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Gruppe Bremen-Nordmark: Versammlung am 13. 12. 1935 im Essighaus Anwesend: Eisenbarth, Pertl, Garbers, Roselius, Riggers, Lankenau, Berg, Müller, Remmers, Ahlers, Schönbohm, Kühl, Brons, Heineke, Lüthke, Bergfeld, Brandes. Herr Eisenbarth begrüßt die Versammlung, besonders den Präsidenten der DGfG., Herrn Pertl, der heule in unserer Mitte weilt. Zunächst werden die Eingänge, ein Schreiben des Kreiskulturleiters, das Herrn Roselius als den Referenten für das „Amt Schönheit der Arbeit“ übergeben wird, und ein Schreiben des Herrn Homann, der heute nicht an der Sitzung teilnehmen kann, verlesen. Herr Stadtgartendirektor Pertl nimmt alsdann das Wort zu längeren Ausführungen. Herr Pertl ist seinerzeit bei der Gleich schaltung der DGfG. in Hannover durch Herrn Allinger nicht zugegen gewesen, da er eine Gleichschaltung der DGfG. nicht für notwendig gehalten hätte. Außerdem hätte er durch seine Tätigkeit in der Kreisleitung von Mannheim derartig zu tun gehabt, daß ihm die Vorgänge in der DGfG. entgangen wären. Er hätte Herrn Kube auch dieses mitgeteilt. Später habe er sich über die Vorgänge in Hannover 1933. geärgert, denn die Ver sammlung sei terrorisiert worden, außerdem seien große Pro gramme aufgestellt worden, von denen auch nichts gehalten worden sei. Er selbst habe seit 1934 keine Zeitschrift „Garten kunst“ mehr erhalten. Im Februar 1935 isei es zu dem bekannten Krach gekommen und Herr Langerhanns, Hannover, habe die kommissarische Präsidentschaft übernommen, um die Gesellschaft vor dem Ruin zu retten. Herr Pertil sei inzwischen als Gartendirektor nach Berlin ge kommen und er habe die Verhältnisse und Zustände in Berlin kennengelernt und sei dann zu dem Entschluß gekommen, in der Hauptversammlung in Frankfurt die Präsidentschaft über die DGfG. zu übernehmen, nachdem er mit Herrn Boett- ner Rücksprache genommen hätte. Herr Pertl bedauerte, hier mit Herrn Homann in Schwierigkeiten gekommen zu sein, da dieser vorerst als Präsident der DGfG. in Aussicht genommen worden sei. Herr Pertl betont, daß er das ältere Mitglied der NSDAP, sei und auch in fachlicher Ausbildung nichts dem Herrn Homann nachstehe, also käme er für den Posten in Betracht. Pertl versichert uns, sein ganzes Können für das Wohl der Gesell schaft einzusetzen, aber es seien dort große Schwierigkeiten zu überwinden, besonders machten die Schulden großen Kummer. Des weiteren wird berichtet über die Vizepräsidentschaft des Herrn Homann resp. Annahme durch Herrn Gunder, ein Vor gang, der durch den Briefwechsel Pertl—Homann hinreichend in der Gruppe bekannt ist und nur so zum Vorteil der Gesell schaft ist, zumal der Vizepräsident auch die Kassengeschäfte wahrnimmt und so die Anwesenheit des Kassierers in Berlin wichtig ist. Gestreift wird in der Aussprache noch das Nichterscheinen des Herrn Homann in der Führerbeiratssitzung der DGfG. am 23. 10. 1935, während Herr Homann zur Tagung der DGfG. Ende des Oktober gekommen sei. Herr Schönbohm stellt später fest, daß Herr Homann durch die Gründung der Rhododendron-Gesellschaft voll in Anspruch genommen sei und daher nicht zum 23. 10. hätte in Berlin sein können. Herr Eisenbarth bedauert, daß bei der Gründung der Rhododendron-Gesellschaft die DGfG. nicht hinzugezogen wor den ist, obgleich Dahliengesellschaft und Naturwissenschaft licher Verein dazu herangezogen worden sind. Herr Pertl ver liest alsdann die Rede, die Herr Homann in Frankfurt als Präsident der DGfG. hat halten wollen. Er erklärt ferner seinen Irrtum wegen der Person des Landesgruppenleiters und bedauert, Herrn Homann eine Bestätigung als Landesgruppen leiter gesandt zu haben. Weiter wird über die Kündigung des Vertrages mit der Firma Trowitzsch & Sohn in Frankfurt (Oder) gesprochen und auch hierin das Einverständnis der Gruppe mit Herrn Pertl fest gestellt, denn die Gesellschaft spart dadurch monatlich 1500 Mark. Herr Pertl kömmt auch noch auf die Arbeiten des Amtes „Schönheit der Arbeit“ zu sprechen und stellt fest, daß der DGfG. ein namhafter Betrag zur Verfügung gestellt worden sei und daß dem Amte für „Schönheit der Arbeit“ kein Nutzen daraus erwachsen sei. Seitdem sei die Tätigkeit zwischen beiden ziemlich lahmgelegt. Herr Pertl stellt fest, für diese Tätigkeit keine festen Richtlinien geben zu können. Die An gelegenheit müsse von Fall zu Fall bearbeitet werden. Herr Pertl berichtete alsdann noch über Herrn Müllerklein in Mannheim und über die Arbeiten der DGfG.. Alsdann kommt Herr Pertl noch auf den Artikel in der Garten kunst über die Friedhofsgestaltung zu sprechen. Er führt aus, daß der Friedhof eine Volksgemeinschaft sein soll und be spricht den Unterschied zwischen der nationalsozialistischen, kommunistischen und bürgerlichen Richtung. Herr Pertl will die große Einheit des Friedhofes betont wissen. Er kommt auf den Artikel der Steinmetzen in der Zeitschrift „Der Deutsche Steinbildhauer“ zu sprechen und beweist, daß er nur durch die Veröffentlichung des Briefes sich in der Garten kunst hätte wehren können. Die Bildhauer hätten diese Num mer an viele Bürgermeister und ähnliche Stellen gesandt. Er betont, daß die wirklichen Bildhauer gar nicht gegen seine Bestrebungen wären, sondern daß es vor allem die große Steinmetzindustrie sei, die seine Vorschläge bekämpfe. Herr Bergfeld betont, daß er grundsätzlich nicht die Vor schläge des Herrn Pertl ablehnen wollte. Er sagt, daß das Malerische im Gestalten deutsch sei und das Schematische undeutsch. Wir dürfen nicht zum Reißbrettschema kommen und bittet, den Johannesfriedhof in Nürnberg als Beispiel für die Friedhofsgestaltung zu nehmen. Herr Pertl erwidert, daß man Landgemeinde und Stadt gemeinde unterscheiden müßte. Die Pflanzung auf dem Fried hof muß alles machen und einen hainartigen Eindruck zeigen, er wünsche keine hohen Grabsteine, da diese Unruhe bringen, während dies die Pflanzung nie tut. Herr Bergfeld berichtet über einen angelegten Friedhof, wo Findlinge als Grabsteine benutzt seien und an den Seiten nur schmale Stellen, dieses mache einen guten Eindruck. Schi- wichtig sei die Ausgestaltung der Schrift und der Figuren schmuck. Herr Bergfeld kommt dann auf die Siedlungsfrage zu sprechen. Auch hier meint er, daß zuviel Reißbrettarbeit geliefert würde. Die Gestalter fühlen sich nicht genügend in die Landschaft ein. Herr Pertl erwidert, daß seinerzeit die Siedlungen langsam gewachsen seien, aber jetzt müßte alles auf einmal geschaffen werden und auf diese Weise könnte die Romantik nicht so wachsen, wie es wohl nötig wäre. Herr Riggers bedauert, daß es die Zeit nicht erlaube, Herrn Pertl den Osterholzer Friedhof zu zeigen, hier sind schon viele Wünsche, die Herr Pertl ausgesprochen hätte, verwirklicht. Mit der Veröffentlichung des Briefes an die Steinmetzen ist Herr Riggers nicht einverstanden, so etwas gehört nicht in die Gartenkunst. Er spricht die Hoffnung aus, daß nunmehr end lich in Herrn Pertl der Mann gefunden sei, der die Belange der DGfG. richtig vertreten würde, denn seit dem Abtritt von Herrn Kube sei kein Aufbau mehr gekommen. Herr Lüthke bespricht noch einmal die Mißstände mit dem Amte „Schönheit der Arbeit“. Alsdann bedauert er, daß Herr Homann nicht gekommen sei und spricht die Hoffnung aus, daß derselbe recht bald wieder mit uns arbeiten möchte. Herr Pertl versichert, Herrn Homann nichts nachtragen zu wollen. Herr Pertl faßte noch einmal seine Pläne zusammen, um die Gesellschaft zu retten. Sein erstes Ziel sei, die Gesellschaft schuldenfrei zu machen. Er freue sich, daß es ihm auf Grund der Aussprache gelungen sei, die Gruppe Nordwest aufgeklärt zu haben und daß vieles auf einen Irrtum beruht hätte, weil die Zusammenhänge nicht bekannt waren. Er habe den Willen, sein Amt selbstlos zu führen und nur die großen Ziele im Auge, um der Gesellschaft zu dienen. Herr Eisenbarth dankte Herrn Pertl für die Ausführungen und freute sich, daß nunmehr die Einmütigkeit, die zu Kubes Zeiten immer bestanden hätte, wiedergekehrt sei und daß künftig wieder fleißig an dem schönen Ziel mitgearbeitet werden sollte Schluß gegen 11 Uhr. G. Heineke. Die Zeitschrift 1,G a rte n k u n st’ erscheint jetzt immer am 5. jeden Monats! 4