Volltext Seite (XML)
Um mit dem Rasen als eines der wichtigsten Gestal tungselemente zu beginnen. Es steht fest, daß der Rasen seine prominente Rolle, die er bisher zumeist im Hausgarten innegehabt, nicht mehr so recht spielt. Man kann sogar annehmen, wenn sich die Tendenz, wie sie sich in Dresden vielfach bemerkbar macht, noch weiter steigert, daß wir bald Gärten haben, die so reichlich mit Kleinpflanzenmate rial ausgestattet sind, daß eine wirksame Freifläche überhaupt nicht mehr übrig bleibt. Die Zeiten der übertriebenen Heckenanwendung sind, wie Dresden erneut bestätigt, zum Glück überwunden; die Zeiten einer außerordentlich gesteigerten Stauden-, Zwerg pflanzen- und Steinverwendung haben dafür aber be gonnen. Wenn sich die Schmuckpflanzungen in einer ganzen Reihe Sondergärten außerordentlich breit machen, so wird dadurch noch lange nicht die har monische Wirkung mit dem Maße des Mehraufwandes gesteigert. Der Rasen bedeutet nicht nur die zweck dienliche Freifläche, sondern auch den nötigen ästhe tischen Ausgleich, wodurch die Wirkung der Garten ausstattung erst ermöglicht und zur höchsten Steige rung gebracht wird. Im Zusammenhang mit dem Rasenproblem verdient eine Tat der Ausstellungsleitung besonderer Erwäh nung. So hat man einmal aller Gewohnheit zum Trotz auf der sogenannten Blumenwiese (Bild 4) eine rechte Naturwiesen-Feststimmung aufkommen lassen. Noch als die Tulpen hoch im ungemähten Rasen standen, da leuchteten triumphierend die gelben Lich ter des Löwenzahns, da schwebte weithin die Blüten wolke des Schaumkrautes, da schimmerte bei näherer Betrachtung auch das zarte Blau des Günsels und des Ehrenpreises. Ueber allem wogten die zarten Hahne des zu Aehren ansetzenden Grases, so einen Märchenteppich darstellend, in dem des Gärtners hochgewachsene Blumenkinder selten schön zur Gel tung kamen. Freilich und notwendigerweise erfuhr auch dieser Rasen seinen Schnitt. Hier aber hat der Geist der Mähwerkzeuge nicht zu jenem ordnungs süchtigen Rasenschnippeln geführt, mit dem man sonst in gereizter Sauberkeitsliebe jedes schöne, natür liche Blumen- und Gräserleben lange vor seiner Ent faltung vernichtet. Und nun zur Besprechung einiger hervorstechender Sondergärten. Der Katalogreihe nach wäre mit dem nach den Ideen von H e r m a n n Matter n ausgestalteten „Brunnenhof“ (Lageplan Nr. 8) und dem von der Firma L. Späth ausgestalteten „Turmhof“ (Lageplan Nr. 11) zu beginnen. Diese beiden Höfe stellen sozusagen unter der großen Reihe von Einzelgärten die repräsentative Seite dar. Während der Späth sehe Garten in seinem Kernstück in neuartig variierter, aber durchaus dezenter Weise in einem für die ge nannte Firma geradezu persönlich gewordenen Konser vativismus das Brauchbare, das uns eine nahe und fernere Vergangenheit überlieferte, wieder aufgriff und zu guter Wirkung brachte, geht Mattern auf etwas um stürzlerischem Wege, auf den am Haupteingang not wendigen Ueberraschungseffekt aus. Fünf Parallel- Bild 24 „B a u e r n - B 1 u m e n g a r t e n" des Landesvereins Sachs. Heimatschutz, Dresden Entwurf: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden, Reg.-Bau meister Nagel, Dresden. Ausstellungsteil Nr. 26. Erläuterung des Plan Verfassers: Der Bauernblumengarten des Landesvereins Sächs. Heimatschutz nennt sich bewußt Bauernblumengarten und nicht etwa Bauerngarten. Der richtige alte Bauerngarten ist untrennbar von Bauernhaus und Bauernhof, von Stallgeruch und Hühnervieh, von Bie nengesumm und Kuhgebrüll. Man kann ihn also in einer Ausstellung unmöglich zeigen und es ist das ja auch gar nicht notwendig, weil jeder von wander seligen Urlaubstagen die kleinen bunten Bauern- und Häuslergärten kennt, die sich zwischen die Fachwerk- häuser unserer Dörfer drängen und deren alters schwacher Zaun die Fülle der Blumen und Sträucher kaum zu bändigen weiß. Wohl aber kann man zeigen, daß man einen Garten, der gerade dem Stadtmenschen zugute kommt und der seinen Lebens- und Wohn ansprüchen genügt, mit den kerngesunden und gar nicht verzärtelten Blumenkindern gestalten kann, die uns draußen im Dorf erfreuen. Daher die Bezeichnung Bauernblumengarten. Der Garten bedeckt nur eine kleine Grundfläche. Es ist eine räumliche Gliederung derart versucht worden, daß links von der Schlingpflanzenumwucherten Per gola, die zum Gartenhäuschen führt, ein Staudengärt lein mit Sonnenrosen und Malven, hohen und niede ren Stauden liegt und rechts ein Wiesengärtlein mit Gänseblumen und weißen Lilien und einem kleinen Vogelbad. Nach rückwärts steckt der Garten in den vorhandenen mächtigen Bäumen und Büschen, will kommener Hintergrund für eine Rundbank. Das Gar tenhäuschen ist recht und schlecht mit handwerk lichen Mitteln und ein bißchen Liebe durchgebildet worden und zeigt in seinem Inneren in meisterhaften Lichtbildern Sachsens geschützte Pflanzen.