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698 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No. 45 diese Ermässigung der Fracht geniessen sollen.“) Da sich aber der Einführung von Ausnahmetarifen durch die Frage der örtlichen Be grenzung derselben Schwierigkeiten entgegenstellten, gelangte man zu dem Vorschläge, für Stückgut ohne Beschränkung auf bestimmte Versand- und Empfangsgebiete und ohne Rücksicht auf die Ent fernung die Fracht allgemein herabzusetzen. Dies ist geschehen durch die Aufnahme von frischem Stein- und Kernobst und frischen Beeren aller Art in den Spezialtarif für bestimmte Eilgüter. Die reiche Obsternte des Jahres 1908 gab nun den Land wirten und Obstzüchtern in Baden von neuem Veranlassung, wegen Verbilligung der Obsttarife vorstellig zu werden. Die badische Eisenbahnverwaltung hatte dem Gesuch der badischen Landwirt- schaftskammer entsprochen und Anfangs Oktober 1908 mit Rücksicht auf die überseeische Obsternte für die Monate Oktober und No vember einen zeitweiligen Ausnahmetarif für Aepfel und Birnen in loser Schüttung bei Aufgabe in Ladungen von 10 Tonnen für den Binnenverkehr eingeführt und zwar unter Gewährung der Sätze des Spezialtarifs I für Entfernungen bis 200 km und des Spezialtarifs II für grössere Entfernungen. Es hat sich aber gezeigt, dass die Frachtermässigung nicht nur absolut, sondern auch verhältnismässig dem schweizerischen Obst mehr zustatten kam, als dem deutschen, was wir bereits in No. 19 d. J. S. 326 mitgeteilt hatten. Nach dem Ausnahmetarif für Obst wurden im ganzen 26 641 t abgefertigt, da von allein aus der Schweiz 21 622 t, also über 80 pCt. Wie weit die gewährte Frachtermässigung dem deutschen Verbraucher zugute gekommen ist, lässt sich nichtfeststellen; der weitaus grösste Teil der Vorteile istzweifellos dem Auslande zugefallen. Von der badischen Eisen bahnverwaltung ist infolgedessen eine Wiedereinführung des Tarifs in diesem Jahre nicht verfügt worden und der badische Eisen bahnrat hat in seiner Sitzung am 31. Juli in Karlsruhe kein Zuge ständnis auf Wiedereinführung einer Frachtermässigung in Aussicht gestellt; der Eisenbahnrat bezweifelte vielmehr, ob eine solche Massnahme der Landwirtschaft und den Obstzüchtern zum Nutzen gereiche und glaubte auch, dass in der Folge mit gleichem Recht auch für alles übrige Obst Frachtermässigung verlangt werden könne, was zur allgemeinen Detarifierung führen würde. Dieser Versuch der badischen Staatsbahnen, eine Frachtermässigung für Obst einzuführen, ermutigt jedenfalls nicht, zurzeit einer allgemeinen Detarifierung für Obst näher zu treten. Z. L. Ergebnis der Berliner Pflanzenmesse. Nach dem von Herrn C. Draheim erstatteten Geschäfts bericht beteiligten sich an der diesjährigen Handelspflanzenausstellung und Messe 41 gärtnerische Firmen mit 786 qm gegen 27 im Jahre 1908 und 23 industrielle Firmen mit 142 qm gegen 19 im Vorjahre. Vereinnahmt wurden 1477,60 M., ausgegeben 1365,35 M., sodass der Gruppenkasse ein Ueberschuss von 112,25 (gegen 300 M. 1908) über wiesen werden konnte. Der Besuch liess zu wünschen übrig infolge der ungünstigen Witterung, der Zeppelin-Ereignisse und des kurz zuvor in Hamburg stattgefundenen Verbandstages deutscher Blumen geschäftsinhaber, mit welchem ebenfalls eine Messe und Handels pflanzenausstellung verbunden war. Da in diesem Jahre die Bedarfs artikel für Blumengeschäfte fehlten, eben mit Rücksicht auf die Hamburger Messe, war der Besuch seitens der Berliner Blumen geschäftsinhaber nur gering, wie es überhaupt den Anschein hat, als hätten diese die Bedeutung und die Vorteile einer solchen Messe noch nicht genügend erkannt. Es bietet sich selten so günstige Gelegenheit zum vorteilhaften Einkauf wie bei der Messe, wo die Erzeugnisse der Saison zusammenkommen. Im Interesse der Messe teilnehmer ist aber künftig eine Höchstdauer von drei Tagen in Aussicht genommen. Der vierte Tag der diesjährigen Messe war geschäftlich ohne Ergebnis. Wenn die Messe Sonnabend beginnt und Montag Nachmittag geschlossen wird, dürfte sie hinreichend Gelegenheit zu geschäftlichen Abschlüssen bieten. Im Jahre 1910 ist wieder ein Zusammengehen mit dem Verein der Blumengeschäfts inhaber Gross Berlins in Aussicht genommen, sodass ein erheblich grösserer Zuspruch zu erwarten ist, der auch für die zu erzielenden Umsätze von gutem Einfluss sein wird. So viel steht aber fest, dass die Pflanzenmessen sich zu einer ständigen und für die Branche wichtigen Einrichtung der Reichshauptstadt entwickeln werden. § Bericht über die Geschäftslage in der Blumenmarkthalle zu Berlin im Oktober 1909. Das Anfangs noch gute Geschäft flaute bald wieder ab. Blumen waren infolge der günstigen Witterung reichlich am Markt und blieben die Preise infolgedessen niedrig, mit Ausnahme von guten Rosen erster Qualität, die immer noch gute Preise erzielten. In Veilchen war durchschnittlich ein schlechtes Geschäft zu ver zeichnen und die Preise so niedrig, wie noch in keinem Herbst. Ein einziger Tag, ein Montag, wo zufällig nur wenig Veilchen am Markt waren, verursachte infolge erhöhter Nachfrage eine Preis steigerung bis auf 4—6 Mark per Tausend, aber am folgenden Tage ging der Preis wieder auf 1,50—2,50 Mark herunter. Zeitweise waren sie tatsächlich kaum abzusetzen. Mitte des Monats setzte bereits der südliche Import ein mit Nelken und Margueriten, bald darauf auch Van Houtte-Rosen, zuletzt auch schon Veilchen ! Der Ueberfluss an Schnittblumen wurde etwas beschränkt durch die Nachtfröste des 25./26. Oktober, wodurch die Dahlien und andere weiche Sachen erfroren. Trotzdem war stets Ueberfluss am Markt in Chrysanthemum, Nelken, Veilchen usw. mit Ausnahme von guten langstieligen Rosen I. Qual., die immer noch gut bezahlt wurden. Die Rivieranelken und Margueriten kamen meist gut an, Rosen weniger gut. Deutsche Maiblumen waren ebenfalls wieder reichlich am Markt und erzielten nur niedrige Preise wie alles andere auch. Eine anhaltende Besserung der Geschäftslage ist in diesem Herbst wohl kaum zu erwarten. E. Kohlmann. Tafeltrauben-Ausfuhr Algeriens 1909. Ueber die Ergebnisse der diesjährigen algerischen Tafeltrauben- Ausfuhr sind folgende Angaben bekannt geworden; Die Kampagne begann am 11. Juli und endigte am 20. August, hatte also eine Dauer von 40 Tagen. Die Ausfuhr war grösser als in den beiden letzten Jahren. Sie erreichte 819 462 fardeaux, bestehend aus je zwei Kollis im Gesamtgewicht von durchschnittlich 9 kg, gegen 677 420 fardeaux im Jahre 1908 und 613 152 im Jahre 1907 oder 7375 t im Jahre 1909 gegen 6096 und 5518 t in den beiden vorhergehenden Jahren. Von dieser ganzen von Algier nach Marseille verschifften Menge blieben in letzterem Orte 64043 fardeaux, während der Rest (755 419 fardeaux) weiter versendet wurde, und zwar gingen nach Frankreich 481 640, nach dem Ausland 273 779 fardeaux; es ge langten nach Paris 387 725, nach Deutschland 255 171 fardeaux. Es wird berichtet, dass die erzielten Preise die algerischen Erzeuger im allgemeinen nicht befriedigt hätten. Die Preise seien im Anfang der Kampagne niedrige gewesen, weil die Trauben nicht gehörig reif geliefert worden wären und das Publikum sich andern Früchten zugewendet hätte. Die späteren guten Lieferungen hätten den ersten üblen Eindruck nicht zu verwischen vermocht ; erst als Pfirsiche und Aprikosen vom Markte verschwunden waren, hätten die Preise für algerische Tafeltrauben in der Zeit vom 7. bis 12. August angezogen. Sie seien aber von neuem zurückgegangen, als die südfranzösischen, spanischen und italienischen Trauben in Mitbewerb getreten seien : dieser habe die Einstellung der algerischen Verschiffungen am 20. August zur Folge gehabt. (Bericht des Kaiserin Konsulats in Algier.) Streit um Staatsmedaillen. Wegen der Verleihung der Staatsmedaillen an Aussteller der in Potsdam-Sanssouci unter dem Protektorat der Kaiserin veran stalteten Jubiläums-Ausstellung des Märkischen Obst- und Garten bau-Vereins zu Berlin sind zwischen der Ausstellungsleitung, dem Preisgericht und den Ausstellern Unstimmigkeiten ausgebrochen. Das Staatsministerium für Landwirtschaft usw. hatte der Aus stellungsleitung äusser zwei grossen und zwei kleinen silbernen noch fünf bronzene Staatsmedaillen für die Preisverteilung zur Verfügung gestellt. Es hat sich aber bei der Preisverteilung die unangenehme Sache herausgestellt, dass das Preisgericht zu freigiebig war und eine grössere Zahl von Staatsmedaillen verliehen hat, als ihm zur Verfügung stand. Das Preisgericht verlieh nämlich, wie aus der offiziellen Zusammen stellung der zuerkannten Preise hervorgeht, eine grosse und zwei kleine silberne Staatsmedaillen mehr. Die mit Staatsmedaillen aus gezeichneten Aussteller verlangen nun von der Ausstellungsleitung die ihnen vom Preisgericht zuerkannten Auszeichnungen. Jeden falls darf man gespannt sein, wie sich die unliebsame Angelegen heit, in die die Ausstellungsleitung durch das Preisgericht gebracht worden ist, gestalten wird. Starke Obsteinfuhr. Obwohl Deutschland heuer eine durchaus befriedigende Obst ernte hat, wird doch gleichzeitig der Bezug ausländischen Obstes noch erheblich gesteigert. Die Einfuhr von Obst äusser Südfrüchten betrug nämlich in den ersten acht Monaten dieses Jahres 1 162 022 gegen 606 213 dz im Jahre 1908. Die Einfuhr frischen Obstes gestaltete sich bei den wichtigsten Sorten während der ersten acht Monate in Doppel-Zentnern wie folgt: 1908 1909 Aepfel 180 098 224 844 Birnen, Quitten 98 939 129 602 Aprikosen, Pfirsiche .... 43 675 85 324 Zwetschen, Mirabellen usw. . 62 933 42 919 Kirschen 71 084 108 517 Erdbeeren 26 387 37 336 Den Hauptanteil an der Steigerung der deutschen Obsteinfuhr haben Frankreich, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz; an der Mehreinfuhr von getrockneten Zwetschen hat ausserdem auch Serbien einen bedeutenden Anteil. Technische Kommission für Gartenbau in Frankreich. Eine ähnliche Einrichtung wie der Ausschuss für Gartenbau beim Landeskulturrat für das Königreich Sachsen ist kürzlich durch ein Dekret des Präsidenten der französischen Republik, Herrn Fallier es, auf Vorschlag des Ackerbauministers geschaffen worden. Dieses Dekret vom 9. September d. J. bestimmt, dass bei dem Ackerbauministerium eine Technische Kommission für Gartenbau (commission technique de l’Horticulture),; unter dem Vorsitz des