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Weil ich nun mit Etincelant genügend Erfahrungen besass, war ich sehr begierig, nun auch festzustellen, welche guten Eigenschaften die neue Sorte Balkonkönigin habe. Ich bezog vom Züchter einige Pflanzen und kultivierte dieselben sehr sorgfältig, um die Sorte kennen zu lernen und sie mit Etincelant zu vergleichen. Ich war aber ebenso enttäuscht wie andere Kollegen und habe dies auch Herrn F r u t h geschrieben. Es wundert mich aber, dass Herr Wieler- Barmen, wie er in No. 45 des „Handelsblattes“ ausführt, bei einem Ver gleich von beiden Sorten zu dem Ergebnis gelangte, dass sie durch nichts von einander zu unterscheiden waren. Ich kann mir nur denken, dass die vermeint liche Balkonkönigin auch Etincelant war, sonst hätten Herr Wieler und die anderen Kollegen sofort er kannt, dass Balkonkönigin überhaupt nicht die Farbe der Etincelant hat. Balkonkönigin ist in Form und Farbe nur der Sorte Floreas ähnlich, vielleicht auch mit dieser Sorte identisch. Die vom Züchter bezogene Balkonkönigin ist ein später Blüher und blüht auch wenig; man sieht dies sofort, weil erst nach dem 5. oder 6. Blattwinkel einmal eine Blume kommt, während Etincelant fast aus jedem Blattwinkel blüht und nicht spät, sondern ganz früh und auch in ganz fetter Erde, Beweis genug , dass sie ein guter Blüher ist, was man von Balkonkönigin nicht behaupten kann. Dagegen ist die Angabe des Züchters der Balkon königin bezüglich der Grösse der Blumen zutreffend, wie auch diese Sorte etwas dichter gefüllt ist. Die einzige Sorte, welche der Etincelant in Farbe und Wuchs und im reichen, frühen Blühen ähnlich ist, ist Hofgärtner Weckerle, unter welchem Namen ich eine Sorte aus einem sehr alten Sortiment von einem Kollegen bekam. Nur waren die Blumen etwas leichter gefüllt, was aber auch an der Kultur gelegen haben kann. Um sicher zu sein, habe ich die Pflanzen dieser Sorte sofort entfernt, damit ich nur reine Etincelant habe; ebenso habe ich Balkonkönigin aus meinen Kulturen verschwinden lassen; sie verdient diesen Namen nicht. Wiesbaden. Friedrich Catta. Nachschrift der Redaktion. Wir glauben, dass nunmehr die Frage über den Wert und die Unter schiede beider Sorten genügend geklärt ist, so dass wir den Meinungsaustausch hierüber schliessen können. Warnung vor einer amerikanischen Neuheit. Von amerikanischer Seite wird als Neuheit ein Solanum mit angeblich essbaren Früchten unter dem Namen „Wunderbeere“ oder „Wonderberry" angeboten. Es wird nichts geringeres behauptet, als dass die Früchte köstlich, bekömmlich und gesund seien und dass sie durchaus echt aus Samen kommen. Wer diese Neuheit im Vertrauen auf die Richtigkeit dieser Angaben auf nehmen würde, würde sich eine grosse Verantwortlich keit aufladen. Wir warnen daher eindringlich davor, diese Neuheit in die Kataloge aufzunehmen. Die Wunderbeere wird von Luther Burbank, dem „Pflanzenzauberer von Santa Rosa“ in Kalifornien, als Ergebnis einer Züchtung von zwei Solanum-Arten ausgegeben und zwar von S. guineense aus Westafrika und S. villosum von der Westküste von Amerika. Ob gleich die Früchte beider „Arten“ nicht essbar, sondern giftig sind, sollen die Früchte der Kreuzung die erwähnten Eigenschaften haben. Aber sowohl bei einer Erfurter Firma, als auch in England vorgenommene Aussaaten der „Wunderbeere" haben ergeben, dass mit absoluter Treue unser altbe kanntes und gefährliches Unkraut Solanum nigrum, schwarzer Nachtschatten, aus den Samen der Wunder beere fällt. Kürzlich sind in „The Gardeners Chronicle“ interessante Berichte erschienen über einen Vergleichs anbau der Wunderbeere, des englischen schwarzen Nachtschattens und des kanadischen als Huckleberry bekannten Nachtschattens, wonach es unzweifelhaft fest steht, dass, wie die angeblichen Stammarten, auch die „Wonderberry“ eine Form des schwarzen Nachtschattens ist. Dieser ist als gemeines Unkraut auf Geröll- und Schuttplätzen über die Erde verbreitet und variiert natürlich unter dem Einflüsse der Oertlichkeiten und des Klimas. Die Stammarten sind nichts weiter als solche Formen. Aber dies alles wäre belanglos, wenn nur die Be hauptung zuträfe, dass die Wunderbeeren geniessbar wären und sei es auch nur eingemacht wie Preissei beeren. Aber hier hat sich gezeigt, dass nach den Untersuchungen von Dr. M. Greshoff - Haarlem die Beeren von der Wonderberry nicht nur ungeniessbar, sondern durch ihren Gehalt an Solanin im höchsten Grade giftig sind, sie wurden sogar giftiger befunden, als die Beeren der englischen und kanadischen Form des schwarzen Nachtschattens. Es ist unverständlich, wie man es wagen kann, solche Giftbeeren als geniess bare Wunderbeeren anzubieten. Unsere Mitglieder seien daher eindringlich vor dieser „Neuheit“ gewarnt. Heizungserfahrungen. Zu dem Artikel „Schlechte Rechner“ in No. 46 dieses Blattes möchten wir auch unsere Erfahrungen zum Nutzen für viele Herren Kollegen mitteilen. Seit Jahren heizten wir in unseren Kesseln nur mit Koks und dieser hat alljährlich eine hübsche Summe gekostet. Wir hatten bisher 4 Climaxkessel verschiedener Grösse, und in Häusern, welche wenig Wärme bedürfen, 2 Zylinderkessel. Als im vorigen Jahre ein kleiner Climaxkessel, welcher bereits über 30 Jahre im Betriebe stand, defekt wurde, haben wir für diesen einen Gliederkessel, sogen. Lollarkessel, eingestellt. Gleichzeitig wurde in hiesiger Nähe (Wackersdorf) eine grosse Brikettfabrik errichtet, welche aus ganz junger Braunkohle Briketts herstellt. Mit diesen machten wir einen Versuch und waren über die Heiz kraft dieses Fabrikates sehr erstaunt, der Kessel war schneller vollkommen heiss als bei den Versuchen mit Koks. Nun machten wir auch einen Versuch, ob die Briketts auch in dem Climaxkessel zu gebrauchen sind und haben dabei ein sehr günstiges Resultat erzielt, Aus diesem Grunde hatten wir uns entschlossen, den letzten Winter nur mit diesen Briketts zu heizen. Der Erfolg dieses Probeheizungs-Winters war ein äusserst günstiger, während wir im Winter 1907—08 für Brenn material 2435.03 M. ausgeben mussten, sind wir im Winter 1908—09 mit 1541.20 M. ausgekommen, so dass wir eine Minderausgabe von 893,83 M. hatten, trotzdem der letzte Winter bedeutend länger und strenger war als sein Vorgänger. Die Wackersdorfer Briketts kosten uns per 200 Ztr. 100 M., wozu noch 17 M. für Fracht kommen. Wir bemerken dabei, dass diese Briketts wenig Rauch und fast gar keinen Russ machen, so dass die Reinigung der Kesselzüge selten notwendig wird. Hin gegen haben wir einmal einen Versuch mit einem Wagen sächsischer Briketts gemacht; diese haben jedoch einen riesigen Qualm entwickelt und die Kesselzüge derart verrusst, dass eine Reinigung der Züge alle 2—3 Tage nötig war. Regensburg. H. Trede & Sohn.