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Gruppenberichte: Versammlungsbericht der Gruppe Hamburg-Schleswig-Holstein der DGfG. am 6. 11. Der Landesgruppenführer, Gartengestalter Reimann, begrüßte die stattliche Versammlung (40 Mitglieder und Gäste) und ging in kurzen Ausführungen auf den Zweck der heutigen Be sprechung ein. Herr Reimann führte aus, daß die Friedhofs frage seit Jahren die Gemüter der Friedhofs- und Garten gestalter beschäftige, weil die bisher geschaffenen Anlagen nicht voll befriedigen und auch dem Zeitgeist nicht entsprechen. Durch den Vorstoß unseres Präsidenten in dieser Frage sei der Stein ins Rollen gekommen und der heutige Abend habe seinen Zweck erfüllt, wenn durch eine Beleuchtung von allen Seiten zu einer Klärung in dieser Frage beigetragen werde. Bevor Herr Gartenamtmann Goppelt das Einführungsreferat hielt, wurde von dem Geschäftsführer, Herrn Puttfarken, ein Tätig keitsbericht über das verflossene Halbjahr, das eine rege Tätig keit in der Gruppe zeigte, gegeben. Herr Goppelt führte dann ungefähr folgendes aus: Der Gartengestalter beschäftigt sich mit der Friedhofsfrage erst seit der Zeit, da die Steinwüsten der Großstadtfriedhöfe auf eine Aenderung der Gestaltung hindrängten. Erst als in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die Großstädte wuchsen und mit ihnen die Friedhöfe, die genau so aufgeteilt wurden, wie die bisherigen Friedhöfe geringeren Umfanges und als die neu erstandene Grabsteinindustrie ihre kulturlose Massenware auf die Großstadtfriedhöfe ausspie und dem entwurzelten Großstädter jedes Gefühl für Einordnung, Harmonie und Schönheit geschwunden war und man nun Steinwüsten schlimmsten und größten Ausmaßes gegenüberstand, suchte man nach Abhilfe. Da erschien der Gartengestalter und suchte und fand einen Ausweg in den landschaftlichen Friedhöfen. Die ersten Vorschläge für die landschaftlichen Friedhöfe gingen darauf hinaus, landschaftliche Parks zu schaffen und die Rasenflächen für Gräberfelder zu benutzen. Aber die land schaftlichen Friedhöfe selbst in ihren reifsten Lösungen konn ten nicht befriedigen, weil sie die Zweckbestimmung des Fried hofes bei der Gestaltung nicht in den Vordergrund stellten, sondern sie vielmehr zu verbergen versuchten. Als Anfang dieses Jahrhundters der Kampf gegen die land schaftliche Gestaltung der Gärten entbrannte, als der architek tonische Garten zur Herrschaft gelangte, wurde diese Gestal tungsart auch auf die Friedhöfe übertragen, und zwar mit gutem Recht. Aber gleichzeitig versuchte man, die Mängel der bisherigen Friedhöfe, die in erster Linie in der kulturlosen Massenware der Grabmale zu suchen waren, zu beseitigen durch die Einführung von Vorschriften für die Grabmale. Bei der Gestaltung selbst besann man sich auf die Zweckbestim mung der Friedhöfe und schuf mit den Mitteln des Friedhofes gute oder wenigstens erträgliche Bilder. Wenn man sich die Friedhöfe betrachtet, die in der Zeit kurz vor dem Kriege oder nach dem Kriege auf Grund von Wettbewerben oder durch die Hand berufener Gartengestalter entstanden sind, so weisen sie alle eine klare Disposition und eine gute Orientierung auf. Während bei den landschaftlichen Friedhöfen das Grün ledig lich zum Verzieren und zum Verbergen der Unschönheiten benutzt wurde, wurde es bei den neuen Friedhöfen zum gliedernden und gestaltenden Faktor. Bei der weiteren Ent wicklung der Friedhofsgestaltung und bei der immer größeren Ausdehnung der einzelnen Friedhöfe, kam immer mehr der Gedanke zur Durchführung, diese Riesengelände in kleine Friedhöfe aufzuteilen und diese einzelnen Friedhöfe ver schiedenartig zu gestalten Das ist auch die Idee gewesen, die durch Baudirektor Linne in dem neuen Teil des Ohlsdorfer Friedhofes in so vorbildlicher Weise zur Ausführung gekommen ist. Bei der weiteren Entwicklung der Friedhofsgestaltung muß m. E. gerade auf die Gestaltung der kleineren Friedhöfe größter Wert gelegt werden. Der großstädtische Friedhof hat in den letzten Lösungen durchaus Befriedigendes ergeben. Es ist m. E. viel notwendiger, sich der Gestaltung der kleineren Friedhöfe mehr anzunehmen, als der Gestaltung der größeren Friedhöfe. Ein besonderer Vorschlag ist von unserem Präsidenten P e r t 1 durch Vorschläge und durch Veröffentlichungen in der Gar tenkunst weitesten Kreisen zur Kenntnis gegeben. Bezüglich der vorgeschlagenen Ausgestaltungsart bin ich der Ansicht, daß es lediglich ein erster Vorschlag ist, der noch weiterer Be arbeitung und Entwicklung bedarf. Ich glaube auch nicht, daß Pertl der Ansicht ist, daß in dieser Weise großstädtische Friedhöfe von Riesenausmaß gestaltet werden sollen. Es kann m. E. auch nicht die Absicht Perteis sein, nun die in Berlin vorhandenen 250 Friedhöfe in ganz gleicher Art zu erweitern Ich bin ebenfalls der Ansicht, daß ein Stillstand in der Fried- hofsgestaltung einen Rückschritt bedeuten würde, und daß wei tere Entwicklungsmöglichkeiten wohl vorliegen. Ich bin auch der Ueberzeugung, daß der größte Teil unserer heutigen Gar tengestalter sich noch nicht intensiv genug mit der Friedhofs frage beschäftigt hat. Denn bei der Gestaltung eines Friedhofes sind außerordentlich viel Momente zu beachten, daß der Aus spruch unseres Ehrenpräsidenten Kube: „einen Friedhof kann nur der gestalten, der bereits beerdigt hat“, eine große Wahr heit enthält. Den Ausführungen des Herrn Goppelt folgte eine rege Aus sprache, an der sich u. a. die Herren Ramke, Rautenstrauch, Schwarz, Lütge, Tempich, Reimann und Grabmal-Kunstwart Wittig beteiligten Die Aussprache drehte sictr in der Haupt sache um den Pertischen Entwurf. Die Mehriza hl der Redner k o n n t e sic h mit d e n G e d a n k e n gängen in der vorliegenden Form nicht einverstan den erklären. Wenn von einem Redner die „Herren- huter" Friedhöfe als vorbildlich hingestellt wurden, so wurde dem entgegengehalten, daß sich diese Form wohl für eine in sich festgeschlossene Religionsgemeinschaft und auch vielleicht für kleinere Gemeinden eigne, aber nicht für Groß stadtfriedhöfe. Herr Wittig betonte besonders die Material schwierigkeiten der zur Verwendung kommenden Platten. Er habene Schriften würden bei weichem Material zu schnell ver wittern und versenkte Schrift durch einfallenden Schmutz un leserlich werden. Herr Reimann faßte dann zum Schluß die zutage getretenen Meinungen dahin zusammen, daß die Pertel- schen Vorschläge allgemein als Grundlage und Anregung zu begrüßen seien, daß es aber noch weiterer Aussprachen be dürfe, um eine Klärung herbeizuführen. Es wurde besonders betont, daß Friedhöfe dieser Art zu wenig dem deutschen Gemüt und dem deutschen Empfinden entsprechen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn alle anfallenden Projekte dieser Art öffentlich ausgeschrieben würden, denn nur auf diesem Wege ist eine Klärung möglich. Gruppe Hannover-Braunschweig-Hildesheim Die Gruppensitzung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst fand am 12. November d. J. gemeinsam mit dem Hannoverschen Vogelschutzverein statt. Es sprach D r. Mansfeld, der Leiter der Staatl. anerkannten Versuchsstation für Vogelschutz, Burg Seebach, über das Thema „Vogelschutz, besonders im Garten, unter Berücksichtigung der neuesten Erfahrungen“. Dr. Mans feld zeigte an Hand zahlreicher Lichtbilder die Merkmale der einzelnen für den Garten und auch Park in Frage kommenden Vogelarten und erläuterte den Nutzen bzw. gelegentlichen Scha den dieser Vögel. Sehr lehrreich waren die Ausführungen über Schaffung von Nistgelegenheiten, wobei besonders seine Be strebungen zur Wiedereinführung bzw. Erhaltung der Hecken und Wallhecken hervorzuheben sind, da sie in hervorragender Weise die Ziele des Landschaftsschutzes und der Landschafts gestaltung unterstützen. Die richtig und gut ausgeführte Winter fütterung wurde eingehend erläutert und zum Schluß Abwehr der Feinde, besonders der Katzen, unserer heimischen Klein vogelwelt und Schutz gegen Ueberhandnehmen gewisser Arten. Nach dem Vortrage versammelten sicli die Mitglieder der Gruppe zu einem internen Beisammensein, zu dem Dr. Rolle vom Pro vinzialmuseum ein Korreferat übernommen hatte. Dr. Rolle ging dann auf unsere örtlichen Verhältnisse etwas näher ein und betonte unter anderem, daß gewisse Arten besonders überhand genommen hätten, so die Amsel, Häher und Krähen, und da durch direkt zu einer Gefahr des Vogelschutzes würden. Man müsse also doch diese Tiere kurz halten, ebenso wie Eich hörnchen und Wiesel, die zahlreicher vorhanden sind, als man immer annehme. Gartendirektor Wernicke dankte dem Redner und wies darauf hin, daß in der Verwaltung ja seit Jahren Vogelschutz mit bestem Erfolg getrieben würde, was sich in der Verzehnfachung der beobachteten Brutpaare innerhalb der Anlagen ausdrücke. Fb. Unsere Zeitschrift ist nicht nur Kunst-, sondern aucli Kampfblatt, darum meldet Mißstände, die unserer Sache schaden können, sofort!