur Aufstellung von Bienen ständen dienen könnten. Diesen Ausführungen muß allerdings folgendes entgegengehalten werden: In allen Gebieten Deutschlands, die beträchtlich weni ger als 1000 mm Jahresniederschläge haben, wird der Obstbau in Grasunterkultur versagen. Nicht allein in der klimabegünstigten Vorderpfalz wird man daher Obstanlagen mit Grasunterkultur vergeblich suchen. Das Bodenseegebiet, Rheinland und das Alte Land z. B. mit seinen hohen Niederschlägen weist natürlich Gras land als Unterkultur auf, und trotzdem hat man auch dort gefunden, daß jeweils unter der Kronentraufe ein Streifen von 1 m Breite offengehalten werden muß, damit eine gute Durchlüftung möglich ist. So manche große Obstanlage macht es klar, wie wenig Obstbau mit Grasland in den durch Sonneneinwirkung beson ders begünstigten Gebieten zusammengehört. Hinzu kommt, daß der Buschobstbau, bei dem bekanntlich schwachwachsende Unterlagen verwendet werden und die sehr flach wurzeln, im Grasboden in allen Fällen, also auch in niederschlagsreichen Gegenden vollständig versagt. Zur umfassenden Betrachtung dieser Fragen sei auf zwei obstbaulich hervorragende Bücher verwiesen, nämlich: „Grundlagen der Bodenpflege im Obstbau“ uon Kemmer und Schulz (Verlag P. Parey, Berlin), ferner „Lehrbuch des Obstbaues auf physio logischer Grundlage“ von F. Kobel (Verlag Springer, Berlin). Ein sehr beachtlicher Reorganisationsvorschlag ist ferner der Verteilung s - oder Anbauplan. Auf der Linie dieses Strebens liegt auch jener Plan, der sich in Württemberg sehr schnell durchgesetzt hat und in der Ausgabe der „Gartenbauwirtschaft“ vom 13. Februar 1941 in dem Aufsatz „Gemeinschaftspflanzungen im Obstbau“ von A. Häfner, Abteilungsleiter der dortigen Landes bauernschaft, entwickelt wird. Darunter ist die gemeinsame und planvolle Bepflanzung mehrerer oder einer größeren Anzahl von Grundstücken verstanden, deren Eigen tumsrecht durch die einzelnen Besitzer nicht berührt wird. Auf die zum Thema „Schaffung von Obst landschaften“ mittlerweile in der Fachpresse ge machten Ausführungen wird am Schluß dieses Resumes noch eingegangen werden. Zunächst noch einige Aus züge aus Aufsätzen, die aus Anlaß der Frostschäden in letzter Zeit erschienen sind und daher besondere Beachtung unter dem Gesichtspunkt „Landschafts gemäßer Obstbau“ verdienen: Unter dem Titel „Obstbaumanzucht und Frostschäden“ mahnt staatl. dipl. Gartenbauinspektor R. Hector („Gartenbauwirtschaft“ vom 6. März 1941)