Bild 1 : F i c h t e n w a 1 d - Land schaft im Oberharz mit Blick auf den Brocken. Die höchsten Erhebungen des Ober- harzes ragen eben noch in die Fichten wald-Stufe hinauf, die in anderen Mittelgebirgen Mitteleuropas einen größeren Raum einnimmt. Hier be deckt der natürliche Fichtenwald, der außer der herrschenden Fichte in der Baumschicht nur noch die Vogelbeere enthält, alle Bergflanken und -rücken mit Ausnahme der zu sehr windaus gesetzten Gipfel (Brocken) und der für diese Landschaft höchst bezeichnen den Hochmoore, auf denen — wie im Harz — häufig die Rasensimse tonangebend ist. Aufn. Tüxen. PFLANZENGESELLSCHAFTEN ALS GESTALTUNGSSTOFF VON PROFESSOR DR. REINHOLD TÜXEN In vielen Landschaften unseres Vaterlandes hat natur fremde Beeinflussung die Pflanzendecke aus ihrem dynamischen Gleichgewicht gebracht, das sie unter natürlichen Verhältnissen oder unter einer den natür lichen Kräften angepaßten Bewirtschaftung besitzt. Zur Reinigung der deutschen Landschaft von unhar monischen Fremdkörpern und zur Förderung einer bodenständigen Wirtschaft ist es daher notwendig, die Wirkung dieser willkürlichen Eingriffe aufzuheben, oder doch soweit wie möglich abzuschwächen. Die Grundlagen für eine Landschaftsgestaltung in diesem Sinne liefern die Ergebnisse der deutschen pflanzen soziologischen Forschung, die — in engster Fühlung mit zahlreichen Nachbarwissenschaften — als ihre wichtigste Aufgabe die Herausschälung der natürlichen und der durch langanhaltende gleichbleibende Wirt schaftsmaßnahmen geschaffenen Pflanzengesellschaften und die Erkennung ihrer Beziehungen zu Klima, Boden und Mensch ansieht, d. h. die Erforschung der deutschen Naturlandschaft und der aus ihr im Laufe der Geschichte geschaffenen bodenständigen Wirtschaftslandschaft. Die Naturlandschaft ist unendlich langsam in allmäh lichem Wandel des Klimas, der Böden und der Vegeta tion geworden. Dagegen ist die Wirtschaftslandschaft Bild 3: Blick von Schloß Waldeck über die Buchenwald-Landschaft der Waldecker Berge und die Edertalsperre nach Westen. In Höhen zwischen 250 und mehr als 800 m in NW-Deutschland, in .Süddeutschland höher und an der Ostseeküste bis auf den Meeresspiegel herabsteigend, herrscht aus klimatischen Gründen der Buchen-(Tannen-)wald in einer je nach Gesteinsunterlage oder Hangrichtung verschiedenen Gesellschaft. Wie der Fichtenwald ist die Buchenwald-Stufe eine fast geschlossene Waldlandschaft, die nur in bestimmten Gebieten einschürigen Bergwiesen (Triseteten) oder -weiden Raum geben mußte. Aufn. Tüxen. Bild 2: Blick vom g roßen Arber üb er den Arber- See (nach käuflicher Postkarte). Wo nicht einschneidende Maßnahmen der Forstwirtschaft statt fanden, vollzieht sich der Uebergang von der Fichten- in die Buchenwaldstufe ganz allmählich, indem sich den dunklen Fichten-(Tannen-) Wäldern mehr und mehr hell belaubte Buchen beimengen.