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No. 51 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 779 werden. Auch wo automatische Zugregulierung an den Kesseln angebracht ist und diese stets gut intakt ge halten und nicht etwa ausgeschaltet wird, kann eine Ersparnis an Brennmaterial erzielt werden. Wem also wirklich an einer offenen Aussprache über die Kosten der Heizung liegt, muss genaue Angaben über sehr viele Punkte bringen, die alle das Resultat beeinflussen. Folgende Punkte müssten stets berücksichtigt werden, wenn über Heizmaterial ge urteilt wird: 1. System des Kessels und besondere Ein richtungen desselben (selbsttätige Regulierung, besondere Roste, Schornstein, und wie dieser funktioniert). 2. Wie die Zirkulation des Wassers vor sich geht; wie gross das Rohrnetz ist; welche Unter schiede sich gezeigt haben in der leichten oder schweren Beheizbarkeit der einzelnen Häuser (hierin zeigen sich oft überraschende Unterschiede; in manchen Häusern will das Wasser durchaus nicht zirkulieren, sie heizen schwer durch und kosten natürlich mehr Heizung als andere. Würde man die Anlage infolgedessen ändern, so würde im folgenden Winter eine Ersparnis damit verbunden sein). 3. Auf welche T e mperaturen geheizt werden muss. (Manchmal wird eine Kultur, die viel Wärme erfordert, aufgegeben, sodass natürlich dann weniger Brennmaterial verbraucht wird, oder es wird ein Haus, das vordem als Warmhaus benutzt wurde, weil es schlecht heizt, als temperiertes oder kaltes Haus benutzt oder es bleibt (weil leer) überhaupt unbeheizt.) 4. Wer die Heizung bedient. Ob der In haber selbst sparsam ist und seine Leute kontrolliert, oder ob eine Kontrolle des Verbrauchs nicht ausgeübt wird. Der sparsame Geschäftsmann wird diesem Punkte die grösste Beachtung schenken. Gehilfen, die in der Technik des Heizens bewandert sind und mit Lust und Liebe arbeiten, werden im Vergleich zu anderen, die ihre Arbeit mechanisch verrichten und nicht die kleinen Mittel beachten, um die Brennstoffe voll auszunützen (das sind freier Rost und rechtzeitiges Aufschütten, stellen der Ventile und dergl. mehr), viel weniger Brennmaterial im Laufe des Winters verbrauchen. Der kluge Geschäftsmann wird Prämien für gutes Heizen aussetzen, um dem Personal den Dienst schmackhafter zu machen. 5. Die Art des Brennstoffes. Koks und Briketts sind Sammelnamen und besagen gar nichts. Man kauft doch auch nicht Koks schlechthin, sondern weiss genau, welch unterschiedliche Qualitäten es giebt. Und trotzdem wird in Abhandlungen von grosser Tragweite ganz allgemein von Koks gesprochen. Auch die Briketts sind durchaus nicht ein einheitlicher Brennstoff. So be stätigen die Herren Trede, dass die sächsischen Briketts viel Rauch machten und nicht geeignet waren. Es spielt also die Qualität bei einem Vergleich eine grosse Rolle. Wer das Unglück hat, in einem Jahre mit dem Koks angeschmiert zu sein, wird viel Geld zum Fenster hinaus werfen. Heizt man dann im nächsten Jahre gute Briketts, so ist man leicht geneigt, anzunehmen, dass Briketts für den Gärtner weit vor teilhafter sind. Wir haben uns nun, um weiteres Material in dieser wichtigen Angelegenheit zu erhalten, an Herrn Otto Beyrodt in Marienfelde gewendet, dessen grosser Betrieb ganz besonders geeignet ist, über die Wirtschaft lichkeit von Brennstoffen Erfahrungen zu sammeln. Ausserdem ist Herr Beyrodt in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied der Einkaufsgenossenschaft für Gärtnereien zu Berlin ganz besonders berufen, in Punkto Heizmaterial ein Urteil abzugeben, zumal seitens der Genossenschaft ein Nachlassen der Kokspreise um 20 pCt. bewirkt wurde, was gewiss eine grosse Er rungenschaft dieses aufstrebenden Unternehmens ist, und ein Erfolg, der allen Berliner Gärtnereien, die Koks verbrauchen, in gleichem Masse zukommt, da die Liefe ranten allgemein die Preise herabgesetzt haben, um den Zulauf zur Genossenschaft zu verhüten. Herr Bey rodt teilt uns in einem Schreiben u. a. folgendes mit: „Alle Gärtnereibetriebe, welche freistehende Glieder kessel haben, sind, um eine intensive Heizungsmethode durchführen zu können, gezwungen, Koks zu feuern. Selbstverständlich kann man in den Kesseln auch Bri ketts, Braun- oder Steinkohlen feuern, aber man erzielt damit nicht genug Hitze und die Rauchentwickelung ist eine so starke, dass von einem intensiven Ausnützen des Brennmaterials keine Rede sein kann. Ich selbst habe im Laufe dieses Herbstes eingehende Versuche gemacht, in Gegenstrom-Kesseln anderes Material als Koks zu verbrennen, habe aber, nachdem ich sowohl Senftenberger, wie Lausitzer Briketts, als auch Semmel briketts aus Meuselwitz, sowie echte Braunkohle, natür lich immer noch zu zwei Dritteln mit Koks gemischt, versucht habe, diese Versuche wieder aufgegeben, da durch die abnorm starke Rauchentwickelung erstens kein scharfes Feuer zu halten und ich ausserdem genötigt war, meine Kessel alle drei Wochen gründlich reinigen zu lassen, was bei Strebeikesseln, deren Züge sehr eng sind, nicht zu den angenehmsten Arbeiten zu rechnen ist, zumal bei gründlicher Reinigung ein Mann in den Kessel hineinkriechen muss. Im übrigen setzt sich bei Kohlenfeuerung zwischen den Kesselgliedern so viel kalter Rauch fest, dass dieser mit der Zeit eine harte Kruste bildet, die kaum wieder los zu bekommen ist, auch sind bei den meisten Betrieben die Schornsteine zu eng und haben zu wenig frische Luftzuführung. Auch die Steinkohlen-Anthrazit-Briketts des West fälischen Kohlensyndikats, welche allerdings eine enorme Heizkraft entwickeln, sind wegen der starken Rauch entwickelung allein nicht zu verwenden. Uebrigens stellt sich der Preis für 10 Tonnen auf ziemlich 250 M., also auf fast ebenso viel wie der Zechenkoks, weshalb es ratsamer ist, bei der Heizung mit Zechenkoks zu bleiben. Unsere Berliner Gärtner sehen mehr und mehr ein, dass der Gaskoks einen Vergleich mit dem Westfälischen oder Schlesischen Brechkoks nicht aushalten kann. In unserer Genossenschaft konnten dieselben sowohl Hütten ais auch Gaskoks kaufen. Im ersten Jahre wurde von den Gärtnern noch sehr viel Gaskoks gekauft, nachdem dieselben aber durch Versuche festgestellt hatten, dass sie mit Zechenkoks viel weiter kommen, haben in diesem Jahre 19/20 unserer Genossen nur noch Hüttenkoks be stellt. Zechenkoks brennt viel langsamer und hält länger aus und giebt fast gar keine Schlacke, und Gaskoks ist für grössere Betriebe überhaupt nicht zu verwenden, da derselbe stark schlackt und über Nacht in den Kesseln kaum aushalten würde. Um hohe Wärmegrade zu er zielen, wie in Treibereien, wäre der Verbrauch unver- hältnismässig hoch.“ So weit Herr B e y r o d t. Aus diesen Darlegungen geht doch klar und deutlich hervor, dass, wenigstens für die Grossberliner Verhältnisse, der Zechenkoks das wirt schaftlichste Heizmaterial für die Gliederkessel der Gärtnereien ist. Es schliesst dies aber nicht aus, dass an dem einen oder anderen Orte, wie z. B. in den Städten am Harz, wo die Gärtner viel Briketts ver brennen und diese als Heizmaterial nicht vermissen wollen, ein anderer Brennstoff so erheblich billiger zu haben ist im Vergleich zu Koks, dass erstere Verwendung, selbst bei grösserem Verbrauch, doch noch vorteilhafter ist. Deshalb entnehme man den Veröffentlichungen zur Heizungsfrage den guten Kern und verfahre im übrigen